Verschwinden und Tod von Gabby Petito

@Elli84
Egal ob im Affect oder gewollt. Wenn man seine Emotionen nicht im Griff hat kann das auch beim schüpfen schlimme Folgen haben. Deshalb denke ich sowas hat mit Selbstkontrolle zutun sowie Selbstbeherrschung.

Aus dem Polizeiinterview (Quelle: https://www.rev.com/blog/transcripts/gabby-petito-brian-laundrie-utah-bodycam-footage-transcript-before-disappearance) kann man recht genau herausfiltern, was an dem Tag passiert ist und die grundlegende Problematik dürfte wohl eher nicht gelöst worden sein:

- Sie waren von 9 bis 15 Uhr im Coffee Shop (Brian 13:43) "we were at the coffee shop for so long: Nine till three"
- In der Zeit hat Gabby an der Website gearbeitet. Brian nennt es sogar gegenüber der Polizei recht despektierlich "she’s trying to start up a little website, blog and everything" (5:09).
- Brian empfand den aufenhalt als "so long" (13:43) und er hat ihr eine Frist gesetzt ("I gave her time") damit sie danach andere Dinge erledigen (u.a. Wasser kaufen).
- Der Aufbruch hat dann offenbar bei ihr Stress ausgelöst, der dann noch angeheizt wurde durch seine Aussagen, dass sie das eh nicht hinbekommt (3:19): "he doesn’t really believe that I could do any of it".
- Den Van, den sie vorher gesäubert hatte (2:40) hat er dann offenbar beim Einsteigen unordentlich und schmutzig gemacht (12:55), was für ih aber kein sonderliches Thema sondern eher ein Fakt ist: "I’m dirty and I can’t change being dirty." (13:32)
- Er hat dann entschieden, man solle sich besser für ein paar Minuten trennen um wieder runterzukommen. “All right, let’s let’s just take a breather” and walk away for a minute and I’ll lock the van up and I’ll go this way and you can go walk around the block." (13:54)
- Sie im Van zu lassen und selbst eine Runde zu drehen, kam aber offenbar nicht in Frage: "She had a phone in her hand and keys in her hand, and her rings. I was looking for the keys. I didn’t want her to go anywhere. And I figured, I don’t have my phone. I don’t really, I don’t have a phone. She goes off without me. I’m on my own. " (13:57)
- Damit war sie aber offenbar nicht einverstanden und vor dem Cafe kam es dann zu den Handgreiflichkeiten, die beide beschreiben und ja wohl auch von Zeugen gesehen wurden. Im Prinzip hat er ihr gegen ihren Willen die Schlüssel ihres Vans abgenommen und trotz Bitte nicht zurückgegeben: "She had her cell phone in her hand. That’s why I was pushing her away because she had said "I'd like the keys". So that I could walk away." (5:34) Weil er wie oben beschrieben, aber befürchtete, sie könne wegfahren, hat er sie ihr nicht gegeben. "Then she had her phone and was trying to get the keys from me." (5:34)

Dass sie die gleiche Furcht haben könnte, war da wohl wurscht - oder gewollt. Genau genommen hat ein Augenzeuge eine Aussage gemacht, die man auch so deuten könnte: "she was punching him and trying to get into the van. She eventually climbed over his lap to the passenger seat... It was if the guy was trying to leave her and take her phone." Quelle: https://www.fox13news.com/news/gabby-petito-body-camera-video-reveals-emotional-encounter-with-boyfriend-brian-laundrie
Dann hätte er genau das versucht, was er von ihrer Seite nach Aussage gegenüber der Polizei verhindern wollte. Und der Polizei war das auch klar, denn der Polizist selbst fasst (bei 21:03) zusammen: "She even told us that he was trying to lock her out and told her to go take a walk. So that she was trying to get in. She eventually couldn’t get in and actually clawed her way in through the driver’s door. He says “I don’t understand why she’s doing that” well I think it’s because it was the only door that wasn’t locked that she can get through. She’s trying to get it over him. He’s trying to disengage from her. I guess he hung her backpack on the back, probably so she would have her shit. So that he didn’t have to engage with her."
Er hatte wohl also zusätzlich ihren Rucksack hinten an den Van gehängt und damit recht offensichtlich zumindest eine Drohung aufgebaut, dass sie nur mit ihrem Rucksack, ohne Telefon alleine zurückbleibt. Das ist schon ziemlich massiv.

Ungeachtet dieser Umstände und Probleme zwishen beiden und der tendetiell sehr kontrollierenden Art, die er an den Tag legte, kann man den Stress, den sie sich selbst zusätzlich noch macht fast fühlen als sie unter Tränen sagt: "I had so much work I was doing on my computer this morning... I just now quit my job to travel across the country and I’m trying to start a blog. I have a blog. So I’ve been building my website."

