Unbekannter (deutscher?) Toter in Amsterdam 1982 mit Teufelstattoo

Hallo liebe Community,

ich hoffe, dass ich euch diesmal einen Fall präsentieren kann, der hier noch nicht existiert. Wenn schon, sorry:)!

Es geht um eine mummifizierte Leiche, die 1982 am Achterburgwal 143 in Amsterdam gefunden wurde bei Sanierungsarbeiten. Der Körper lag im Keller und war bei Fund völlig unkenntlich und abgemagert. Vermutlich ist er schon 7 Jahre zuvor verstorben.

Die Kleidung des Toten wurde analysiert und die niederländische Polizei vermutet stark, dass er Deutscher ist. Der Fall war auch einmal bei Aktenzeichen XY, dies hilf bisher nicht bei der Identifizierung.

Er hatte insgesamt 9 Tattoos, davon ein sehr auffälliges auf dem Rücken, eine brennende Kerze und ein Schriftzug"Der Teufel soll mein Führer sein". Ich weiß nicht, ob ich hier direkt die Bilder posten kann. Die Tattoos kann man hier zB gut sehen:

https://www.univer.help/listing/niederlande-i-amsterdam-20-30-jaehriger-mann-in-haus-aufgefunden-mit-auffaelligen-tattoos/

Außerdem hatte er zwei auffällige Ringe, eine Uhr und Ohrring an.

Die Tattoos sehen irgendwie recht selbstgemacht aus, allerdings geht das auf dem Rücken ja nicht. Demnach muss ihm mindestens einer geholfen haben. Warum meldet sich dieser nicht?

Ich meine, dass ich irgendwo eine Dokumentation über diesen Fall gesehen habe und dort hat die Reporterin jemanden gefunden, der ein ähnliches Tattoo hatte und in einem Heim für schwer-erziehbare Jugendliche in Deutschland gewohnt hat also Kind. Ich kann diese Doku nur nicht mehr wiederfinden, hat jemand anderes das eventuell gesehen?

Vielleicht habt ihr ja noch Ideen.

Erstmals danke für die Vorstellung dieses Falles.

Es wäre hilfreich wenn jemand die Fotos der Tätowierungen reinstellen könnte.

Die Tatoos sehen eher unprofessionell aus. Evtl Tatoos mit einem bestimmten Background/Symbolik? In diesem "Gesichtstatoo" kann man hier die Zahlen 9 und 0 entdecken ?

auf dem Rücken: Eine Hand mit brennender Kerze, dazu der Schriftzug: „Der Teufel soll mein Führer sein!”. An dieser Tätowierung ist die Schreibweise des Buchstabens „s“ ungewöhnlich.

Quelle: https://www.univer.help/listing/niederlande-i-amsterdam-20-30-jaehriger-mann-in-haus-aufgefunden-mit-auffaelligen-tattoos/

Was ist denn an dem Kleinbuchstaben "s" ungewöhnlich? Ich kenne das als Schreibschrift "s" aus der Grundschule. Ist das regiobal bedingt und schreibt man das kleine "s" in anderen Regionen anders?

@Teegarden

Teegarden schrieb:Was ist denn an dem Kleinbuchstaben "s" ungewöhnlich

Mir ist das auch aufgefallen, ich fand die Schreibweise sehr „kindlich“

Teegarden schrieb:Was ist denn an dem Kleinbuchstaben "s" ungewöhnlich? Ich kenne das als Schreibschrift "s" aus der Grundschule. Ist das regiobal bedingt und schreibt man das kleine "s" in anderen Regionen anders?

Hallo,
ich bin Ex-Deutschlehrer in NRW und habe dort die Grundschule von 1971 bis 1975 besucht.
Ein kleines Schreibschrift-s sieht (sah) bei uns anders aus und seit vielen, vielen Jahren lernen unsere Schüler in NRW in der Grundschule nur noch die Druckschrift.
In welchem Bundesland hast du die Grundschule besucht?

Mrs.Rollins schrieb:Mir ist das auch aufgefallen, ich fand die Schreibweise sehr „kindlich“

Da stechen mir eher die Tattoos ins Auge, die haben einen "kindlichen" Touch.
Wobei ich nicht sagen kann, wie weit die Tätowierkunst vor dem Jahr 1975 war. Da waren Tattoos nicht so gesellschaftsfähig wie heute. Es gab damals bestimmt auch nicht so viele Künstler.

