FbH schrieb:Selbst wenn er den Satz gesagt hätte.
Stellt euch doch mal vor ihr seid unschuldig, aber ihr sitzt in U-Haft weil man euch den Mord an der 15jährigen Schwester eurer Frau vor wirft. Ihr könnt eure Familie nicht sehen. Euer kleines Kind. Von einem auf den anderen Tag ist alles weg und du sitzt eingesperrt auf 12qm. Dauernd werden euch die gleichen schwachsinnigen Fragen gestellt, während ihr genau wisst, dass ihr unschuldig seid und kostbare Zeit verschenkt wird. Glaubt ihr nicht dass man an irgend einem Punkt mal so etwas antwortet wie : "Ihr habt ja nichtmal ne Leiche. Was wollt ihr mir überhaupt?"
Nein, nein. Das ist Schönrederei.
Genau an diesen Punkt kommt man m.E. in diesem speziellen Fall nicht.
Bitte gehe die Varianten gedanklich durch:
a) An den Punkt kommt ein
Unschuldiger evtl, FALLS einem die Vermisste egal ist, man ziemlich abgebrüht ist. In so einem Fall "rotzt" man den Ermittlern evtl so einen schnippisch-frechen Satz hin, schweigt kalt weiter, und legt sich dann wieder in der Zelle schlafen. (In dem Fall würde man - vom Charakter her - von Bekannten übrigens als "kaltschnäuzig" oder "frech" beschrieben werden, statt als herzensgut und sensibel.)
b) FALLS es aber ein "herzensguter", sensibler
unschuldiger Schwager ist, der "wie ein großer Bruder" für das Mädel war (vgl. Presseberichte), dann müsste ihm folgerichtig viel daran liegen, dass das Mädel (lebend!) wieder auftaucht. Die Zeit drängt. Man hat dann doch nicht erstrangig Wut, dass man sein kleines Kind ein paar Tage lang nicht sieht, sondern das steht hinten an. Erstrangig müsste man (psychologisch folgerichtig jedenfalls) Panik haben, dass die Polizei einer falschen Fährte folgt und das Mädel dadurch nie findet. Die Angst vor einer Strafe bzgl Drogen müsste kleiner sein, als die Panik, dass er als "herzensguter Schwager" durch sein Schweigen mitschuldig (!) wird, wenn die 15jährige nie wieder auftaucht. - Man würde aussagen weil es das geringere Übel wäre. Als unschuldiger Tatverdächtiger weiß man doch nicht, ob sie nicht von einem Pädophilen o.ä. gefangengehalten wird. Man muss doch schiere Panik haben, dass die Familie einen das Schweigen noch 50 Jahre lang vorwirft, weil man am Tod des Mädels mitschuld (durch Schweigen) ist.
c) Hingegen als
schuldiger TV weiß man, wenn sie tot ist. Dann hat man die Ruhe weg. Unabänderliche Tat. Man will sogar Ruhe und "nicht reden müssen", weil man erstmal selber innerlich etwas ordnen muss, und auch Kraft für eine gewisse Show braucht.
Mir ist etwas Interessantes aufgefallen, ein Wandel:
In den letzten Tagen gelangte ein Satz des Vaters in die Presse, der Schwiegersohn möge "doch endlich aussagen".
Ich habe nun eine gewisse Hoffnung, dass der Vater umschwenkt. Dass er nach diesem ersten großen Schock, - und nach den typischen Verleugnungs-Gedanken namens "es kann nicht sein, was nicht sein darf" (Selbstschutz der Psyche vor seelischer Überlastung ist das) - wieder Kraft gefunden hat klarer zu denken, und das ätzende Schweigen seines Schwiegersohnes gedanklich klarer zu analysieren.