Spur eines unbekannten Toten in Norwegen führt evtl. nach Deutschland

1987 fuhr die MS Edelgard für die Reederei Norbert Konrad KG
http://forum-schiff.de/phpBB3/viewtopic.php?t=37&start=320#p2315
Das Unternehmen scheint es heute nicht mehr zu geben
https://world-ships.com/company/7d2c9a82add55d8e67c93219550c6832
jedenfalls finde ich da nix im Telefonbuch. Schade, ansonsten hätte man sich von dort aus vielleicht zum damaligen Kapitän durchfragen können.

Hoffentlich hat dieser findige Hobbydetektiv mehr Glück
http://seeleute-treff.de/topic.php?t=5350&page=5

Eine Bekannte von mir trug lange einen Thrombosestrumpf. Sie hatte mit Anfang 20 eine Thrombose im Bein, die aber nicht erkannt wurde, und als man sie dann erkannt hatte, waren die Venen auf dieser Seite so geschaedigt, dass sie ueber Jahre hinweg einen Stuetzstrumpf tragen musste - nur auf einer Seite.

Dieser Strumpf war aber ganz anders als die, die man im Krankenhaus nach Operationen tragen muss, sehr viel dicker, und man musste Haken verwenden, um ihn anzuziehen. Sie bekam diesen Strumpf per Rezept.

Dem Text zufolge hatte der unbekannte Tote einen Strumpf an, wie er im Krankenhaus verwendet wird, also etwas ganz anderes.

@VanDusen

Ich habe hier auch noch was gefunden zu einer MS Edelgard, ich nehme
an, es handelt sich um das selbe Schiff, auch wenn die Rederei Konrad nicht
erwähnt wird.

http://www.seemann-fischer.de/index.php?kat=10_18

@VanDusen 

Die Norbert Konrad KG in Elsfleth ist schon am 1.9.1993 im Handelsregister (damals Amtsgericht Brake) gelöscht worden.

@inci2
Nein, das ist leider eine andere MS Edelgard (von insgesamt drei). Solche Schiffe wechseln alle paar Jahre ihre Namen, behalten aber ihre Kennung der International Maritime Organization bei. Ich selbst hatte auch ursprünglich die falsche MS Edelgard im Blick, bin mir aber nun sicher, dass diejenige mit der IMO-Kennung 6514716 die richtige ist.

@Bellaso
Danke für den wertvollen Hinweis. Das passt zum Verkauf des Schiffs 1993 nach Syrien.

https://www.krefeld.de/de/inhalt/toter-in-norwegen-textilien-sollen-hinweise-auf-herkunft-geben/

Für die Theorie der Ermittler, dass er mit einem Frachtschiff nach Norwegen gekommen sei, gab es keine Belege, da die Seeleute ihn auf den gezeigten Fotos nicht erkannten.

Die Schiffstheorie wurde wiederlegt. Es bleiben noch Flugzeug (das wurde wohl abgecheckt), Bus / Auto oder vielleicht die Bahn. Er wurde auf Bahngleisen gefunden, er kann eventuell nicht weit gekommen sein.

Vor seinem Tod war er frisch rasiert, hatte allerdings nichts gegessen oder getrunken. 

Hotels wurden wohl auch abgecheckt. Ich weiß nicht, ob man bei der norwegischen Bahn um diese Zeit zu essen bekommt, aber das Rasieren sollte möglich sein.
Bahn wäre Deutschland - Schweden - Norwegen.

Wenn er sich mal in einer Reisepause kurz die Beine vertreten oder jemanden am Rande des Bahnhofs treffen wollte, dann hätte er auch weder Geld, noch Pass benötigt.

Dann könnten bei der norwegischen Bahn seit 1987 verlorene Dinge im Fundbüro herumliegen. Pass, Geld, Uhr oder Reisetasche. Oder eben nicht. ;-)

http://www.hamburg.de/branchenbuch/hamburg/eintrag/11257456/
Ach was soll ich sagen... ;-) Hier wurde vermutlich auch gesucht und es ist nicht sicher, dass Dinge 40 Jahre lang aufbewahrt werden.

bluescreen schrieb:Die Schiffstheorie wurde wiederlegt.

Im rein hypothetischen Fall, dass der Kapitän und/oder Vertreter einer deutschen Drei-Buchstaben-Behörde der Besatzung dringend nahegelegt hätten, den Mund zu halten, wäre dasselbe Ergebnis herausgekommen. Inzwischen ist jedoch so viel Zeit vergangen, dass die Seeleute wohl keine Bedenken mehr hätten, die Wahrheit zu sagen. Darum hielte ich es für lohnend, die Schiffs-Option erneut abzuklären – andere Optionen natürlich auch.

@VanDusen
Ihr und die Polizei habt die Schiffstheorie wiederlegt. Man hätte ja auch etwas übersehen können.
Das ist wichtig, kann man in Ruhe woanders suchen.