JRoger schrieb:Ich bin Ex-Deutschlehrer in NRW und habe dort die Grundschule von 1971 bis 1975 besucht.
Ein kleines Schreibschrift-s sieht (sah) bei uns anders aus und seit vielen, vielen Jahren lernen unsere Schüler in NRW in der Grundschule nur noch die Druckschrift.
In welchem Bundesland hast du die Grundschule besucht?

Ich bin in Hessen in die Grundschule gegangen, allerdings war meine Grundschulzeit von 1990-1994. Wir haben zu dem Zeitpunkt das kleine "s" noch so geschrieben. Danke für die Information. Ich dachte immer, dass Schreibschrift relativ ähnlich aufgebaut ist.

So sieht die lateinische Ausgangsschrift aus, die ich lernen durfte.

Wikipedia: Datei:Lateinische Ausgangsschrift 1953 plain.svg

Teegarden schrieb:Da stechen mir eher die Tattoos ins Auge, die haben einen "kindlichen" Touch.

Da hast du Recht. Ich nehme aber an, dass die meisten Tätowierungen damals selbst gestochen wurden bzw. von Laien. Tattoostudios mit derart künstlerisch tätigen Artists gab es damals ja eher nicht.

Das Aussehen der Tattoos ist sicher dem Zustand der Leiche geschuldet. Stark abgemagert (auf 13Kg), unkenntlich und mumifiziert. Hier hat wohl der Polizeizeichner versucht möglichst viele Details unterzubringen.

Die Aktenzeichen xy Sendung ist vom 06.08.2014, leider nicht bei youtube zu sehen. Aber die niederländische Doku mit den Hinweisen auf A. Pasternack bzw Nina Hagen (kein Scherz) konnte ich finden

Graf Zonder Naam - S01E03 Deel 1/5 - De duivel uit Duitsland

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Deutsche Untertitel gibts keine, aber beim niederländischen hört man ja immer so in etwa was gemeint is.

Teegarden schrieb:Da stechen mir eher die Tattoos ins Auge, die haben einen "kindlichen" Touch.

Teegarden schrieb:waren Tattoos nicht so gesellschaftsfähig wie heute. Es gab

Wobei ich nicht sagen kann, wie weit die Tätowierkunst vor dem Jahr 1975 war.

Das sind typische Knast Tattoos.
Zu der Zeit um 1975 hatten wirklich nur Knastis und Seeleute Tatto.
Anfang der 80er ging es los, das einige Rockmusiker Tätowierungen hatten, und das hat sich dann über die Rockerszene verbreitet. Allerdings ließen sich die Leute, die sich seinerzeit überlegt als Rebbellion tätowieren ließen , das auch in professionellen Studios machen.
Das war seinerzeit auch schon Teuer, wenn es ordentlich aussehen sollte.
Auch hatten die Tattoo Träger in den 80er meist nur ein oder 2 Tattoos.

Hier, das halte ich eindeutig für Laienarbeit.
Ob das s nun so oder so geschrieben wurde , halte ich für völlig unbedeutend.
Wahrscheinlich ist der Tattoostecher schlichtweg abgerutscht. Es ist ja als Spruch erkennbar.
Typische Tätowierungen aus dem Knast, so wie sie aussehen.

Interessant halte ich die von dem Kommisar gemachten Andeutungen in Richtung der damalige Punk und Hausbesetzterszene.

Es wäre schön, es könnte jemand mal die Informationen aus dem Video zusammenfassen.

Ich verstehe leider kein niederländisch, auch wenn ich so ungefähr mitbekommen habe worum es ging.

In der Doku geht es zunächst um den Fund der Leiche 1982, der Tote lag eingerollt in einen Teppich im Keller des Hauses Achterburgwal 143 unter einem Haufen Unrat. Aufgrund der Waschhinweise in seiner Kleidung geht man davon aus, dass es sich um einen Deutschen handelt (der Schriftzug im Tattoo deutet auch darauf hin).
Beschrieben wird er als männlich, 182 cm groß, zum Zeitpunkt seines Todes 18 - 25 Jahre alt und er lag dort schon etwa 3 Jahre. Haarfarbe, Augenfarbe und Statur sind unbekannt. Diese Angaben weichen von denen im Ursprungspost ab, sie gingen aus der Autopsie hervor. Man hat einen der Zähne aufbewahrt, eine DNS Analyse ergab aber keine Treffer.

