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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

253 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mantrailer, Diensthunde, Lawinensuchhunde ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

04.07.2020 um 16:20
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Private Hundehalter" bedeutet nicht, dass der Hugo oder die Karla aus Spaß mit ihrem Hund losziehen und nach einem Vermissten suchen.
Doch, genau das ist zu Beginn passiert. Und diese Leute meine ich mit privaten Mantrailern. Anfangs war die Polizei über das Engagement dieser Leute begeistert, eben weil es auch noch keine Ausbildung bei der Polizei selbst oder den Rettungsorganisationen gab. Das hat sich dann aber ziemlich schnell geändert und diese negativen Erfahrungen wirken noch nach.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

04.07.2020 um 16:38
Zitat von TrineTrine schrieb:Es gibt allerdings auch Mantrailer, die den Unterschied zwischen Fährte und Mantrailing nicht kapiert haben und mit Leckerchen auf der Spur arbeiten.
Auf wen spielst du jetzt an?

Es gibt beides: Mantrailing und Fährtenarbeit.

Die Fährtenarbeit ist aufwändiger, weil die Hunde wirklich den Fußspuren folgen müssen. Eine kleine Abweichung wird in Prüfungen sofort geahndet.
Da beginnt man mit dem Hund in weichem Sand. Der Spurenlegen läuft durch den Sand, hinterlässt dabei natürlich Fußabdrücke und steckt in jede Fußspur ein kleines Leckeren. Das soll der Hund aufnehmen, um zu lernen, dass er wirklich genau der Spur folgen soll. Die Hunde Nasen können ja mehr. Ein paar Meter neben der Spur laufend, würde er auch ans Ziel kommen, weil sich die Geruchspartikel breit in der Luft verstreuen.
Wenn der Hund dann begriffen hat, was sein Hundeführer von ihm will, kann man sich den Aufwand mit den Leckeren in der Spur sparen. Die Hunde werden exakt der Fährte folgen.

Das Mantrailing ist als Sportart verbreiteter, weil es einfacher aufgebaut ist. Man braucht halt eine Zielperson, die ihre Geruchsprobe an einem Tuch hinterlässt und die versteckt sich dann irgendwo. Der Hund folgt der Geruchsspur, hat aber mehr Bewegugsspielraum.

Ich überlege schon eine Weile, ob ich mit meinem Hund Fährtenarbeit machen soll. Wir haben nur selten jemanden, der sich verstecken möchte. Wir machen Ich bin nicht sicher, ob ich ihn nicht verstaue, wenn wir von Mantrailing auf Fährte umschwenken. Ich würde schon gerne beim Mantrailen bleiben.

Dass das Mantrailing in den USA anders ist, kannst du mir glauben.
Warum sollten sonst Hundeführer aus Deutschland dort hinfahren,- wenn es hier genau so wäre?
Das hat eine andere Tradition dort und darum eine andere Ausformung.
Das Land ist ja auch vollkommen anders, viel weiter.
Man liegt sicher nicht falsch, wenn man viele Suchaktionen nach Menschen (in der Vergangenheit) in den USA als Menschenjagden bezeichnet.
Ich meine jetzt nicht den dementen Opa, der sich verlaufen hat. Der wird natürlich nicht gehetzt.

Ich such das Buch und stelle den Titel ein.
Denke, das interessiert dich.

LG


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

04.07.2020 um 17:00
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Auf wen spielst du jetzt an?
So arbeitet ein Hundesportverein hier in der Nähe.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Das Mantrailing ist als Sportart verbreiteter, weil es einfacher aufgebaut ist.
Ich finde nicht, dass Mantrailing einfacher aufgebaut ist, als das Fährten. Beim Fährten arbeitet der Hund ja nicht mit dem menschlichen Geruch, sondern mit dem Geruch, der durch die Bodenverletzung entsteht. Du kannst dir jede Fährte zum Training selbst trampeln. Wenn der Hund sauber auf die Bodenverletzung trainiert wurde, wird er auch die Fährte nicht verlassen.

Beim Mantrailing musst du lernen, das Ausdrucksverhalten des Hundes zu lesen, du musst Witterungseinflüsse, Geländebegebenheiten und Thermik berücksichtigen.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Ich such das Buch und stelle den Titel ein.
Denke, das interessiert dich.

Ich denke, ich weiß, welches du meinst. Ist auf deutsch leider vergriffen. Auf den Titel komm ich gerade auch nicht.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

04.07.2020 um 18:14
Zitat von TrineTrine schrieb:Ich finde nicht, dass Mantrailing einfacher aufgebaut ist, als das Fährten. Beim Fährten arbeitet der Hund ja nicht mit dem menschlichen Geruch, sondern mit dem Geruch, der durch die Bodenverletzung entsteht. Du kannst dir jede Fährte zum Training selbst trampeln. Wenn der Hund sauber auf die Bodenverletzung trainiert wurde, wird er auch die Fährte nicht verlassen.

