Coconut19 schrieb:Von daher kann es also für die Verstorbene wegen Herkunft aus der ehemaligen DDR völlig normal gewesen sein, Kleidung selber zu nähen, oder weil sie früher Schneiderin oder Näherin von Beruf war. Das bietet zumindest auch mal Ansatzpunkte für weitere Ermittlungen in Richtung passende Datensätze aus alten Melderegistern in und um Berlin mit Blick auf ehemalige DDR Bürger abfragen. So viele dürfte es da im Alter von mehr als 80 Jahren nicht geben.
Wäre vielleicht für die Ermittler einen Versuch wert.
Ich glaube, dass die Dame irgendwo in der Nähe des DRK-Westend-Krankenhauses gelebt hat. Dort gibt es sehr viele Häuser aus den 30ern, die noch nicht hochgestylt saniert wurden und in denen noch "Alteingesessene" leben können, weil die Mieten noch tragbar sind. Das Gebiet um das Krankenhaus ist ehr bodenständig und nicht "schickimicki".
Es handelt sich dort um einen Westteil der Stadt. Charlottenburg. Dieser war früher ehr weiter weg von den Grenzübergängen zur DDR. Natürlich kann es sein, dass die Frau in der DDR wohnte und nach Charlottenburg umgezogen ist. Das sei unbenommen. Aber auch in Westberlin waren die Menschen nach dem Krieg arm und schneiderten ihre Kleidung selbst.
Leider, so muss ich sagen, fände ich es gar nicht so seltsam, wenn der Mann mit dem Rollstuhl niemandem direkt aufgefallen wäre denn das ist leider auch Berlin. Nicht nur schrill, verrückt und laut sondern auch irgendwie introvertiert.
Komischerweise schaut man sich in Berlin nicht direkt an. ( Ist jedenfalls meine Meinung und Beobachtung. ) Irgendwie läuft das unter "leben und leben lassen". Keiner möchte einen anderen belästigen. Nur nicht anecken. Nicht anglotzen.
Und, leider muss man das auch sagen, gab es schon sehr unschöne Vorfälle wie "Ey, wat glotzte misch an"... , die in Schlägereien und sonstwas endeten. Sorry, nicht falsch verstehen. Sicher sind die wenigsten so. Ich auch nicht.
:) Aber in Berlin ist man einfach irgendwie reservierter, finde ich. Daher vereinsamen in großen Stadt auch sehr viele Menschen direkt Tür an Tür. Keiner besucht sich. Viele leben so gut wie anonym.
Ich denke, dass die verstorbene Dame in ihrem Rollstuhl auf den ersten Blick als solche nicht zu erkennen war. Man sieht oft sehr alte Menschen in Rollstühlen, die in sich zusammengesackt sitzen und von anderen Personen geschoben werden. Kopf auf die Brust nach vorn. Dann noch der Mundschutz. Und es war dämmerig.
Die bunte Kleidung schockt in Berlin auch keinen. Hier trägt einfach jeder, was er will oder hat. Ob das nach Kleiderspende, selbstgeschneidert oder Theaterfundus aussieht... man sieht es und sieht es auch nicht. Egal. Jeder darf machen, was er möchte. Keiner schaut hinterher oder regt sich auf.
Zudem, ich schrieb es ein paar Seiten zuvor, könnte es sich wirklich um ihre "schicke" Kleidung handeln, die nur für "gut" getragen wurde. Immer geschont. Schon 50 Jahre lang. Und der "Ablieferer" wusste das und machte sie "fein", für den letzten Gang.
Ich bin noch immer der Meinung, dass dieser Fall ehr traurig als kriminell ist allerdings schließe ich einen Rentenversicherungsbetrug nicht aus.
Vielleicht war es nicht der Ehemann sondern der Sohn, der sich mit der Frau die Wohnung teilte? Ein Sohn, der auch auf die 70 zugehen und ehr arm sein dürfte und der nun vor einem Scherbenhaufen steht?
Vielleicht lief bisher alles in ruhigen Bahnen über die Rente der Mutter? Er kümmerte sich um sie. Vermutlich gab es keinen Pflegedienst, denn dieser wüsste, wenn ein Patient die Tür nicht mehr geöffnet hätte und würde es an die Polizei weitermelden. Alles traurig irgendwie...