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Der Fall Oury Jalloh

550 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Tod, Ungeklärt, Verbrannt ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall Oury Jalloh

05.11.2021 um 12:21
Sehe ich genau wie du @abbeline.

Mir dreht sich bei den Fällen/dem Gesamtfalll alles um. Weil man bei einer Polizeiwache einfach drauf vertraut und auch vertrauen darf, dass die einem helfen, wenn man Hilfe benötigt.
Ich möchte nicht, dass die beiden anderen nicht mehr beachtet werden.


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Der Fall Oury Jalloh

05.11.2021 um 16:47
Das Polizeiversagen von Yangjie Li durch besagte Polizeidienststelle sollte ebenfalls erwähnt werden

Wikipedia: Mordfall Li Yangjie


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Der Fall Oury Jalloh

17.11.2021 um 03:07
@angellost
Sonderlich vertrauenswürdig scheint es jedenfalls für mich auf der Wache nicht immer zugegangen zu sein.


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Der Fall Oury Jalloh

20.11.2021 um 22:10
Yangjie Li war ja nicht mal Polizeiversagen, sondern Vorsatz. An das schreckliche Geschehen kann ich immer gar nicht denken. Da habe ich vor Mitgefühl geheult. Die Eltern tun mir so leid. Es ist gemein und selbstsüchtig, sie müssen auch damit zurangekommen- aber das, so wünschte ich, würde ich am liebsten vergessen können, weil es mich vor Mitgefühl fertigmacht.

Übrigens, das hier war einfach 'nur' ein ganz widerliches Verbrechen und nicht irgendwie polizeiinvolviert, aber: De Grupoenvergewaltigung an der armen 56 jährigen Frau, die auch noch eine frisch operierte Hüfte hatte, Pfandflaschen sammeln musste trotz Arbeit, um zusammen mit ihrem Mann über die Runden zu komnen, und von einer ekelhaften Horde Glücksritter, die sich, sozusagen, von den Steuern der armen Frau einen Kasten Bier gekauft hatten, sich auf einem Schulhof zus.ffen und ihr großmütig das Leergut 'zusagten', um sie so anzulocken, und die sie, auch mit einer abgebrochenen Flasche, 'dabei' so misshandelten, dass sie für einige Tage stationär ins Krankenhaus musste und seitdem nicht mehr arbeitsfähig ist, geschah auch in Dessau-Rosslau.
Andererseits heißt es aber nie, dor5t sei es extrem gefährlich, oder? Mir fiel es nur atuf, dass es wieder der Ort war.


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Der Fall Oury Jalloh

28.11.2024 um 00:41
Die Sendereihe "ARD Crime Time" hat sich in einer neuen Ausgabe von nicht weniger als sechs Teilen des Falles Oury Jalloh angenommen und herausgekommen ist eine regelrechte Chronik der Ereignisse, Widersprüche, offener Fragen und Skandale die einen einfach nur fassungslos machen!

Oury Jalloh hat nur noch wenige Stunden zu leben, als er in Dessau in Polizeigewahrsam kommt. Warum wurde er mit aufs Revier genommen? Was passierte in der Nacht und am Vormittag des 7. Januar 2005?

Seit fast 20 Jahren sorgt der Tod des Mannes aus Sierra Leone für Entsetzen und anhaltende Diskussionen. Nun wirft die sechsteilige Serie einen tiefgehenden Blick auf die Ereignisse dieses Falls und stellt die drängende Frage: Kann es sein, dass Oury Jalloh von Polizisten getötet wurde? Oder hatte er das Feuer selbst gelegt?
Dieser Film wurde im Jahr 2024 produziert. Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.

https://www.ardmediathek.de/video/ard-crime-time/warum-verbrannte-oury-jalloh-folge-1-letzte-stunden-s36-e01/wdr/Y3JpZDovL3dkci5kZS9CZWl0cmFnLXNvcGhvcmEtOWU2YTA4MmYtZGE1Ny00Y2U5LWExZTktNjFmMmNkOTdhZDM0