Ich habe mir das Themen-Wiki gerade angeschaut und war auf der Suche nach dem Datum, an dem das Bethune Video aus dem Teton an die Öffentlichkeit kam. Ich habe im Wiki dazu nichts gefunden, vielleicht aber auch überlesen. Kam das vor dem 14.09, also bevor BL in den Carlton Reserve aufbrach an die Öffentlichkeit oder erst danach?

@Ronnja
Teilweise. Aber passieren kann es unter den richtigen Umständen jedem Menschen. Da sollte man sich nichts vormachen.

@Lahuki
19.09.2021 wurde das Video veröffentlicht. Steht in der Videobeschreibung und habe ich höchstens vorgestern hier erst beantwortet!

CurlySue_ schrieb:19.09.2021 wurde das Video veröffentlicht.

Danke. Also konnte BL am 14.09., als er in den Carlton Reserve aufbrach, noch nicht wissen, dass es Aufzeichnungen gibt, die ihn bzw. den Wagen mit dem späteren Fundort von GP in Verbindung bringen. Wäre das Bethune Video vor dem 14.09. veröffentlich worden, hätte man da einen Zusammenhang ziehen können. Warum brach er also am 14.09 auf? Was ist am Tag davor oder am 14.9. passiert, dass ihn dazu veranlasste? Meines Erachtens ist man auf den Campingplatz auch erst durch das Bethune Video aufmerksam geworden - bitte berichtigen wenn ich falsch liege. Theoretischerweise hätte er dann vor dem 19.09 gar nicht verschwinden brauchen, weil man ihn mit diesem Campingplatz gar nicht in Verbindung bringen konnte. 🤔

Elli84 schrieb:Also diese Aussage finde ich absolut nicht zutreffend. Sollte es nämlich, wovon die meisten wohl ausgehen, kein Mord gewesen sein, sondern Totschlag durch einen Streit, dann hätte man das durchaus verhindern können. Man könnte viele dieser Vorfälle verhindern.

Aber nur wenn die Betroffenen sich helfen lassen wollen - und das ist in den allermeisten Fällen eben nicht so... LEIDER!

@Kaietan

Sie gibt ja an, unsicher zu sein, was das Fahren des Vans anbelangt. Dennoch will sie die Schlüssel, damit er nicht einfach ohne sie abhaut - wie ihn ähnliche Gedanken umtreiben.
Er will kurz nen Moment zum Durchschnaufen, sie will nicht, dass er alleine wo hingeht.
Sie sollen für die Nacht separiert werden - sie will das nicht.

Warum genau siehst Du ihn seinem Verhalten ein Kontrollverhalten, aber in ihrem nicht?

Kaietan schrieb:Brian nennt es sogar gegenüber der Polizei recht despektierlich "she’s trying to start up a little website, blog and everything" (5:09).

Warum findest Du die Aussage von ihm despektierlich, wobei er nur wiedergibt, was sie macht? Warum diese Wertung? Doch nur, weil es weiter im Transkript lautet, dass er ihr das nicht zutrauen würde.

Sie haben ja scheinbar eine Zeit vereinbart und sind eigentlich auf einem "roadtrip". 6 Std. waren sie nun in dem Cafè, in der sie am Blog arbeiten konnte. Für die Weiterfahrt sind noch einige Dinge zu erledigen. Wasser auffüllen und Einkaufen und immerhin ist er derjenige, der fahren muss. Irgendwo in die Nacht hinein und dann noch einen Platz finden, an dem man übernachten kann. Ein Stück weit kann ich es schon nachvollziehen, wenn man irgendwann genervt ist und einfach nur los will.

Kaietan schrieb:Ungeachtet dieser Umstände und Probleme zwishen beiden und der tendetiell sehr kontrollierenden Art, die er an den Tag legte

Dennoch umgibt mich das Gefühl, wenn er tot im Grand Teton National Park aufgefunden worden wäre, hieße es hier vermutlich, sie hat sich von ihrem Aggressor gelöst. Konnte seine narzisstische Ader nicht mehr ertragen. Egal wie - sie wäre auch hier das Opfer der Umstände.
Die Betrachtung des Moab incident ist mir eindeutig zu einseitig gefärbt.

@Elli84
Genau das meinte ich damit.

Denke er war es und er war es nicht.

Trotzdem hatte er genug Zeit zum Überlegen und um sich zu melden. Da er es bis jetzt nicht tat sagt für mich viel aus. Also denke ich momentan er war es. Egal ob gewollt oder Unfall. Ich denke eher es war ein Unfall u nicht beabsichtigt.

@wobel
Das kann ich,als Gründerin und Vorsitzende eines Vereins für Opfer von Gewalt, keinesfalls bestätigen

Elli84 schrieb:Man könnte viele dieser Vorfälle verhindern.

