Was geschah mit Wolfgang Knoll aus Holzminden? (1997)

brigittsche schrieb:Aber solange Knoll im Gefängnis saß, wäre Rache ja auch kaum möglich gewesen.

Zum einen das.
Zum anderen könnte ich mir grundsätzlich schon vorstellen, dass jemand Vergeltung geschworen hat (für was auch immer) und dies auch nach 23 Jahren nicht vergessen hat.

Was mich im Moment am meisten an einem Racheszenario "stört", ist der Zeitpunkt des Verschwindens von WK, nämlich einen Tag vor der geplanten stationären Aufnahme in der Klinik. Mir fällt es schwer anzunehmen, dass das nur Zufall war.

Kielius schrieb:Was mich im Moment am meisten an einem Racheszenario "stört", ist der Zeitpunkt des Verschwindens von WK, nämlich einen Tag vor der geplanten stationären Aufnahme in der Klinik. Mir fällt es schwer anzunehmen, dass das nur Zufall war.

Ja, das würde bedeuten, dass ein Täter/Rächer sehr genau über WKs Leben informiert war und wusste, dass der Krankenhausaufenthalt bevorstand.

Und das wiederum bringt den Aspekt dazu, dass ein möglicher Rächer auch einfach hätte abwarten können, bis ihm die Hepatitis die Arbeit abnimmt und WK eines natürlichen Todes stirbt. Dann hätte er zwar nicht die Genugtuung gehabt, aber sich die Hände nicht schmutzig machen und seinerseits Knast riskieren müssen.

Einem neuen Vorbericht zur TV-Fahndung heute Abend bei Aktenzeichen XY sind weitere Details zu entnehmen bezüglich der letzten Sichtung des Vermissten und in Bezug auf seine Sozialkontakte, die - wie hier zuvor schon vermutet wurde - offenbar recht überschaubar waren.

Zuletzt gesehen wurde Wolfgang Knoll von einem Bekannten am 23. Februar 1997.

(...)

Nach seinem Verschwinden ermittelte die Polizei an Knolls Wohnort im Holzmindener Ortsteil Neuhaus sowie im Umfeld des Vermissten. Der Mann hätte auch nur wenige soziale Kontakte gehabt.

Außerdem haben die Ermittler wohl keine Hinweise gefunden auf einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Mord an einem Taxifahrer, den der Vermisste als junger Mann begangen hat, und seinem Verschwinden im Jahr 1997.

Vor seinem Verschwinden hatte der Mann eine langjährige Haftstrafe wegen eines Tötungsdeliktes abgesessen, wie die Polizei mitteilte. Es gebe allerdings keine Anhaltspunkte dafür, dass ein Zusammenhang zwischen der damaligen Tat und dem Verschwinden von Wolfgang Knoll bestehe.

Quelle: https://www.kreiszeitung.de/lokales/niedersachsen/aktenzeichen-xy-mann-aus-niedersachsen-wird-seit-25-jahren-vermisst-91703295.html

sören42 schrieb:Grundsätzlich denkbar wäre auch, dass der Vermisste jemanden mit Hepatitis C angesteckt hatte. Die Erkrankung wurde ja von den Behörden womöglich nicht nicht umsonst öffentlich bekannt gegeben, zumal Gesundheitsdaten ansonsten einem besonderen Schutz unterliegen.
Auch vor diesem Hintergrund wäre es grundsätzlich möglich, dass jemand Rache genommen haben könnte.

Ja, daran dachte ich auch..
Der Fall erinnert mich etwas an den Fall Klaus Walter Pauli er wohnte auch bei einem Freund. Hatte auch nicht besonders viele soziale Kontakte, ob WK noch Verwandte hat?
Bin gespannt auf den Filmfall heute Abend.

brigittsche schrieb:Ja, das würde bedeuten, dass ein Täter/Rächer sehr genau über WKs Leben informiert war und wusste, dass der Krankenhausaufenthalt bevorstand.

Das ist auch meine Vermutung..

brigittsche schrieb:Und das wiederum bringt den Aspekt dazu, dass ein möglicher Rächer auch einfach hätte abwarten können, bis ihm die Hepatitis die Arbeit abnimmt und WK eines natürlichen Todes stirbt. Dann hätte er zwar nicht die Genugtuung gehabt, aber sich die Hände nicht schmutzig machen und seinerseits Knast riskieren müssen.

Der mögliche Täter könnte Bedenken gehabt haben, das es WK möglicherweise nach seiner Behandlung im KH wieder besser gehen könnte.

MissWexford schrieb:Der mögliche Täter könnte Bedenken gehabt haben, das es WK möglicherweise nach seiner Behandlung im KH wieder besser gehen könnte.

