@trailhamster Ich sehe Lydia Benecke und ihre Veröffentlichungen auch durchaus kritisch, aber der Vollständigkeit halber wollte ich den Link doch hier einstellen.
Ich habe bei Frau Benecke oft den Eindruck, dass sie den Boden der Objektivität verlässt, und das zugunsten der Täter. Dass sie durch ihre Beschäftigung mit der Psyche der Täter, zu der ja zwangsläufig in vielen Fällen persönlicher Kontakt und immer ein gewisses Grad an Empathie gehören, sehr schnell dazu neigt, die Täter eben nur noch als Opfer zu sehen, für sie Mitleid und Verständnis aufbringt in einem Mass, dass über die fachliche/wissenschaftliche Neutralität hinausgeht und dabei - und das ist der Aspekt, der mich eigentlich daran stört - das Leid der Opfer, das diesen in vielen Fällen ja ganz bewusst und gezielt zugefügt wurde, in ihrer Wahrnehmung ausblendet.
Die Frage, was mit jemandem passiert sein muss bzw. wie es in jemandem aussieht, der so eine Tat begeht, ist (auch vom gesellschaftlichen Aspekt her) wichtig zu beantworten und ich finde sie auch persönlich interessant - aber wenn beim Versuch der Beantwortung das Leid, das der Täter seinen Opfern zugefügt hat, quasi "entschuldigt", "relativiert", "verharmlost" oder "wegerklärt" wird, der Täter zum Opfer wird und das Opfer zur Nebensache - dann geht mir das einen Schritt zu weit in die verkehrte Richtung.