@Sofa hatte hier als Beispiel für eine "Beziehungstat", bei der lange gar keine Beziehung erkennbar war, auf den Fall der getöteten Reinigungsfachkraft Heidrun P. aus Karlsruhe hingewiesen (
Beitrag von Sofa (Seite 9)). Dieser Fall wurde erst 15 Jahre später aufgeklärt und könnte tatsächlich beispielhaft für eine irrationale "Rache"-Tat stehen, bei der zwischen Opfer und Täter keine direkte Beziehung bestand. Deshalb möchte ich den Fall hier noch einmal kurz aufgreifen:
Die getötete Heidrun P. leitete eine Putzkolonne, zu der auch die Lebensgefährtin des späteren Täters gehörte. Zwischen der Lebensgefährtin und ihrer Vorgesetzten Heidrun P. kam es wegen der Ausgestaltung der Arbeitsabläufe zu einem Konflikt. Der Lebensgefährte der Putzfrau, W., kannte den Konflikt wohl nur vom Hörensagen, betrachtete Heidrun P. aber als „wieder jemanden“, der ihm, nach einer unglücklichen Kindheit und einer gescheiterten ersten Ehe, „das Leben kaputtmachen“ wolle, so W. später im Prozess. Nach seinen Angaben wollte er Heidrun P. damals zur Rede stellen, damit sie ihr Verhalten gegenüber seiner Partnerin ändert.
W. hatte seit seiner Jugend psychische Probleme. Zeitweise hatte er sich selbst verletzt und Tagebücher mit seinem eigenen Blut geschrieben. Er war auch Kampfsportler und besaß eine Messersammlung. Eines Morgens passte er Heidrun P. auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz ab, schlug mehrfach auf sie ein und entführte sie in ihrem eigenen Auto in den Wald. Dort bedrohte er sie, erstach sie schließlich mit einem 40 cm langen Messer und versteckte die Leiche.
Seine Lebensgefährtin wusste von der Tat. Als Täter ermittelt wurde W. erst 15 Jahre später nach einem Hinweis aus seinem Umfeld.* –
Auch im Fall von Heidrun P. fühlte sich also jemand vom Opfer "gekränkt", der mit Heidrun P. persönlich vermutlich nie irgendetwas zu tun gehabt hatte und den Konflikt zwischen ihr und seiner Partnerin auch nur aus Sicht der Partnerin kannte. Auch diese Tat ließ sich lange nicht aufklären, weil niemand eine Beziehung zwischen Opfer und Täter herstellen konnte. Das kommt vielleicht nicht so häufig vor, aber hier könnten durchaus gewisse Parallelen zur Tat an der Fahrlehrerin liegen. Ebenso könnte es natürlich sein, dass der Täter im Fall der Fahrlehrerin selbst Kontakt mit dem späteren Opfer hatte und die Fahrlehrerin für irgendetwas "verantwortlich" machte, für das er sich an ihr "rächen" wollte.
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* Quelle:
https://www.freiburger-wochenbericht.de/news/top-thema-diese-woche/?tx_news_pi1%5Bnews%5D=909&cHash=840cece9d2989b8bc2949317ebba2876 (Archiv-Version vom 05.03.2023)