Mord an Peter von U. (Laberweinting)
16.05.2020 um 14:15
Mit der Notwehr-Story habe ich Probleme.
Eine gebildete Frau wie sie findet Mittel und Wege, dem Partner aus dem Wege zu gehen. Sie hätte sich ein Hotelzimmer nehmen können, bei Freunden um Hilfe bitten oder bei einer ihrer Töchter vorübergehend wohnen können oder, oder... .
Stattdessen konfrontiert sie ihren "Peiniger" mit der Garotte. Provokation. Das Geschirrtuch im Mund des Opfers spricht eine eindeutige Sprache. Auch wenn sie den Kanal voll hatte, es hätte Alternativen gegeben,
So sehe ich es.
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Mord an Peter von U. (Laberweinting)
16.05.2020 um 16:07
Ich denke nach wie vor, sie ist in eine psychische Abhängigkeit gerutscht. Da sieht man nicht mehr klar und mögliche Alternativen gelten mit zunehmender Erschöpfung dann auch nicht mehr. Man kommt aus der Geschichte einfach nicht raus, ist einfach nicht fähig für einen Auszug o.ä.
Ich glaube auch nach wie vor, dass es sich um Notwehr handelte, Notwehr gegen diese Abhängigkeit, gegen diese mehr als ungute Beziehung. Irgendwann ist ein solcher Mensch an dem Punkt: er oder ich.
Außerdem hört das Theater nicht auf mit einer Trennung oder Scheidung. Sollte der Mann auch nur annähernd so gewesen sein wie beschrieben, wäre es typisch gewesen, ihr das Leben jahrelang zur Hölle zu machen oder sie auch irgendwann anzugreifen.
Irgendwann wird sie nicht mehr einen Menschen in ihm gesehen haben, sondern einfach nur eine Lebensgefahr.
Ihr früheres Leben war schon zerstört. Ihre Lebensfreude, ihre Gutgläubigkeit und Selbstbewusstsein sowieso.
Der Suchverlauf im Internet spiegelt meiner Meinung nach diese Verwirrung wider. Hass und immer noch Hoffnung, diesen Mann wieder für sich zu gewinnen. Das bedeutet, sie hatte noch längst nicht abgeschlossen, nicht wirklich. Sie war noch immer in dieser Abhängigkeit.
Wahrscheinlich fehlte nicht mehr viel und sie hätte sich selbst etwas angetan, in ihren Augen von ihm dazu getrieben.
Er oder sie?
Es galt sich selbst zu retten.
Daher auch die Euphorie nach der Tat, diesen Kampf gewonnen zu haben.
In meinen Augen bedeutete der Anfang dieser Beziehung für sie das Ende für ein normales, zufriedenes, selbst bestimmtes Leben.
ER wusste ganz genau, dass sie das Haus im wesentlichen mit all den Renovierungskosten finanziert hatte. Warum also blieb er? ER wusste, dass sie litt und hätte die Beziehung beenden können, zumal die Trennung bereits im Haus längst ganz klar war. ER hätte anständigerweise ausziehen müssen, aber mit jedem weiteren Tag hat er alles in die Länge gezogen. Es wird dazu den üblichen Psychoterror gegeben haben. Gewalt. Drohungen. Beschimpfungen. Sie hat das sehr eindringlich mit den in den Mund gestopften Tüchern dargestellt.
Gab es diesen "Garotten-Kampf" ? Vielleicht ja, vielleicht nein.
Dieser Mann kannte seine Frau, er spielte offenbar ein böses Spiel mit ihr und hat die Situation letztlich falsch zu seinen Ungunsten eingeschätzt.
Er wurde dann zum Opfer.
Man sieht hier viel Unverständnis gegenüber der Situation an sich. Sie hätte ja ausziehen können, gehen können, usw.
Ich finde, es sollte viel mehr aufgeklärt werden über Abhängigkeitsbeziehungen, Manipulation, Ausbeuterei, psychische Grausamkeit. Die Hilfsangebote dazu stecken noch in den Kinderschuhen. Es sollte auch mehr als bisher geahndet werden, wenn jemand einen anderen demütigt, ausnutzt und quält, bis dieser nicht mehr klar denken kann.
Insgesamt sollte eine höhere Sensibilisierung dieser Problematik gegenüber in der Gesellschaft stattfinden. Dem einen klare Grenzen setzen, dem anderen helfen, aus der Abhängigkeit rauszukommen. Damit kann man auch solche Taten verhindern. Peter von U. könnte meiner Überzeugung nach noch leben, wären wir gesellschaftlich/juristisch in diesem Punkt besser aufgestellt, sensibler, verständiger, Grautöne sehender. Am besten sollte sowas schon in der Schule gelehrt werden.
Cheryl von U. ist meiner Überzeugung nach keine skrupellose, materiell fixierte Mörderin. Sie wird sich selbst am schwersten dafür verurteilen, dass sie überhaupt gemordet hat. Die Euphorie ist längst verpufft, sie ist nun in Sicherheit, der gesunde Blickwinkel setzt ein. Mit dem eigenen Vorwurf muss sie leben und die Gefängnisstrafe wird da das kleinere Übel sein.
LG
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Mord an Peter von U. (Laberweinting)
17.05.2020 um 12:10
Psychische Ausnahmezustände aus was für Gründen auch immer, haben nichts mit dem Bildungsstand zu tun. Emotionales Aufgebrachtsein, Verzweiflung, Hassliebe etc. auch nicht.
Wie hier schon geschrieben wurde, traf das ja auch aif den Getöteten zu. Ich habe oft davon gehört und erlebt, dass sich ein Mensch nach der Diagnose Krebs seelisch verändert. Der eine mehr, der andere weniger. Ich denke, das wundert niemanden. Aber dass sich ein Mensch nur aus diesem Grund extrem um 180 Grad dreht, das glaube ich nicht. Wenn Frau von U. das so behauptet, war sie bis dahin wohl eher blind und oberflächlich ihm gegenüber. Denke ich. Evtl. hatte sie kein oder wenig Einfühlungsvermögen seinem Kranksein gegenüber und das brachte ihn wiederum zum verzweifelt sein und ausrasten. Und so wurde die Beziehung immer giftiger. Jedenfalls könnte es auch so gewesen sein: er das "seelische Opfer" auch schon zu Lebzeiten.
Wie man so schön sagt, erst in der Not erkennt man, wer wirklich Freund ist.
Alle Leute die im Prozess als Zeugen oder sonstwer aussagen, kennen nur den äußeren Schein von Frau und Herrn von U. Niemand wird je die Wahrheit erfahren.
Auch wenn Frau von U. diejenige gewesen wäre, die unter ihm litt, eine Tötung ist nicht zu entschuldigen.
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