falstaff schrieb:wie es zu erklären ist, dass die Jungs einfach in diese eine Richtung weitergegangen sind, der Räumspur folgend. Im Nachhinein hat sich das natürlich als Todesmarsch herausgestellt. Die Frage ist allerdings, ob die Entscheidung zu dem Zeitpunkt und unter den gegebenen Umständen wirklich so unerklärbar suboptimal war, wie einige von uns (ich eingeschlossen) bisher gedacht haben.
falstaff schrieb:Nachdem sie weiter oben die Räumspur gefunden hatten durften sie hingegen darauf hoffen, auf diesem Wege zu einem Ziel zu gelangen für das sich der Aufwand des Schneeräumens lohnte. Es ist durchaus legitim anzunehmen, dass sich an einem solchen Ziel Menschen befinden würden. Dass der Weg so weit wäre und das Ziel so "unattraktiv" konnten sie nicht wissen und davon mussten sie auch nicht ausgehen. Es ist also durchaus nachvollziehbar, dass sie in die Richtung gegangen sind.
@falstaffIch bin sehr viel in der Natur, wandere viel. Ich kenne solche Harvester-Spuren, die im Wald auf einer gerodeten Lichtung enden. Da steht dann noch nicht mal ein Bauwagen.
Ich erinnere mich, dass ich im Schwarzwald einmal aus Neugierde einer sehr breiten, tiefen Räumspur gefolgt bin. Am Ziel war dann gar nichts. Nur noch abgehackte Baumstümpfe.
Wer Wald kennt, weiss, dass dort Baumfäll-Arbeiten stattfinden.
Ich würde so einer Spur in der Not nicht so hoffnungsfroh folgen. Man weiss nicht, wie lang sie ist und nicht, was sich am Ende befindet. Vielleicht wortwörtlich nichts.
falstaff schrieb:Wenn man aber ein Ziel vor den inneren Augen hat (auch wenn es nur ein vermutetes Ziel ist) ist es wiederum logisch davon auszugehen, dass einen jeder Schritt in Richtung dieses Zieles dem Ziel näherbringt.
Diesen Satz sollte man einrahmen. Sehr wahr!
Und das ist von unserem Schöpfer (oder der Evolution) auch nicht schlecht programmiert worden.
Hoffnung mobilisiert Reserven, an die wir sonst nicht rankämen.
Ich glaube wirklich, dass das Anfeuern von Leistungssportlern vor dem Ziel etwas bringt.
Du holst den Weltrekord! Weiter!
Gib nicht auf, du Sau!Sich einreden: da kommt gleich das Ziel! Menschen, Rettung, warme Räume....
könnte den Jungs Kräfte verliehen haben. Vielleicht hat einer, der mental besonders stark war, die Anderen zum Durchhalten befeuert? (Sind wir wieder bei der Gruppendynamik.)
falstaff schrieb:Ich halte den Marsch in Richtung der Hütte mittlerweile nicht mehr für so dumm, wie ich bisher dachte. Unter den gegebenen Umständen - und dazu gehört auch der Erwartungshorizont und der situative Kenntnisstand der Gruppe - ist es nachvollziehbar, dass sie der Spur immer weiter folgten. Und zwar ohne dass man geistige Schwächen zur Erklärung heranziehen müsste.
Ich habe oben gesagt, ich würde so einer Spur im Wald nicht folgen. Ich würde zurück zum Auto gehen. Die Chance, dass dort ein anderes Auto vorbeikommt, (immerhin Straße), ist ja gegeben.
Wenn ich alleine wäre, würde ich zum Auto zurückgehen.
Aber wie ist es, wenn in der Gruppe eine Panikstimmung herrscht?
Aufgeregt waren sie sicher. Sie standen unter Druck. Wollten unbedingt am nächsten Tag ihr Spiel machen.
Und wenn dann der Leader die Marschrichtung vorgibt: Die Räumspur entlang! Dort oben finden wir....
Ließe ich mich unter den Umständen auch verleiten, mitzugehen?
Nach längerer Überlegung: Nein.
Aber ich kann mir schon vorstellen, dass sie dort langgingen.
Ein ganz wichtiger Aspekt, gerade bei dieser Gruppe, in der die Einzelnen die Anderen brauchten. Sie waren ja mehr oder weniger unselbständig:
Die Gruppe bot ihnen Schutz.
Sie waren aufgeregt, verunsichert, ängstlich, sie froren. (Das Laufen wärmt erst mal. Im Wald ist kein kalter Wind).
Da ist doch sehr gut nachvollziehbar, dass sie zusammen blieben.