Beim Mantrailing musst du lernen, das Ausdrucksverhalten des Hundes zu lesen, du musst Witterungseinflüsse, Geländebegebenheiten und Thermik berücksichtigen.
Ich dachte, die Hunde folgen beim Fährten der Geruchsspur in der Fährte- also dort wo sie am intensivsten ist.
Welche Gerüche entstehen denn, bei der Bodenverletzung? Es handelt sich doch nur um höchstens ein paar Zentimeter?
Ich lese das mal nach.

Natürlich ist das Mantrailen eine hochkomplexe Angelegenheit. Das steht ja ausser Frage. Es ist auch sehr spannend, zu gucken, wie sich der Hund verhält.
Die Vorbereitungen sind beim Mantrailen einfacher. Das wollte ich sagen. Darum wird Mantrailing häufiger angeboten.
Für das Fährten muss man mehr vorbereiten, also eine Spur legen.

Aber der Punkt war ja, dass du meintest, es gibt Mantrailer, die den Unterschied nicht kapiert haben und mit Leckeren auf der Spur arbeiten.
Traurig, wenn Leute so etwas machen. was soll der Hund dabei lernen?

Es gibt beides - und jedes ist anders.
Eine Vermischung von beidem ist totaler Quatsch.

Mein Hund rennt, wenn er der Spur folgt an allen Verlockungen vorbei.
Da kann sein Lieblingsfutter liegen. Das interessiert ihn nicht.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

04.07.2020 um 18:17
@Trine

Hab gerade nach Fährten gesucht:

Stimmt

der Hund folgt dem Geruch des verletzten Bodens,
zertretenen Pflanzen
und zertretenen Kleinstlebewesen.

Das ist ja spannend.


(Ich hätte gerne so eine Nase....)


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04.07.2020 um 18:39
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Welche Gerüche entstehen denn, bei der Bodenverletzung? Es handelt sich doch nur um höchstens ein paar Zentimeter?
Ich habe damals gelernt, dass durch den Zersetzungsprozess des zertrenen Bodens, also der Gräser, Kleinstlebewesen, etc.. ein Buttersäuregeruch entsteht, der nach 20 Minuten am intensivsten ist. Darum wird beim Fährten vom Treten der Fährte bis zum Ansetzen des Hundes eine gewisse Zeit gewartet.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

05.07.2020 um 06:30
Zitat von Hercule-PoirotHercule-Poirot schrieb:In meinem Bekanntenkreis ging kürzlich ein dementer 63-jähriger verloren. Er wollte eine kleine Radtour zu einem nahen, weniger als zwei Kilometer entfernten See unternehmen und wurde erst zwei Tage später nachts (hungrig und durstig) von Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma auf einem Firmengelände 80 km entfernt angetroffen. Die verständigte Polizei brachte ihn dann erstmal ins Krankenhaus.
Die Polizei teilte der Ehefrau bei ihrer Vermisstenanzeige mit, dass man mit Mantrailer Hunden keine Personen auf einem Fahrrad verfolgen kann und der Versuch wurde auch gar nicht erst unternommen.
Das er nicht schneller durch Einsatzkräfte (oder aufmerksame Zeugen) gefunden wurde, ist zu bedauern. Ich hoffe, der 63-jährige hat diesen "Ausflug" so gut wie möglich überstanden.

Bei dementen Personen gibt es oft Hinweise bzw. die Überzeugung, diese seien nicht mehr so fit, kämen nicht so weit. Geflügelter Gegenspruch: Demente vergessen auch, dass sie schlecht zu Fuß sind und laufen einfach weiter. Ich denke, es sollte in solchen Fällen erfragt werden, wie fit die Vermissten wirklich sind, welche Strecken sie zuletzt oder früher im Leben zurücklegten.

Warum welche Suchmassnahmen ergriffen wurden oder nicht kann ich letztlich nicht beurteilen. Aber da die vermutete Strecke eigentlich überschaubar war, wäre eine Suuche entlang des Weges zum und des Sees (je nach Gelände Helikopter, Streifen, Flächenhunde für x Meter rechts/Links des Weges) wohl schon möglich gewesen.

Bei Mantrailern bin ich bekanntermaßen generell recht skeptisch. Mantrailing bei Radfahrenden hatten wir in Theorie und Training nicht, im Einsatz habe ich so etwas auch nicht miterlebt. Mit Joggern wurde aber trainiert - warum sollte MT dann rein logisch analog betrachtet nicht auch bei Radfahrenden (außer bei sehr flotten Rennradlern) funktionieren?

Trotz der ethisch-rechtlichen Fragen, die dabei entstehen, ein allgemeiner Tipp an das Umfeld von Personen mit Demenz. Ich persönlich würde mich ernsthaft mit der Möglichkeit beschäftigen, der Person eine Fernortungsmöglichkeit zu verpassen.
Wird ein Smartphone zuverlässig mitgeführt, dann gibt es da offenbar entsprechende Apps. Ebenso gibt es offenbar bezahlbare zuverlässige Armbänder/Fußbänder, die so etwas ermöglichen. Ich schreibe das deshalb recht vage, weil ich mich damit seit Jahren nicht wirklich genauer beschäftigt habe oder beschäftigen musste (nur zwei Fälle, wo die Personen dies noch verstehen konnten und wollten und es mit Zugangsdaten für nächste Angehörigen zu den Standard-Ortungen via Betriebssystem der Smartphones getan war).
Solche Fernortungen mögen nicht ganz genau sein, auch können Akkus im unpassenden Moment leer oder kein mobiles Datennetz verfügbar sein, doch selbst in diesem dann schlechtesten Fall gibt es immerhin einen zusätzlichen und genaueren Anhaltspunkt als die letzte Sichtung am Abgangsort.