Der Fall ist ein Paradebeispiel dafür wie schwer es sich der Staat macht eine potenzielle Straftat aufzuklären wenn seine eigenen Protagonisten darin involviert sind – Harry Wörz lässt grüßen! Es ist überaus beschämend und eine Schande sondergleichen das man – aus welchen Motiven auch immer – offenbar schlicht nicht gewillt ist Gerechtigkeit walten zu lassen. Stattdessen macht man einfach den Aktendeckel zu und steckt den Kopf in den Sand in der Überzeugung dass sich das Problem somit schon irgendwie von selbst auflösen wird. Doch weit gefehlt denn solange der Tod von Oury Jalloh nicht vollständig aufgeklärt ist kann und wird es keinen Rechtsfrieden geben welcher die berechtigte Kritik am Ende verstummen lässt!


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Der Fall Oury Jalloh

01.12.2024 um 21:05
Auf der Seite der Tagesschau wird über die Doku berichtet. Erstmals hat sich einer der damals diensthabenden Polizisten vor einer Kamera geäußert. Die m.E. wesentlichen Inhalte des Berichtes/der Aussagen:
"Das war schon keine einfache Situation für die Beamten, weil von den weit über 100 Beamten, die im Polizeirevier sind, hatten 99 Prozent eigentlich mit dem Fall Jalloh nichts zu tun.
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.html

Finde diese Sichtweise eines dort tätigen genauso nachvollziehbar, wie der verschärfte öffentliche Blick auf das gesamte Polizeirevier. Schließlich kam Jalloh dort zu Tode und es ist m.E. unter Beachtung der Unschuldsvermutung schon möglich, zu hinterfragen, ob und ggf. was dort an strafbarem geschah, wer davon wusste/wissen konnte und wie der Kollegenkreis ggf. damit umgegangen ist.
Für Schulz steht fest: Jalloh hat sich trotz Fesselung mit einem Feuerzeug selbst angezündet. [...] Doch zahlreiche Ungereimtheiten, Brandrekonstruktionen und rechtsmedizinische Befunde ziehen das in Zweifel.
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.html

Umso beachtenswerter finde ich es, dass sich dieser Polizist (auch, wenn er inzwischen pensioniert ist) mit dieser Haltung öffentlich macht.
Woher kam das Feuerzeug? Schulz glaubt, dass es von einem Polizisten stammt, der Oury Jalloh in der Zelle kontrolliert hat: "Bei der Kontrolle der Zelle beugt man sich ja automatisch immer nach vorne. Da muss es ihm aus der Brusttasche gefallen sein."
[...]
Erst sieben Jahre später wird das Feuerzeug im Rahmen des zweiten Prozesses am Landgericht Magdeburg untersucht. Dabei werden keine Übereinstimmungen zwischen den Fasern auf dem Feuerzeug und den Vergleichsfasern aus der Zelle gefunden. Die Anwälte der Nebenklage gehen deshalb davon aus, dass nie ein Feuerzeug in der Zelle gewesen sei.
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.html

Mir scheint es etwas anzweifelbar, ob nach so langer Zeit und durch eine deratige Untersuchung hinreichend sicher festgestellt werden kann, ob dieses Feuerzeug damals in der Zelle war. Zu wohl theoretisch möglichen anderen Feuerzeugen ist so wohl auch keine Feststellung zulässig.
Seitdem steht der Verdacht im Raum, dass Oury Jalloh durch die Polizisten, die ihn ins Revier brachten, verprügelt wurde. Der Polizeibeamte, Hanno Schulz, nimmt seine Kollegen in Schutz: "Das kann ich ruhigen Gewissens behaupten, dass das beides zwei ganz ruhige, zurückhaltende Vertreter waren." Er verweist auf die Zeugenaussagen der Beamten, wonach Oury Jalloh bei seiner Durchsuchung mit dem Kopf auf den Tisch geschlagen und sich dabei selbst verletzt haben soll.
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.html

Leider verhält sich der Artikel nicht dazu, ob die festgestellte Verletzung sicher einer der ebiden im Raum stehenden / möglichen Ursachen (Prügel vs. Tischplatte) zugeordnet werden kann.
Das mit eigenen Erfahrungen/Eindrücken begründete Vertrauen in die Redlichkeit der unmittelbarer beteiligten Kollegen erscheint mir erst einmal eher glaubhaft.
Denn in verschiedenen Brandversuchen wurde das Feuer nachgestellt und festgestellt, dass sich ein solcher Brand ohne Zuhilfenahme von Brandbeschleuniger nicht habe entwickeln können.

