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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

300 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, 2017, Korruption ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

29.04.2018 um 11:57
Es war eine ebenso spannende wie auch enttäuschende Woche. Spannend war die Woche in ertser Linie aufgrund der zahlreichen Veröffentlichungen der Journalistengruppe des Daphneprojekts. Die hatten allerdings vorwiegend die Korruptionsvorwürfe gegen verschiedene Regierungsmitglieder zum Gegenstand, beschäftigten sich also nur indirekt mit dem Mord an Daphne.

Seit vielen Monaten habe ich es mir nun zur Gewohnheit gemacht, morgens beim ersten Kaffee die Seiten der maltesischen Presse aufzurufen. Und noch nie war ich mir so sicher, dass sie doch den Rücktritt eines Regierungsmitglied, wenn nicht gleich der ganzen Regierung unter Joseph Muscat verkünden müssten. Aber nichts dergleichen. Es wird weiter geschwiegen, bestritten oder auf laufende Verfahren verwiesen.

Das war die eine Enttäuschung.

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Maltas Ministerpräsident Joseph Muscat beim Besteigen seines Dienstwagens, einem Alfa Romeo Giulia, am 12. April 2018. Aufnahme mit 35mm equiv. - also aus höchstnes 3 Metern. Er war mir zufällig in Valletta vor seinem Amtssitz über den Weg gelaufen. Personenschutz Fehlanzeige.


Die andere Enttäuschung war die Prozessfortsetzung am Donnerstag. Nach knapp einer Stunde war schon wieder alles vorbei. Und während dieser einen Stunde waren auch nur so solche Nicht-Neuigkeiten zu erfahren, wie dass ein Bombenkommando den Tatort nach weiteren Sprengsätzen abgesucht aber keine gefunden hat.

Dann wurde vertagt, da zahlreiche Beamte, die als Zeugen hätten aussagen sollen, entweder gar nicht erschienen waren und/oder ihre Berichte nicht fertig hatten. Polizei und Staatsanwaltschaftlich spielen in einer Art und Weise auf Zeit, die ich so noch nie erlebt habe. Jedenfalls nicht in Deutschland.

Wie der Teufel das Weihwasser scheut, scheuen sich momentan die Behörden Zeugen zu repräsentieren, die - und sei es nur versehentlich - etwas zu den Ermittlungen bzgl. der Hintermänner und Auftraggeber sagen könnten.

Mindestens fünf Fragenkomplexe stehen in der laufenden Verhandlung im Raum:

1. Georges Handy

Seit dem ersten Verhandlungstag wissen wir, dass die Behörden am Tattag (und vermutlich ja nicht nur an diesem Tag), das Handy von George Degiorgio abgehört haben. Und zwar auf richterlichen Beschluss und im Rahmen der Gesetze. Warum?

Welcher weiteren Taten wird er verdächtigt? Gab es Hinweise in den Gesprächen, die er in den Stunden, Tagen, Wochen und Monaten vor oder nach der Tat geführt hat, aus denen man auf die Hintermänner schließen kann? Gab es im Vorfeld Hinweise auf eine bevorstehende Tat? Hätte man den Mord verhindern können? Wurden auch die Handys der anderen Tatverdächtigen abgehört?

2. Der weiße Kleinwagen

Ebenfalls seit dem ersten Verhandlungstag wissen wir um einen weißen Kleinwagen, wohl einen Mietwagen, dessen Fahrer am Tattag und binnen der Tage und Wochen zuvor offenbar den Tatort und Daphne Haus ausgespäht hat. Wir wissen von Zeugenaussagen auch, dass der Fahrer keiner der drei Angeklagten war. Wir haben es also mit großer Wahrscheinlichkeit mit einem weiteren Tatverdächtigen zu tun. Wir wissen auch, dass die Polizei Videomaterial von zahlreichen privaten und öffentlichen Überwachungskameras sichergestellt hat, wir kennen aber nicht das Ergebnis der Auswertung des Materials.

Konnte der Wagen identifiziert werden? Konnte der Fahrer identifiziert werden? Welche Unterlagen hat er bei der Vermietung vorgelegt?

3. Die Bomben

Bis heute wissen wir nicht sicher welcher Sprengstoff zum Einsatz kam. Ließ sich der Weg des Sprengstoffes irgendwie zurückverfolgen? Wie war die Bombe konstruiert? Kamen ähnliche Bomben bereits anderswo zum Einsatz? Zeigt die Bombe eine "Handschrift"?

4. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Angeklagten

Alle drei haben angegeben, sie seien arbeitslos. Zwei der drei hatten Boote, alle drei fuhren (für maltesische Verhältnisse) recht große Autos. Bei den Wohnungsdurchsuchungen wurden mal € 5.000,-, mal € 4.000,- gefunden.

Gab es ungewöhnliche Kontobewegungen? Auslandskonten? Oder diesbezüglich verdächtige Reisen? Verfügten sie nach der tat über ungewöhnlich viel Bargeld?

5. Alfreds Hotelzimmer

Seit zwei Verhandlungstagen wissen wir, dass Alfred Degiorgio sich im November - also nach der Tat - für eine Nacht ein Hotelzimmer in Xlendi nahm. Xlendi liegt übrigens auf der kleinen Nachbarinsel von Malta, Gozo. Im November dürfte es dort recht einsam sein. Seine Anwesenheit dort hat die Staatsanwaltschaft mit Akribie bewiesen (zwei Zeugen, Meldezettel, Gästeliste).