Auffällig sind 9 Tattoos am Körper, diese wurden sichtbar gemacht durch das einlegen der Hautpartien in eine alkoholische Lösung. Das ungewöhnlichste ist das mit der Hand, die eine brennende Kerze hält, unterlegt mit dem Schriftzug "Der Teufel soll mein Führer sein".

Mit den Tattoos sind die Investigatoren zu einem Tattoo Spezialisten. Dieser meinte, dass das Teufelstattoo einen Bezug zu den Bokkenrijders, also Bockreitern hätte. Wikipedia: Bockreiter

Er deutet es als Bandentattoo. Unprofessionell gestochen, eventuell im Gefängnis.

Im Internet stießen die Investigatoren auf einen Forumseintrag in dem gefragt wird, was aus dem Mann wurde der sich den Satz "Der Teufel soll meine Führer sein" tättowieren liess, wurde. Die Spur führte zu Andreas Pasternack, der tatsächlich ein solches Tattoo trug und man konnte die Spur bis zu einem Waisenhaus in Dorsten, gleich hinter der deutschen Grenze, zurückverfolgen. Pasternack wurde 1959 geboren und verschwand um 1977, man hatte also einen direkten Hinweis auf die Identität des Toten. Im folgenden wurde Pasternacks Mutter aufgesucht und sie bestätigte alles und gab an, seit 30 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrem Sohn gehabt zu haben, den sie damals zur Adoption freigab. Eine Anfrage bei der deutschen Polizei ergab dann jedoch, das Pasternack immer noch lebt und polizeibekannt wäre.

Ausgestattet mit der Adresse von Pasternack fragt man diesen, ob er sich erklären kann, das es eine Person im selben Alter gibt, die die gleiche Tättowierung hat. Dabei erstellt sich heraus, das Pasternack auch einen Schmetterling und den Kopf der Indianerfrau tättowiert hat. Allerdings heißt es in Pasternacks Tattoo "Der Satan soll mein Führer sein". Satan ist der Spitzname von Pasternack.
Den unbekannten Toten scheint Pasternack nicht zu kennen oder will ihn nicht kennen.

Schaut in diese Doku mal rein, die is in weiten Teilen deutsch, weil in Deutschland "ermittelt" wurde.

Die Story um Nina Hagen is etwas vage, die fasse ich bei Bedarf nachher mal zusammen.

Zwischenzeitlich wird noch auf die Aktenzeichen XY Sendung von 2014 eingegangen, dort wird der Schmuck des Toten gezeigt, darunter eine auffälliger Ring. Ein Zuschauerhinweis besagt, das ein Mann den Ring wieder erkannt habe, es sei eine Einzelanfertigung und er sei ihm seinerzeit gestohlen worden. Das verlief dann aber irgendwie im Sande.

Der Rest der Doku dreht sich um das Graffiti "Ferdi Nina" in einem Herz, welches sich 1982 bei Auffindung der Leiche gleich 4 mal an der Fassade des Hauses Achterburgwal 143 befand. Die Investigatoren gehen hier davon aus, das es sich um Nina Hagen und Ferdi Karmelk handelt. Nina Hagen lebte von 1975 bis in die frühen 80er Jahre in Amsterdam und war mit Ferdi Karmelk liiert, einem niederländischen Gitarristen der 1988 an AIDS verstarb.
Die Investigatoren ermitteln eine Freundin von Nina Hagen, die angibt, es könnte sein, das Hagen in den 70ern in diesem Haus gewohnt habe, sie wisse es aber nicht sicher. Eine schriftliche Anfrage an Nina Hagens Management ergab, das sie keine Verbindung zu der Adresse Achterburgwal 143 oder dem aufgefundenen unbekannten Toten habe. Sie kennen keinen Mann mit solchen Tattoos, außerdem wollte sie in der Dokumentation nicht erwähnt werden.

