Der mysteriöse Fall der Evi Rauter aus Lana
30.05.2022 um 16:34

Weil hier immer wieder Unklarheiten bezüglich der Schlingensituation auftauchten, hier einmal zwei Bilder zur Verdeutlichung.
Ich denke so stellte es sich damals an der Kiefer dar.
Genauso habe ich mir das auch vorgestellt, daher tendiere ich auch zu Suizid.Corydalis schrieb:Dieses Um-den-Hals-Legen des doppelt gelegten Seils, dessen beide Enden durch die entstandene Schlaufe gezogen wurde, dürfte bereits vor dem Hochklettern noch am Boden gemacht worden sein. Anschließend ebenfalls noch am Boden sich die Haare aus der Schlaufe zu ziehen, wäre überhaupt kein Problem.
Als sie mit dem Seil um den Hals bis auf Höhe des Astes geklettert war, verknotete sie die beiden losen Enden über dem Ast, was wegen der Kürze des Seils, und weil sie sich an den Stamm klammerte, nur relativ nah am Stamm möglich war. Dabei dürfte sie sich mindestens mit einem Unterarm am Ast abgestützt haben. Dann ließ sie sich leider fallen.
Danke für die sorgfältige Beschreibung eines plausiblen Hergangs.Corydalis schrieb:Dann ließ sie sich leider fallen.
Das Bild hatte ich vorher noch gar nicht gesehen.Freewing schrieb:Deutlich sind die Aststümpfe welche als Aufstiegshilfe fungiert haben könnten, zu sehen.
Bei nicht wenigen Personen die den Freitod suchen, ist Sauberkeit und korrektes Aussehen vor dem "letzten Schritt", offenbar extrem wichtig. Da wird zuvor geduscht oder gebadet, Körperpflege und -hygiene betrieben, sich in das schönste Kleid oder den besten Anzug gewandet. Andererseits und ebenso häufig festzustellen, wird ganz bewußt jedwede Möglichkeit der späteren, raschen Identifikation versucht zu verhindern. Das Kraftfahrzeug an entfernten Orten abgestellt, Personalpapiere vernichtet - ja selbst "verräterische" Aufnäher aus der Bekleidung entfernt. Und auch Schmuckstücke von vornherein daheim gelassen.seli schrieb am 25.05.2022:"Was mir aber auch aufgefallen ist sind die Haare, die so fein säuberlich über die Schlinge gezogen wurden, ist man dazu noch im Stande, oder denkt an sowas ?"
Kommt auf Sozialverhalten und Gruppe an. 😉 Da werden -als Extrembeispiel- womöglich fern der Heimat reisende und gar vorbestrafte Jugendliche aus dem Erziehungsheim, einen anderen Zusammenhalt und eine andere Verschwiegenheit verinnerlichen, als Gleichaltrige der "Katholischen Landjugend". Um es überspitzt darzustellen.bartlebee schrieb am 25.05.2022:"Dagegen spricht aber prinzipiell das Sozialverhalten einer ganzen Gruppe. Es muss doch mindestens eine/n mit Gewissen gegeben haben, der sich gegen diese Idee ausgesprochen hätte, sie zu hängen anstatt vielleicht ein Spital aufzusuchen."
Sie kann. "Abgebrühte" Heimkinder sicher mehr als fromme Ministranten auf Pilgerfahrt. Und jeder Tag, an dem begangene, unentdeckte Verbrechen mehr in die Vergangenheit rücken, steigert den Willen zur Verschwiegenheit. Bis hin zum "kollektiven Vergessen" Je schlimmer das Vergehen, umso stärker der Zusammenhalt. Bei Eigentumsdelikten bis hin zum schweren Raub, mag der eine oder die andere im Alkoholrausch vielleicht noch geschwätzig werden und prahlerisch angeben. Bei Vergewaltigung oder Straftaten gegen das Leben wird eigentlich nur in Momenten der Reue und im engen Familienkreis -nicht selten auch unter Tränen- berichtet. Meist nach Jahren bzw. Jahrzehnten oder gar erst auf dem Sterbebett. Das ist dann oft die "große Stunde" der Ermittler von "Cold Cases". Die durch letztendlich vollkommen Unbeteiligte (außer der Bekanntschaft zum Täter) auf die Sachlage hingewiesen werden.bartlebee schrieb am 25.05.2022:"Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass eine ganze Gruppe so lange problemlos schweigen kann."
