Auf der Seite der Tagesschau wird über die Doku berichtet. Erstmals hat sich einer der damals diensthabenden Polizisten vor einer Kamera geäußert. Die m.E. wesentlichen Inhalte des Berichtes/der Aussagen:
"Das war schon keine einfache Situation für die Beamten, weil von den weit über 100 Beamten, die im Polizeirevier sind, hatten 99 Prozent eigentlich mit dem Fall Jalloh nichts zu tun.
Quelle:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.htmlFinde diese Sichtweise eines dort tätigen genauso nachvollziehbar, wie der verschärfte öffentliche Blick auf das gesamte Polizeirevier. Schließlich kam Jalloh dort zu Tode und es ist m.E. unter Beachtung der Unschuldsvermutung schon möglich, zu hinterfragen, ob und ggf. was dort an strafbarem geschah, wer davon wusste/wissen konnte und wie der Kollegenkreis ggf. damit umgegangen ist.
Für Schulz steht fest: Jalloh hat sich trotz Fesselung mit einem Feuerzeug selbst angezündet. [...] Doch zahlreiche Ungereimtheiten, Brandrekonstruktionen und rechtsmedizinische Befunde ziehen das in Zweifel.
Quelle:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.htmlUmso beachtenswerter finde ich es, dass sich dieser Polizist (auch, wenn er inzwischen pensioniert ist) mit dieser Haltung öffentlich macht.
Woher kam das Feuerzeug? Schulz glaubt, dass es von einem Polizisten stammt, der Oury Jalloh in der Zelle kontrolliert hat: "Bei der Kontrolle der Zelle beugt man sich ja automatisch immer nach vorne. Da muss es ihm aus der Brusttasche gefallen sein."
[...]
Erst sieben Jahre später wird das Feuerzeug im Rahmen des zweiten Prozesses am Landgericht Magdeburg untersucht. Dabei werden keine Übereinstimmungen zwischen den Fasern auf dem Feuerzeug und den Vergleichsfasern aus der Zelle gefunden. Die Anwälte der Nebenklage gehen deshalb davon aus, dass nie ein Feuerzeug in der Zelle gewesen sei.
Quelle:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.htmlMir scheint es etwas anzweifelbar, ob nach so langer Zeit und durch eine deratige Untersuchung hinreichend sicher festgestellt werden kann, ob dieses Feuerzeug damals in der Zelle war. Zu wohl theoretisch möglichen anderen Feuerzeugen ist so wohl auch keine Feststellung zulässig.
Seitdem steht der Verdacht im Raum, dass Oury Jalloh durch die Polizisten, die ihn ins Revier brachten, verprügelt wurde. Der Polizeibeamte, Hanno Schulz, nimmt seine Kollegen in Schutz: "Das kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass das beides zwei ganz ruhige, zurückhaltende Vertreter waren." Er verweist auf die Zeugenaussagen der Beamten, wonach Oury Jalloh bei seiner Durchsuchung mit dem Kopf auf den Tisch geschlagen und sich dabei selbst verletzt haben soll.
Quelle:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.htmlLeider verhält sich der Artikel nicht dazu, ob die festgestellte Verletzung sicher einer der ebiden im Raum stehenden / möglichen Ursachen (Prügel vs. Tischplatte) zugeordnet werden kann.
Das mit eigenen Erfahrungen/Eindrücken begründete Vertrauen in die Redlichkeit der unmittelbarer beteiligten Kollegen erscheint mir erst einmal eher glaubhaft.
Denn in verschiedenen Brandversuchen wurde das Feuer nachgestellt und festgestellt, dass sich ein solcher Brand ohne Zuhilfenahme von Brandbeschleuniger nicht habe entwickeln können.
Hanno Schulz weißt diese Mord-Vorwürfe als Verschwörungstheorien zurück. Für ihn haben die ermittelnden Kollegen nichts unversucht gelassen: "Wenn nicht wirklich einer die goldbringende Idee hat, was jetzt die Sache lösen noch könnte, muss irgendwann auch mal Schluss sein."
Quelle:
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.htmlHier ändert sich mein Bild des Ruhestands-Polizisten aus dem Beitrag. Es wird nämlich nicht klar, wie er inhaltlich gegen das Ergebnis der Versuche argumentiert. Sprich hält er die Versuchsergebnisse für falsch und wie begründet er das? Oder kann er darlegen, warum er es andernfalls für möglich hält, dass Jalloh selber die Brandbeschleuniger einsetzte (und schon bei der Verhaftung bei sich hatte oder woher sonst er die hatte).
Das bloße zurückweisen der Mord-Vorwürfe als Verschwörungstheorie überzeugt mich gerade bei jemanden nicht, der berufsbedingt doch wohl, nunja, tatsachentreu, argumentieren und entscheiden sollte.