Was geschah mit Wolfgang Knoll aus Holzminden? (1997)

@Kielius

Dann stellt sich die Frage, mit wem WK Streit gehabt haben soll. Soweit ich die verfügbare Information überblicken kann, hat er zurückgezogen und mit einem Minimum an Kontakten gelebt. Unter diesen Umständen glaube ich nicht an Streit mit einem Unbekannten, aber genauso scheint die Polizei keine Verdachtsmomente gegen jemanden aus WKs Bekanntenkreis zu haben.

brigittsche schrieb:Allerdings: Auf diese Erkenntnis hätte er genauso auch vorher schon kommen können. Ohne abzutauchen.

Genau das ist eben der Punkt.
Warum sollte er sich den „Stress / Aufwand“ antun, zunächst einmal zu verschwinden / abzutauchen, ausgerechnet an dem Tag, als er sich in stationäre Behandlung im Krankenhaus begeben sollte / wollte?

Um dann schlussendlich (nach welcher Zeitspanne?) doch sein Leben durch Suizid zu beenden?

Warum hat er seinen Mitbewohner/ Kumpel doch recht nachdrücklich „fortgeschickt“?

ThoFra schrieb:Warum sollte er sich den „Stress / Aufwand“ antun, zunächst einmal zu verschwinden / abzutauchen, ausgerechnet an dem Tag, als er sich in stationäre Behandlung im Krankenhaus begeben sollte / wollte?

Eben. Das hätte er ja immer noch entscheiden können, falls Verlauf oder Prognose der Erkrankung für ihn ungünstig verliefen, nach dem Krankenhausaufenthalt. Das wäre zumindest naheliegender. Womit ich auf keinen Fall sagen will, dass sich die Probleme nicht auch anders lösen ließen.

Tombow schrieb:Unter diesen Umständen glaube ich nicht an Streit mit einem Unbekannten, aber genauso scheint die Polizei keine Verdachtsmomente gegen jemanden aus WKs Bekanntenkreis zu haben.

Nun, da ein potenzieller Streit, der mit der Tötung und Beseitigung von WK endete, ausdrücklich in Aktenzeichen XY Erwähnung fand, scheint die Kripo das ja für ein mögliches Szenario zu halten.

Ich konnte der Sendung auch nicht entnehmen dass man ermittlungsseitig auf einen Täter außerhalb des persönlichen Umfeldes von WK festgelegt wäre. Das ist aus meiner Sicht nicht der Fall.

Update von Donnerstag, 4. August 2022: Im Fall des seit April 1997 vermissten Wolfgang Knoll aus Holzminden hat die Polizei neue Hinweise erhalten. Am Mittwoch befasste sich die ZDF-Sendung „Aktenzeichen XY... ungelöst“ mit dem Thema. Es gebe allerdings noch keine neuen Erkenntnisse, sagte eine Sprecherin der Polizei am Donnerstag. „Wir haben Hinweise im unteren zweistelligen Bereich erhalten, die nun ausgewertet werden“ sagte eine Sprecherin.

Quelle: https://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/seit-25-jahren-hinweise-polizei-vermisst-aktenzeichen-xy-mann-aus-niedersachsen-wird-91703295.html

Hervorhebung von mir eingefügt.

Demnach scheint das Hinweisaufkommen nach/ durch die „Aktenzeichen XY ungelöst“ Sendung wohl relativ überschaubar gewesen zu sein.
Natürlich darf man nicht außer Acht lassen, dass WK bereits vor 25 Jahren verschwand und er bis zu seinem Verschwinden, so wie es bei „Aktenzeichen XY ungelöst“ dargestellt wurde, ein doch ziemlich „zurückgezogenes“ Leben führte.
Seine sozialen Kontakte werden überschaubar gewesen sein, nehme ich an.

Im Filmfall wird ja die Darstellung WKs Kontakte weitgehend auf den Mitbewohner / die (Ex-)Freundin und den Bewährungshelfer beschränkt, was natürlich nicht bedeuten muss, dass es nicht durchaus noch Kontakte WKs zu anderen Personengruppen (kriminelles Milieu?) gegeben haben kann.