Und? Mit wem hat er sich dort getroffen? Hat er dort und damals den Lohn für seine Mordtat erhalten? Die Katze ist doch schon halb aus dem Sack. Wer sich dort mit ihm getroffen hat, weiß, dass die Polizei es weiß. Wenn die Staatsanwaltschaft schon diesen Punkt (ohne Not) vor Wochen in die Verhandlung einbrachte, warum legt sie nun nicht die Karten vollständig auf den Tisch?


Ich bin mir sicher, die Behörden werden all diesen Fragen ausführlich nachgegangen sein. Und auf viele, wenn nicht alle Fragen, wird es auch Antworten geben. Wäre dies nicht Malta, ich würde sagen, sie sind ganz nah dran die Hintermänner zu überführen und wollen diese momentan nur deswegen nicht aufschrecken, weil vielleicht noch die letzten gerichtsverwertbaren Beweise fehlen.

Aber dies ist Malta. Es bleibt immer so ein fader Verdacht, dass etwas vertuscht oder unter den Teppich gekehrt werden soll.

Diesen Zwiespalt spiegelt auch ein Brief des dieser Tage aus dem Amt scheidenden Direktors von Europol, Rob Wainwright, wieder, den er an Abgeordnete des Europäischen Parlaments schrieb:

Zahlreiche EU-Staaten seien in die Ermittlungen, die sehr komplxe seien, eingebunden und "new concerns have arisen which are now the subject of further, high-priority investigation by Europol"

Das klingt doch vielversprechend.

Bezgl. der Zusammenarbeit mit den maltesischen Behörden, schrieb er aber auch: "there is some room for improvement in this cooperation and we are actively seeking to address this”. Das dürfte ein sehr diplomatische Umschreibung für es-hakt-an-Ecken-Kanten sein.

Nicht falsch verstehen: Ich bleibe optimistisch und glaube an Malta - noch.

Die Verhandlung wird nun am 22. Mai - Dienstag nach Pfingsten - fortgesetzt. Für den Verhandlungstag sind zahlreiche FBI-Beamte geladen. Die Verteidigung hat gegen deren Vernehmung Beschwerde eingelegt Ein Gerichtsentscheidung über die Beschwerde steht noch aus.


X1005730Original anzeigen (0,3 MB)
Der Wagen des Ministerpräsidenten. Wie lange noch wird Joseph Muscat ihn fahren?


Quellen:

https://www.timesofmalta.com/articles/view/20180426/local/live-caruana-galizia-suspects-in-court.677478

https://www.maltatoday.com.mt/news/national/86483/daphne_caruana_galizia_murder_investigation_now_involves_other_eu_states__europol_chief

https://www.timesofmalta.com/articles/view/20180426/local/caruana-galizia-murder-suspects-say-fbi-agents-testimony-should-be-put.677502


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

29.04.2018 um 14:00
@OpLibelle
Danke für deine Mühe und die Zusammenfassungen.
Ich bin echt gespannt wie das weitergeht oder ob da was Vertuscht wird


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

30.04.2018 um 16:48
Hallo @OpLibelle ! Vielen Dank für die -wie immer- herausragende Mühe.
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Welcher weiteren Taten wird er verdächtigt? Gab es Hinweise in den Gesprächen, die er in den Stunden, Tagen, Wochen und Monaten vor oder nach der Tat geführt hat, aus denen man auf die Hintermänner schließen kann? Gab es im Vorfeld Hinweise auf eine bevorstehende Tat? Hätte man den Mord verhindern können? Wurden auch die Handys der anderen Tatverdächtigen abgehört?
Ich vermute das er sozusagen aus Sicht der Behörden zu den "üblichen Verdächtigen" gehören könnte, die erfahrungsgemäß entweder eine Straftat selbst begehen, sie planen und/oder irgendwie darin verwickelt sind/Mitwisser sind. Möglicherweise waren da ganz andere Hinweise/Verwicklungen der konkrete Grund der Überwachung. Wäre es um eine Attentasplanung gegangen, uuuuhhh... Dann wird diese Sache auch für Pol. und StA mutmaßlich ein wenig enger.
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Ich bin mir sicher, die Behörden werden all diesen Fragen ausführlich nachgegangen sein. Und auf viele, wenn nicht alle Fragen, wird es auch Antworten geben. Wäre dies nicht Malta, ich würde sagen, sie sind ganz nah dran die Hintermänner zu überführen und wollen diese momentan nur deswegen nicht aufschrecken, weil vielleicht noch die letzten gerichtsverwertbaren Beweise fehlen.

Aber dies ist Malta. Es bleibt immer so ein fader Verdacht, dass etwas vertuscht oder unter den Teppich gekehrt werden soll.
Das hast Du sehr schön formuliert und auf den Punkt gebracht. Jede Justiz ist anders, die zu behandelnden Fälle aber ähnlich. Mal schauen, ob was mit Schlagkraft dabei herauskommt oder alle Sprengkraft mit laschem "pffffffft..." als Rohrkripierer endet.
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Der Wagen des Ministerpräsidenten. Wie lange noch wird Joseph Muscat ihn fahren?
Wenn er schlau ist, übernimmt er ihn in seinen Privatbesitz, sollte er das Amt aufgeben müssen... Der Wagen ist schick ! :D


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

23.05.2018 um 18:12
Auf Bayern 5 haben sie eben gemeldet das Verwandte unerwartet Vertrauenspersonen das Laptop und Festplatten an das BKA übergeben haben da
Sie dem Behörden in Malta nicht trauen


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

23.05.2018 um 22:26
Laptops der ermordeten maltesischen Journalistin beim BKA


Aus Angst vor Maltas Polizei hatte die Familie der ermordeten Daphne Caruana Galizia mehrere Computer versteckt. Nach Informationen der ZEIT soll das BKA nun vermitteln.

https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-05/daphne-caruana-galizia-laptops-bka-ermittlungen


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itfc ehemaliges Mitglied

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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

27.06.2018 um 20:29
Gibt es eigentlich was neues vom Verfahren oder sonstwas in dem Fall ?