Noch etwas zu den Fragen vom Diskussionsleiter @Carletta im Ausgangsbeitrag.
Zitat von CariettaCarietta schrieb am 18.11.2016:Oftmals wird in einzelnen Fällen nicht unterschieden zwischen Suchhunden, Mantrailern, Leichenspürhunden etc. Die Frage ist ja oft, was können diese Hunde leisten und was nicht. Was erschwert die Arbeit, sind es Umwelteinflüsse wie das Wetter, der Hundeführer der seinen Hund richtig "lesen" muss oder anderes.
Suchhund ist der nach meinem Verständnis der ungenaueste Begriff überhaupt. Denn ob ein Hund irgendeinen, einen speziellen, einen verstorbenen Menschen oder Drogen, Sprengstoff, unter Artenschutz stehende Dinge, Bargeld, oder Datenträgersucht, wird dadurch nicht klar - und in allen fällen sucht der Hund, ist also ein Suchhund.

Rettungshunde finde ich als Oberbegriff für all die Hunde, die zur Rettung von Menschen eingesetzt werden da schon passender. Umfasst im wesentlichen Flächen-, Trümmer-, Lawinenhunde und Mantrailer. Warum teils auch Leichenhunde unter dem Begriff laufen, das habe ich nie verstanden.

Flächenhunde
Durch Stimme und Handzeichen vom Hundeführer gesteuert suchen sie unübersichtliche Flächen (meist Wald) selbständig per Nase auf irgendeine menschliche Witterung ab und zeigen gefundene hilflose Personen auf verschiedene Arten (meist anhaltendes Verbellen, bis der Hundeführer an der Stelle ankommt) an. So wie die typische "Kundschaft" liegen, sitzen, hocken, wanken, klettern in Bäumen im Training diejenigen, die die vermisste Person darstellen.
Erscherend ist es, wenn im Suchgebiet weitere nicht hilflose nicht vermisste Personen sich aufhalten oder herumlaufen. Da aber meist tief im Wald und nicht selten in der Dunkelheit gesucht wird, hält sich dieses Problem in Grenzen.
Sehr dichter Bewuchs oder Bauten im Wald, durch die sich die menschliche Witterung nicht hindurchbewegen kann, behindern die Suche. Das und die Windrichtung muß der Hundeführer beachten, wenn er seinen Hund gezielt auf bestimmte Bereiche (vor das den "Windschatten" auslösende Objekt) steuert. Der Hundeführer, unterstützt vom ihn begleitenden Helfer, entscheidet, wann er das ihm zugeteilte Gebiet für abgesucht hält. Der Einsatzleiter überprüft dies im Gespräch und mit den Tracking-Daten von Hund, Hundeführer und Helfer.
Bei gut ausgebildeten Hunden, Hundeführern, Helfern ist dies aller Erfahrung nach eine sehr sichere Sache - wenn eine Staffel sagt, im ihr zugewiesenen Gebiet ist die vermisste Person nicht, dann ist das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch so.
Befindet sich die vermisste Person dort im bereits verstorbenen Zustand, wird es kritisch - denn Flächenhunde werden nur auf die Witterung lebender ausgebildet, verstorbene zeigen darum nicht wie üblich an. Kann ein erfahrener Hundeführer seinen Hund sehen, hat er aber eine gute Chance zu erkennen, dass der "dumm tut", also da was sein könnte und kann dann darum selber oder vom Helfer oder von dafür herbeigefunkten anderen Kollegen den Bereich kontrollieren lassen.
Bei absoluter Windstille in einer tieferen Kuhle liegende Vermisste sind für den Fläöchenhund auch nur aus der relativen Nähe auszumachen. Aber Kuhlen sieht man im Wald am Tag ganz gut und für nachts gibt es Taschenlampen.
Sooo weit dazu.

Zu den Trümmerhunden (Einsatzfälle: Trümmerlagen nach Gebäudeeinsturz durch Erdbeben, (Gas-)Explosionen, groben Baufehlern sowie auch schon mal innerhalb intakter (Industrie-/Gewerbegebäude) schreibe ich demnächst.
Zitat von CariettaCarietta schrieb am 18.11.2016:Z.B. (Ich schreibe jetzt nur Hund, da ich nicht weiß, was die vielfältigen Ausbildungsarten leisten können, da geht es ja vom Mantrailer über den Leichenspürhund bis zum Lawinensuchhund)

* Kann ein Hund eine Spur weiter verfolgen, wenn die Spur (oder das mutmaßliche Opfer) von der Straße weg in ein Auto verbracht wurde?

* Kann ein Hund riechen ob es sich um eine alte oder neue Spur handelt?