Brav. 😊 Wenn ich richtig gelesen habe, waren sie gegenüber der Presse schweigsam. Das ist rechtlich wie moralisch überhaupt nicht zu beanstanden; da würde ich auch den Mund halten. Schon gar nicht, wenn in solcherlei Zusammenhang, nach weiteren Namen und Anschriften gefragt wird!bartlebee schrieb am 25.05.2022:"Aber ich habe bereits in einem vorherigen Post gelesen, dass diejenigen, die ausgeforscht wurden, sich nun wenig kooperativ zeigen (a la "Wir wissen nix und wollen auch nicht mehr darüber reden"). Wäre bei mir ein Polizist, der einen Mord von vor 30 Jahren aufklären möchte, würde ich versuchen, alles zu tun, um diesen aufklären zu lassen. Außer wohl, ich hätte "Dreck am Stecken".
Durchaus so denkbar, wie Du es beschreibst. Muß jetzt natürlich kein LKW-Fahrer sein, sondern auch in anderen (größeren) Fahrzeugen ist ein solches Szenario von Tötung und Transport eines Menschen möglich. Beim LKW kommt nämlich ganz besonders der Zeitfaktor in's (in diesem Falle) "mörderische Spiel". Da wird natürlich schon mal nachgefragt, warum laut Tachoscheibe da und dort "außerplanmäßig" gehalten wurde. Womöglich auch noch für länger...Kaietan schrieb am 26.05.2022:"Bekannt ist z.B. der Mordfall an einer Deutschen, die 2018 in Sachsen zu einem Trucker ins Fahrzeug stieg und dann Tage später in Südspanien ermordet aufgefunden wurde. Der Trucker hatte sie kurz nach dem Zusteigen ermordet und die Leiche dann bis nach Spanien mitgenommen, um Spuren zu verwischen. Undenkbar, dass hier etwas ähnliches passiert ist und die Mitfahrgelegenheit nach Siena (oder wohin auch immer) Mordspuren verwischen wollte und konnte?"
Für mich auch. Das ist die grundsätzliche Frage, auf deren Beantwortung alle weiteren Überlegungen aufgebaut werden müssen. Anders geht es nicht.loisel schrieb am 26.05.2022:"Für mich der wichtigste ansatzpunkt:
Wie und mit wem kam sie da hin?"
•Trauerbewältigung und positive Genugtuung für die Angehörigen.Capitano schrieb am 27.05.2022:"Die Frage ist, was soll es bringen wenn in Spanien ein Mord schon verjährt ist?"
Wo Du es jetzt schreibst... 👍Justreading schrieb am 27.05.2022:"Letztendlich habe ich es mit einigen anderen Bildern verglichen und ja , das Bild von Evi Rauter hat ein alleinstellungsmerkmal: der Hintergrund ist unscharf gestellt. Für Polizeifotos absolut unüblich"
Und wenn die Verstorbene, ihre Bekleidung und Habseligkeiten samt Seil auch "abhandengekommen" sind, sollten doch zumindest Vor- und Letztbesitzer des Wagens ermittelbar sein. Wenn schon damals aus Fahrlässigkeit nicht, dann doch heute zur Aufklärung eines -möglichen- Mordfalles.Corydalis schrieb:"Ungefähr zeitgleich zum Leichenfund wurde in der Nähe ein verlassener VW Golf mit italienischen Nummernschildern gefunden, der als Fundsache behandelt und letztlich versteigert wurde. Weil man nicht wusste, dass es sich bei der Unbekannten um eine Italienerin handelt, wurde keine Verbindung in Betracht gezogen."
Der eindrucksvollste Satz des gesamten threads. 👍 Meinen Dank dafür! 😄keeprunning schrieb:"Das Genick bricht man sich in der Regel beim Erhängen nur bei scharfrichterlich korrektem Vorgehen."
Sehr schwer zu beurteilen da wir ihr Gewicht nicht kennen glaube ich .Zunami schrieb:Da entsteht doch nicht wirklich beim "Fallenlassen" genug Wucht um das Genick zu brechen?
