Füchschen schrieb am 02.05.2024:Es wird wohl so sein, dass bei sexualisierter Gewalt Kinder wie Prostituierte behandelt werden, wobei klar ist, dass Kinder aufgrund ihrer Abhängigkeit, viel, viel verletzlicher sind.
Es ist mir jetzt auch klar, dass viele Prostituierte als Kind missbraucht wurden. Es ist ein Teufelskreis. Aber auch Kinder aus gutem Hause sind heutzutage in Gefahr. Dazu schreibe ich in einem separaten Beitrag mehr.
Sexualisierte Gewalt an Kindern hat keine Grenzen und ist “schichtüberfreifend”. Und ja, Prostituierte, gerade wenn sie auf den sogenannten Billigstrichen, wie Hamburg-St.Georg etc., stehen, haben kaum eine Möglichkeit sich gegen gewisse Praktiken oder “Sonderwünsche” der Freier zu wehren. Sie brauchen das wenige Geld, das sie verdienen dringend. Meist für ihre nur zu verständliche Drogensucht und, wenn sie einen Zuhälter haben, um diesem natürlich den Großteil ihres Einkommens abzutreten. Und die Zuhälter sorgen letztlich auch dafür, dass die Prostituierte dann schon macht, was der Kunde will.
Als ich 2019 für mein Buch dort recherchiert habe; mir hat sich regelmäßig der Magen umgedreht. Davon abgesehen, musste ich immer fürchten, dass mich ein Zuhälter eben mit seinem “Pferdchen” sieht und dann Konsequenzen ergreift.
Aber im Bezug zu sexualisierter Gewalt zu Kindern sind Prostituierte oft erwachsene Frauen. Die können sich wenigstens ein bisschen wehren und wenn es nur ein Schlag ist oder sie, sofern vorhanden, eine Waffe haben, diese einsetzen.
Ein Kind? Hat nichts. Und gegen einen Erwachsenen oder fast Erwachsenen kann es sich auch nicht wehren, kommt gar nicht dagegen an.
Zudem ist es in den meisten Fällen auch so, dass diese Täter das Kind vorab psychisch einwickeln, sich Zeit für das Kind nehmen, sich zum guten Freund machen, Nähe zeigen usw.
Gerade wenn sie merken, und dafür haben diese Personen ein absolutes Gespür, dass die Familie des Kindes etwas zerrissen ist und das Kind psychisch angeschlagen, sozial depriviert usw.
In den wenigsten Fällen kommt es sofort zu Übergriffen.
Und genauso muss man eben sagen, finden diese Übergriffe in vielen Fällen im unmittelbaren Umfeld statt, familiär oder örtlich.
Bis es dann “institutionalisiert” ist, dauert es oft nicht lange, eben auch nicht, bis daraus dann ein Geschäft entsteht.
Gerade durch die vorab geschaffene Bindung, sind viele Kinder der Meinung, es ist normal, was da geschieht, es müsse so sein in Freundschaften oder Verwandtschaftsverhältnissen. Bei Letzterem ist es auch oft eine Annahme, die nicht ganz falsch ist, denn die Täter haben oftmals vorab und danach noch Übergriffe an anderen Familienmitgliedern begangen. Zum Erbrechen.
Manche Kinder, die sexualisierte Gewalt erfahren haben, kommen aus diesem Kreis nicht mehr heraus.
Einige werden so getrimmt, meist Mädchen, dass sie ab einem gewissen Alter nahtlos in die Prostitution übergehen; Jungs macht man zu (Mit-)Tätern…hier redet man ihnen gerne ein, dass sei ein Weg, sich für die erlittenen Schmerzen zu rächen. Muss man sich mal vorstellen.
Das hat immer etwas von einer Krimiserie. Es klingt alles so unrealistisch und überzogen; so unglaublich, was da passiert, aber es ist leider Realität.
Ich darf gar nicht erzählen, dass mein Ex-Stiefvater mich mit 14 in Tunesien einem dortigen Zuhälter überlassen wollte, obwohl er von meiner Geschichte wusste, vielleicht auch deswegen.