Hanno Schulz weißt diese Mord-Vorwürfe als Verschwörungstheorien zurück. Für ihn haben die ermittelnden Kollegen nichts unversucht gelassen: "Wenn nicht wirklich einer die goldbringende Idee hat, was jetzt die Sache lösen noch könnte, muss irgendwann auch mal Schluss sein."
Quelle: https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/oury-jalloh-aufarbeitung-100.html

Hier ändert sich mein Bild des Ruhestands-Polizisten aus dem Beitrag. Es wird nämlich nicht klar, wie er inhaltlich gegen das Ergebnis der Versuche argumentiert. Sprich hält er die Versuchsergebnisse für falsch und wie begründet er das? Oder kann er darlegen, warum er es andernfalls für möglich hält, dass Jalloh selber die Brandbeschleuniger einsetzte (und schon bei der Verhaftung bei sich hatte oder woher sonst er die hatte).
Das bloße zurückweisen der Mord-Vorwürfe als Verschwörungstheorie überzeugt mich gerade bei jemanden nicht, der berufsbedingt doch wohl, nunja, tatsachentreu, argumentieren und entscheiden sollte.


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01.12.2024 um 21:13
Wenn die Polizei ihn umgebracht hat, oder auch in ähnlichen Fällen,
frage ich mich, was die Motivation war. Oury Jalloh war doch kein wichtiger
Mafiaboss oder so.
Ihn umzubringen, was bringt das? Die Polizisten kriegen ein festes Gehalt,
und sie verdienen keinen Cent mehr, wenn sie Leute umbringen.
Es ist sinnlos.


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Der Fall Oury Jalloh

01.12.2024 um 21:41
Ich habe den kompletten (langen) Untersuchungsbericht zu dem Fall gelesen und diese Aussage, dass Versuche ergeben hätten, dass sich ein solches Feuer nicht ohne Brandbeschleuniger entwickeln kann, sind nicht haltbar. Denn um das beurteilen zu können müsste man diese Versuche mit der gleiche Matratze machen. Es konnte aber tatsächlich nicht sicher nachvollzogen werden was das für eine Matratze war. Die Polizeidienststelle hatte mehrere verschiedener Herkunft.

Damals war - wenn ich mich richtig erinnere - nur Vorschrift, dass der Bezug schwer brennbar war. Das übliche Futter darunter, aus dem diese Matratzen normalerweise gefertigt waren, brannte hingegen sehr schnell. Diese Versuche wurden aber mit Matratzen gemacht, die komplett aus schwer entflammbarem Material waren. Das man die nur mit literweise Brandbeschleuniger in Brand setzen kann ist überzeugend. Aber so eine Matratze war das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht, die waren jedenfalls damals in Deutschland noch nicht üblich. Insofern kann man diese Versuche komplett vergessen, die haben keinerlei Aussagekraft. Und bei den kriminalistischen Untersuchungen wurde ja auch keinerlei Brandbeschleuniger gefunden.


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Der Fall Oury Jalloh

01.12.2024 um 22:23
Zitat von MorumottoMorumotto schrieb:Wenn die Polizei ihn umgebracht hat, oder auch in ähnlichen Fällen,
frage ich mich, was die Motivation war.
Möglicherweise war nicht von vornherein das Ziel ihn umzubringen. Vielleicht "wollte man ihm einen Denkzettel verpassen". Vielleicht wollte ein Beamter Macht demonstrieren oder war ein Sadist oder ein Rassist. Als ob nur dann Morde geschähen, wenn der Mörder einen finanziellen Vorteil durch den Mord hat.


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Der Fall Oury Jalloh

01.12.2024 um 22:34
Zitat von antheanthe schrieb:Als ob nur dann Morde geschähen, wenn der Mörder einen finanziellen Vorteil durch den Mord hat.
stimmt.. Einen finanziellen Vorteil fände ich halt logisch nachvollziehbar. Wenn nur Hass oder persönlicher
Lustgewinn das Motiv ist, also möglich ist das schon, aber das fände ich unlogisch .. Aber der Mensch handelt
halt auch emotional, und nicht nur logisch.