Seine Form der Hepatitis wird ja oft durch verunreinigtes Drogenbesteck verursacht.
Vielleicht war WK nach wie vor abhängig und versuchte sich Stoff bei einem zwielichtigen Dealer zu besorgen. Vielleicht ist sein Verschwinden ja in diesem Zusammenhang zu sehen.
Das würde auch erklären, wieso er seinen Mitbewohner früher fortgeschickte. Der sollte das nicht mitbekommen.

Es ist die Frage ob eine eventuelle Drogensucht des Vermissten nicht deutlich im Filmfall genannt worden wäre. Schließlich würde die Tatsache einige Ansatzpunkte bringen.
Kann natürlich sein das so etwas der modernen sensiblen XY-Berichterstattung zum Opfer gefallen ist.

Von daher ist alles in die Richtung reine Mutmaßung.


Wenn es evtl. eine Haftbekanntschaft des Vermissten war, wird die Polizei doch mit Sicherheit die kurz vor dem Verschwinden aus der JVA Kassel entlassenen Personen durchleuchtet haben?

@kittyka

Ja, verunreinigtes Spritzbesteck kann eine Möglichkeit der Ansteckung mit Hepatitis (C) sein, allerdings gibt es auch durchaus noch andere Möglichkeiten, sich zu infizieren, sei es durch Verletzungen (z B beim Geschlechtsverkehr), durch verunreinigte Blutkonserven (heute seeehr unwahrscheinlich) etc pp.

Ausschließlich aufgrund der Hepatitis C - Infektion auf i.v. Drogenkonsum zu schließen, finde ich reichlich spekulativ und wenig zielführend.
Außerdem schließe ich mich da @ExilHarzer an und gehe doch sehr stark davon aus, dass Drogenkonsum des WK - sofern es ihn denn gegeben haben sollte - im Filmfall bei „Aktenzeichen xY ungelöst“ erwähnt worden wäre, wie dies ja durchaus bei anderen Fällen auch schon vorgekommen ist.

ThoFra schrieb:Ja, verunreinigtes Spritzbesteck kann eine Möglichkeit der Ansteckung mit Hepatitis (C) sein, allerdings gibt es auch durchaus noch andere Möglichkeiten, sich zu infizieren, sei es durch Verletzungen (z B beim Geschlechtsverkehr), durch verunreinigte Blutkonserven (heute seeehr unwahrscheinlich) etc pp.

Ja aber er war doch mehr oder weniger die ganze Zeit vor seinem Verschwinden im Gefängnis. Da gibt es jetzt nicht so viele Möglichkeiten.

Generell finde ich, dass diese ziemlich langfristige Episode seines Lebens bei Xy irgendwie untern Tisch gefallen ist.

In dem XY Film wurde seine Täter "Karriere" nicht im Detail genannt. Im Film wurden nur der Bekannte aus der Haft und die "Freundin" dargestellt. Seine Hepatitis Krankheit erhielt ebenso einen Stellenwert. Das plötzliche Verschwinden vor dem Klinikaufenthalt bliebt merkwürdig. Die "Freundin" sieht von ihrer Wohnung aus das Licht in seiner Wohnung brennen. Ebenfalls ungewöhnlich.

Wie lange WK wieder in Freiheit gewesen wurde wohl nicht erwähnt. Natürlich können als Täter Geister der Vergangenheit in Frage kommen. Entweder Kriminelle oder auch auch ein Racheakt. Geldbörse etc waren noch in seiner Wohnung. Ich vermute eher, er wurde verschleppt.

kittyka schrieb:Ja aber er war doch mehr oder weniger die ganze Zeit vor seinem Verschwinden im Gefängnis. Da gibt es jetzt nicht so viele Möglichkeiten.

Naja, mir würden da ach noch „alternative Ansteckungsmöglichkeiten“ einfallen, die auch in Haft - oder sogar gerade in Haft möglich wären, z B „unsaubere“ Nadeln beim tätowieren.
Dass WK ja wohl so einiges an Tattoos hatte, wurde ja u a bei „Aktenzeichen XY ungelöst“ erwähnt.

Enterprise1701 schrieb:Ich vermute eher, er wurde verschleppt.