Füchschen schrieb am 02.05.2024:Strafgesetzbuch (StGB)
§ 176 Sexueller Missbrauch von Kindern
Das Problem bei den aktuell noch herrschenden Gesetzen ist speziell die Begrifflichkeit “sexueller Missbrauch”. Dieser Begriff impliziert ja, dass es auch einen “sexuellen (richtigen) Gebrauch von Kindern” gäbe. Der Begriff ist fehlerhaft und wird dementsprechend auch (von Verteidigern) so ausgelegt.
Gerade Deutschland hat sich hier nie mit Ruhm besudelt und sexualisierte Gewalt an Kindern oft als “ganz ok” betrachtet, daher kaum bis gar nicht geahndet.
Zitat:
Marco: "Von mir hat er auch Videos gemacht. In der Badewanne und so. Erinnerst du dich da dran? Der hat doch sogar welche von uns zusammen gemacht, oder?" Sven: "Ja."
—
2013 wurde durch Artikel im SPIEGEL und in der "taz" bekannt, dass die Westberliner Senatsverwaltung Ende der Sechzigerjahre ein Projekt genehmigte, bei dem Kinder aus der Obhut des Jugendamts zu pädosexuellen Männern vermittelt wurden. Diese nähmen die "schwachsinnigen Jungen" gern auf, "weil sie eben in sie verliebt, verknallt und vernarrt waren", begründete Helmut Kentler das Experiment. Kentler war der Mann, der die theoretischen Grundlagen für das Projekt lieferte - und es praktisch mit umsetzte. Er suchte Pflegeväter aus, betreute sie.
Quelle:
https://www.spiegel.de/spiegel/berliner-jugendamt-vermittelte-kinder-an-paedophile-a-1185461.htmlKentler wurde nie strafrechtlich verfolgt.
Wenn es überhaupt zu Prozessen kommt, dann oft nur, wenn eben größere Ringe ausgehoben wurden, wie Lüdge…
Was die systematische sexualisierte Gewalt an Kindern bspw. durch Mitglieder der katholischen Kirche betrifft: gähnendes Schweigen. Das wurde bis heute kaum bis gar nicht geahndet. Erst Marx hat hier einen kleinen Vorstoß erzielt und da hört man mittlerweile auch nichts mehr. Der große Aufschrei, den es damals gegeben hat, als die ersten Fälle öffentlich gemacht wurden, der ist jetzt nicht mehr da. Ganz im Gegenteil.
Die Prozesse um Besitz und Verbreitung von Kinderpornographie…man erinnere sich an Edathy, Metzelder & Co. - was vermitteln die Opfern und Betroffenen? Die ausgesprochenen Strafen sind ein Witz.
Die Gerichte haben durchaus Spielraum, was die Strafen betrifft, aber in den seltensten Fällen werden diese ausgeschöpft (ist allerdings bei sämtlichen Straftaten so - aber gerade bei sexualisierter Gewalt ist es auffällig, auch wenn es um Erwachsene geht).
Ich bin jetzt gespannt, wie man mit dem aktuellen Gesetz bezüglich Besitz und Verbreitung von Kinderpornographie weiterverfährt; immerhin hat es hier jetzt auch Leute getroffen, die Täter aufdecken wollten.
Generell müssten die Gesetze hier überarbeitet werden, neu formuliert und eben auch Strafmaße angepasst.
Das sage ich als Betroffene, jedoch hier ohne große Emotionen.
Man müsste auch viel mehr Möglichkeiten der Prävention und Aufklärung schaffen, bzw. Einrichtungen, die sich um die traumatisierten Kinder/Jugendlichen kümmern. Davon gibt es viel zu wenige.
Und es muss auch mal aus den Köpfen raus, dass ein (kleines) Kind damit schon alleine klar kommt; wie es leider immer noch häufig der Fall ist. Gibt leider immer noch genug, die der Meinung sind, Kinder würden es über die Jahre vergessen. Generell müsste hier auch mehr geschehen, Widersprüche in den Erwartungen der Gesellschaft auszumerzen. Auf der einen Seite sollen Kinder es aufarbeiten, auf der anderen Seite, wenn sie es denn tun und dann so stark werden, um darüber sprechen zu können, unterstellt man ihnen oft, sie würden damit nur Aufmerksamkeit suchen oder, noch schlimmer, sie hätten sich alles nur ausgedacht, weil sie eben nicht mehr, wie Opfer wirken. Das kann retraumatisierend sein. Brutal ist es allemal, wenn einem nicht geglaubt wird oder manche sogar Scherze darüber machen.