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01.12.2024 um 22:59
Zitat von MauserMauser schrieb am 28.11.2024:Es ist überaus beschämend und eine Schande sondergleichen das man – aus welchen Motiven auch immer – offenbar schlicht nicht gewillt ist Gerechtigkeit walten zu lassen. Stattdessen macht man einfach den Aktendeckel zu und steckt den Kopf in den Sand in der Überzeugung dass sich das Problem somit schon irgendwie von selbst auflösen wird. Doch weit gefehlt denn solange der Tod von Oury Jalloh nicht vollständig aufgeklärt ist kann und wird es keinen Rechtsfrieden geben welcher die berechtigte Kritik am Ende verstummen lässt!
Das sehe ich etwas Anders. Es gab zwei Gerichtsprozesse, in denen die Richter mit großem Engagement minutiös versuchten, die Abläufe aufzuklären und schon fast verzweifelten, weil die Polizisten, die in jener Nacht Dienst hatten, sich gegenseitig deckten und die Ermittlungen sehr schlampig durchgeführt worden waren.

Nicht weil sie einen Mord verschleierten, sondern weil sie den Feueralarm und v.a. die Hilfeschreie des verbrennenden Jallohs ignorierten. Und damit grob fahrlässiges Verhalten - sicher gepaart mit einem Schuss regional- und berufstypischen Rassismus - verdeckten. Für eine Brandbeschleunigerthese fehlen letztlich die Beweise und der Unterstützerkreis spielt leider eine zwiespältige Rolle: Er hielt verdienstvoll den Fall im Gedächtnis der Öffentlichkeit, aber mit der ideologisch motivierten Parole "Es war Mord!" vertrieben sie auch wohlmeinende Sympathisanten in Öffentlichkeit und Politik.

Letztlich ist für mich überzeugend, dass es kein denkbares Motiv gibt. Auch Polizisten mit einer latent rassistischen Einstellung sind nicht der NSU oder ein sadistisches Syndikat und es ist schlicht abwegig anzunehmen, mehrere Beamte würden in als Mittäter einen Gefesselten mit Benzin oder Spiritus übergießen und bei lebendigen Leibe verbrennen lassen. Und dies dann erfolgreich verschleiern können. Der offiziell ermittelte Ablauf mag wenig wahrscheinlich erscheinen, er ist aber möglich. Und eben viel möglicher als "Mord!"

Die Sauerei: Man hätte Jalloh gar nicht festnehmen, einsperren und fesseln dürfen. Und man hat nicht nachgesehen, als er um Hilfe rief. Und auch sonst herrschten auf dieser Dienststelle Zustände, die eine Schande waren. Bis hin zur unsäglichen Kameraderie vor Gericht. Das ist Skandal genug.


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Der Fall Oury Jalloh

01.12.2024 um 23:17
Zitat von Juliane_12345Juliane_12345 schrieb:Damals war - wenn ich mich richtig erinnere - nur Vorschrift, dass der Bezug schwer brennbar war. Das übliche Futter darunter, aus dem diese Matratzen normalerweise gefertigt waren, brannte hingegen sehr schnell
Soweit ich weiß — ich bin aber natürlich keine Matratzenexpertin — brennen Matratzen generell eher langsam ohne Brandbeschleuniger.
Die glimmen eher schwelbrandartig.
Eine Freundin von mir hat mal einen Bekannten in der WG gerade noch so retten können, der auf seiner glimmenden Matratze geschlafen hat (Zigarette, der Klassiker). Und das war eine alte Federkernmatratze.
Also mal angenommen, es war ein Schwelbrand, da entsteht dann sehr viel Rauch. Der Rauchmelder hätte schon lange losgehen müssen, bevor Oury Jalloh verbrannt war.
Aber wie gesagt ich weiß es nicht, vielleicht kennt sich irgend jemand hier wirklich mit den Brenneigenschaften von Matratzen aus und kann uns hier erhellen.