Das hätte man aber erstmal abwarten können - wenn es ihm nach dem Aufenthalt im KH "dummerweise" wieder besser geht, kann man ihn ja immer noch umbringen.....

Was ist von der heutigen Behandlung des Falles bei Aktenzeichen XY zu halten?

Am bemerkenswertesten fand ich die Information, dass es für die Darstellung des Mitbewohners, dass WK darauf bestanden hätte, dass der Mitbewohner bereits am Sonntag mit dem gemeinsam genutzten Auto zu seinen Eltern nach Guben (Brandenburg) fährt, und dass WK sich am Montag von einem Taxi zur Uniklinik in Göttingen bringen lassen wollte (was nicht ganz billig gewesen wäre), keine Beweise gibt.

Außerdem bemerkenswert war aus meiner Sicht, dass der Mitbewohner von WK eine JVA-Bekanntschaft war. Aber das war ja zu vermuten.

Kielius schrieb:dass WK sich am Montag von einem Taxi zur Uniklinik in Göttingen bringen lassen wollte (was nicht ganz billig gewesen wäre), keine Beweise gibt.

Genau. Und WK war arbeitslos, wie im Beitrag ebf. erwähnt wird. Der Preis für die Taxifahrt wird im TV-Bericht mit 100 DM angegeben. Sicherlich für einen Arbeitslosen eine Stange Geld.

Der Film war unspektakulärer als erwartet, dazu stand der Kommissar im Studio ziemlich neben den Schuhen.

Die von der Polizei wohl etwas angezweifelte Aussage des Freundes ist tatsächlich spannend. Schenkt man der Aussage Glauben, ist für mich ein Suizid schon denkbar, wundert mich dass dies bei der nun uns neuen Sachlage doch von seiten der Kripo eher ausgeschlossen wird.

Irritierend sind zudem die fehlenden Dokumente: Perso, Bankkarte, Krankenkassenkarte, aber kein Führerschein. Hatte Knoll keinen Lappen, aber ein Auto auf sich angemeldet? Somit würden nämlich die aufgeforderten Hinweise zum Auto nicht direkt Knoll betreffen, sondern den Bekannten.

Dass man aber explizit nach seltsamen Beobachtungen bezüglich des PKWs fragt, deutet mMn daraufhin, welchen Tathergang die Polizei am wahrscheinlichsten hält.

Viele Informationen von Knoll gab es auch nicht...Komisch finde ich auch, dass überhaupt nicht auf das Leben vor dem Gefängnis eingegangen wurde. Aus welchen Gründen war er so lange im Gefängnis?

Vielleicht wurde auch absichtlich nichts davon gesagt.

Anker_84 schrieb:Komisch finde ich auch, dass überhaupt nicht auf das Leben vor dem Gefängnis eingegangen wurde

Gut, erstens hat er ja die meiste Zeit seines Lebens in der Zelle gesessen.
In Bezug auf die Zeit vor dem Gefängnis wurde erwähnt, dass WK bereits in der DDR Probleme mit den Strafverfolgungsbehörden hatte, dass man aber keinen Zusammenhang sähe mit seinem Verschwinden.

Anker_84 schrieb:Aus welchen Gründen war er so lange im Gefängnis?

Der Hildesheimer Zeitung sei Dank - wissen wir hier im Forum ja, welche schwere Schuld WK als junger Mann auf sich geladen und weshalb er 23 Jahre "gesessen" hat.
Beitrag von Kielius (Seite 2)

Zumindest klärt der (sonst informativ recht dürftige) Film die Frage wie das mit der Vermisstenanzeige war. Letztlich war es der BWH, im Grunde war das Fernbleiben des Vermissten ja ein Verstoß gegen die Bewährungsauflagen.

Ich vermute mal das er die Hepatitis schon länger hatte, aber warum hat man das nicht während der Haftzeit festgestellt.

LackyLuke77 schrieb:Dass man aber explizit nach seltsamen Beobachtungen bezüglich des PKWs fragt, deutet mMn daraufhin, welchen Tathergang die Polizei am wahrscheinlichsten hält.

Die Abreise des Bekannten aus der Haftzeit ist sicherlich von Interesse. Entsprechende Sichtungen und etwaige Beobachtungen oder Auffälligkeiten im Zuge dessen sind für die Ermittler wichtig zu erfahren. Und sei es um festzustellen, dass dieser damit nichts zu tun hat.

Ich kannte den Fall vorher nicht und nach dem Filmbeitrag hätte ich eher vermutet, dass er der typische Kleinkriminelle war, der dann mal ein "größeres Ding" (Wohnungseinbruchsdiebstahl, Raub) drehte und infolgedessen zu einer Strafe ohne Bewährung verurteilt wurde. Dass er wegen Mordes lange Zeit in Haft war, habe ich tatsächlich erst hier gelesen. Warum wurde das im Filmfall nicht erwähnt? In meinen Augen ist das nämlich eine durchaus wichtige Information.

