Jairo schrieb am 04.07.2020:Mich hat nur gewundert das die Mutter immer wieder von einer über 3 Stündigen Wanderung spricht dorthin zu kommen "Gloria hasste lange Wanderungen"
Das ist nicht falsch, wenn man davon ausgeht dass sie in Lustenau los marschiert ist. Es ist aber eher unwahrscheinlich, dass jemand der bei Dornbirn in den Bergen spazieren bzw. wandern gehen möchte, die Strecke von Lustenau nach Dornbirn zu Fuß zurücklegt. Das Gloria lange Wanderungen hasste, spricht ebenfalls dagegen.
Das Aussagen der Polizei oder der Eltern von der Presse ungeprüft und unkommentiert übernommen werden, wundert mich auch sehr, war in der Berichterstattung über diesen Fall aber bisher leider so üblich. Wobei man dazu sagen muss, dass sich die Medien bisher nicht sehr intensiv mit diesem Fall beschäftigt haben. Man möge mich korrigieren wenn ich etwas falsches sage, aber Gloria wurde vor 28 Monaten als vermisst gemeldet, und in all dieser Zeit wurde von Journalisten bisher nur fünf mal mit den Angehörigen bzw. den Behörden gesprochen, die entsprechenden Artikel sind alle im Thread verlinkt.
Das erste mal kurz nach dem Verschwinden, ein Interview mit dem Vater wurde in den lokalen Zeitungen von Russmedia und auf deren Nachrichtenportal Vorarlberg Online (vol.at) veröffentlicht. Das zweite mal, als es im November 2018 die Suchaktion gab, nachdem die Ergebnisse der Gerichtsmedizin Innsbruck vorlagen. Mitte Dezember erschien noch einmal ein Artikel von Russmedia auf vol.at, es wird aber nur darüber berichtet, dass die Polizei nicht wirklich weiß was passiert ist, das war das dritte mal, dass mit der Polizei gesprochen wurde. Ende Dezember wurden die Ermittlungen von Seiten der Staatsanwaltschaft ruhend gestellt, veröffentlicht wurde dies aber erst Ende März 2019, es erschienen Artikel auf orf.at und vol.at. Warum erst Ende März bekannt wurde, dass die Ermittlungen bereits seit Ende Dezember 2018 nicht weitergeführt werden, ist unklar. Haben Journalisten vom ORF oder von Russmedia bei der Staatsanwaltschaft in Feldkirch nachgefragt, oder hat die Staatsanwaltschaft die Presse informiert? Ich vermute der ORF hat nachgefragt, und Russmedia hat dies dann aufgegriffen, und noch einmal mit der Mutter und der Polizei gesprochen, das wäre Interview Nummer drei mit einem Elternteil. Laut dem damals auf vol.at veröffentlichten Artikel behauptete die Polizei damals, dass für das Frühjahr eine weitere Suchaktion geplant war, obwohl die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft bereits Ende Dezember eingestellt wurden. Und das war es dann auch mit der lokalen Berichterstattung. Von der angekündigten Suchaktion hörte man nie wieder, deshalb vermut ich dass sie nicht durchgeführt wurde.
Anfang April 2020 erschien dann das bisher letzte Interview mit der Mutter, veröffentlicht von Martina Prewein in der Krone. Martina Prewein ist eine Kriminalreporterin, erst arbeitete sie für den Kurier, dann für News, und seit ein paar Jahren für die Krone. Die Krone ist Österreichs auflagenstärkste Tageszeitung, und vom Niveau her am ehesten mit der Bild vergleichbar. Anders als im Rest von Österreich wird die Krone in Vorarlberg allerdings kaum gelesen, hier wird der Zeitungsmarkt komplett von Russmedia dominiert, einem lokalen Medienunternehmen, das neben anderen Geschäftsfeldern auch mehrere Lokalzeitungen herausgibt und die online Plattform vol.at betreibt.
Martina Prewein sprach also mit der Mutter, vermutlich auch mit der Polizei und mit Christian Mader, Beamter im Bundeskriminalamt und Vorsitzender des von ihm gegründeten Vereins "Österreich findet Euch", der Angehörige von Vermissten unterstützt. Das Interview mit der Mutter erschien bereits Anfang April in der Krone, vor Kurzem erschien auch ein Artikel im Magazin "Krone Verbrechen", das neben dem bereits veröffentlichten Interview mit der Mutter auch Aussagen von Christian Mader enthält. Zusätzlich gibt es noch den Podcast "Krone Verbrechen", in dem Fälle besprochen werden, über die im Magazin geschrieben wurde. Ich bin mir ziemlich sicher, dass es irgendwann von der Krone auch eine Podcastfolge über Gloria geben wird. Ich bezweifle aber, dass man dort etwas neues oder erhellendes erfahren wird.
Es ist für mich unverständlich, warum über diesen Fall bisher so wenig berichtet wurde. Die Journalisten, die sich bisher mit dem Fall beschäftigt haben, recherchierten offenbar nur sehr oberflächlich. Dass es von der der nächstgelegenen Bushaltestelle bis zur Spätenbachalpe eigentlich nur ein relativ kurzer Spaziergang ist, fiel ihnen bisher jedenfalls nicht auf. Die Interviews und Artikel, die von Russmedia bzw. der Krone veröffentlicht wurden, widersprechen sich zum Teil gegenseitig, enthalten Aussagen die offenbar nicht nachgeprüft wurden oder nicht nachgeprüft werden konnten, und werfen meiner Meinung nach mehr Fragen auf als sie beantworten. Dies ist in keinster Weise ein Vorwurf gegenüber den Eltern, sondern liegt an den Journalisten, welche die Interviews führten und die Artikel veröffentlichten.