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

09.10.2018 um 02:33
Hallo Zusammen !

Heute kam eine wirklich sehr interessante ARD-Dokumentation zum Thema. Ich denke, jetzt sind die Hintergründe des Mordes einigermaßen klar...

Hier der Link zur Vorschau, da die Gesamtsendung so kurz nach der Ausstrahlung noch nicht online war:

https://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/vorschau-schweig-oder-stirb-video-100.html

Ich denke, die komplette Sendung wird in wenigen Stunden in der Mediathek abrufbar sein.


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

10.10.2018 um 11:40
@Slaterator

Ich stimme zu, eine unbedingt sehenswerte Doku.

Diese ist unter dem selben Titel auch bei einem "allseits bekannten Videoportal" ansehbar / downloadbar.


Able_Archer.


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13.10.2018 um 19:00
Malta und Slowakei Zwei Morde und viele neue Indizien


In den Fällen der getöteten Journalisten in der Slowakei und auf Malta kommt Bewegung. Die mutmaßlichen Täter sind verhaftet – doch mögliche Hintermänner haben bisher kaum was zu fürchten. Jetzt gibt es neue Hinweise.

https://www.welt.de/politik/ausland/article182042486/Malta-und-Slowakei-Zwei-Morde-und-viele-neue-Indizien.html


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

18.11.2018 um 22:21
Journalistenmord auf Malta: "Masterminds" laut Medien aufgespürt
18. November 2018, 18:32

Bisher keine Informationen über ihre Identität durchgesickert

https://derstandard.at/2000091670037/Journalistenmord-auf-Malta-Masterminds-laut-Medien-aufgespuert


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

18.11.2018 um 22:58
Der Mord an Daphne Caruana Galizia steht offenbar unmittelbar vor der Aufklärung. Wie die Times of Malta berichtet, haben die Behörden eine "Gruppe von mehr als zwei maltesischen Staatsbürgern" indentifiziert, die - jeder für sich genommen aus unterschiedlichen Motiven - gemeinsam den Mord bei den drei vor Gericht stehenden Tatverdächtigen in Auftrag gegeben haben.

Auf die Spur der Personen, die bisher namentlich nicht bekannt sind, hat eine Anlayse von Finanzstörmen geführt. An der Aufklärung war wohl Europol federführend zusammen mit den Ermittlungsbehörden diverser europäischer Staaten beteiligt.

Imzwischen berichten auch deutsche Medien unter Berufung auf die Times.

Quellen:

https://www.timesofmalta.com/articles/view/20181118/local/suspected-daphne-murder-masterminds-identified.694497

http://www.spiegel.de/politik/ausland/malta-auftraggeber-des-mordes-an-journalistin-daphne-caruana-galizia-identifiziert...


Kleine Anmerkung in eigener Sache: Aus beruflichen Gründen (sprich: mir fehlte einfach die Zeit), habe ich meine Berichterstattung in diesem Faden in den letzten Monaten ruhen lassen. Ich werde aber alles, was in der Zwischenzeit in der Sache geschehen ist, in den nächsten Tagen und Wochen aufbereiten und dann hier posten. Dramatische Neuigkeiten gab es bis vor zwei, drei Stunden eh nicht.


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

19.11.2018 um 11:31
Der matesische Innenminister hat in einem Interview mit dem italienischen Nachrichtensender RAI 3 die gestrigen Presseberichte bestätig. Zwar seien die Ermittlungen noch nicht abgschlossen, man habe jedoch konkrete Beweise gegen die Auftraggeber.

Offenbar ist kurzfristig mit entsprechenden Festnahmen zu rechnen:
"We hope that soon those responsible are arrested.”

Quielle:
https://www.timesofmalta.com/articles/view/20181119/local/home-affairs-minister-confirms-police-close-to-more-arrests-in-caruana.694674


Im "Independent" liest sich das allerdings anders. Danach würde es an den notwendigen Beweisen für eine Festnahme noch fehlen. Allerdings bezieht sich der Independent wohl auf ein anderes Interview.

http://www.independent.com.mt/articles/2018-11-19/local-news/Minister-Farrugia-confirms-investigators-close-to-more-arrests-in-Daphne-murder-case-6736199546


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

22.11.2018 um 06:53
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Der matesische Innenminister hat in einem Interview mit dem italienischen Nachrichtensender RAI 3 die gestrigen Presseberichte bestätig. Zwar seien die Ermittlungen noch nicht abgschlossen, man habe jedoch konkrete Beweise gegen die Auftraggeber.
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb:Im "Independent" liest sich das allerdings anders. Danach würde es an den notwendigen Beweisen für eine Festnahme noch fehlen. Allerdings bezieht sich der Independent wohl auf ein anderes Interview.
Willkommen zurück ! Die für mich spannenste Frage ist, ob jetzt tatsächlich "VIPs" festgesetzt werden oder ob man "Bauernopfer" der mittleren Ebene gefunden hat. Sollte -so wie sich nach allen Informationen die Sachlage darstellt- eine Verwicklung in sehr hohe Kreise bestehen, sollte(n) ja -zumindest theoretisch- auch in diesem elitären Kreis eine/mehrere Verhaftung(en) anstehen...