Klar gibt es immer wieder blinde Passagiere, selten ohne Wissen der Crew. Ich denke, die wussten auch wann Schluß mit Schmuggel ist und wann man besser redet.

@bluescreen 

An einen blinden Passagier glaube ich eher nicht, auf einem vergleichsweise derart kleinen und übersichtlichen Schiff. Aber ich stelle mir die sogenannte Befragung der Besatzung in etwa so vor: Wochen später, nachdem das Schiff wieder in Deutschland eingelaufen ist, legt ein zutiefst desinteressierter Polizist dem Kapitän ein Telex aus Norwegen vor: "Kennen Sie diesen Mann?" "Nö, nie gesehen."
Mehr wird da nicht passiert sein, und dieses "Nö" kann viele Gründe gehabt haben. Es könnte die schlichte Wahrheit sein, es könnte aber z. B. auch daher rühren, dass der unbekannte Tote ein Schwarzarbeiter war, dass es zuvor Streit zwischen dem Toten und einem anderen Besatzungsmitglied gegeben hatte, und so weiter und so fort.

Halbwegs widerlegt oder zumindest sehr wenig plausibel ist nur, dass der Tote morgens frisch rasiert auf dem Weg zum Schiff war. Dass er von dort kam, halte ich nach wie vor für möglich. Hoffentlich wird das Team von Asted Norge dieser Hypothese auf den Grund gehen.

@bluescreen
Du hast Recht, die Station Kambo wird sowohl von Reisezügen
https://en.wikipedia.org/wiki/Østfold_Line
als auch von Regionalbahnen von/nach Oslo und Moss angefahren
http://www.banenor.no/en/Railway/Search-for-stations/-K-/Kambo/ (Archiv-Version vom 02.12.2020)

Das Problem ist nur, dass der Tote rund einen Kilometer südlich von der Station Kambo gefunden wurde. Um von dort an den Fundort zu gelangen, hätte er entweder aus einem fahrenden Zug springen bzw. fallen müssen oder einen Kilometer auf den Gleisen gehen müssen, inklusive durch einen Tunnel. 


Allerdings wäre es z. B. denkbar, dass ein Zug mitten auf der Strecke anhalten musste, etwa wegen eines technischen Problems, und dass der Tote heimlich ausgestiegen ist, um schnell eine zu rauchen, und ihn dabei ein Zug in Gegenrichtung erwischt hat.

@VanDusen

Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass selbst in Norwegen schon zu dieser Zeit das Rauchen im Zug verboten war. Da hätte er wahrscheinlich auch im Zug eine rauchen können.
Außerdem ist das Aussteigen aus einem Zug ohne Bahnsteig ziemlich mühsam und das Einsteigen noch viel mehr. Nur für den Genuss einer Zigarette finde ich den Aufwand dafür zu groß.
Außerdem hatte ich es eigentlich so verstanden, dass die Verletzungen am Körper des Mannes derart sind, dass er nicht von einem Zug frontal getroffen wurde. Ich glaube, dann hätte man keine Bilder von ihm zeigen können.

@eldec
Ob man damals in Norwegen noch im Zug rauchen durfte, weiß ich leider nicht. Ich würde einfach mal wild raten, dass man es in Langstreckenzügen mit Raucherabteilen durfte, in Regionalzügen dagegen nicht.

Was das Ein- und Aussteigen aus einem Zug ohne Bahnsteig betrifft, so hast du wohl recht, einfach ist das nicht. Vielleicht hat er ja nur die Tür geöffnet, um eine zu paffen, und ist dabei herausgefallen. Oder er war als blinder Passagier auf einem Güterzug unterwegs. Oder er hatte keine Fahrkarte, ist aus einem fahrenden Zug gesprungen, um einer Kontrolle zu entgehen, ist vom Aufprall bewusstlos geworden, und vom nächsten Zug überrollt worden. Oder, oder, oder … Die Frage dabei ist allerdings stets, warum er keine Brieftasche und Schlüssel bei sich hatte, obwohl er seine Jacke trug.

Frontal von einem Zug getroffen wurde er sicherlich nicht. Wenn ich das richtig verstehe, hat ihm der Zug den Fuß abgetrennt und das dazugehörige Bein zermatscht. Darum hat man auch nach der Obduktion seine Hose sowie einen seiner Kompressionsstrümpfe weggeworfen. Der verhältnismässig gute Zustand der Leiche spricht meiner Ansicht nach auch dagegen, dass Dritte den Toten als Verdeckungstat auf die Gleise gelegt haben, denn das hätte man geschickter machen können.

Asted Norge hat Neuigkeiten. Im Teaser zur Sendung heute Abend wird das Taschenmesser des Toten thematisiert. Wenn ich das richtig verstanden habe, geht die Vermutung dahin, dass das Messer dazu gedient haben könnte, Löcher in LKW-Planen zu schneiden.