Willkommen und danke für deine Ausführungen :)BernardLe36 schrieb:Wem ist Evi Rauter in Florenz begegnet? War es jemand, den sie bereits kannte? Von daheim - oder erst in der Toskana getroffen? Und dann einen Tag vor ihrem Lebensende, schon auf dem "Kurztrip" von ihrer Schwester nach Siena, wieder über den Weg gelaufen? Eine oder mehrere Personen - gar die "österreichischen Jungen im Van" wie sie in der Berichterstattung genannt wurden? Die campierten nach ihrer Ankunft gegen 3.°° Uhr, in unmittelbarer Nähe zum Auffindeort. Und wurden morgens um 8.°° Uhr von der Polizei geweckt, nachdem die Tote gefunden worden war. Wer waren diese "Jungen"? Hört sich ja fast wie ein "Erlebnisurlaub" von Heimzöglingen in Spanien an. Woher kamen sie, wohin wollten sie? Wer fuhr das Fahrzeug? Gab es erziehungsberechtigte Begleiter, welche auch den "Van" fuhren...? Wichtige Fragen über Fragen...
Und nicht, ob der Strick nun rechts- oder linksgewickelt war.
Bedanke mich für die Aufmerksamkeit!
Danke für den Blogbeitrag, den kannte ich noch nicht.Corydalis schrieb:Dieser recht neue Blog enthält einige neue Informationen und Fotos, aber wie ich finde auch ein paar Unschärfen.
Der Wendepunkt des FallsQuelle: https://germanmissing.blogspot.com/2022/05/sudtirolspanien-der-tod-von-evi-rauter.html?m=1
Die Dynamik des Falles ändert sich, als ein Filmbeitrag über den Fall in der Sendung "Ungelöst - Cold Case Austria" ausgestrahlt. Ein Zuschauer der Sendung meldete sich nach während der Sendung in der Redaktion. Er glaubte, die junge Frau zu kennen und gab hilfreiche Tipps. Tatsächlich behauptete der Mann, er habe die junge Frau im Sommer 1990 in Spanien kennengelernt. Fotos der Kleidung und Gegenstände werden dann auch in der Sendung veröffentlicht, um nach den Familienmitgliedern des Opfers zu suchen. Endlich erkannten die Rauters die Kleider und die Uhr ihre Tochter. Nun konnte die Identität der Jane Doe aus Portbou nach 32 Jahren geklärt werden. Ein Rätsel war also gelöst, aber in dem Fall stecken noch mehr Fragen, die noch beantwortet sind.
Evi war relativ groß (175-180cm) und ich würde behaupten normal gebaut, nicht extrem schlank oder athletisch. Ich würde von 65-75kg ausgehen.Justreading schrieb:Sehr schwer zu beurteilen da wir ihr Gewicht nicht kennen glaube ich .
Danke für dieses Foto. Das zeigt deutlich auf, dass Klettern und den Kopf in die Schlinge stecken problemos möglich gewesen wären. Zuvor hatte ich mir das sehr kompliziert vorgestellt. Demnach erscheint ein Suizid plausibel.Freewing schrieb:Deutlich sind die Aststümpfe welche als Aufstiegshilfe fungiert haben könnten, zu sehen.
Das, was den Fall mysteriös erscheinen lässt sind die Auffindesituation, der Auffindeort sowie das scheinbar fehlende Motiv.janedoe95 schrieb:Du hast recht, es ist wahrscheinlich nicht sinnvoll ewig über den Strick zu reden. Die von dir oben aufgezählten Fragen beschäftigen mich auch schon seit ich vom Fall gehört habe.
Der "Genickbruch" ist abhängig von der Fallhöhe, dem Gewicht des Menschen sowie der Abruptheit des "Falls" in das Seil.Zunami schrieb:ch weiß ja nicht .. wie lang mag der Abstand zwischen Ast und Genick sein. 30-40 cm? Da entsteht doch nicht wirklich beim "Fallenlassen" genug Wucht um das Genick zu brechen?
Vielleicht hatte sie auch einen Bezug zu Portbou (s.o.) und wollte gleichzeitig aus ihrer alten Welt scheinbar spurlos verschwinden. Das ist ihr ja auch fast gelungen.Corydalis schrieb:Vielleicht wählte Evi Portbou gerade deshalb, weil sie dorthin keinen Bezug hatte und davon ausging, dass man sie dort nicht suchen und nicht identifizieren würde.
1) es gibt keine Spuren von Abwehrverletzungen.BernardLe36 schrieb:Durchaus so denkbar, wie Du es beschreibst. Muß jetzt natürlich kein LKW-Fahrer sein, sondern auch in anderen (größeren) Fahrzeugen ist ein solches Szenario von Tötung und Transport eines Menschen möglich. Beim LKW kommt nämlich ganz besonders der Zeitfaktor in's (in diesem Falle) "mörderische Spiel".