Ja, aber das kann man wirklich nur, wenn die Beteiligten dazu bereit sind.
Wichtig ist, den Gewaltzyklus bzw die Gewaltspirale zu durchbrechen.
Generell ist der Zeitpunkt unmittelbar nach einem Gewaltvorfall der beste Zeitpunkt für eine Intervention. Die Bereitschaft zur Veränderung ist genau dann am Größten.

In der vorliegenden Situation ist das aber schwierig.
Erstens waren die Beiden ja unterwegs und so eine Intervention braucht etwas Zeit. Also mehrere Termine etc
Zweitens war das vielleicht tatsächlich das erste Mal, dass das vorgefallen ist. Dann ist die Bereitschaft, Hilfe anzunehmen kaum vorhanden. Der Gewaltvorfall wird als singuläres Ereignis wahrgenommen, der sich nicht wiederholen wird. Es besteht überhaupt kein Unterstützungsbedarf bzw. der wird überhaupt nicht wahrgenommen.

Es steht und fällt alles mit der Bereitschaft der Betroffenen, sich helfen zu lassen.

@Kaietan
Danke für die tolle Zusammenstellung der Aussagen der beiden, die die Hintergründe des Streits in Moab beleuchten.

Kaietan schrieb:- Sie waren von 9 bis 15 Uhr im Coffee Shop (Brian 13:43) "we were at the coffee shop for so long: Nine till three"
- In der Zeit hat Gabby an der Website gearbeitet. Brian nennt es sogar gegenüber der Polizei recht despektierlich "she’s trying to start up a little website, blog and everything" (5:09).
- Brian empfand den aufenhalt als "so long" (13:43) und er hat ihr eine Frist gesetzt ("I gave her time") damit sie danach andere Dinge erledigen (u.a. Wasser kaufen).
- Der Aufbruch hat dann offenbar bei ihr Stress ausgelöst, der dann noch angeheizt wurde durch seine Aussagen, dass sie das eh nicht hinbekommt (3:19): "he doesn’t really believe that I could do any of it".

Einer der Auslöser des Streits war sein Unmut über die lange Dauer ihrer Websitebearbeitung.

Als die beiden nach Salt Lake City kamen und er nach Florida flog, hatte sie endlich genug Zeit, um ungestört an ihrem Blog zu arbeiten.

Die beiden könnten in dem Moment festgestellt haben, dass es sinnvoll ist, dass jeder sein Ding macht.

Ich komme immer mehr zu der Überzeugung, dass alles, was er den Autofahrern, die ihn mitnahmen, sagte, stimmte.
Er war tatsächlich ein paar Tage wandern, während sie im Van an ihrer Website arbeitete.
Das war ein guter Ansatz, um den Konflikt zwischen beiden zu lösen. Jeder macht für sich das, worauf er Lust hat.

Weiterhin vermute ich, dass sie noch nicht tot war, als er zurückkam oder dass er zumindest nichts davon wusste, falls es doch so war.

Kreuzbergerin schrieb:Er war tatsächlich ein paar Tage wandern, während sie im Van an ihrer Website arbeitete

Ich weiß nicht....
Ich kann mir nicht so gut vorstellen, dass GP dort gerne alleine geblieben ist.
Das ist ja ganz anders, als ein paar Tage allein im Hotel.

Sie wirkte doch ein bisschen ängstlich.

@fischersfritzi
Sehe ich auch so. Noch dazu kein Strom und keine sanitären Anlagen sowie das Parken direkt an der Straße.

fischersfritzi schrieb:Ich kann mir nicht so gut vorstellen, dass GP dort gerne alleine geblieben ist.
Das ist ja ganz anders, als ein paar Tage allein im Hotel.

@fischersfritzi
Die meisten Frauen sind sicherlich etwas ängstlich, wenn es darum geht, alleine in der Natur zu campen.
Aber die Frage ist ja, ob GP dazu zu ängstlich war. Ich finde, dazu weiß man zu wenig über sie, um das beurteilen zu können.

Kreuzbergerin schrieb:Aber die Frage ist ja, ob GP dazu zu ängstlich war. Ich finde, dazu weiß man zu wenig über sie, um das beurteilen zu können.

Ja, klar. Können wir beide nur vermuten.
Ich bezog mich auf ihre Aussage, sie habe Ängste. Ich meine sie hätte das im BodyCam Video gesagt.
Kann aber auch sein, ich habe das falsch in Erinnerung und das bezog sich nur auf Brian und die Beziehung.

Ich hätte vermutet, dass, wenn sie wirklich dort ein paar Nächte allein geblieben wäre, sie zumindest kurz Kontakt zu anderen Camper:innen in der Nähe aufgenommen hätte.

Aber letztlich bleibt es alles Vermutung.