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Der Fall Oury Jalloh

01.12.2024 um 23:42
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Letztlich ist für mich überzeugend, dass es kein denkbares Motiv gibt. Auch Polizisten mit einer latent rassistischen Einstellung sind nicht der NSU oder ein sadistisches Syndikat und es ist schlicht abwegig anzunehmen, mehrere Beamte würden in als Mittäter einen Gefesselten mit Benzin oder Spiritus übergießen und bei lebendigen Leibe verbrennen lassen. Und dies dann erfolgreich verschleiern können. Der offiziell ermittelte Ablauf mag wenig wahrscheinlich erscheinen, er ist aber möglich. Und eben viel möglicher als "Mord!
Jetzt mal eher hypothetisch, da ich den Fall Oury Jalloh zwar mit großem Entsetzen, aber nicht sehr minutiös verfolgt habe.
Warum erscheint es dir so unwahrscheinlich, dass eine Gruppe von Menschen relativ spontan beschließt, einen anderen Menschen zu töten?
Gerade wenn Menschen in Gruppen zusammen sind, entstehen ja oft die irrsten Dynamiken. Das kann bei entsprechender Haltung beziehungsweise geteilter Gesinnung relativ schnell passieren. Und gerade die Polizei befindet sich ja als ein Pfeiler des Gewaltmonopols naturgemäß immer in unmittelbarer Greifweite der Gewaltanwendung, berechtigt oder nicht.
Und wenn ein Mensch aufgrund seiner Herkunft und seines sozialen Status als Bürger zweiter Klasse gilt, kann all das auch Auswirkungen auf die Hemmschwelle haben.


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01.12.2024 um 23:44
Zitat von Juliane_12345Juliane_12345 schrieb:Ich habe den kompletten (langen) Untersuchungsbericht zu dem Fall gelesen
Welchen Bericht genau meinst Du und wo findet der sich?
Zitat von Juliane_12345Juliane_12345 schrieb:Aber so eine Matratze war das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht, die waren jedenfalls damals in Deutschland noch nicht üblich.
Geht das auch aus dem Bericht hervor? Oder aus einer anderen Quelle?
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Letztlich ist für mich überzeugend, dass es kein denkbares Motiv gibt.
Möglicherweise nur eine ungeschickte Wortwahl oder/und ein zu exaktes Verständnis von mir, aber willst Du wirlich sagen, dass (gar) kein Motiv für einen Mord gibt? Auch nicht für ein Tötungsdelikt welcher Vorsatz-/Fahrlässigkeitsstufe auch immer?
Zitat von antheanthe schrieb:Vielleicht "wollte man ihm einen Denkzettel verpassen". Vielleicht wollte ein Beamter Macht demonstrieren oder war ein Sadist oder ein Rassist.
@anthe nennt doch denkbare Motive. Wie es war, weis ich natürlich nicht. Auch nicht, ob es ein Mord-/Tötungsmotiv gab. Ich halte es für grundsätzlich denkbar, dass da ein Polizist oder mehrere Polizisten etwas zum Nachteil Jallohs machen wollten, was dann, wie genau auch immer, eskalierte/schiefging und am Ende war Jalloh tot.
Zitat von OriginesOrigines schrieb:Auch Polizisten mit einer latent rassistischen Einstellung sind nicht der NSU oder ein sadistisches Syndikat und es ist schlicht abwegig anzunehmen, mehrere Beamte würden in als Mittäter einen Gefesselten mit Benzin oder Spiritus übergießen und bei lebendigen Leibe verbrennen lassen. Und dies dann erfolgreich verschleiern können. Der offiziell ermittelte Ablauf mag wenig wahrscheinlich erscheinen, er ist aber möglich. Und eben viel möglicher als "Mord!"
Ich halte das zugegeben schon für eher bis sehr unwahrscheinlich, aber für wirklich abwegig halte ich es nicht. So, wie ich bei Polizisten grundsätzlich zunächst von überzeugt vorschriftsgemäß Dienst leistenden ausgehe, sehe ich aber auch, dass Polizisten eben auch nur Menschen sind. Darunter können auch Menschen sein, deren Rechtstreue sehr zweifelhaft ist - und mitunter kann es nur der rechtzeitigen Entdeckung und Entfernung zu verdanken sein, dass sie sich nicht derart radikalisieren konnten, dass sie wirklich zu welcher Tat auch immer schreiten.
Das, was für Dichr, @Origines eine schlicht abwegige Annahme ist, kann (und will!) auch ich nicht für sehr unwahrscheinlich halten, aber komplett abwegig erscheint es mir nicht.