@aero ciaooo

wo hast du lesen können dass die Etiketten entfernt wurden? lg

@zulufight1

@aero ciaooo

wo hast du lesen können dass die Etiketten entfernt wurden? lg

In dem EP-link...

https://www.krefeld.de/de/inhalt/toter-in-norwegen-textilien-sollen-hinweise-auf-herkunft-geben/

Da er außer einer Zigarettenpackung und einem Schweizer Taschenmesser nichts bei sich hatte

und aus den Kleidungsstücken die Etiketten fachmännisch herausgetrennt wurden,

waren nur aus der Art und Beschaffenheit der Kleidung Rückschlüsse möglich.

Interessanterweise geht es in der heutigen Folge von Asted Norge um die Möglichkeit, dass der Tote als Hobo auf Güterzügen nach Norwegen gereist sein könnte
http://www.tv2.no/a/9039672
und es scheint ein paar Zeugenaussagen zu geben, die dazu passen könnten.

Der Kambomann ein Dieb? Was den mit überwiegender Wahrscheinlichkeit estländischen Haplotypen des Toten anbelangt, so setze ich mich an dieser Stelle besser auf meine Finger und enthalte mich jeden Kommentars.

Bei näherer Betrachtung ergibt die Geschichte des Truckers mehr Sinn: Seine Fahrt begann zwar in Italien, ein kleines dreieckiges Loch in der Plane seines LKW hat er jedoch erst nach dem Mittagessen bei einer Autobahnraststätte in Deutschland bemerkt. Ich kenne mich mit LKW nicht aus, aber meiner Meinung nach klingt das so, als habe jemand die Plane des LKW an dieser Autobahnraststätte von außen geöffnet, sei hineingeklettert und habe ein kleines Loch geschnitten, um die Verschlüsse von innen wieder zumachen zu können.

Wohin die Reise gehen würde, wird der blinde Passagier an den Kennzeichen des LKW erkannt haben. Die Kompressionsstrümpfe wäre eine geradezu surreal gute Vorbereitung für eine solche Langstreckenreise.

Dieses hypothetische Zusteigen des blinden Passagiers in Deutschland würde zu seinen deutschen Kleidungsstücken passen. Die Frage ist nur, wie er es geschafft haben könnte, frisch rasiert in Kambo einzutreffen. Auch hier gibt es eine mögliche Erklärung: Selbst vom nördlichsten Zipfel Italiens aus dauert die Fahrt nach Norwegen mindestens 24 Stunden, der Fahrer muss also irgendwo einen weiteren mehrstündigen Stopp eingelegt haben, um auf seine vorgeschriebene tägliche Ruhezeit zu kommen. Diese Gelegenheit könnte der blinde Passagier seinerseits für eine Wasch- und Toilettenpause genutzt haben.

Ein weiteres Detail ist interessant: Beim Halten vor seinem Haus will der Trucker ein Geräusch wie von einem fallenden Karton gehört haben. Meines Erachtens macht ein Mensch, der von einer LKW-Ladefläche klettert, kein solches Geräusch – wohl aber ein Koffer oder Rucksack, den er von dort hinauswirft, bevor er selbst hinterher klettert. Es könnte also sein, dass der Kambomann seine Papiere und sonstigen Habseligkeiten sehr wohl bei sich hatte.

VanDusen schrieb:Die Frage ist nur, wie er es geschafft haben könnte, frisch rasiert in Kambo einzutreffen. Auch hier gibt es eine mögliche Erklärung: Selbst vom nördlichsten Zipfel Italiens aus dauert die Fahrt nach Norwegen mindestens 24 Stunden, der Fahrer muss also irgendwo einen weiteren mehrstündigen Stopp eingelegt haben, um auf seine vorgeschriebene tägliche Ruhezeit zu kommen. Diese Gelegenheit könnte der blinde Passagier seinerseits für eine Wasch- und Toilettenpause genutzt haben.

Natürlich ist das möglich, aber ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass man sich während solch einer Odyssee rasiert.

@hANSaLBERS 

Wenn es so war, wie ich vermute, und der blinde Passagier auf einem Autobahnrastplatz in Deutschland "zugestiegen" ist (von der Route her könnten Karlsruhe oder Frankfurt dafür in Betracht kommen), muss er ja auch irgendwie ohne eigenes Fahrzeug auf diesen Rastplatz gekommen sein – und da würde ich mal auf einen anderen Lkw als Transportmittel tippen ;-)

Sprich, der Tote kannte sich gut genug aus, um Kompressionsstrümpfe zu tragen, und wird wohl auch um die vorgeschriebenen Ruhezeiten für Trucker gewusst haben. Warum sollte er sich während eines solchen Stopps nicht ein bisschen die Beine vertreten, aufs Klo gehen und sich vielleicht auch rasieren?

In den heutigen Zeiten der Flüchtlingskrise hat das Thema "Blinde Passagiere auf Lkw" ja an Aktualität gewonnen, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass es 1987 viele Menschen gab, die so unterwegs waren. Irgendwer müsste diesen Mann kennen.