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

22.11.2018 um 08:38
Zitat von OpLibelleOpLibelle schrieb am 09.11.2017:Caruana Galizia war die maltesische Partnerin International Consortium of Investigative Journalists (ICIJ) des CPI bei der Auswertung der Panama Papers.
Danach brauchte ich gar nicht weiterlesen. Das ist alles so deprimierend.

Da kann man sich auch vorstellen wie der Mord geplant und durchgeführt wurde. Einer der irgendein Interesse daran hatte einzuschüchtern, ein Zeichen zu setzen. Immer wenn es um viel Geld geht sind auch viele Interessen berührt.

Es wird wieder eine Gruppe von ein paar Personen als Täter bzw. Tatbeteiligte der Öffentlichkeit vorgestellt.

Die wahren Hintergründe wird keiner je erfahren.


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

22.11.2018 um 12:06
@Clachaps

In diesem Fall besteht zumindest eine winzige Hoffnung, dass etwas "mehr" als sonst leider üblich passieren könnte. Schau Dir dazu mal die weiter oben verlinkte Dokumentation der ARD "Schweig oder stirb" an. Die beleuchtet die hier vorliegenden, durchaus komplexen Hintergründe.


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

24.11.2018 um 19:20
Von den angekündigten, unmittelbar bevorstehenden Verhaftungen ist weit und breit nichts zu sehen und zu hören. Vielleicht war es ja nur ein Versuchsballon der Behörden, von dem man sich bestimmte Reaktionen bei bestimmten Personen erhofft hat. Ich weiß es nicht.

-------

Ich hatte versprochen, Stück für Stück aufzuarbeiten, was es im Sommer so in dieser Sache an Neuigkeiten gegeben hat. Aus dem weiterhin laufenden Prozesses gegen die drei mutmaßlichen Täter, gibt es nicht nur Details zu berichten, aber keine bahnbrechenden, neuen Erkenntnisse.

Dafür gab es einige Neuigkeiten und auch einen echten Durchbruch zu den Korruptionsvorwürfen, die Daphne auf ihrem Blog und in diversen Zeitungsartikeln gegen Mitglieder der Regierung erhoben hatte.

Ich hatte bisher nicht viel über Daphnes Arbeiten geschrieben, weil die Sachverhalte oft sehr komplex waren und vielfach auch nicht abschließend belegt werden konnten. Zu dem hatte Daphne über viele Skandale geschrieben und einige davon ja auch selbst aufgedeckt. In den Medien wurden die Tatsachen naturgemäß stark verkürzt dargestellt und häufig auch mal zwei, drei ganz verschiedene Vorwürfe zusammengerührt.

Einer dieser Vorwürfe ist nun Dank der Journalisten-Gruppe des Daphne-Projekts soweit aufgeklärt, dass sich die Geschichte von Anfang bis Ende, mit Ross und Reiter, und allem Zipp und Zapp erzählen lässt.

Und das tue ich in meinem nächsten Posting. Es geht um die Versuche einer persönlichen Bereicherung zweier Politiker aus dem nächsten Umfeld des Ministerpräsidenten. Die Beteiligten streiten die Sachverhalte auch nicht mehr ab, sondern wollen sie lediglich in dem Sinne interpretiert haben, dass sie doch nie in böser Absicht gehandelt hätten. Und mittlerweile ermitteln nun endlich auch die Behörden in dieser Sache auf Malta...


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

24.11.2018 um 19:56
Bis zum April 2017 war die Stromversorgung auf Malta von zwei Schwerölkraftwerken abhängig. Obwohl dies noch gar nicht so alt waren (nämlich aus den 1990er Jahren), waren sie teure und ineffiziente Dreckschleudern. Erste, frühe Ideen, die Stromversorgung auf Erdgas umzustellen, dürfte es daher auf Malta spätestens seit dessen Beitritt zur EU im Jahre 2004 gegeben haben.


marsa powerstationOriginal anzeigen (0,2 MB)
Altes Öl-Kraftwerk in Marsa

Im Jahre 2008 wurde Wikipedia: Joseph Muscat zum Vorsitzenden der damals oppositionellen Labour-Partei gewählt. Seine langjähriger Weggefährte und enger Vertrauter, Wikipedia: Keith Schembri , wurde Leiter des energiepolitischen Arbeitskreises von Labour.

Keith Schembri gilt als wohlhabend. Er ist Inhaber der Fa. Kasco, einem Industrieausstatter, der technische Anlagen aller Art vermittelt, installiert und wartet. Als Steuerberatungs- und Buchprüfungsfirma für Kasco ist eine ortsansässige Unternehmensberatungsgesellschaft, die Nexia BT tätig, deren Inhaber und Geschäftsführer ein gewisser Brian Tonna ist (daher "BT" in "Nexia BT"). Von dieser Firma werden wir noch viel hören.

Im Jahre 2009 lässt sich die damals von der konservativen Nationalpartei getragene Regierung auf Malta von einem Konsortium namens "Electrogas" eine Machbarkeitsstudie für eine Umstellung der Stromversorgung von Öl auf Gas vorstellen. In den folgenden Jahren geschieht jedoch energiepolitisch nicht viel mehr auf Malta.