Recht wahllos herausgegriffene Quelle zur der Frage, wie radikalisiert (noch) im Dienst befindliche Polizisten bei ihrer Entdeckung/Entfernung waren:
400 Beamte der Polizei stehen bundesweit unter Verdacht, eine rechtsextreme oder verschwörungsideologische Gesinnung zu haben.
[...]
Der bekannteste Fall aus Niedersachsen ist der des ehemaligen Kriminalhauptkommissars und mutmaßlichen Rechtsextremisten Michael F. aus Hannover. Er sitzt seit seiner Festnahme im Dezember 2022 in Untersuchungshaft. Ende Mai beginnt gegen ihn und weitere Beschuldigte um den mutmaßlichen "Reichsbürger" Heinrich XIII. Prinz Reuß der Prozess wegen Terrorverdachts in Frankfurt.
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Rechtsextremismus-Auch-Ermittlungen-gegen-Polizisten-im-Norden,extremismusverdacht100.html


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02.12.2024 um 00:32
Zitat von OriginesOrigines schrieb:etztlich ist für mich überzeugend, dass es kein denkbares Motiv gibt. Auch Polizisten mit einer latent rassistischen Einstellung sind nicht der NSU oder ein sadistisches Syndikat und es ist schlicht abwegig anzunehmen, mehrere Beamte würden in als Mittäter einen Gefesselten mit Benzin oder Spiritus übergießen und bei lebendigen Leibe verbrennen lassen.
Wie ich gerade gelesen habe, steht ohnehin eher der Vorwurf im Raum, dass Jalloh erst im Nachgang gewaltvoller Behandlung (?) aus Gründen der Vertuschung angezündet wurde. Weil die Angst bestand, dass zwei weitere ungeklärte Todesfälle in Dessau untersucht werden könnten:
Es handelt es sich dabei um Vorfälle, die 15 und 20 Jahre zurückliegen. 1997 war ein Mann an schweren inneren Verletzungen gestorben, nachdem er in Gewahrsam der Dessauer Polizei gewesen war; 2002 war ein Obdachloser in jener Zelle ums Leben gekommen, in der drei Jahre später Jalloh verbrannte.

Bittmann mutmaßt in dem Vermerk, die 2005 zuständigen Beamten könnten den im Gesicht verletzten Jalloh bewusstlos in seiner Zelle entdeckt und realisiert haben, "dass schwere Verletzungen oder gar das Versterben eines weiteren Häftlings neuerliche Untersuchungen auslösen würden". Den Polizisten sei womöglich bewusst geworden, dass auch die Ermittlungen zu den anderen beiden Todesfällen neu hätten aufgerollt werden können.
Quelle:

https://www.spiegel.de/panorama/justiz/oury-jalloh-was-ist-eigentlich-bei-der-polizei-in-dessau-los-a-1182155.html


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Der Fall Oury Jalloh

02.12.2024 um 08:10
Vorab: Hier im Thread wurde schon sehr intensiv diskutiert, interessant finde ich v.a. kriminalistische und juristische Aspekte, weniger die politischen und emotional gefärbte Empörungshaltungen.

Dort finden sich auch die Links zu den beiden wichtigsten "Berichten", die über bruchstückhafte Medienberichte oder politisch motivierte Statements hinausgehen.

Einmal ein Einstellungsvermerk der Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Halle mit mehreren hundert Seiten, in denen auch die anderen auffälligen Fälle in dieser Polizeidienststelle betrachtet werden.

https://live0.zeit.de/infografik/2018/MEDIEN_Pruefbericht.pdf

Das Ergebnis ist nach meinem Eindruck zumindest der Versuch, nach über zehn Jahren den Fall sauber zu analysieren und nichts unter den Tisch fallen zu lassen, nachdem die zuständige Staatsanwaltschaft jahrzehntelang geschlafen und sich dann plötzlich an die anderen Todesfälle erinnert hat.