* Kann ein Hund erkennen ob die Spur in eine Richtung frischer ist, als in die andere Richtung?

* Riecht ein Hund eine Spur anhand von Hautpartikeln oder gibt es auch andere Geruchsstoffe die ein Mensch ausscheidet?
Spur in dem hier erkennbar gemeinten Sinne ist die Spur eines konkreten Menschen, also ein Fall für einen Mantrailer.

Das Mantrailing von Personen im Auto ist höchst umstritten, wie wir es hier und bei manchen Fällen schon hatten.

Ein Mantrailer kann nicht in dem Sinne ein Alter einer Spur erkennen und das dem Hundeführer mitteilen. Was er aber laut Lehrmeinung kann, ist sicher zu erkennen, welche von ggf. mehreren Spuren der konkreten Person die frischeste ist.
Dazu und zur Richtrungsfrage der evolutionäre und irgendwie einleuchten triviale Hinweis: folgt ein Hund/Wolf der Spur des zum Mittagessen vorgesehenen Wildtieres von gestern, gibt es heute kein Mittagessen. Läuft er entgegen der Laufrichtung seiner potentiellen Beute, weis er zwar sozusagen, wo diese den Tag begonnen hat, hat aber immer noch nichts zu beissen.
Wie schon hier zu lesen war, spielen neben Hautschuppen auch ausgeatmete Partikel eine Rolle bei der Duftspur.

Zur Ausbildung der MTler (wo für mich öfters der Grund liegt, warum sie eher Prüfungen bestehen als bei wirklichen Einsätzen Personen aufspüren können) ebenfalls demnächst mehr.
Stelle fest, über Rettungshundearbeit schreiben, ist wie die zu betrieben oder/und damit in den Einsatz zu gehen: Stunden schwinden da wie sonst Minuten...
Zitat von TrineTrine schrieb:Eine weitere Möglichkeit könnte auch sein, dass die Hunde den Leichengeruch durch die Thermik am Hang und die Liegedauer schon am Ansatzpunkt an der Uni wahrgenommen haben und negativ angezeigt haben. Und die Hundeführer das aber nicht erkannt haben und in Kombination mit dem Wissen über die Vermutung, wo sie lang gegangen sein müsste, den Hund unbewusst in die Richtung gedrückt haben.
Ich fürchte, da steckt ein Denkfehler drin. Dem kolportierten Wissen nach wurden dort Mantrailer eingesetzt. Denen sollte der Geruch von (hinreichend lang verstorbenen) Leichen egal sein. Ob durch die Thermik etwaiger Geruch erst den halben roten Felsen hoch und dann das doch recht lange Stück (teils wohl dichter Wald, kein durchgängiger gerade Fußweg/Trampelpfad) runter bis zum FH-Gelände gelangt sein kann (oder am roten Felsen lang und im Bereich der FH dann zum mir unbekannten genauen Ansatzpunkt der MTler), kann ich nicht beurteilen. Habe meine Erinnerung von dort gerade per Maps geprüft: es ist eine Strecke von 800-900m.
Zitat von TrineTrine schrieb:Ich hab auch mal das Video eines Trainingstrails gesehen, da wurde die zu suchende Person mit dem Auto weggefahren. Der Bloodhound hat im Training die Spur aufgenommen und auch gefunden.
Wenn sichergestellt war, dass Hundeführer, Begleiter, Videograf die Route nicht kannten und sich diese auch nicht automatisch (bspw. nur geradeaus, einzige Abbiegung an einer Stelle, wo die Straße knickt und geradeaus nur ein Feldweg/Trampelpfad ist) ergibt, dann ehrlichen Respekt für die Leistung.
Andernfalls bleibt unklar, ob die an der Suche beteiligten Menschen (unbewusst) den Hund in die richtige Richtung lenkten.
Zitat von TrineTrine schrieb:Die Polizei sieht den Einsatz von Mantrailern zumindest hier bei uns kritisch, wenn sie nicht zu Rettungsorganisationen wie Johannitern oder der Polizei selbst gehören. Das hat etwas damit zu tun, dass es keine exakte Wissenschaft ist und sich zu Beginn des Mantrailings in Deutschland viele private Hundeführer hoffnungslos überschätzt haben. Wenn dann vor Ort kein Dienstmantrailer ist oder die örtliche Rettingsstaffel keine Mantrailer hat, dann wird das rigoros abgelehnt. Ob man sich dann ne Begründing ausdenkt, die netter klingt als: "Gibt es bei uns nicht!" weiß ich nicht.
Es soll/muß in manchen Gegenden freie Mantrailer/Rettungshundestaffeln (wird hier wohl mit "privat" gemeint) geben, die mit der Polizei abgestimmte Ausbildungs-/Prüfungsregeln haben und die die Polizei anerkennt und für Realeinsätze anfordert.
Zitat von frauZimtfrauZimt schrieb:Die Johanniter und andere Vereine haben auch keine verbeamteten Hunde.
Wenn du einen geeigneten Hund besitzt, kannst du deinen Hund dort vorstellen und wenn man euch beide für geeignet hält werden ihr dort ausgebildet. Das läuft auf der Hobbyebene, regelmäßige Treffen und mit den Hunden arbeiten. Wenn man sich für Einsätze qualifiziert hat, ist man bei tatsächlichen Suchen dabei. Dann ist man ein privater Hundehalter, der für die Johanniter (oder einen anderen Verein) arbeitet.
Hobbyebene finde ich etwas schief. Und man arbeitet nicht für diesen "Verein", sondern ist Teil davon.
Bei den rettungshundeführenden Organsiationen, den klassischen Hilfsorgansiationen (Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe, Arbeiter Samariter Bund und Malteser Hilfsdienst) handelt es sich bei den ganzen einzelnen lokalen Gliederungen schon um Vereine. Aber nicht so Vereine wie bei den diversen Hunde(sport)vereinen, sondern Teil einer übergreifenden und professionell geführten bundesweiten Organsiation.
Nahezu wohl alle Menschen, die sich in der Rettungshundearbeit engagieren, tun dies ehrenamtlich. Sprich sie bekommen weder für Training noch für Einsätze noch für die Fahrtkosten noch für weite Teile der persönlichen Ausrüstung von irgendwem Geld.
Die jeweiligen Ausbildungs- und Prüfungsregeln ähneln sich, sind durchaus strikt, mit den Polizeibehörden abgestimmt und auch wenn die Prüfer ebenfalls Ehrenamtler aus den Organisationen sind, winken die nicht einfach durch, wenn ein Mensch-Hunde-Team es einfach noch nicht/nicht mehr kann.
Es gibt in der Theorie verpflichtende Inhalte, die jährlich zu wiederholen sind. Hat ein Hund eine Prüfung bestanden, dann hat die nur eine zeitlich begrenzte Gültigkeit. Wird die Prüfung nicht rechtzeitig erneut abgelegt, nimmt der betroffene Hund an keinem Einsatz mehr teil.
Ich halte es für völlig angemessen, Ausbildungsstand/Qualifikation in diesem Ehrenamt mit den Ehrenamtler der freiwilligen Feuerwehren und dem THW zu vergleichen. Und dort spricht wohl auch niemand von Hobbyebene.
Allerdings will ich nicht ausschließen, dass wie bei der freiwilligen Feuerwehr auch bei den Rettungshundestaffeln mancher denkt, das wäre eine bezahlte Vollzeittätigkeit (spannend wäre mal zu erheben, wie viel % der Deutschen das mit dem Unterschied von Berufs- und freiwilliger Feuerwehr wirklich richtig erklären können).