Wenn die restliche Darstellung korrekt ist, also dass er den Freund zur vorzeitigen Abreise drängte, wäre es durchaus vorstellbar, dass er sich mit jemandem alleine treffen wollte. Gut möglich, dass es sich dabei um Kontakte aus dem kriminellen Milieu handelte, denn warum sonst sollte man das verheimlichen? Vielleicht war es sogar jemand aus der JVA, den auch der Freund kannte.

Aufgefallen ist mir, dass die Polizei von einem Verbrechen ausgeht (abhauen, Unfall und Suizid hält sie für unwahrscheinlich) und dass die Nachbarin nicht nur so eine Nachbarin war, sondern die ehemalige Geliebte von Knoll, die er kennenlernte, als er im Knast war.

Balumpa schrieb:Ich kannte den Fall vorher nicht und nach dem Filmbeitrag hätte ich eher vermutet, dass er der typische Kleinkriminelle war,

WK war ein "schwerer Junge" und mich würde es nicht wundern, wenn sein JVA-Bekannter auch einer war. WK wird sich ja vermutlich in den 23 Jahren Knast nicht.mit einem notorischen Ladendieb oder Falschparker angefreundet haben.
Insofern dürfte es sich bei der WG in Neuhaus um eine WG von zwei Schwerverbrechern gehandelt haben, die beide auf Bewährung draußen waren.

Balumpa schrieb:Wenn die restliche Darstellung korrekt ist, also dass er den Freund zur vorzeitigen Abreise drängte, wäre es durchaus vorstellbar, dass er sich mit jemandem alleine treffen wollte. Gut möglich, dass es sich dabei um Kontakte aus dem kriminellen Milieu handelte, denn warum sonst sollte man das verheimlichen? Vielleicht war es sogar jemand aus der JVA, den auch der Freund kannte.

Das wäre natürlich möglich. Andererseits gibt es für die Darstellung des Freundes keine Zeugen, wie im Bericht betont wird.

Kielius schrieb:WK war ein "schwerer Junge" und mich würde es nicht wundern, wenn sein JVA-Bekannter auch einer war. WK wird sich ja vermutlich in den 23 Jahren Knast nicht.mit einem notorischen Ladendieb oder Falschparker angefreundet haben.

Muss doch demnächst mal mehr aufpassen mit Parkverstößen. ;) Mal sehen, ob vielleicht noch durch die Presse durchsickert, weshalb der Freund im Knast saß. Könnte womöglich auch nicht ganz uninteressant sein.

birotor schrieb:dass die Nachbarin nicht nur so eine Nachbarin war, sondern die ehemalige Geliebte von Knoll, die er kennenlernte, als er im Knast war.

Man hört und liest ja immer wieder, dass unbescholtene Frauen sich mit verurteilten Schwerverbrechern, die im Knast sitzen, einlassen. Das muss man wohl nicht verstehen...

So muss es wohl auch bei WK gelaufen sein. Frau erfährt irgendwie von einsitzendem WK, schreibt ihn an, besucht ihn in der Haft, freundet sich mit ihm an, himmelt ihn an, (?), kümmert sich, hilft, macht und tut...

Kielius schrieb:Man hört und liest ja immer wieder, dass unbescholtene Frauen sich mit verurteilten Schwerverbrechern, die im Knast sitzen, einlassen. Das muss man wohl nicht verstehen...

Wenn ich es richtig verstanden habe, hatte diese ja den Stein ins Rollen gebracht, dass man nach ihm suchte, auch wenn schlussendlich der Bewährungshelfer die Vermisstenanzeige erstattet hat.

Kielius schrieb:Man hört und liest ja immer wieder, dass unbescholtene Frauen sich mit verurteilten Schwerverbrechern, die im Knast sitzen, einlassen. Das muss man wohl nicht verstehen...

So muss es wohl auch bei WK gelaufen sein. Frau erfährt irgendwie von einsitzendem WK, schreibt ihn an, besucht ihn in der Haft, freundet sich mit ihm an, himmelt ihn an, (?), kümmert sich, hilft, macht und tut...

Ted Bundy und Richard Ramirez ("The Nightstalker") erhielten täglich Liebesbriefe, als sie bereits "on death row" saßen. Aus Deutschland ist Tamar Segal ein bekanntes Beispiel: Wikipedia: Thomas Holst

Balumpa schrieb:Wenn die restliche Darstellung korrekt ist, also dass er den Freund zur vorzeitigen Abreise drängte, wäre es durchaus vorstellbar, dass er sich mit jemandem alleine treffen wollte.

WK hätte sich doch einfach mit dieser Person irgendwo in einer Bar in Holzminden treffen können, während Andreas zu Hause war?