Scarlett (26) beim Wandern im Schwarzwald verschollen
20.07.2021 um 18:17Hier der BZ-Artikel zu dem seit 6 Jahren vermißten Mann. Auf jeden Fall zeigt sich hier, dass so ein Rucksack auch nach Jahren nicht verrottet.
https://www.badische-zeitung.de/langjaehriger-vermisstenfall-moeglicherweise-aufgeklaert?fbclid=IwAR1O3ZRMtOiLyVKD2eTkMOWuUj0jwRAxZtLtqNXSgX3uTxwq1hIXL2jM3nc
Seit 2015 wird ein Mann aus Schallstadt vermisst. Er brach damals zur Beerensuche auf – und kam nie zurück. Nun wurde im Zastlertal bei Oberried ein Skelett gefunden.Quelle:
Forstmitarbeiter haben vor einer Woche in der Nähe der Klusenhütte im Wald rund um das Zastlertal bei Oberried ein Skelett gefunden. Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem Toten um einen seit 2015 vermissten, damals 74-jährigen Mann aus Schallstadt handelt. Er soll vor sechs Jahren zum Beerensammeln aufgebrochen sein – und ist nie zurückgekehrt.
Gefunden haben das Skelett Jens-Uwe Strauch, Forstrevierleiter des Oberrieder Gemeindewalds, und seine Kollegin Sarah Veith. Die beiden waren in der Zeigerhalde im Zastlertal, um Holzerntearbeiten vorzubereiten. "Wir waren schon drei Tage im oberen Bereich unterwegs gewesen und haben uns immer weiter heruntergearbeitet, um durch den Bestand zu gehen und die Bäume für eine Durchforstung zu markieren", sagt Strauch. Plötzlich habe seine Kollegin auf einem Felsen einen Rucksack gesehen.
Vesperbox und ein Eimerchen standen noch da
"Er lag relativ exponiert da, sah aber schon etwas verwittert aus", erzählt Veith. "Das war eine seltsame Kombination. Denn wenn jemand den Rucksack vermisst und gesucht hätte, hätte er ihn ja auch sofort wiedergefunden", sagt Veith. Sie sei näher herangegangen und habe dann auch noch eine intakte Vesperbox und eine Wasserflasche gefunden. Auch Eimerchen und ein Henkeltopf hätten dort gestanden. "Dann habe ich neben den Felsen geschaut und etwas überdeckt von einem anderen Felsen die menschlichen Überreste gesehen", erzählt Veith. Sie und ihrem Kollegen sei gleich klar gewesen, dass es sich um ein menschliches Skelett handeln muss. "Das, was den Menschen ausmacht, war zu sehen. Der Schädel und die Hüfte waren eindeutig erkennbar", sagt Veith. "Wir finden auch öfter tierische Skelette, und in diesem Fall war es auf den ersten Blick klar, dass es sich um einen Menschen handelt", sagt Strauch. Die beiden haben also direkt den Polizeinotruf verständigt und versucht, die Beamten an den Fundort zu leiten.
"Das ist ein absolut steiles Gelände. Man könnte es als kleine Geröllhalde beschreiben, wo Steine liegen bleiben, die oberhalb an den Felsen abbrechen", sagt Strauch. "Eigentlich ein ganz schöner Fleck, mit Moos und Flechten überwachsen, eine Art Lichtung, sieht märchenhaft aus." Der Ort liege sehr abgelegen, "abseits jeglicher Wanderwege und Zugänge, 200 Meter den Hang hoch". Seit anderthalb Jahren sei er im Revier tätig und nun zum ersten Mal an dieser Stelle gewesen, sagt Strauch. "Da kommt normalerweise keiner hin." Die beiden erzählen, wie sie sich an der einen Kilometer Luftlinie entfernten Klusenhütte mit den Beamten getroffen und diese von dort aus zum Fundort des Skeletts begleitet hätten.
