Studentin Malina K. (20) in Regensburg tot aufgefunden
06.04.2017 um 22:53
Ich bin von folgendem Verlauf des frühen morgens ihres Verschwindens überzeugt:
Malinas Konstitution sah vor dem Heimweg folgendermaßen aus:
- physisch überlastet von der Party
- möglicherweise emotional überfordert nach der Party
- geistig ermüdet wegen langer Party-Nacht und energiehaltiger Technomusik
Hinzukommende Faktoren auf dem Heimweg:
- psychische Überforderung wegen bevorstehendem langen Heimweg
- hinzukommt: sie kennt den Weg nicht genau
- die Stadt ist unlogisch verwinkelt und fast labyrinthisch
- sie sieht auf dem Heimweg schon Subjekte, die sie weiter überfordern
- alkoholisierte Partygänger, Obdachlose, "Nachtgewächse"
- es ist Nachts, sie ist allein, es folgt eine physische Beklommenheit
Rational wäre zu diesem Zeitpunkt gewesen, den Gang durch die Nacht zur WG abzubrechen, zurück zur Party zu gehen und dort auf den Tag zu warten. Möglicherweise wegen den Vorfaktoren ist der Ratio unterdrückt worden von dem Drang, unbedingt nach Hause zu kommen.
Exkurs aus meiner Lebenserfahrung und Selbstversuch:
Wenn ich das Verhalten von manchen Frauen beobachte, dann sehe ich schwache Nerven. Das habe ich schon oft erlebt.
Ich stand mal etwas apathisch wartend in der Tiefgarage, weil ich auf meine Partnerin wartete. In diesem Moment hat mich meine Nachbarin gesehen und ist kreidebleich geworden und hat fast das Gleichgewicht verloren. Ich musste mich dafür entschuldigen, das ich nur dagestanden habe.
Genauso war es, als ich mal abends an einer Theke eines Krankenhauses stand und einen Freund besuchen wollte. Die Schwester hat mich nicht kommen hören und sehen, war wohl zu beschäftigt. Als sie aufschaute, wäre sie beinahe vom Stuhl gefallen. Ja, wieder meine Schuld, natürlich.
Genauso auch als eine andere Frau, die nicht hier wohnte aber die Schlüssel zu einer anderen Wohnung bekam, die falsche Wohnung aufschließen wollte. Mein Nachbar oben riss die Tür auf und wollte die Frau zur Rede stellen. Ich hörte einen Höllenlärm im Treppenhaus und jemand gerade die Treppen runterstürzen. Ich dachte im ersten Moment, ein Kind ist die Treppe runtergestürzt und hat sich ernsthaft verletzt und eine Mutter ist unter Schock und schreit energisch.
Nein die Frau hatte sich zu Tode erschrocken, als die Tür aufging. Sogar nach 15 Minuten konnte sie sich immer noch nicht einkriegen und musste zum Arzt gebracht werden, der sie sediert hat.
Andere Fälle sehe, wenn ich durch den Wald jogge. Auf schmalen Wegen sehe ich manch einsame Joggerinnen mir entgegenlaufen. Ich sehe in ihrer Körperhaltung und ihrem Gesicht ein ausgeprägtes Unwohlsein, wie sie sich kleiner machen und am Rande des Weggrabens weiter laufen.
Heute Abend bin ich in der Dämmerung mit meinem Mountainbike im Selbstversuch einen einsamen Feldweg (niemand war kilometerweit da) entlanggefahren mit einem Wald linksseitig und einem Wassergraben rechts. Das fühlt sich auch in der Dämmerung äußerst beklemmend an, obwohl ich null Gefahr erwartet habe. Aber ich kann es kontrollieren. Wenn man das richtig trainiert, dann könnte man es auch abstellen dieses unwillkürliche Gefühl Nachts in der Einsamkeit.
Jetzt habe ich schon früher die Stelle gesehen, wo Malinas Handy verlorenging. Das ist ein prädestinierter Ort für zartbesaitete Menschen, unter bestimmten Umständen den Verstand zu verlieren.
Folgende Faktoren:
- es war noch nicht richtig hell, Dämmerung, bei Gegenlicht sieht man nichts mehr
- es regnete, möglicherweise auch windig
- der Pegel des Flusses war höher als sonst und höhere Fließgeschwindigkeit
- mittelalterliche Gebäude, nicht einsehbare Winkel, höhere Beobachtungspunkte,
Treppenaufgänge, Fenster in den Türmen, Geräusche von Schaukeln, Karussellen, etc.
Das führt dazu, dass der Regen (der auf das Gemäuer schlägt), Wasser, das aus Traufen runterfällt, Wind, Fließen des Flusses usw. Infraschall erzeugen. Infraschall hat in gerade dieser Umgebung, in der Dunkelheit und Einsamkeit die Tendenz, dass man hinter sich selbst, über der Schulter Subjekte halluziniert, die es nicht gibt. Und im Dämmerlicht kann jeder Schatten zu einer physisch lebendig anmutenden Gestalt werden, hinter jedem Winkel vermutet man Schlimmes.
Wenn man die vorangegangene Faktoren wegen psychischer, physischer und emotionaler Ermüdung und Überforderung hinzuaddiert und der Heimweg in der Dunkelheit mit den vorausgegangen (alkoholisierten) Nachtgestalten, dann hat Malina hier eine akute Panikreaktion erlitten, die sie nicht mehr rational hat handeln lassen.
Sie hat Todesangst bekommen, vor allem weil sie auch in diesem düsteren Bereich auch ein Gefühl der akuten, totalen Deprivation bekommen haben könnte. Links war die Mauer, hinter sich konnte sie auch nicht mehr sehen vor Panik und vor ihr waren die Treppenaufgänge, Schatten und unheimliche Geräusche, die bei ihr geistig lebendig wurden. Sie hat nur noch, ohne selbst mehr Denken zu können, einen Fluchtweg gesucht aus der unerträglichen und Todesangst einflößenden Umgebung.
Sie hat wohl noch kurz davor panisch an ihr Handy rumgefuchtelt um es anzubekommen und Hilfe zu rufen, aber es ging nicht und es ist ihr aus den zittrigen Hängen gefallen.
Der einzige Fluchtweg war leider wohl der Donau. Sie wollte wohl da rein, um wegzuschwimmen, wie irrational das sich im dem Moment auch anhört. Aber in einer extremen Paniksituation handelt man leider kontraproduktiver, als es die Umstände auch nur im Geringsten rechtfertigen würden und schadet und verletzt sich nur unnötig selbst.