Der zweite Bericht, da habe ich auf die Schnelle keinen Link gefunden, ist der von Jerzy Montag (Rechtsanwalt und Ex-MdB Grüne) und einem Generalstaatsanwalt a.D. aus Bayern für den Landtag Sachsen-Anhalt. Da wird der Fall auf 300 Seiten beleuchtet. Montag hatte für den Bundestag schon in Sachen NSU ermittelt und ist über alle Parteigrenzen hinweg anerkannt.

Das Ergebnis gleicht dem der GStA: Schwere Versäumnisse, vorschrifts- und rechtswidrige Behandlung Jallohs durch die Polizei und den Arzt (der Mann hätte in ein Krankenhaus gebracht werden müssen), keine Anhaltspunkte für vorsätzliche Tötung.


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02.12.2024 um 08:10
Das hier ist der Bericht:

https://live0.zeit.de/infografik/2018/MEDIEN_Pruefbericht.pdf

Ist sehr sehr interessant. Ausführungen zur Matratze finden sich u.a. auf S. 48 ff und 140 ff. Unbedingt lesen, danach bleibt von der Mordthese nicht mehr viel übrig.


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Der Fall Oury Jalloh

02.12.2024 um 08:22
Noch kurz zum Motiv:

Natürlich sind alle möglichen Motive, von Verdeckung einer Misshandlung bis zum satanistischen Ritual denkbar. Die Frage ist: Gibt es dafür Anhaltspunkte, die Grundlage zumindest eines kleinen Verdachts bilden könnten?

Und nein, die gibt es nicht.

Fahrlässige Tötung entweder durch falsche Behandlung Jallohs (der Mann war schwerst alkoholisiert und mit Drogen vollgepumpt und hätte ärztlicher Behandlung in einer Klinik bedurft, anstatt der Fixierung in einer Zelle) oder durch unterlassene Hilfeleistung (Ignoranz Feueralarm und Hilfeschrei) ist eine Tötung.

Und wenn man alle Tatsachen, die als gesichert angesehen werden können und auch nicht umstritten sind, zusammen nimmt, dann gilt: Das war zumindest fahrlässige Tötung. Schlimm genug. Vielleicht wurde Jalloh auch misshandelt oder er hat sich gewehrt oder im Drogenrausch selbst verletzt - das lässt sich nicht post mortem aufklären.

Meine Vermutung - auch aus der Beobachtung polizeilicher "Praxis": Er wurde nicht mit "Samthandschuhen angefasst". Rassistische oder menschenverachtende Stereotypen dürften immer auch eine Rolle gespielt haben. Die meisten Beamten damals waren noch in der DDR "Volkspolizisten" gewesen. Etwaige Misshandlungen zu verdecken hätte es aber nie eines Mordes bedurft. Die übereinstimmende Behauptung selbstverletzender Handlungen durch die Beamten hätte ausgereicht.


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02.12.2024 um 08:42
@Origines und @Juliane_12345

Danke euch für den Link. Ich weiß, es ist immer ein bisschen nervig, wenn Quereinsteiger in einem Thread mit ein paar Medienberichten arbeiten, während andere bereits komplette Akten durchforstet haben. Ich werde mich beizeiten mal einlesen. ;)

Allerdings klingt es ein bisschen konstruiert, dass Jalloh keinen tiefergehenden chemischen oder physikalischen Kenntnisse darüber hatte, dass das Anzünden des von ihm geöffneten Matratzenkern nicht lokal begrenzt bleibe, und er somit nicht davon ausgegangen ist, dass sich der Brand ausbreiten würde und ihn entsprechend in Gefahr bringen würde. Hallo, Menschenverstand? Für diese Logik braucht man kein naturwissenschaftliches Studium. Jedes Kind weiß das.
S. 49 im verlinkten Papier.

Und was für mich auch nicht wahnsinnig plausibel klingt, ist für mich der Umstand, dass ein Mensch, der den Beamten so wenig vertraut, dass er sich heftigst gegen sie gewehrt hat, davon ausgeht, dass ihn die gleichen Menschen vor dem Feuer retten würden, wenn er sich selbst anzündet.


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