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

05.07.2020 um 10:31
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb:Das er nicht schneller durch Einsatzkräfte (oder aufmerksame Zeugen) gefunden wurde, ist zu bedauern. Ich hoffe, der 63-jährige hat diesen "Ausflug" so gut wie möglich überstanden.
Ja, er hat diesen Ausflug gut überstanden und musste nur eine Nacht im Krankenhaus zur Beobachtung verbringen. Er war in seiner Jugend ein ausdauernder Radfahrer (vom Schwarzwald an die französische Atlantikküste und zurück) und auch bis jetzt recht sportlich.
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb:Trotz der ethisch-rechtlichen Fragen, die dabei entstehen, ein allgemeiner Tipp an das Umfeld von Personen mit Demenz. Ich persönlich würde mich ernsthaft mit der Möglichkeit beschäftigen, der Person eine Fernortungsmöglichkeit zu verpassen.
Wird ein Smartphone zuverlässig mitgeführt, dann gibt es da offenbar entsprechende Apps. Ebenso gibt es offenbar bezahlbare zuverlässige Armbänder/Fußbänder, die so etwas ermöglichen. Ich schreibe das deshalb recht vage, weil ich mich damit seit Jahren nicht wirklich genauer beschäftigt habe oder beschäftigen musste (nur zwei Fälle, wo die Personen dies noch verstehen konnten und wollten und es mit Zugangsdaten für nächste Angehörigen zu den Standard-Ortungen via Betriebssystem der Smartphones getan war).
Seine Frau stellt derzeit genau diese Überlegungen an und hat ihm eine enstprechende Armbanduhr vorgeschlagen, dazu ist er allerdings (noch) nicht bereit. Mit seinem Fall wurde mir erst so richtig klar wie stark persönlichkeitsverändernd diese Krankheit ist.


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05.07.2020 um 18:07
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb:Es soll/muß in manchen Gegenden freie Mantrailer/Rettungshundestaffeln (wird hier wohl mit "privat" gemeint) geben, die mit der Polizei abgestimmte Ausbildungs-/Prüfungsregeln haben und die die Polizei anerkennt und für Realeinsätze anfordert.
Ja, gibt es hier mittlerweile.


