Wer ermordete Daphne Caruana Galizia?
26.11.2018 um 11:31Ja, Journalisten leben gefährlich.
Wie gefährlich, das wurde mir eigentlich erst durch die Ermordung von Daphne so richtig bewußt. Und in immer mehr Ländern - auch demokratischen Ländern - wird von Regierungsseite her konsequent gegen Journos gehetzt.
Habe zufällig gerade die vier Teile auf Arte darüber gesehen: Mission Wahrheit (steht in der Mediathek bis Dezember). Es gibt dort eine gruselige Situation, wo Donald Trump eine Menschenmenge aufhetzt gegen Journalisten, die hinten im Saal hinter der Absperrung sitzen. Das sieht man in Teil 3 ungefähr ab Minute 15.
https://www.arte.tv/de/videos/075598-000-A/mission-wahrheit-die-new-york-times-und-donald-trump-3-4/ (Archiv-Version vom 21.10.2020)
Man kann deutlich wahrnehmen, wie der Hass sich sammelt, und nur wenig fehlt, damit die Masse anfängt handgreiflich zu werden. Hätte Trump in diesem Augenblick gesagt: Macht sie fertig - dann hätte es ein Blutbad gegeben.
In Malta ist es ähnlich. Kritische Journalisten erhalten Morddrohungen, werden aus Ladengeschäften vertrieben. (Und auch in Deutschland werden Journalistien immer häufiger angegriffen - auch körperlich! Die "Lügenpresse-Schreier" haben leider mehr Erfolg, als mir lieb ist.)
Was Malta betrifft haben mir viele Journalisten gesagt, dass die Regierung mit ihrer Social-Media-Präsenz die freien Medien erdrückt - schlicht und einfach durch Masse. Muscat hat Millionen in Facebook gesteckt. Sie haben die größte Reichweite im Land - ganz abgesehen davon, dass alle TV-Sender und die meisten Zeitungen sowieso der Regierung, bzw. den Parteien gehören.
Gleichzeitig werden Werbeaufträge der Regierung und regierungsnaher Business-Partner zurückgezogen, wenn Medien kritisch sind, wie z.B. der Independent.
Die Pilatus Bank (eine hochkriminelle Bank, die ebenfalls zu dem Korruptions-Komplott in Malta gehörte) drohte allen Zeitungen des Landes ein SLAPP-Verfahren an - also einen Prozess, der auf 25 bis 30 Millionen Schadensersatz ausgeht, und der strategisch dazu dient, den Gegner finanziell zu ruinieren. Daphne Caruana Galizia hatte ebenfalls zwei solche Klagen am Hals. Sie wußte aber nur von einer.
Meist geht es um "Rufschädigung" aufgrund "falscher Berichterstattung". Mir wurde von einem Chefredakteur gesagt, dass obwohl Anwälte seiner Zeitung (und keiner kleinen) ausrechneten, dass sie einen SLAPP Prozess mit 90%iger Wahrscheinlichkeit gewinnen würden, haben sie am Ende die kritischen Artikel zurückgezogen - weil die Kosten vorab - Gutachten, Anwälte etc. nicht zu stemmen waren.
So konnte eine einzige kriminelle Bank die gesamte unabhängige Presse komplett lahmlegen. Daphne Caruana Galizia hat da nicht mitgemacht. Daher zählen auch H&P, PilatusBank, die Regierung von Azerbaidjan potentiell zu jenen, die von ihrem Tod profitiert haben. Ob sie davon wußten, oder sogar einen Anteil daran hatten, liegt völlig im Dunkeln.
Online-Medien wie The Shift News sind aktuell besonders gefährdet, wie ich schon ausführte. Die wissen gar nicht wie sie ihre Kosten aufbringen sollen. Und werden ständig vor Gericht gestellt.
Aber selbst das sparen sich manche mittlerweile.
Glenn Bedingfield hat vor kurzem das Recht in die eigenen Hände genommen.
Habe hier darüber geschrieben:
http://www.twitlonger.com/show/n_1sqnqt4
In Malta macht die Regierung was sie will. Und niemand hat ein Interesse daran, den Mord an der Journalistin wirklich aufzuklären.