Allerdings bleibt dann trotzdem noch rätselhaft, warum er seinen Kumpel/ Mitbewohner „wegschickte“.
Hatte er für den Tag seines Verschwindens evtl. eine Verabredung mit jmdn (bei sich zu Hause), die er ungestört durch seinen Mitbewohner wahrnehmen wollte?
Würde zeitlich aber relativ knapp werden, da er sich an diesem Tag ja auch zum stationären Behandlungsbeginn in der Klinik einfinden sollte…

ThoFra schrieb:Würde zeitlich aber relativ knapp werden, da er sich an diesem Tag ja auch zum stationären Behandlungsbeginn in der Klinik einfinden sollte…

Der Freund ist doch Sonntagmorgen abgereist und Knoll wollte am Montag in die Klinik, Verabredung am Sonntag ist deshalb nicht gänzlich ausgeschlossen. Knoll sagte im Film doch sinngemäß: Wir wäre es, wenn du schon einen Tag früher abreist?

@LackyLuke77
Dann hatte ich das falsch in Erinnerung und eine Verabredung wäre doch - zumindest zeitlich- gut möglich gewesen.
Bei dieser Verabredung müsste dann irgendetwas aus dem Ruder gelaufen sein, was dazu führte, dass WK verschleppt und im Anschluss daran getötet wurde?!
Allerdings muss er die Wohnung ja wohl noch mehr oder weniger freiwillig verlassen haben, denn von Kampfspuren in der Wohnung wurde nirgends etwas erwähnt.

Mich stören folgende Punkte:

1. Die fehlenden Dokumente
Perso, Bankkarte, Krankenkassenkarte, aber kein Führerschein. Normalerweise hat man diese vier Ausweise doch gebündelt im Geldbeutel, für mich erstmal nicht nachzuvollziehen, warum anscheinend der Führerschein nicht fehlt. Das lässt für mich nur den Schluss zu, dass Knoll keinen hatte.

2. Der braune Opel Ascona
In der Nachbesprechung mit Cerne erhofft sich der Kommissar, dass man sich über das Auto an Knoll erinnern könne. Seltsam finde ich dahingehend aber den Aufbau des Filmes: kann mich spontan nicht erinnern, dass im Film mal gezeigt wurde, wie Knoll mit dem Auto durch die Gegend gefahren ist. Wenn der Opel Ascona ein hoffnungschimmer der Kripo ist, würde ich den viel mehr dem Zuschauer unter die Nase reiben. Geht man zudem davon aus, dass Knoll keinen Führerschein hatte, würden Hinweise zum Opel zudem Knoll nur passiv betreffen

3. Black Spot zwischen dem 20.02 und dem 23.02
Die Sichtung am 23.02, also dem Tag des Verschwindens, basiert auf der Aussage des Bekannten. Davor wurde Knoll, soweit bekannt, am 20.02 gesehen, das könnte das im Film gezeigte Treffen mit der Freundin sein, bei dem knoll bedenken zum Klinikaufenthalt äußerte. Hier gibt es ein ziemliches Informationsdefizit.

LackyLuke77 schrieb:In der Nachbesprechung mit Cerne erhofft sich der Kommissar, dass man sich über das Auto an Knoll erinnern könne.

Das lässt erahnen, in welche Richtung die Kripo denkt, auch wenn sie fragt, ob es vielleicht im Zusammenhang mit dem Fahrzeug beobachtete Auffälligkeiten gegeben hat. Dies gilt umso mehr, wenn

LackyLuke77 schrieb:Knoll keinen Führerschein hatte,

Was nicht klar gesagt wurde. Dennoch gibt es aber tatsächlich ein paar Hinweise, die in diese Richtung weisen könnten.

LackyLuke77 schrieb:Normalerweise hat man diese vier Ausweise doch gebündelt im Geldbeutel, für mich erstmal nicht nachzuvollziehen, warum anscheinend der Führerschein nicht fehlt. Das lässt für mich nur den Schluss zu, dass Knoll keinen hatte.

Wenn das so war, dann verstehe ich umso weniger, dass das Auto auf ihn zugelassen war, wenn ich mich recht erinnere. Normalerweise lässt man ein Auto auf einen anderen zu, wenn dieser zu einem niedrigeren Prozentsatz versichert werden kann.

LackyLuke77 schrieb:Wenn der Opel Ascona ein hoffnungschimmer der Kripo ist, würde ich den viel mehr dem Zuschauer unter die Nase reiben. Geht man zudem davon aus, dass Knoll keinen Führerschein hatte, würden Hinweise zum Opel zudem Knoll nur passiv betreffen

Vielleicht war er als Beifahrer seines Mitbewohners unterwegs. Im Übrigen kann ich mir vorstellen, dass sich die Geschichte ganz anders zugetragen hat, als vom Mitbewohner erzählt. Entweder ist vor der Abreise schon etwas in der Wohnung passiert oder man hat zunächst gemeinsam die Reise im auf Knoll zugelassenen Auto angetreten, um ihn zunächst in der Klinik abzuliefern, und unterwegs ist dann etwas passiert.