Das ändert sich, als im Herbst 2012 Wikipedia: Konrad Mizzi energiepolitischer Sprecher der Labour-Partei wird. Er treibt das Projekt eines Gaskraftwerks jetzt aus der Opposition heraus voran. Im Januar 2013 - zwei Monaten vor den allgemeinen Parlamentswahlen - verkündet Mizzi, die Labour-Partei würden positive Antworten von potentiellen Investoren vorliegen. Etwa zur gleichen Zeit brüstet sich auf Malta ein gewisser Yorgen Fenech damit, er und "seine" Electrogas hätten den Auftrag zum Bau des Gaskraftwerks quasi schon in trockenen Tüchern.

Heute bestreiten Mizzi, Fenech und andere Beteiligte, dass es bereits vor den Wahlen Gespräche zwischen Labour und Electrogas gegeben habe.

Yorgen Fenech ist an der Electrogas indirekt unter anderem über ein ihm gehörendes Unternehmen, der New Energy Supply Limited, beteiligt. Und Yorgen Fenech ist einer der Direktoren der Electrogas. Steuerberatungs- und Buchprüfungsfirma seiner New Energy ist übrigens die schon genannte Nexia BT.

Die Electrogas ist ein Konsortium aus drei, früher vier, gleichberechtigten Partnern: Der Siemens AG, dem staatlichen Energiekonzern Aserbaidschans SOCAR und einem Zusammenschluss örtlicher Investoren unter dem Namen GEM. Der vierte Partner war eine britische Spezial-Reederei, die u.a. Tanker zum Transport von Flüssiggas betreibt, die Gasol plc. Nach einem Beinahe-Konkurs und anschließender Neuausrichtung schied die Reederei aus der Electrogas aus, so dass die drei verbleibenden Partner jetzt 33 1/3 % der Anteile halten.

Auf den ersten Blick erscheint diese Zusammensetzung des Konsortiums logisch: Da ist eine Firma, die das Kraftwerk bauen und warten kann, eine, die das Erdgas liefert, eine, die es transportiert und eine, die Kapital zur Finanzierung beisteuert.

Auf den zweiten Blick aber ergeben sich Fragen: Siemens und die inzwischen ausgeschiedene Reederei Gasol mögen in der Tat eine logische Wahl sein. Bau und Versorgung eines Gaskraftwerks ist zwar keine Spitzentechnologie, aber doch solide Industriearbeit, für die nur eine Handvoll Firmen in Frage kommen.

Weniger logisch ist die Wahl der SOCAR als Gaslieferant. Zwar wird in Aserbaidschan Erdgas in großen Mengen gefördert, die bergrechtlichen Lizenzen liegen aber fast durchgängig bei der Royal Dutch Shell. Die SOCAR fördert überhaupt kein Gas, sie kauft es selbst nur ein (und zwar bei Shell) und verkauft es dann mit deutlichen Aufschlägen wieder.

Sinnfrei - jedenfalls als Investor und Kapitalgeber - ist auch die Beteiligung der GEM an Electrogas. Hinter dem "Edelstein" stehen drei (früher vier) lokale Firmen: Die Tumas Group, die wie auch die inzwischen ausgeschiedene New Engery, Yorgen Fenech gehört, eine Gasan Group und eine CP Holding. Über die Aktivitäten und Historien dieser Firmen lässt sich online nicht viel finden. Gasan ist wohl ein alteingesessenes Familienunternehmen örtlichen Geldadels, die Tumas-Group ist im Glückspiel-Gewerbe engagiert.

Ich will nicht in Abrede stellen, dass die drei Unternehmen, die die GEM bilden, ein paar Millionen Euro bewegen können, vielleicht auch ein paar Millionen mehr, aber der Wert aller drei Firmen zusammen dürfte noch unter den Einnahmen liegen, die Siemens tag-täglich allein durch den Verkauf von Eierkochern und Kaffeemaschinen erzielt. Wenn Siemens und/oder SOCAR wirklich einen Geldgeber für das Projekt gebraucht hätten, dann wären internationale Großbanken oder Versicherungsgesellschaften die logische Wahl gewesen.

Wenn also Siemens und SOCAR die GEM mit ins Boot nahmen, dann nicht als Investoren, sondern als Lobbyisten. Auf der Internetseite von Electrogas heißt es dann auch: "GEM, through its three leading local shareholders, fulfil the invaluable role of local partners who know and understand Malta’s specific requirements." Oh ja...

Ich will aber auch niemanden Unrecht tun: Es kann durchaus sein, dass die in der GEM zusammengeschlossenen Firmen von sich aus den Stein ins Rollen gebracht haben. Gleichwohl, bevor man eine gemeinsame Firma gründet, sollte man sich doch über seine Geschäftspartner ein Bild machen. Siemens tat das offenbar nicht.

Die Parlamentswahlen am 9. März 2013 bescherten Labour einen erdrutschartigen Wahlsieg, Joseph Muscat wurde Ministerpräsident, Keith Schembri sein Stabschef und Konrad Mizzi Energie- und Gesundheitsminister.


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V.l.n.r.: Keith Schembri, Joseph Muscat und Konrad Mizzi


Die Nexia BT bekam einen Beratervertrag mit dem nun von Schembri geleiteten Office of the Prime Minister. Aber auch unter den neuen Regierungsmitgliedern fand die Nexia neue Kunden: Schembri und Mizzi beauftragen die Nexia, für jeden von ihnen eine Firma mit Sitz in Panama zu gründen: Die Tillgate Inc. und Hearnville Inc., denn auch derartige Serviceleistungen gehören zum breiten Angebot der Nexia. Bei beiden Firmen fungiert zunächst der Nexia-Geschäftsführer Brian Tonna sowohl als Inhaber als auch als Geschäftsführer - eine durchaus übliche Vorgehensweise bei Briefkastenfirmen in der Gründungsphase, in der ggf. Behörden Rückfragen haben. In Panama ist die Kanzlei Wikipedia: Mossack Fonseca behilflich - eben jene Kanzlei, deren Datenleck später unter den Namen Wikipedia: Panama Papers bekannt wird.

