sooma schrieb am 01.10.2019:Ganz ähnlich, eher heruntergekommener. Waren wilde Zeiten, wie erwähnt, nicht nur in Hamburg. Für mich hängt der Fall in der Erinnerung auch immer mit dem Brandschlag zusammen, der im Sommer desselben Jahres auf die Asylunterkunft dort verübt wurde. Das hatte allerdings gar keinen Bezug zu Iris' Verschwinden und ist damit offtopic.
Diesen Gedanken finde ich interessant. Vielleicht ist es gar nicht soooo offtopic.
Kürzlich hatte ich mal Zeit und Gelegenheit zu einer kleinen Exkursion durch Hamburg-Billbrook.
Ich sah mir also das damalige "Übergangswohnheim" an, auf welches 1980 ein Brandanschlag verübt wurde, bei dem zwei junge vietnamsische Boots-Flüchtlinge starben.
https://www.akweb.de/ak_s/ak597/20.htm (Archiv-Version vom 15.07.2020)Heute befindet sich dort ein schmieriges Hotel (im gleichen noch bestehenden Gebäude):
https://www.holidaycheck.de/hi/plaza-inn-hamburg-moorfleet/7e265e1f-daf0-3b9b-8ea2-88648093bbfcDieser Anschlag ist - meinem Empfinden nach - in Hamburg fast völlig vergessen. Vor Ort gab es mal eine Gedenkplakette, doch leider wurde diese von den Hotel-Betreibern wieder entfernt.
Dann wanderte ich zu Fuß Richtung Flüchtlingsunterkunft Berzeliusstraße. Obwohl im gleichen Stadtteil und auf dem Stadtplan benachbart, war ich circa 30 min. auf tristen Wegen unterwegs. Vorbei an schmucklosen Gewerbe-Gebäuden, arabischen Freiluft-.Autohändlern, und verbarrikadierten Kleingarten-Vereinen.
Wie eine Wohninsel inmitten dieser Ansammlung trifft man dann auf die "Berze". Die alten verwahrlosten Gebäude der Obdachlosen- und Zigeuner-Unterkunft existieren schon lange nicht mehr. Stattdessen stehen dort nun zweigeschossige Fertigbau-Wohnblöcke (wie man sie mittlerweile überall in Deutschland als Behelf-Unterkünfte am Stadtrand findet).
Die Bewohner dort sind völlig abgeschnitten vom gewöhnlichen Hamburger Stadtleben. Ein Bus zur nächsten U-Bahn Billstedt fährt nur alle 20 Minuten.
Was mich verblüffte war, wie charakterlich ähnlich diese beiden Orte - Halskestraße + Berzelius - sind.
Iris' Hinterlassenschaften fand man - wie ich vermute - in einem kleinen Graben direkt gegenüber der Einfahrt von Liebigstraße zur Berzeliusstr. (der heute noch besteht und obwohl es viel geregnet hatte, kein Wasser führte). Es war also sicher kein gutes Versteck. Quasi jeder Ablageort entlang meiner "Wanderstrecke" wäre ähnlich geeignet gewesen.
Dieser gewählte Ablageort ist also sicher nicht beliebig ausgewählt.
Der erste Gedanke wäre, den Täter in der Siedlung zu vermuten - oder zumindest mit starkem Bezug dorthin.
Ich bin mir auch sicher, dass die Polizei das Lager 1980 auf den Kopf gestellt hat um eine Spur oder gar Iris' (Leiche) zu finden (obwohl im Abendblatt nur über das Absuchen der Gräben berichtet wurde...)
Doch diese blieb unauffindbar - muss also aufwendig versteckt worden sein.
Diese scheinbar achtlose Ablage der Utensilien steht also im deutlichen Widerspruch zu dem peniblen Entsorgen der Leiche.
Ich glaube deswegen nicht an einen Täter mit Bezug zur Berzeliusstraße. Er hätte im Vergleich zum "Verschwindenlassen Iris'" zu einfältig gehandelt und nur den Verdacht auf sich selbst gelenkt.
Ich halte es also für wahrscheinlich, dass jemand hier eine falsche manipulierte Spur legen wollte, um die Tat den "üblichen Verdächtigen" zuzuschieben.
Aufgrund der regionalen und zeitlichen Nähe zum rechtsradikalen Anschlag Halskestraße halte ich es für berechtigt hier Vergleiche anzustellen und nach Gemeinsamkeiten zu suchen.
Ich denke also darüber nach, ob nicht Iris aufgrund ihres Aussehens oder auch als Sintezza (was ich vermute) in den Fokus des oder der Täter geraten sein könnte.
Die "Deutschen Aktionsgruppen" verübten übrigens im April 1980 noch einen weiteren Anschlag im Stadtteil - auf die Schule Bullenhuser Damm, in der sich eine Ausstellung über die dort verübten Morde an Kindern im Nationalsozialismus befand.
Wikipedia: Deutsche AktionsgruppenWikipedia: Bullenhuser DammOriginal anzeigen (0,2 MB)