Misetra schrieb:Entweder ist vor der Abreise schon etwas in der Wohnung passiert oder man hat zunächst gemeinsam die Reise im auf Knoll zugelassenen Auto angetreten, um ihn zunächst in der Klinik abzuliefern, und unterwegs ist dann etwas passiert.

Könnte ich mir gut vorstellen.
Das würde dann wohl in Richtung des Mitbewohners deuten, allerdings wundert es mich dann schon etwas, dass dieser im Filmfall nicht stärker in den Fokus gerückt wurde, wie man es ja durchaus bei anderen (Film-)Fällen bei „Aktenzeichen XY ungelöst“ schon getan hat.

Ob WK einen Führerschein besaß oder nicht, wäre tatsächlich recht interessant zu erfahren.
Allerdings würde ich nicht ausschließen, dass WK das Auto auch gefahren haben könnte, wenn er keinen Führerschein besaß.
Sonderlich klug wäre dies angesichts seiner Vorgeschichte zwar nicht gewesen, möglich aber dennoch.

LackyLuke77 schrieb:Black Spot zwischen dem 20.02 und dem 23.02
Die Sichtung am 23.02, also dem Tag des Verschwindens, basiert auf der Aussage des Bekannten. Davor wurde Knoll, soweit bekannt, am 20.02 gesehen, das könnte das im Film gezeigte Treffen mit der Freundin sein, bei dem knoll bedenken zum Klinikaufenthalt äußerte. Hier gibt es ein ziemliches Informationsdefizit.

Dass Knoll seit dem 20.02. offenbar von niemandem außer seinem Mitbewohner mehr gesehen wurde, ließe rein theoretisch die Möglichkeit zu, dass er evtl auch schon am 20.02. , 21.02. oder 22.02. und nicht erst am 23.02. verschwunden sein könnte.
Dann wäre die Vorlaufzeit zum beseitigen eventueller Spuren deutlich länger.
Soweit mir bekannt, wurde nirgends erwähnt, ob Knoll nach dem 20.02. noch Telefonate führte oder anderweitige Lebenszeichen von sich gab oder liegen da jmdn diesbezüglich andere Infos vor?

ThoFra schrieb:Ob WK einen Führerschein besaß oder nicht, wäre tatsächlich recht interessant zu erfahren.
Allerdings würde ich nicht ausschließen, dass WK das Auto auch gefahren haben könnte, wenn er keinen Führerschein besaß.

Möglich wäre das, aber grundsätzlich glaube ich nicht, dass er keinen Führerschein hatte: Ein Auto (selbst ein älteres) war ja doch ein finanzieller Aufwand. Und er wird nicht gerade soviel Geld gehabt haben, und dass er sich dann ein Auto zugelegt und es unterhalten hat, wenn er nicht selbst damit fahren konnte bzw. immer seinen Mitbewohner als Chauffeur fragen musste finde ich eher unwahrscheinlich.

Und immer ohne Führerschein zu fahren ist dann doch ein ziemliches Risiko.

@brigittsche

Da stimme ich Dir grundsätzlich zu.

Allerdings könnte es theoretisch ja sein, dass das Auto zwar offiziell auf WK zugelassen war, die beiden Männer (WK und sein Mitbewohner) sich die laufenden Kosten für den Wagen aber teilten.
Immerhin hat der Mitbewohner, soweit ich es bei „Aktenzeichen XY Ungelöst“ verstanden habe, das Fahrzeug ja ebenfalls (mit-)genutzt.

Interessant ist bzgl des Ascona ja hauptsächlich, ob und falls ja, inwiefern dieser eine Rolle bei WKs Verschwinden bzw evtl auch bei einer Tat zum Nachteil WKs spielte.

brigittsche schrieb:Und immer ohne Führerschein zu fahren ist dann doch ein ziemliches Risiko.

Leute, die 23 Jahre für Mord im Knast verbracht haben, werden das doch schon ein bisschen anders sehen, denke ich. :)