Und noch eine Firma gründet Herr Tonna über seine Nexia in diesen Tagen in Panama: Die Egrant Inc.. Daphne wird später in ihrem Blog schreiben, Auftraggeberin sei Wikipedia: Michelle Muscat , die Frau des Ministerpräsidenten gewesen. Ob diese Information richtig war, ist unklar. Ich werde auf die Egrant in diesem Posting nicht weiter eingehen, die Sache ist auch so schon komplex genug,

Einen Monat nach den Wahlen, also im April 2013, ruft der staatliche Maltesische Energieversorger, die Wikipedia: Enemalta , zur Abgabe von Angeboten für einen Kraftwerksneubau auf. Gleichzeitig wird eine Komitee bestimmt, dass die Angebote vergleichen und das beste auswählen soll. Wer alles Mitglied in diesem Komitee war, ist bis heute nicht bekannt. Bekannt sind aber zwei Mitglieder: Energieminister Konrad Mizzi und Nexia Geschäftsführer und Inhaber Brian Tonna. Die Vorgehensweise ist zwar nicht illegal aber höchst ungewöhnlich: Eigentlich ist für die Durchführung von staatlichen Ausschreibungen und die anschließenden Vertragsgestaltung das "Contract Department" zuständig, dass dem Finanzministerium untersteht. Mizzi wird später sagen, er habe den Finanzminister nicht umgehen, sondern lediglich die Sache beschleunigen wollen.

Im Folgenden gehen bei der Enemalta vier Angebote ein: Von Shell, von Gazprom, vom italienischen Energiekonzern Edison und von Electrogas. Im Oktober 2013 fällt die Entscheidung: Electrogas erhält den Zuschlag.

Doch die Vertragsgestaltung zieht sich hin. Es fehlt an Ersatz für die o.g. britische Reederei, denn irgendwie muss das Gas ja von Aserbaidschan nach Malta kommen. Schließlich findet sich die in Malaysia beheimatete Bumi Armada, ebenfalls eine Spezialreederei, die Öl- und Gastanker betreibt. Die Bumi Armada erhält auch den Auftrag zum Umbau eines alten Gastankers, der inzwischen dauerhaft in Malta am Anker liegt und als Zwischenlager dient.


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Gastanker vor dem neuen Kraftwerk in Malta


Im April 2015 kommt es endlich zur Vertragsunterzeichnung zwischen de Regierung in Malta und der Electrogas. Ein Geschäft, dass der Electrogas in den kommenden 20 Jahren einen Umsatz von 4 Mrd. Euro sichern wird - oder 500,- Euro pro Jahr und Kopf von jedem Maltesischen Staatsbürger - eine Berechnung, die sich übrigens aus einem Business-Plan ergibt, den die Nexia für Electrogas erstellt hat.

Und weiter geht's für die Nexia: Sie bekommt einen Beratervertrag von der staatlichen Enemalta mit der Aufgabe, bei den zuständigen behördlichen Stellen die für den Bau und Betrieb eines Gaskraftwerks notwendigen Genehmigungen einzuholen.

Und schlagartig kommt auch Bewegung in die beiden Panama-Firmen der Herren Mizzi und Schembri: Sie verkaufen sie! Beide lassen sich nämlich von der Nexia je einen Wikipedia: Trust (Recht) mit Sitz in Neuseeland gründen. Ein Trust ist eine Unternehmensform, die es so in Deutschland nicht gibt und bestenfalls sehr bedingt mit einer Stiftung verglichen werden kann. Einerseits ist das Vermögen in einem Trust selbständig, und gehört nicht zum Vermögen des Gründers, anderseits kann der Gründer jederzeit darüber verfügen und z.B. die Rückübertragung an sich oder an Familienmitglieder verlangen. Und an ihre frisch gegründeten Trusts verkaufen nun die Herren ihre Briefkastenfirmen in Panama. Damit sind sie formal nicht mehr Eigentümer und tatsächlich sind sie es eben doch.

Nach maltesischem Recht wären Mizzi und Schembri verpflichtet gewesen, ihre Stellung als Gründer eines Trust auf ihren Steuererklärungen für 2015 anzugeben. Das tun sie aber nicht. Sie werden das später damit entschuldigen, dass sie diese Trust völlig vergessen hätten, da sie von diesen - zumindest im Jahre 2015 - gar keine Einnahmen gehabt hätten.

Aktivitäten entfaltet nun auch Yorgen Fenech. Wir erinnern uns: Dies ist der Electrogas-Direktor und -Miteigentümer, der schon vor den Parlamentswahlen so viel Vorfreude gezeigt hatte. Fenech gründet eine Briefkastenfirma mit Sitz in den Vereinigten Arabischen Emiraten unter dem Namen "17 black" und eröffnet für sie ein Konto bei Noor Bank in Dubai.