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05.07.2020 um 18:32
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb:Ich fürchte, da steckt ein Denkfehler drin. Dem kolportierten Wissen nach wurden dort Mantrailer eingesetzt. Denen sollte der Geruch von (hinreichend lang verstorbenen) Leichen egal sein.
Der Mantrailer hört auf zu suchen, wenn er keinen Lebendgeruch mehr wahrnimmt. Wird eine vermisste Person gesucht, die zwischenzeitlich verstorben ist, zeigt der Mantrailer an der Stelle, an der er feststellt, dass kein Lebendgeruch mehr vorhanden ist, ein Negativ an. Normalerweise müsste dann von anderen das Gelände abgesucht werden. Wird das nicht getan, sondern nur davon ausgegangen, dass der Hund die Spur verloren hat, wird der Tote nicht gefunden. Leider habe ich keine Literatur darüber gefunden, ob es Anhaltspunkte dahingehend gibt, welche Entfernungen das zur verstorbenen Person sind. Häufig liest man, die Leiche wurde zufällig 10m von dem Ort gefunden, an dem der Hund die Spur verloren hat.

Ich bin aufgrund meiner persönlichen familiären Erfahrungen überzeugt davon, dass Hunde unterscheiden können, von welchem Individuum Lebend- und Leichengeruch vorhanden ist. (Damit meine ich jetzt nicht die Arbeit der Leichenspürhunde.)
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb:Ob durch die Thermik etwaiger Geruch erst den halben roten Felsen hoch und dann das doch recht lange Stück (teils wohl dichter Wald, kein durchgängiger gerade Fußweg/Trampelpfad) runter bis zum FH-Gelände gelangt sein kann (oder am roten Felsen lang und im Bereich der FH dann zum mir unbekannten genauen Ansatzpunkt der MTler), kann ich nicht beurteilen
Das kommt auf die Witterungsverhältnisse und die Liegedauer an. Sprich, seit wann wird ein Geruch abgegeben, wie hoch wurde der Geruch getragen und wo ist er wieder runtergekommen.
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb:Habe meine Erinnerung von dort gerade per Maps geprüft: es ist eine Strecke von 800-900m.
Theoretisch wäre es möglich, praktisch habe ich keine Erfahrung damit.
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb:Wenn sichergestellt war, dass Hundeführer, Begleiter, Videograf die Route nicht kannten und sich diese auch nicht automatisch (bspw. nur geradeaus, einzige Abbiegung an einer Stelle, wo die Straße knickt und geradeaus nur ein Feldweg/Trampelpfad ist) ergibt, dann ehrlichen Respekt für die Leistung.
Andernfalls bleibt unklar, ob die an der Suche beteiligten Menschen (unbewusst) den Hund in die richtige Richtung lenkten.
Keine Ahnung, ob das damals ein double blind war, ich denke eher nicht.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

08.07.2020 um 09:22
Zitat von Hercule-PoirotHercule-Poirot schrieb am 04.07.2020:Die Polizei teilte der Ehefrau bei ihrer Vermisstenanzeige mit, dass man mit Mantrailer Hunden keine Personen auf einem Fahrrad verfolgen kann und der Versuch wurde auch gar nicht erst unternommen.
Hier ist die Frage, inwieweit die Aussage der Polizisten korrekt von der Ehefrau wiedergegeben wurde und ob die Ehefrau wiederum von demjenigen, der sich ihre Schilderung angehört hat, korrekt verstanden wurde. Ein Wort macht da oft schon einen grossen Unterschied..."dass man IN DIESEM FALL keine Person auf dem Fahrrad mit Mantrailern verfolgen kann..." z.b.

Davon einmal ganz abgesehen: nur wenige Polizisten kennen sich im Detail mit der Spürhundearbeit aus. Auch wenn es nicht vorkommen sollte - aus Unwissenheit sind auch mir schon unzutreffende Aussagen von Ermittlern / Polizisten untergekommen.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

08.07.2020 um 14:09
Zitat von TatsachenTreueTatsachenTreue schrieb am 05.07.2020:Es soll/muß in manchen Gegenden freie Mantrailer/Rettungshundestaffeln (wird hier wohl mit "privat" gemeint) geben, die mit der Polizei abgestimmte Ausbildungs-/Prüfungsregeln haben und die die Polizei anerkennt und für Realeinsätze anfordert.
Ich für meinen Teil unterscheide ganz klar zwischen dienstlichen Suchhundeteams (Hund und Hundeführer behördlich angestellt) und privaten Suchhundeteams (alle anderen, gleich welcher Organisation sie angehören, oder ob überhaupt).

Das hat im ersten Schritt noch wenig mit der Frage zu tun, wie qualifiziert die Teams sind, als vielmehr mit den rechtlichen Aspekten. Private Teams sind nicht behördlich angestellt, unterliegen in wesentlichen Punkten keiner Haftung und keiner Erklärungspflicht, die gerichtliche Verwertbarkeit ist unsicher und so weiter.

Deshalb stellt zum Beispiel der DRK in seinen Grundsätzen zur Rettungshundearbeit klar:

"Auf der Grundlage der Normierung des Begriffes ”Rettungshundeteam” (DIN 13050)
werden speziell ausgebildete und geprüfte Hunde mit Hundeführern zur Suche,
Auffindung und Rettung vermisster oder verschütteter Personen inklusive erster
sanitätsdienstlicher Versorgung eingesetzt. Dies unterscheidet sie eindeutig von anderen
hundeführenden Einrichtungen und Institutionen (z.B. Dienst- und Schutzhunde der
Polizei), deren Aufgaben durch die Rettungshundearbeit des DRK grundsätzlich nicht
berührt werden dürfen."