Ich persönlich vermute, das Pasternack den Toten kennt. Aus der Hausbesetzer/Rocker/Kriminellenszene. Ich denk aber nicht an einen kriminellen Hintergrund, eher an einen Drogenunfall vermutlich ohne das Zutun eines Dritten.
Der Achterburgwal liegt nicht etwa in einem Außenbezirk oder Slum sondern mitten in der Innenstadt, wo all die Touris sind. Irgendwas ist dem Unbekannten dort zugestoßen und er blieb Jahrelang in einem völlig verrümpelten Keller liegen.

Hey, @Ghazghkull ,

vielen Dank für die interessante Zusammeng, war wirklich gut zu lesen.

Ghazghkull schrieb:Ich denk aber nicht an einen kriminellen Hintergrund, eher an einen Drogenunfall vermutlich ohne das Zutun eines Dritten.
Der Achterburgwal liegt nicht etwa in einem Außenbezirk oder Slum sondern mitten in der Innenstadt, wo all die Touris sind.

Aber wer könnte ihn dann warum..

Ghazghkull schrieb:In der Doku geht es zunächst um den Fund der Leiche 1982, der Tote lag eingerollt in einen Teppich im Keller des Hauses Achterburgwal 143

...in einen Teppich gerollt haben?

Ich kenn die Auffindesituation nicht exakt, weiß also nicht, ob er da eingerollt wurde oder selbst in einen alten Teppich gekrochen ist. Ist eher Bauchgefühl als harte Fakten. Ich hab da so ein Bild im Kopf von einem, der ne Menge Pech im Leben hatte und abgemagert und frierend in einem Keller an einer Überdosis gestorben is.

Die Informationen im Netz sind sehr spärlich, quasi nur der Artikel aus dem Eröffnungspost, der fast wortgleich mit dem Artikel aus der BILD is und jede Menge in niederländisch.

Bearbeitungszeit abgelaufen: Der Teppich war mit einem Gartenschlauch umwickelt, also hat ihn ganz gewiss jemand da versteckt.

Ghazghkull schrieb:Der Teppich war mit einem Gartenschlauch umwickelt, also hat ihn ganz gewiss jemand da versteckt.

Danke für die Info.
Das hört sich dann doch entweder nach "Foul Play" an - oder jemand konnte in seiner eigenen Junkie-Höhle keinen Leichnam gebrauchen und wollte den schnell quit werden .

Klingt auf den ersten Blick wie dieser Mordfall in der Berliner Hausbesetzer Szene, wo die Tote auch in einen Teppich gerollt zwischen Gerümpel auf dem Dachboden lag.... Werde evtl mal den Fall raussuchen zum Abgleich.

Edit gefunden :
Ingrid Rogge, Mordfall in der Hausbesetzerszene 1979
Ingrid Rogge 1979.
Auffällig viele Parallelen.


Videodokus existieren 2, wenn ich das richtig verstanden hab? Die auf yt auf niederländisch und xy?

Teegarden schrieb:auf dem Rücken: Eine Hand mit brennender Kerze, dazu der Schriftzug: „Der Teufel soll mein Führer sein!”. An dieser Tätowierung ist die Schreibweise des Buchstabens „s“ ungewöhnlich.

@HennyHow
@Mrs.Rollins

An der Schreibweise des Buchstabens "s" ist in der Tat zweierlei ungewöhnlich:

1) Alle anderen Buchstaben stehen in Druckschrift da, nur das "s" nicht.

2) Wenn schon Schreibschrift, so ist der Anstrich für das "s" ungewöhnlich kurz, nämlich nur ganz oben angesetzt. Soweit mir bekannt, wurde in den Schulen die Schreibweise wie auf der schon von @JRoger angegebenen Wikipedia-Seite gelehrt: Der Anstrich des "s" beginnt auf der Grundlinie.

Es kann daher durchaus sein, daß diese Eigenartigkeit den Tätowierer zu identifizieren hilft, denn es handelt sich um ein ganz individuelles Detail. (Immerhin kommt genau dieses "s" zweimal vor!) Obwohl man nicht sagen kann, wie die Chancen dazu stehen und was man letztlich davon hätte, würde ich jedenfalls nicht von vornherein diese Beobachtung als unbedeutend abtun.