Der deutsche Philosoph und Literaturkritiker Walter Benjamin flüchtete unter dramatischen Umständen am 25. und 26. September 1940 unter Begleitung von Lisa Fittko in den Grenzort. Die spanischen Behörden ließen den Flüchtenden jedoch eines neuen Dekrets wegen nicht einreisen, sondern wollten ihn zurück nach Frankreich schicken, worauf sich Benjamin in der Nacht vom 26. auf den 27. September 1940 im Hotel Francia de Portbou das Leben nahm, um seiner Auslieferung zu entgehen. Daran erinnert die in Portbou errichtete begehbare Landschaftsskulptur Passagen des israelischen Künstlers Dani Karavan. Auch befindet sich auf dem Friedhof von Portbou ein Gedenkstein zur Erinnerung an Walter Benjamin.Quelle: Wikipedia: Portbou
So ein Szenario habe ich auch schon überlegt, also sowas in Richtung Sekte. Aber das ist wirklich nur Rätselraten ohne Anhaltspunkte.Corydalis schrieb:Allenfalls könnte ich mir ein entgleistes irrwitziges Spiel vorstellen, oder auch einen Ritualmord, aber für beides sehe ich keine greifbaren Anhaltspunkte.
Und trotzdem müssten Hautabschürfungen oder wenigstens mikroskopisch feine Abbildungen auf der Haut nach der sehr kurzen Zeit von nur ein paar Stunden Hängen da gewesen sein. Sowohl an Händen, aber auch an den Füssen/Unterschenkeln. Was ie neuen Experten ja auch vermissenCorydalis schrieb:Wenn ich davon ausgehe, dass die Kiefer genug Haltemöglichkeiten bot, um sich, mit Beinen und Armen den Stamm umklammernd, Abschnitt für Abschnitt hochzuschieben, könnte es durchaus funktioniert haben.
Korrekt.janedoe95 schrieb:Es war doch eine Urlauberin die gerade zufällig in Österreich war und den Fall im Fernsehen sah und sie identifizieren konnte?
janedoe95 schrieb:Evi war relativ groß (175-180cm) und ich würde behaupten normal gebaut, nicht extrem schlank oder athletisch. Ich würde von 65-75kg ausgehen.
"Die" neuen Experten (mit jedem Kommentar wirds scheinbar einer mehr, ich weiß nur von dem Wiener Rechtsmediziner) kennen vermutlich auch nur den Obduktionsbericht, nur die polizeilichen Aufnahmen sowie ggf. die Bilder der Obduktion.Dr._Schneider schrieb:Und trotzdem müssten Hautabschürfungen oder wenigstens mikroskopisch feine Abbildungen auf der Haut nach der sehr kurzen Zeit von nur ein paar Stunden Hängen da gewesen sein. Sowohl an Händen, aber auch an den Füssen/Unterschenkeln. Was ie neuen Experten ja auch vermissen
Dem kann man zuvor kommen durch Sedation, Ersticken mit Kissen oder es wurde ihr Mund/Nase zugehalten usw.... vllt war es auch ein Unfall und keine Tötungsabsicht. Eine Annäherung, die nicht erwidert wurde und eskalierte?keeprunning schrieb:es gibt keine Spuren von Abwehrverletzungen
Welcher Art von keine Spuren hinterlassendem Unfall soll das denn z.B. gewesen sein? Es gibt offenbar an der Leiche weder Spuren, die auf einen Kampf, noch Spuren, die auf ein postmortales Aufhängen an den Ast hinweisen. Die müsten aber zwingend vorhanden sein. Außerdem kann man differenzieren, ob jemand lebend oder schon tot ins Seil kam.Dr._Schneider schrieb:Dem kann man zuvor kommen durch Sedation, Ersticken mit Kissen oder es wurde ihr Mund/Nase zugehalten usw.... vllt war es auch ein Unfall und keine Tötungsabsicht. Eine Annäherung, die nicht erwidert wurde und eskalierte?
Cementerio de Port-BouQuelle: wiki
Genau, das sehe ich ebenso. Dazu dann aber weiterführend auch, was hat die forensische Autopsie ergeben bzw der Gerichtsmediziner konkret herausgefunden, der ja leider nicht vor Ort am Leichenfundort war.BernardLe36 schrieb:Was treibt eine junge, unbescholtene Südtirolerin dazu, sich offenbar spontan den Strapazen einer vollkommen unvorbereiteten Tag- und Nachtreise(!) auszusetzen? Das ist der Schlüssel für weiterführende Ermittlungen zur Lösung des Falles! Gleich - ob nun -früher oder später- aus eigenem Willen oder durch fremde Hand um's Leben gebracht...