@OpLibelle Vielen Dank für die sehr engagierte und persönliche Führung dieses Threads und das "Greifbarmachen" dieses Verbrechens an einem Ort, der sonst so unauffällig und von der Welt recht unbeobachtet daherkommt.
Was Deine Annahme bzgl. eines leistungsstarken Fernglases und seines Gewichtes angeht, könnten sich die Täter auch eines sogenannten Spektivs auf einem Stativ bedient haben. Wird von Natur- und sonstigen Beobachtern gerne für ermüdungsfreie Langzeitbeobachtungen eingesetzt.
Wikipedia: SpektivWenn ich den Beobachtungsstandort richtig begriffen habe ( alte Artilleriestellung mit guter Aussicht ), dann würde so ein Gerät dort auch kaum auffallen.
Für die Tat selbst halte ich
@Slaterator´s Annahme aus Sicherheitsgründen für sehr wahrscheinlich.
Slaterator schrieb: zweiter Posten, welcher die Abfahrt der Zielperson durchgibt, reichen.
In der Durchführung treffen hochgenaue Planung und derber Dilettantismus heftig aufeinander und das finde ich zumindest bemerkenswert.
Aus den von Dir vorgestellten Details geht z. B. für mich hervor, dass die Prepaidhandies vorher getestet wurden, um der Funktion sicher zu sein. Und das so oft, dass, als es drauf ankam erst umständlich ein Guthaben "aufgespielt" werden musste.
Im Threadverlauf sind noch mehr Beispiele genannt, über die man lachen müsste, wenn das ein Film wäre und nicht die traurige Realität.
Die Täter haben ihr Opfer ausgiebig beobachtet und ihren Plan sehr genau angepasst. Es konnte kein Zeitzünder oder eine an die Elektronik des Autos gekoppelte Zündvorrichtung verwendet werden, weil das Auto nicht nur von ihrer Zielperson benutzt wurde.
Dass der Sprengsatz
innerhalb des Wagens angebracht war, rückt für mich die Werkstatt wieder ins Blickfeld. Die im thread erwähnten Unregelmäßigkeiten im Zusammenhang mit dem Werkstattaufenthalt geben mir sehr zu denken.
Dass an den Schlüsseln keine Spuren für eine Nachfertigung zu sehen waren, sagt doch nichts. Klar, beim Kopierschleifen hinterlässt der Taststift der Schleifmaschine Spuren am Original.
Aber wer braucht das heute noch zwingend? Dasselbe gilt für Abdrücke von Schlüsseln.
Und hätte auch nur Sinn, wenn nicht im Schlüssel noch elektronische Gimmicks drin wären, um die Wegfahrsperre zu deaktivieren.
Inwiefern eine Alarmanlage montiert war, die auch ausgeschaltet werden musste, weiss ich nicht.
Alles nicht mehr so einfach im Zeitalter der Elektronik.
Und heutzutage, wo man der Bordelektronik sogar einen Leuchtmittelwechsel eingeben muss, wie soll da ein Schlüssel in die Hände der Täter gekommen sein? Oder die Täter ohne Schlüssel unbemerkt ins Auto?
Wenn die Täter aber entsprechende Kontakte zur Werkstatt ( alternativ Leihwagenfirma ) haben, lässt sich doch über die Fahrzeug-Ident.-Nr. jederzeit ein Schlüssel bestellen, ohne dass ein Täter den Originalschlüssel jemals in die Finger kriegte.
Schlimmstenfalls wurde der Sprengsatz gleich in der Werkstatt fachgerecht montiert, während die Belegschaft angestrengt Mittagspause machte...
@Slaterator Zum Sprengsatz hast Du schon einige recht zutreffende Aussagen gemacht. Was die Dosierung angeht, sehe ich das ähnlich. Genug um in Bezug auf Wirkung sicher zu gehen. Die Obergrenze wurde nicht nur von einer gewissen Vernunft diktiert, sondern auch vom zur Verfügung stehenden Platz.
Der ist unterm Sitz begrenzt und auffallen durfte die Ladung auch nicht.
Die gerichtet erscheinende Wirkung, also kaum Schaden auf der Straße bei einer sichtbaren und ungleichmäßigen Verformung des Daches lässt mich an eine improvisierte Hohlladung denken, die in dem Fall ohne Projektil auskommen konnte, weil es keine Panzerung zu durchbrechen gab. Der durch die Form des Sprengstoffes gerichtete Strahl reichte.
Zum Prinzip hier:
Wikipedia: HohlladungMit einem plastischen Sprengstoff lässt sich sowas erschreckend leicht selbst bauen. War in den späten 80ern Thema bei der Reserveoffiziersausbildung der BW.
Was mich etwas irritiert, sind die von Zeugen berichteten zwei Explosionen. Normalerweise erfolgt die Detonation der eigentlichen Ladung zeitgleich mit der des Zünders. Der Zünder hat eine ähnliche Brisanz wie der Sprengstoff und zündet alles auf einmal.
Es geht also nicht der Zünder hoch und bringt den eigentlichen Sprengstoff langsam in Gange.
Eine zusätzliche, und vor allen schwächere, Detonation vor der eigentlichen wäre demnach rein technisch nicht nötig gewesen. Wozu hätte der beobachtete weiße Rauch dienen können oder sollen?
Mir fällt da nur eine ziemlich üble Erklärung ein, wenn man mal einen technischen Defekt beiseitelässt und die erste Detonation gewollt war.
Die Täter wollten, dass das Opfer mitkriegt, was passiert. Bei einer Sprengung der Größenordnung, wie sie das Auto zerrissen hat, ist die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Explosionsgase deutlich schneller, als die Reizleitung von Nerven oder die Verarbeitung der Wahrnehmung im Gehirn. Man ist also zerstört ( mir fällt da nichts anderes ein ), bevor man es merken kann.
Die erste geschilderte Detonation kann also eine Rauchgranate o. Ä. gewesen sein.
Wer sowas in Auftrag gibt, oder einen solchen Auftrag mit einem solchen Detail versieht, muss, neben der rein praktischen Wirkung, noch einen gewaltigen Hass gehabt haben.
Ich hoffe sehr, dass die Ermittler nicht nachlassen und dass sie die Verantwortlichen kriegen.
MfG
Dew