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.drk-westfalen.de/fileadmin/Eigene_Bilder_und_Videos/Downloads/Rettungshundearbeit/444_14.12.18_Anlage2_Grunds%25C3%25A4tze_der_RH-Arbeit_im_DRK_2018.pdf&ved=2ahUKEwi02Pzjz73qAhXyyKYKHUCfDyYQFjAGegQIAhAB&usg=AOvVaw29EpMyiZEcVELkNUhNdlT_


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

08.07.2020 um 18:27
Zitat von Evil-EveEvil-Eve schrieb:Hier ist die Frage, inwieweit die Aussage der Polizisten korrekt von der Ehefrau wiedergegeben wurde und ob die Ehefrau wiederum von demjenigen, der sich ihre Schilderung angehört hat, korrekt verstanden wurde.
Sie hat es mir direkt so erzählt, aber natürlich war ich bei der Vermisstenanzeige nicht dabei. Mir stellt sich aber auch die Frage nach der Machbarkeit in Bezug auf die Anzahl der benötigten Hunde.
Ich gehe davon aus, dass der demente Ehemann mindestens die doppelte oder dreifache Strecke der einfachen Entfernung in den zwei Tagen gefahren ist, also 200 km oder mehr. Ein Hund kann maximal eine halbe Stunde die Spur verfolgen, dann braucht er eine Pause. In dieser Zeit schafft er vielleicht drei km. Es hätte also geraume Zeit gedauert bis sie das Ende der Spur erreicht hätten.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

11.07.2020 um 06:37
Zitat von Hercule-PoirotHercule-Poirot schrieb:Ein Hund kann maximal eine halbe Stunde die Spur verfolgen, dann braucht er eine Pause. In dieser Zeit schafft er vielleicht drei km. Es hätte also geraume Zeit gedauert bis sie das Ende der Spur erreicht hätten.
Die längste von einem meiner Hunde am Stück gearbeiteten Spur betug 19 km. Wobei alle Fragen nach der Durchführung nach Abwägung bezüglich der Machbarkeit insofern zweitrangig sind, als dass man zum Verschwindenszeitpunkt ja nicht weiss, wieweit entfernt der Vermisste ist bzw sein könnte. Man lässt eine Möglichkeit nicht unversucht, weil es ggf nicht funktionieren könnte - es sei denn, man ist sich der Erfolglosigkeit recht sicher.


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12.07.2020 um 20:56
weil's eben im TV lief:

Youtube: Die Supernasen - Polizeihunde-Teams im Einsatz | SWR Mensch Leute
Die Supernasen - Polizeihunde-Teams im Einsatz | SWR Mensch Leute
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übrigens es gibt es durchaus auch Menschen die einen so ausgeprägten Geruchssinn haben und Drogen oder Sprengstoff erschnüffeln können.
At the All States K-9 Dog Training Center, George was tasked to use his nose in the same situations that a trained dog (whose sense of smell is 100 times more powerful than George's) would be asked to perform: find drugs stashed in a field of look-alike books, find a pipe bomb hidden in a field of random PVC pipes, and find a cell phone submerged in water within a closed container.
https://www.nasa.gov/centers/wstf/news/2011/GA_Superman.html (Archiv-Version vom 26.10.2016)


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

13.07.2020 um 12:50
Zitat von Hercule-PoirotHercule-Poirot schrieb am 08.07.2020:Ein Hund kann maximal eine halbe Stunde die Spur verfolgen, dann braucht er eine Pause.
Das kommt auf den Hund an. Früher (so vor 20 Jahren) habe ich mal gelernt, der Hund braucht nach 20 Minuten eine Pause. Das betraf aber jegliche Arbeit, auch Unterordnung. Wenn ich aber sehe, dass ein Jagdhund( z.B. mein Dackel-Jack Russel-Mix in jungen Jahren) durchaus mal 2-3 h ununterbrochen ohne gesundheitliche Folgen hetzt, dann denke ich eher, es kommt auf Rasse und Training an.

Klar bietet man dem Hund bei der Arbeit auch Wasser an, Erholungspausen sind das aber nicht.
Zitat von Hercule-PoirotHercule-Poirot schrieb am 08.07.2020:In dieser Zeit schafft er vielleicht drei km.
Das kommt auf das Gelände an. Das normale Tempo eines Hundes sind ca. 10 km/h. Der Hund soll nicht ins Rennen kommen. Sucht man in einem Gelände wie Wald und Felder, in dem sich der Geruch gut hält, ohne viel Publikumsverkehr, sind da durchaus 5 km und mehr möglich, ohne dass der Hund ins Rennen kommt.