Wie gefährlich, das wurde mir eigentlich erst durch die Ermordung von Daphne so richtig bewußt. Und in immer mehr Ländern - auch demokratischen Ländern - wird von Regierungsseite her konsequent gegen Journos gehetzt.
Habe zufällig gerade die vier Teile auf Arte darüber gesehen: Mission Wahrheit (steht in der Mediathek bis Dezember). Es gibt dort eine gruselige Situation, wo Donald Trump eine Menschenmenge aufhetzt gegen Journalisten, die hinten im Saal hinter der Absperrung sitzen. Das sieht man in Teil 3 ungefähr ab Minute 15.
https://www.arte.tv/de/videos/075598-000-A/mission-wahrheit-die-new-york-times-und-donald-trump-3-4/ (Archiv-Version vom 21.10.2020)
Man kann deutlich wahrnehmen, wie der Hass sich sammelt, und nur wenig fehlt, damit die Masse anfängt handgreiflich zu werden. Hätte Trump in diesem Augenblick gesagt: Macht sie fertig - dann hätte es ein Blutbad gegeben.
In Malta ist es ähnlich. Kritische Journalisten erhalten Morddrohungen, werden aus Ladengeschäften vertrieben. (Und auch in Deutschland werden Journalistien immer häufiger angegriffen - auch körperlich! Die "Lügenpresse-Schreier" haben leider mehr Erfolg, als mir lieb ist.)
Was Malta betrifft haben mir viele Journalisten gesagt, dass die Regierung mit ihrer Social-Media-Präsenz die freien Medien erdrückt - schlicht und einfach durch Masse. Muscat hat Millionen in Facebook gesteckt. Sie haben die größte Reichweite im Land - ganz abgesehen davon, dass alle TV-Sender und die meisten Zeitungen sowieso der Regierung, bzw. den Parteien gehören.
Gleichzeitig werden Werbeaufträge der Regierung und regierungsnaher Business-Partner zurückgezogen, wenn Medien kritisch sind, wie z.B. der Independent.
Die Pilatus Bank (eine hochkriminelle Bank, die ebenfalls zu dem Korruptions-Komplott in Malta gehörte) drohte allen Zeitungen des Landes ein SLAPP-Verfahren an - also einen Prozess, der auf 25 bis 30 Millionen Schadensersatz ausgeht, und der strategisch dazu dient, den Gegner finanziell zu ruinieren. Daphne Caruana Galizia hatte ebenfalls zwei solche Klagen am Hals. Sie wußte aber nur von einer.
Meist geht es um "Rufschädigung" aufgrund "falscher Berichterstattung". Mir wurde von einem Chefredakteur gesagt, dass obwohl Anwälte seiner Zeitung (und keiner kleinen) ausrechneten, dass sie einen SLAPP Prozess mit 90%iger Wahrscheinlichkeit gewinnen würden, haben sie am Ende die kritischen Artikel zurückgezogen - weil die Kosten vorab - Gutachten, Anwälte etc. nicht zu stemmen waren.
So konnte eine einzige kriminelle Bank die gesamte unabhängige Presse komplett lahmlegen. Daphne Caruana Galizia hat da nicht mitgemacht. Daher zählen auch H&P, PilatusBank, die Regierung von Azerbaidjan potentiell zu jenen, die von ihrem Tod profitiert haben. Ob sie davon wußten, oder sogar einen Anteil daran hatten, liegt völlig im Dunkeln.
Online-Medien wie The Shift News sind aktuell besonders gefährdet, wie ich schon ausführte. Die wissen gar nicht wie sie ihre Kosten aufbringen sollen. Und werden ständig vor Gericht gestellt.
Aber selbst das sparen sich manche mittlerweile.
Glenn Bedingfield hat vor kurzem das Recht in die eigenen Hände genommen.
Habe hier darüber geschrieben:
http://www.twitlonger.com/show/n_1sqnqt4
In Malta macht die Regierung was sie will. Und niemand hat ein Interesse daran, den Mord an der Journalistin wirklich aufzuklären.