Retsiemfoh schrieb:Da wundert es mich immer noch, das AL trotz des lukrativen Auftrags sich dort hinlocken ließ, und nicht versucht hat das Treffen auf einen anderen Tag zu verschieben, zu einer “normalen“ Uhrzeit.
Dieses Rätsel, warum AL sich hinlocken ließ zu den Orten, die er kannte und die ihm vorher nie Angst eingeflößt hatten, lässt sich lösen, wenn man voraussetzt, dass AL und der Täter sich vorher kennengelernt hatten und der Täter ein gut strukturiertes Narrativ gefunden hatte, dass die Zusammenhänge verschleierte:
Fiktives Gespräch AL und Täter:
Täter: "Auch schnell unterwegs mit einem Turbo?"
AL: "Ja, die Kundschaft wartet. Aber so schnell ist der Turbo nicht, er ist eher so ein Land Cruiser."
Der Täter findet heraus, das AL ein Maurer ist, der nicht in einem großen Betrieb arbeitet. Der Täter ist sehr freundlich, alles wirkt locker und unkompliziert. Der Täter baut Vertrauen auf. Wer ahnt auch schon, dass er mit einem kaltblütigen 22er-Kalibermann spricht?!
Täter: "Ich bin auf dem Weg zu meiner Schwiegermutter. Ich muss den Wasserhahn reparieren. Zum Glück hat sie nicht so viel zum Reparieren, denn alles kann ich gar nicht schaffen, ich wohne zu weit weg. Neulich musste gemauert werden. Das war ein Aufwand, jemanden zu finden. Es war genauso wie die Nachbarin meiner Schwiegermutter sagte. Die Nachbarin, wie heißt sie noch? Ach ja, Frau Lomeier hat einige Häuser und da ist immer etwas zu sanieren. Sie klagt, dass es keine Handwerker mehr gibt, die nicht in großen Projekten gebunden sind. Und auch die kleinen Handwerker haben nicht immer Zeit. Die Frau Lomeier steht seit Wochen auf dem Schlauch. Und ich habe auch keine Zeit. Das kostet mindestens 10000 Euro, die Reparatur. Das ist nicht mal eben schnell gemacht. Sonst repariere ich auch schon mal was mit für Frau Lomeier, wenn ich meine Schwiegermutter besuche. Naja, dann fahr ich mal los, damit ich schnell durch bin bei Schwiegermutter und schnell zu Hause nach dem Kaffee mit Kuchen.
[AL sieht den Ehering und zweifelt keinen Moment daran, dass der Täter eine Schwiegermutter hat.]
AL: "Ich hätte noch Kapazitäten. Kommt drauf an, wo das Projekt ist. Allzugroße Strecken kann ich nicht fahren. Da verbringe ich zu viel Zeit im Wagen, habe nur Benzinkosten und Zeitverlust. Eine Stunde Fahrzeit passt noch. Ich geben Ihnen mal meine Visitenkarte. Frau Lomeier kann mich anrufen. Vielleicht klappt es ja."
Täter: "Wundern Sie sich nicht über Frau Lomeier. Sie ist alt und manchmal etwas verschroben. Sie hatte ein OP an den Stimmbändern und kann nicht mehr so gut sprechen. Aber Hauptsache, man kann sie verstehen. Und sie hat ein gutes Herz. Und was würde meine Schwiegermutter ohne Frau Lomeier machen. Meine Schwiegermutter würde vereinsamen. Ich gebe Frau Lomeier Ihre Visitenkarte. Sie wird sich freuen!"
AL hatte keine Chance. Später, am Telefon sagte dann der Täter, der sich mit verstellter Stimme als Frau Lomeier ausgab, dass die Tochter von Frau Lomeier als Verwalterin fungierte, aber vielbeschäftigt wäre und erst nach Dienstschluss Zeit hätte.