@Hammurapi Schwierig, solche Aussagen auf Dessau anzupassen.
Grundsätzlich hast du natürlich recht.
Allerdings, um Dessau etwas zu erklären, gehört die Stadt zu einen derer die nach der Wende einen enormen Abgang an Bewohnern erfuhr. Wir hatten zeitweise gesamte Viertel gehabt, die (bis auf 1-2 belegt Wohnungen) komplett leer standen. Vor Allem die Mehrfamilien- und Plattenbauviertel hat das betroffen. Aber auch in der direkten Innenstadt bekam man für wenig Geld gute Wohnungen, einfach weil es ein Überangebot gab.
Einzig die Einhaussiedlungen (in denen es aber auch Mehrfamilienhäuser gab) waren davon nicht so sehr betroffen.
Dessau bot der jungen Bevölkerung keine Perspektive. Viele gingen nach der Schule, spätestens nach der Ausbildung weg.
Bis sich die Stadt langsam wieder versuchte hochzurappeln dauerte es locker 10 Jahre.
Alles ums Bauhaus, renovierte Meisterhäuser, Studienmöglichkeiten (die nun Studenten aus aller Welt anlocken) wurden quasi zu erst in den Topf geworfen.
Viele Wohnhäuser wurden in der Zwischenzeit trotzdem abgerissen. Aber auch viele hauptsächlich in den letzten 10 Jahren renoviert.
Die Bewohner aus Dessau gehören zu denjenigen, die über 3 Ecken jeden kennen. Ich habe Dessau in Einfamilienhaussiedlungen, sowie in Mehrfamilienhaussiedlungen kennen gelernt. Und überall wusste jeder wie der volle Name und wie die Angewohnheiten der Bewohner im Haus 5 Straßen weiter ist. Entsprechend gibt es die Entfremdung noch nicht so sehr, wie es in größeren Städten der Fall ist.
Um irgendwie den Bogen zu diesem Fall zu bekommen, da wir ja nicht über die Bevölkerungsdichte von Dessau sprechen...
;) Ich halte es in einer Umgebung, wie in Dessau, gar nicht so unwahrscheinlich das sich die jungen Leute in der Nähe auch näher gekannt haben.
Dagegen sprechen natürlich die von dir angesprochenen Punkte. Zusätzlich hatte das Opfer ja einen Bekanntenkreis in ihrer WG. sowie sie sich vermutlich auch in erster Linie an ihre Mitstudenten gehalten haben dürfte, da die Interessen dort gleich/ähnlich waren.
Dafür spricht aber das sich in einer Stadt, wo es die Jugend eher weg zieht, die übrig gebliebenen dann eher an die belebten Studentenplätze halten. Das haben wir damals schon so gemacht. Vor Allem, weil es kaum andere Möglichkeiten gab unter ähnlich und gleichaltrigen zu sein. (Ich möchte hervorheben "damals". Ich hab aktuell keine genaue Übersicht über die Lokalitäten, da ich da nicht mehr wohne.)
Und deswegen halte ich es trotz Kinder und unterschiedlichen Kulturen für gar nicht so abwegig, dass sich die beiden Tatverdächtigen und das Opfer durchaus öfter über den Weg liefen. Anders als man es von einer größeren und belebteren Stadt gewohnt ist.
Vor Allem, dadurch das sie quasi in der Innenstadt nah beieinander wohnten, ist es gut vorstellbar das sie die gleichen Lokalitäten besuchten wenn sie aus gingen. (Und ja, ich halte es auch für wahrscheinlich das die Tatverdächtigen trotz Kinder auch mal aus waren.)