“Open a bottle of wine for me, baby”
Von der ursprünglich angekündigten, großen Pressekonferenz, ist nirgendwo mehr die Rede. Aber das Gericht hat für die kommende Woche eine (öffentliche) Anhörung der Angeklagten angekündigt. Soweit ich das rechtlich richtig verstehe, ist es wohl so etwas wie ein Haftprüfungstermin.
Jedenfalls werden (und müssen) die Strafverfolgungsbehörden dann Beweismittel vorlegen, damit die U-Haft aufrechterhalten werden kann. Und diese Beweismittel werden auch öffentlich werden; allerding müssen die Behörden nicht die ganze Bibel vorlegen, ein paar Psalmen genügen.
Aber es gelangen auch so weitere Details tröpfchenweise an die Öffentlichkeit:
So wurde die Uhrzeit bekannt zu der die Bombe unter dem Fahrersitz platziert und scharf gemacht wurde: 2 Uhr in der Früh. Zum Öffnen der Fahrzeugtüren wurde eine "spezielles, elektronisches Gerät" benutz, welches wohl auch sichergestellt wurde.
@Able_Archer,
@Slaterator, Ihr hattet also recht, mit der Universalfernbedienung.
Insgesamt hat die Polizei nicht weniger acht Handys aus dem Hafenbecken vor dem Lagerhaus der Bande gefischt. Es wird jetzt geprüft, ob und wie weit diese Geräte bei früheren Verbrechen benutzt wurden. Auf Malta gab es in den letzten Jahren mehrere Anschläge, bei denen bei Polizei zwar nicht ausführenden Täter ermitteln konnte, bei den man aber glaubt das jeweilige Motiv zu kennen. Es handelte sich durchweg um Auseinandersetzungen unter Kriminellen.
Unter den acht Handys aus dem Hafenbecken ist auch dasjenige, mit dem die Bombe gezündet wurde. Es handelt sich um ein Prepaid-Handy, auf welchem sich nicht am Tattag keinerlei Guthaben befand. George Degiorgio, von dem man vermutet, er habe die todbringende SMS von seinem Boot von vor der maltesischen Küste aus verschickt, rief erst weniger Minuten vor dem Anschlag von einem auf ihn registrierten Vertragshandy bei seinem Service-Provider an und ließ € 5,- auf das Prepaid-Handy buchen.
Dümmer gehts nümmer.
Gegen 15:30 Uhr - zu diesem Zeitpunkt dürften die ersten Meldungen bzgl. des Anschlags über die Agenturen gelaufen sein - schickte er dann eine SMS an seine Frau: "Open a bottle of wine for me, baby”.
http://www.maltatoday.com.mt/news/court_and_police/82889/caruana_galizia_murder_almost_thwarted_by_mobile_with_no_credithttps://www.timesofmalta.com/articles/view/20171207/local/daphne-murder-plans-started-two-months-before-la-repubblica.665095?utm_source=tom&utm_campaign=top5&utm_medium=widgetIch denke, wir haben insgesamt jetzt ein ganz gutes Bild von den mutmaßlichen Tätern: Hochgradig kriminell, hochgradig gewaltbereit und hochgradig gefährlich für die Allgemeinheit, aber alles andere als clever. Eher sind es dumpfbackige Schlägertypen mit einer gefährlichen Restintelligenz. Die Bombe werden sie wohl tatsächlich selbst und mit auf Malta beschaffbaren Bordmitteln gebaut haben.
Mit Politik, Korruption, Wirtschaftskriminalität oder überhaupt mit etwas "feinsinnigeren" Kriminalitätsformen haben die Herren nichts am Hut. Daphnes Familie hat nochmals bestätigt, dass Daphne die Bande ganz und gar nicht auf dem Radar hatte. Daphne stellte keine Gefahr für die Herren dar, und also hatten sie auch keine eigene Veranlassung zu dem Mord.
"Nützliche Idioten" eben, wie
@Able_Archer schrieb.
Was ich mich Frage ist, ob man aus dem Tätertyp irgendwie auf die Auftraggeber schließen kann. Die Bande wird in der Kriminellen-Szene von Malta bestens bekannt gewesen sein, sie war auch bei den Sicherheitsbehörden bestens bekannt. Aber außerhalb von Malta sind sie wohl nie aktiv gewesen. Daraus darf man vielleicht schlussfolgern, dass ihr unmittelbarer Auftraggeber Malteser ist.
Geht man davon aus, dass ihr unmittelbarer Auftraggeber auch wieder einen noch höheren Auftraggeber hatte, wird es schon problematischer.
Die Ermittlungsbehörden schätzen, dass die Täter den Mord etwa zwei Monate lang vorbereitet hatten. Dann dürfte der Entschluss zur Tat bei den Auftraggebern so Anfang / Mitte August gefallen sein.
Bleibt die Frage, mit wem oder was Daphne zu oder vor dieser Zeit so beschäftigt war.
Ich hoffe inständig, FBI, Europol und die anderen nicht-maltesischen Spezialisten ziehen jetzt, wo man die mutmaßlich ausführenden Täter hat, nicht alle wieder ab, sondern schauen weiterhin den örtliche Behörden auf der Suche nach den Hintermännern auf die Finger.
Denn auch wenn man vielleicht seit Montag die Täter hat, so ist die Tat dennoch weiterin völlig ungeklärt.