Inzwischen hat die Bumi Armada - die Firma aus Malaysia, die die Gastanker für den Transport des Erdgas aus Aserbaidschan betreibt - ihr eigenes Tochterunternehmen auf Malta gegründet: Die Armada Floating Gas Services Ltd., dessen örtlicher Leiter ein Mario Pullicino ist. Mario Pullicino ist auch Eigentürmer der Orion Engineering auf Malta. Und am 23. Juli 2015 überweist Pulliciono rund € 200.000,- an die 17 black nach Dubai. Für "Personalkosten" - so steht es auf dem Überweisungsträger. Nur: Die 17 black beschäftigt kein Personal. Sie unterhält ja noch nicht einmal ein Büro in Dubai. Und: Die Anti-Geldwäsche-Behörde auf Malta, die FIAU, bekommt Wind von der Sache, auch wenn sie den Vorgang wohl zunächst nicht einordnen kann...

Rufat Baratzada ist ein treuer Staatsbürger Aserbaidschans. Nach den Recherchen des Daphne Projekts wohnt er mit seiner Familie in einer bescheidenen Wohnung am Stadtrand von Baku. Von Beruf ist er Wachmann auf einer Baustelle, ebenda. Aber Rufat Baratzada, sofern das Daphne Projekt da den richtigen Rufat ausfindig gemacht hat - es gibt Gründe das anzuzweifeln -, muss noch einen Nebenjob haben. Anders ist es nämlich kaum zu erklären, dass er im November 2015 eine Filiale der ABLV-Bank in Lettland aufsucht und in zwei Transaktionen mal eben so € 1,2 Millionen an seine eigene Briefkastenfirma auf den Seychellen, die Major Transport überweist. Die Major Transport überweist das Geld unverzüglich weiter an die 17 black nach Dubai. Einziger Schönheitsfehler: Die US-Finanzaufsicht hat die (inzwischen geschlossene) ABLV-Bank auf dem Radar, da diese in Verdacht steht, an der Finanzierung von Waffengeschäften Nord Koreas beteiligt zu sein. Und so landet über die US-Behörden auch dieser Überweisungsvorgang bei der FIAU in Malta.

Derweil haben Keith Schembri und Konrad Mizzi Probleme, die jetzt ihren Neuseeländischen Trusts gehörenden Panama-Firmen so recht zum Laufen zu bekommen. Sie gelten nach internationalem Recht als PEP - Wikipedia: Politisch exponierte Person . Offenbar wird das - zumindest in Ansätzen - selbst in Panama und trotz des Konstrukts über die Trusts beachtet: Sie bekommen kein Bankkonto mit ihnen als Zeichnungsberechtigte für ihre Firmen. Zwischen der Nexia auf Malta und Mossack Fonseca in Panama kommt es um den Jahreswechsel 2015/16 zu einem hektischen Austausch von e-mails.

In Panama möchte man wissen, mit wem die Firmen denn so Geschäftsbeziehungen geplant haben und mit welchen Umsätzen man rechnet. € 150.000,- pro Monat hätten die Firmen zu erwarten, antwortet die Nexia. Und das Kerngeschäft würde man künftig einer Firma in Dubai machen ("target client"): Einer Firma mit dem Namen "17 black".

Und damit schließt sich der Kreis: Aserbaidschan als Gaslieferant und die Bumi Armada als das Gas-Transportunternehmen zahlen - über Strohmänner und zahlreiche Scheinfirmen - an eine Briefkastenfirma eines der Direktoren der Electrogas. Und eben diese Briefkastenfirma sollte der Haupt-Geschäftspartner der Briefkastenfirmen von Keith Schembri und Konrad Mizzi werden.

Ich schreibe "sollte", weil durch die Veröffentlichung der Panama-Papers wohl tatsächlich zu keinen Geldflüssen mehr zu Schembri und Mizzi gekommen ist, jedenfalls nicht über diesen Kanal, - was allerdings künftig noch genauer zu prüfen sein wird.

Im Februar 2016 ist es Mossack Fonseca nun endlich gelungen, auch eine Bank zu finden, die bereit ist für die Briefkastenfirmen der Herrn Schembri und Mizzi ein Konto zu eröffnen (nämlich die Winterbotham Bank auf den Bahamas), doch nachdem im Februar 2016 Daphne zum ersten mal über die Panama-Firmen der beiden berichtet, besteht plötzlich kein Interesse mehr an einem Konto. Vielmehr werden die Firmen und die Stiftungen aufgelöst.

Erst ein Jahr später, im Februar 2017, taucht der Name 17 black zum ersten Mal in einem etwas kryptischen Posting bei Daphne auf. 17 black benennt sich daraufhin um und nennt sich nun Wing Development.

Bis aber der Zusammenhang zwischen 17 black und den Panama-Firmen von Mizzi und Schembri aufgezeigt werden kann, wird es April 2018 werden. Und erst jetzt - im November 2018 - wurde bekannt, das Yorgen Fenech der Eigentümer von 17 black ist.

Inzwischen ermitteln sowohl auf Malta als auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Behörden. Insgesamt sollen über das Bankkonto von 17 black im Jahre 2015 9 bis 10 Millionen Euro geflossen sein, und es ist noch völlig unklar, an wen.

Joseph Muscat hat gegen die gerichtlichen Ermittlungen eine formale Beschwerde eingelegt, Warum ist nicht bekannt. Sein Anwalt hat darauf verwiesen, dass dies sein Recht als Ministerpräsident sei. Von Mizzi und Schembri will er sich vorläufig nicht trennen. Die Ermittlungen würden sich ja nur gegen eine Firma richten, nicht gegen die Personen. Die Logik verstehe wer wolle.