Persönliche Dokumente waren im Rucksack
Anhand persönlicher Gegenstände wie der Wasserflasche, gefundener Schuhe und entsprechender Dokumente im Rucksack geht die Polizei davon aus, dass es sich um den vermissten Mann aus Schallstadt handelt. Endgültige Klarheit müsse aber eine forensische Untersuchung bringen. Freiburger Gerichtsmediziner untersuchten derzeit die Knochen. Sie sollen mit Hilfe eines DNA-Abgleichs nicht nur die Identität feststellen, sondern auch Erkenntnisse über die noch ungeklärten Umstände des Todes ermitteln. Augenscheinlich gebe es keine Hinweise auf Fremdeinwirkung, sagt die Polizei. Ein endgültiges Ergebnis werde in den kommenden Wochen erwartet. Dass die Leiche und später das Skelett sechs Jahre unentdeckt bleiben konnten, erklärt sich die Polizei mit dem unwegsamen Gelände. Der Fundort sei ein Felsschacht gewesen, das Gelände zerklüftet, von groben, großen Felsblöcken in Steillage geprägt und nur wenige Meter überschaubar.
Suchtrupps kamen damals ganz in der Nähe vorbei
David Hierholzer von der Bergwacht hatte sich damals an der Suche nach dem Vermissten beteiligt – diese dauerte die ganze Nacht und auch die Folgetage an. "Wir sind damals mit sehr großem Personaleinsatz unterwegs gewesen", erinnert sich Hierholzer. Wie die Polizei damals meldete, waren zeitweise mehr als 100 Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Bergwacht in den Wäldern rund ums Zastlertal unterwegs. Suchhunde von der Rettungshundestaffel des Deutschen Roten Kreuzes und Hubschrauber mit Wärmebildkameras wurden ebenfalls eingesetzt.
Gestartet wurde die Suchaktion am 7. August 2015, dem Tag der Vermisstenanzeige, in den Abendstunden vom Rinkensattel aus. Dieser ist keine halbe Stunde Fußweg entfernt von der Klusenhütte, in deren Nähe jetzt das Skelett gefunden wurde. "An der Hütte sind wir bei der Suche tatsächlich mehrfach vorbeigekommen", sagt Hierholzer, als er vom Fundort erfährt.
Warum konnte man den Vermissten damals nicht finden? Man könne sich das nicht wie im Fernsehen vorstellen, wenn die Suchenden eine Kette bilden und ein Feld durchkämmen, sagt Hierholzer. An den Hängen des Zastlertales sei die Landschaft sehr zerklüftet, es gebe mehrere Felsstufen, von denen man sich habe abseilen müssen, um über die Kanten blicken zu können. "Doch man kann leider nie alles einsehen. Der Mann war ja auf Heidelbeersuche, da zieht es die Menschen eher in verwuchertes Gelände, weil die Beeren dort besser wachsen", sagt Hierholzer, der heute Landesleiter für den Bergrettungsdienst ist. Man habe in dem Gelände auch viel Totholz, was die Suche für die Retter gefährlich mache.
Handyortung brachte keinen Erfolg
"Durch die Tallage ist es auch sehr schwer, eine punktgenaue Ortung eines Handys hinzubekommen", erklärt Hierholzer. Eine Ortung ergab damals zwar, dass sich das Handy des Vermissten in der Funkzelle nördlich des Feldbergs befinde. Diese habe jedoch eine Größe von mehreren Kilometern umfasst, sodass sich daraus kein konkreter Hinweis auf den Aufenthaltsort ableiten ließ, wie die Bergwacht damals mitteilte.
Zwar sei die großangelegte Suchaktion im August nach drei bis vier Tagen beendet worden, doch einige Bergwachtler hätten an den Wochenenden weiter nach dem Mann gesucht, erinnert sich Hierholzer. "Natürlich beschäftigt das einen weiter, und wenn man in dem Gebiet unterwegs ist, macht man sich Gedanken, was aus dem Fall geworden ist", sagt Hierholzer. Ein bis zwei Vermisstensuchen habe man im Schwarzwald pro Monat, schätzt er.
https://www.badische-zeitung.de/langjaehriger-vermisstenfall-moeglicherweise-aufgeklaert?fbclid=IwAR1O3ZRMtOiLyVKD2eTkMOWuUj0jwRAxZtLtqNXSgX3uTxwq1hIXL2jM3nc