Also für mich ist PM mehr oder weniger ein ganz "normales" Scheidungskind, welchem zumindest nie körperliche Gewalt widerfahren ist. Besonders widrige Verhältnisse kann ich da nicht erkennen, die ihn zwangsläufig zu einem kompromisslosen Exzentriker (oder gar Mörder) gemacht hätten...
Letzteres fiel aber eher langjährigen Partnern auf, wie KvB, dessen Kids Angst vor PM gehabt haben sollen. Auch soll er KvB vorgeworfen haben, nicht mit vollem Einsatz dabei zu sein, wenn dieser nachmittags zB zu seiner Familie und seinen Kids wollte. PM verlangte quasi kompromisslosen Einsatz, wie von sich selbst auch. Zu dieser Zeit (2008-2014) waren Madsen und KvB regionale Stars, mMn. Madsens beste Zeit...
Ansonsten war PM mMn. grundsätzlich ein Typ, der selbst Spaß an der Sache hatte und diesen Spaß sowie die Motivation auch authentisch und sympathisch vermitteln konnte, wie zB in diesem Video:
SUPER NANO #4 - Drenge og Rumraketter
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Der ungewöhnlich hohe Frauenanteil in seiner Werkstatt deutet darauf hin, dass er bzw. seine außergewöhnlichen Projekte gut ankamen, dass er Frauen mochte und ihnen was zutraute, vllt. stellten Frauen auch geringere Ansprüche. Seine Projekte waren zumindest in DK so einzigartig, dass er stets neue Menschen, Sponsoren, Unterstützer und Mitarbeiter davon begeistern konnte, über 1000, auch wenn er einen Teil davon zunehmend verschlissen und vergrault hat.
Als eiskalten Menschen ohne Empathie und Gefühle sehe ich ihn trotzdem nicht, ganz im Gegenteil, aber er war nicht kompatibel mit der Normalität. Das war ihm zu langweilig, er konnte nicht kommunizieren und mithalten, wenn es nicht um seine beschränkten Themen ging. Seine Frau und die Katzen waren vermutlich so ziemlich die einzige feste Konstante in PMs Außenwelt-Wahrnehmung.
Grenzen existierten für ihn immer weniger. Seine Werkstatt und sein U-Boot waren sein Territorium, quasi ein eigener Staat mit seinen Regeln, auch wenn ihm beides nicht gehörte und er formal nur der Geschäftsführer der GmbH war.
Im Kopf scheint PM eher 10-15 geblieben zu sein, nur mit mehr Macht, Geld und Möglichkeiten ausgestattet, was sein "Insel-Reich" betraf. Er lies sich nicht kontrollieren, aber auch nicht verdrängen, dazu war er zu gut und zu talentiert, gerade auch in der erlernten und zweckmäßigen Selbstdarstellung. PM konnte andere Menschen überzeugen und begeistern, er hatte den Dreh raus, er hat sich Vieles autodidaktisch beigebracht und er profitierte dabei von dem Wissen besser ausgebildeter Mitstreiter, sah sich aber stets selbst als Chef an.
PM hat gesagt, dass er in der Woche des 10.8. mächtig unter Stress stand, u.a. wegen dem geplatzten Raketenstart. Möglich, dass er sich diesmal an KW abreagierte und dass ihn das Eingeborenen-Leben auf der Insel und der "Ruhm", er wäre quasi die dänische NASA, immer weiter von der Realität abkoppelten. Evtl. bemerkte er seit 2014 sogar selbst die Kluft zwischen Realität und Visionen, also dass er seine ambitionierten Ziele doch nicht alleine schafft, dass am Ende alles Stück- und Blendwerk bleibt.
War KW das einfachere "Projekt", ein Ventil, wo er sich beweisen konnte, dass ein Peter Madsen in der Lage war, alles alleine zu realisieren und jede Grenze zu überschreiten? Suchte er ein schnelles bizarres Erfolgserlebnis, eine Befriedigung seiner Sucht nach Umsetzung unmöglicher Dinge? Eine Tat aus Frust über sich selbst und aufgrund völlig abgedrifteter Fantasien? Ich halte das für möglich, spontan und im Größenwahn vergangener Tage umgesetzt.
Aufgewachsen als Nerd und Sonderling, mit dem niemand was zu tun haben wollte, Frauen schon gar nicht. In den 20ern dann von 2 lesbischen Frauen quasi entjungfert und sich auf eine nicht monogame und experimentierfreudige Sex-Laufbahn gepolt. In den 30ern festgestellt, dass er Menschen (Frauen) mit seinen Projekten (U-Boot) gewinnen konnte, dass man ihn plötzlich wahrnahm, beachtete und bewunderte. Ende der 30er / Anfang der 40er vermeintlich große öffentliche "Regional-Erfolge" mit der UC3 und besonders mit KvB, mit den Raketen-Projekten, sozusagen als dänische NASA.
Das ebbte 2014 mMn. alles ab, Trennung von KvB, Streit / Trennung Copenhagen Suborbitals, Streit um die UC3. PM machte zwar "alleine" mit RML (nur Geschäftsführer) weiter, aber auf mich wirkt RML eher wie eine Ego-Show, noch ein paar Sponsoren halten, noch etwas überleben, ohne neue Substanz und Innovation, ohne verlorene gute Mitarbeiter, quasi eine Madsen-Diktatur mit vorhersehbarem Ende, auf Dauer rote Zahlen und sinkende Budgets. Auf Dauer keine Chance gegen Copenhagen Suborbitals, die er einst selbst gründete, die seine Visionen nun organisierter, demokratischer, professioneller und mit mehr Unterstützung realisieren...
Ich denke, mit PM ging es ab 2014 mittelbar bergab, zurück ins unbedeutende Nerd-Dasein. Der kleine Starkult / Ruhm um seine Person schon fast vorbei - da können auch 1-2 aktuelle Filmprojekte nicht darüber hinweg täuschen - verzockt, am eigenen Charakter gescheitert. RML war eher eine letzte (ausweglose) Flucht nach vorne, seine Leidenschaft schon immer die Gefahr und seine Denk- / Vorgehensweise viel zu militärisch / kompromisslos sowie viel zu wenig auf Nachhaltigkeit und Sicherheit bedacht ... womöglich leider auch im Fall Kim Wall ... egal ob Unfall, tödlicher Unfall oder Mord.