Das ganze nochmal in 90 Sekunden als Erklär-Video der Times of Malta:

Dateianhang: Watch 17 Black in 90 seconds.mp4 (12701 KB)


Links zu den genannten Firmen:

Siemens-Seite zum Kraftwerk mit schönem Werbe-Video: https://www.siemens.com/customer-magazine/en/home/energy/fossil-power-generation/maltas-first-ccpp.html (Archiv-Version vom 30.01.2018)

Electrogas: https://www.electrogas.com.mt/

Bumi Armada: http://www.bumiarmada.com/

Nexia BT: https://www.nexiabt.com/en/ (Archiv-Version vom 24.03.2019)


Ausgesuchte Artikel (englischsprachig):

https://www.maltatoday.com.mt/news/national/62587/panama_company_raises_more_questions_about_mizzi_trust_setup

https://www.maltatoday.com.mt/news/national/86228/schembris_and_mizzis_panama_companies_planned_to_receive_payments_from_17_black

http://www.independent.com.mt/articles/2018-11-09/local-news/Tumas-Group-CEO-named-as-owner-of-17-Black-reports-6736199071

https://www.timesofmalta.com/articles/view/20181111/local/the-roadmap-to-17-black.693967


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

25.11.2018 um 08:16
@OpLibelle

Wow, nichts ist spannender als die Realität. Hab vielen Dank für Deine werte Mühe, diesen konkreten Fall so gut aufbereitet einzustellen. Ich denke, es dürfte jetzt so langsam klar sein, warum es hier viele auf das endgültige Schweigen von Mrs. Galizia abgesehen hatten. Es handelt sich prinzipiell um einen echten Wirtschaftskrimi, nur das er sich (leider) in der Realität abgespielt hat. Man kommt nicht drumherum zur Kenntnis zu nehmen, dass sich diese Machenschaften zu hunderten jeden Tag überall auf der Welt abspielen. Nur ein Bruchteil davon kommt je an das Tageslicht und wiederum ein Bruchteil davon hat tatsächlich eine Bestrafung der Drahtzieher zur Folge. Mich macht es sehr traurig, dass Mrs. Galizia dafür ihr Leben lassen mußte.


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

25.11.2018 um 10:59
Eine super Zusammenfassung!

Ich halte die Meldung, dass die Hintermänner der Ermordung schon so gut wie verhaftet - also identifiziert sind - entweder für ein Ablenkungsmannöver (das sagen auch Angehörige von Daphne), oder sie haben Auftraggeber ausserhalb der Regierung identifiziert. Sonst wäre es niemals aus Regierungskreisen bestätigt worden.

Wie auch immer und was auch immer, es ist brutal, wie mit den Gefühlen der Familie gespielt wird.

Mein Feature im Deutschlandfunk zeigt, wie die maltesische Regierung bewußt und gegen alle Regeln versucht hat, Daphne zum Schweigen zu bringen. Es wird ja in der Presse, und auch hier, sehr viel über die Themen, die Korruption geschrieben.
Wie krass die persönliche Realität war, habe ich versucht, deutlich zu machen.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/malta-und-der-mord-an-daphne-caruana-galizia-mit-freuden.3720.de.html?dram:article_id=426787

Jetzt nachdem sie tot ist, hat der Hass sich auf andere übertragen, z.B. die Familie. Es wurde unterstellt, sie hätte selbst mit der Ermordung zu tun.

Auch das Online-Portal "The Shift News" steht unter Beschuss.
Ich halte Caroline Muscat von The Shift für eine der gefährdesten Personen auf der Insel.
Es wäre toll, wenn viele Menschen auf der FB Seite von The Shift aktiv würden.
Likes, Kommentare absetzen.
https://www.facebook.com/TheShiftNews/

Damit wahrgenommen wird, dass auch ausländische Personen weiterhin ein Auge auf Malta haben. Und es wird wahrgenommen.


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Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?

25.11.2018 um 12:09
Zitat von JozanJozan schrieb:Ich halte die Meldung, dass die Hintermänner der Ermordung schon so gut wie verhaftet - also identifiziert sind - entweder für ein Ablenkungsmannöver (das sagen auch Angehörige von Daphne), oder sie haben Auftraggeber ausserhalb der Regierung identifiziert. Sonst wäre es niemals aus Regierungskreisen bestätigt worden.
Das denke ich auch. Ich mußte mich schon sehr wundern, wie zügig und umfassend hier vorgegangen wird. Das ist -gerade wenn Korruption und Verwicklungen höchster Kreise im Raum stehen- ziemlich ungewöhnlich. Es kann also sehr gut sein, dass hier nur "auf den Busch geklopft" wurde oder eine andere Absicht dahinter steckt.
Zitat von JozanJozan schrieb:Mein Feature im Deutschlandfunk zeigt, wie die maltesische Regierung bewußt und gegen alle Regeln versucht hat, Daphne zum Schweigen zu bringen. Es wird ja in der Presse, und auch hier, sehr viel über die Themen, die Korruption geschrieben.
Wie krass die persönliche Realität war, habe ich versucht, deutlich zu machen.
Wie weit Menschen gehen und wofür, ist wirklich erschütternd. Dieser Fall zeigt auf, wie gut organisiert solche illegalen Parallelwelten sind und wie wichtig den Hintermännern deren unbedingte Geheimhaltung. Würden die tatsächlichen Dimensionen aller weltweiten Machenschaften publik und alle Menschen enttarnt die darin verwickelt sind, hätte das wahrscheinlich Kriegspotenzial. Zumindest darf man davon ausgehen, dass sich jeder in Lebensgefahr begibt, der investigativ aktiv wird.


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