In bebautem Gelände mit breiten Straßen und offenen Flächen hält sich der Geruch wegen der Thermik nicht so gut. Die Arbeit ist für den Hund etwas anstrengender, dass Tempo dann niedriger. Kommen dann noch Passanten hinzu, wir der Hund kürzer gehalten und man muss das Tempo steuern. Da passt das dann eher mit 3 km in einer halben Stunde.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

13.07.2020 um 13:45
Zitat von TrineTrine schrieb am 04.07.2020:Ich habe damals gelernt, dass durch den Zersetzungsprozess des zertrenen Bodens, also der Gräser, Kleinstlebewesen, etc.. ein Buttersäuregeruch entsteht, der nach 20 Minuten am intensivsten ist. Darum wird beim Fährten vom Treten der Fährte bis zum Ansetzen des Hundes eine gewisse Zeit gewartet.
@Trine
Danke, sehr interessant.

Ich dachte bisher, man wartet eine gewisse Zeit (20 min), damit es der Hund etwas schwerer hat.
Aber so ist natürlich klar, dass sich der Geruch erst entfalten soll


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

14.07.2020 um 20:48
Zum Fall „Inga Gehricke“ (Inga Gehricke - Fünfjährige in Stendal vermisst (Seite 900) (Beitrag von Kreuzbergerin)
) sind viele Fragen bezüglich der Hundearbeit aufgekommen. Ich möchte etwas weiter ausholen und wähle daher den Hundethread.

Ein Mensch verliert durchschnittlich 16 g Hautzellen pro Tag, das sind ca 40.000 Hautzellen pro Minute. Über den Verdauungs- und Atemtrakt und die Urogenitalregion werden zusätzlich ständig Zellen ausgeschieden, gemeinsam mit Gasen (Ammoniak, Wasserstoff, Kohlendioxid, Methan etc), Bakterien und anderen Stoffwechselprodukten. Ein Mensch ist also aus Hundesicht eine wandelnde Stink-Wolke. Zudem verlieren Menschen Haare oder sie nießen, husten, sprechen laut und spucken dabei unmerklich…

Einige dieser Stoffe verflüchtigen sich schnell, steigen in der Luft auf, werden mit dem Wind vertragen, meist innerhalb Minuten. Andere Stoffe sinken Richtung Boden und bilden dort eine Art Duftnebel über der Oberfläche, diese verflüchtigen sich weniger schnell und sind abhängig vom Wetter und den Gegebenheiten viele Stunden riechbar. Wieder andere Stoffe fallen auf den Boden und verbleiben dort – sofern nicht äußere Faktoren sie verschwinden lassen. Äußere Faktoren sind z.B. Wind, Regen, Verkehr etc.

Nun kennt jeder z.B. diesen gelben Birken- oder Haselblütenstaub, der im Frühjahr z.B. Autos, Terrassenplatten und Gehwege überzieht. Wenn es nun stark windet oder regnet, bewegt sich der Blütenstaub, aber er ist selbst nach einem starken Regen nicht einfach weg. Er sammelt sich in Ritzen und an Vorsprüngen und konzentriert sich dort. Ebenso verhält es sich mit menschlichen Geruchspartikeln auf dem Boden – sie halten sich recht lange.

Aber ebenso, wie keiner vorhersagen kann, wie lange Blütenstaub nun tatsächlich liegenbleibt, ebensowenig kann man sagen, wie lange Geruchspartikel schnüffelbar sind. Es kann sich um Stunden handeln, es kann sich um Tage handeln, bestenfalls sogar Wochen. Wobei ich letzteres für eine extrem günstige Verkettung von besten Umständen halte, also eher als Seltenheit.

Das Fazit meiner Ausführungen wird euch weder begeistern noch weiterhelfen: man kann unmöglich eine allgemeine Angabe zur zeitlichen Begrenzung einer Duftspur machen, es wäre völlig unseriös, es ist einzelfallabhängig.

Noch ein Wort zur Duftspurverfolgung einer Person in einem Fahrzeug: ich persönlich kenne keinen Fall, in dem man eine Verfolgung einer Person im Auto erfolgreich nachweisen konnte. Ich bin da sehr, sehr skeptisch. Das ist – auch wenn ich Spürhunde für genial halte – meiner Ansicht nach Wunschdenken.


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

14.07.2020 um 21:17
@Evil-Eve

Vielen Dank für deine Ausführungen, Eve. Es ist also ungewiss wie lange Hautschuppen draußen überdauern.
Aus wissenschaftlicher Sicht mag ich es fast nicht wahrhaben wollen, dass zu solch elementaren Fragen keine empirisch ermittelten Untersuchungsergebnisse vorliegen. Aber ich will damit natürlich nicht deine Aussage in Frage stellen.

Wäre doch - kriminaltechnisch gesehen - mal eine schöne Doktorarbeit. Die Parametrierungen hierzu (Wetter, Klimaregion, Geländeklassifizierung, Duftbeimischungen, ...) sind so mannigfach, dass man sich hier mal richtig austoben könnte.

Beste Grüße und weiterhin viel Freude mit deinen Supernasen! ;)


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Kriminalfälle und Spürhunde - was können diese Tiere leisten?

14.07.2020 um 21:20
@Fährtensucher
Danke für deine Gedanken dazu. Es gibt in der Tat Studien und mehr hierzu, allerdings kann auch die beste Studie nicht die Launen der Natur und die genauen Umgebungsumstände vorhersagen und auswerten.


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