Mordanklage nach 41 Jahren

Wenn die Mutter z.B. in einem anderen Zimmer mit einem anderen Ofen evtl bei gekippten Fenster geschlafen hat ist das mitnichten weltfremd sondern durchaus möglich.

@Comtesse

Man muss nicht unbedingt solche Symptome haben.
Ich bemerkte damals, als ich eine CO-Vergiftung hatte, nur Herzrasen, das beunruhigte mich und ich rief den Notarzt und öffnete sicherheitshalber gleich die Wohnungstür.
Der Notarzt behauptete, ich hätte Grippe (was nicht stimmte).

Am nächsten Tag ging es schneller, ich machte gleich die Wohnungstür auf und brach im Treppenhaus zusammen, die Nachbarn riefen den Notarzt, der irgendwas mit Kreislauf diagnostizierte.

Am nächsten Tag hatte ich fürchterliche Kopfschmerzen und am drauffolgenden Tag kam der Kaminkehrer und meinte, dass der Warmwasserboiler total verrußt wäre, was lebensgefährlich sei, weil sich da CO bildet.

Solche Verfahren sind es, welche einen beunruhigen.

Da soll es bis auf die Obduktion keinerlei Ermittlungsakten mehr geben, angeblich während der Wende abhanden gekommen.

In den Ermittlungsakten könnten durchaus für die Angeklagte positive Fakten festgehalten worden sein, das alles ist verloren gegangen.

Dann besteht das nächste Problem, dass sich nach 41 Jahren niemand mehr exakt an einzelne Abläufe erinnern kann.

Da kann dann eine StA rasch ein Szenario zusammen fantasieren, dass man als Angeklagter nicht so ohne weiteres widerlegen kann, obgleich die StA die Beweislast hat.

Hier sieht man, wie kritisch es war, auch die Verjährung bei Mord außer Kraft zu setzen. Grund waren ja nur die Nazi-Morde, deren Täter sich nach dem Krieg abgesetzt hatten. Klar wäre diese bei einem neuen forensischen Verfahren (DNA-Analyse o.ä.) vorteilhaft, welche dann noch nach einer langen Zeit einen Täter identifizieren könnten.

Aber vorliegend scheidet diese Möglichkeit aus. Und die Aussage des Ehemannes ist nichts anderes als Spekulation. Warum war die Tochter nicht im Wege für einen neue Beziehung?

Unter solchen Voraussetzungen eine Anklage zu erheben, scheint mir wenig mit Rechtsstaatlichkeit zu tun zu haben.

Vielleicht hat die Frau sich ja auch selbst belastet und irgendwann irgend jemanden den Tathergang erzählt.

Was mir an dem Artikel in der B.Z. aufgefallen ist, das der Vater erwähnte, das beide, die in den frühen 60er geheiratet hatten sich maßgeblich am "Aufbau des Sozialismus" beteiligt hatten und deshalb eine 3 Zimmer Wohnung erhielten.
Vielleicht wurde ja da auch aus politischen Gründen ein "Maulkorb" verhängt und damalige Ermittler können heute noch etwas wesentliches Aussagen.
Die Staatsanwaltschaft hat ja nach dem anonymen Anruf noch 7 Jahre irgendetwas irgendwo ermittelt, bevor Anklage erhoben wurde.
Man erhebt ja im Allgemeinen keine Anklage, wenn man nicht irgend etwas in der Hand hat und eine Verurteilung unwahrscheinlich ist.

@Nightrider64

Im Allgemeinen ist das richtig. Aber es gibt Fälle, da steckte in Wirklichkeit außer der Fantasie der StA nichts dahinter, obgleich es auch nur ein Unfall war, z.B. der Fall Rupp.

Ob man überhaupt 7 Jahre ermittelt hat, ist nur einen Annahme. Das erscheint mir etwas zu lange. Es kann auch sein, dass jemand anders dann die Akte mal in die Hand bekommen hat.

Und wie gesagt, Zeugenaussagen nach 41 Jahren sind mit extremer Vorsicht zu genießen, wenn es keinen unmittelbaren Zeugen gab, und das scheint unseres Wissens jedenfalls nicht vorzuliegen.

Da ist es wieder. Es wird Anklage erhoben, da muss sie schuldig sein.

Ich finde das sehr suspekt.

41 Jahre nichts und jetzt alles klar, obwohl die Akte weg ist.

In einem Land in dem nichts wahr war, was nicht sein durfte und un dem man jemanden versuchte zu schützen, der entsprechend gut zur Partei stand.

(Zumindest oft.)





Es gibt soviele Fälle, da leben Menschen monatelang mit einer CO2Vergiftung. Die niemand bemerkt. Oder es stirbt nur einer. Es beschränkt sich oft nicht nur auf den einen Raum, in dem es austritt.



Ich habe Zweifel, dass man ein Kind schlafend auf den Küchenboden legen kann und selbst nicht in Gefahr gerät, wenn man das Gas aufdreht.
Zumal das keine CO2Vergiftung wäre.
Und man weiss nicht sicher, dass es wirkt.


Unsichere Mordart.


Vielleicht ist ja die Stasiakte noch zu finden.

Was für ein Fall Rupp?

Katinka1971 schrieb:Da ist es wieder. Es wird Anklage erhoben, da muss sie schuldig sein.

sagt doch keiner.
Ausserdem gibt es da ja noch einen Anwalt der die Anklage auseinander nehmen wird.
Und im Zweifel immer für die Angeklagte.

Am 27.04. beginnt der Prozess in Frankfurt (Oder).
Mal sehen was da kommt.
Es könnte ja auch sein, das ein damaliger Ermittler schon zu dem Ergebnis "Mord" kam aber aus politischen Gründen schweigen mussten.
Reine Spekulation von mir.

Das klingt bei einigen hier ganz anders. Das steht genauso da.





Ansonsten finde ich es schwierig nach so langer Zeit Mord nachzuweisen. Bei Lolita Brieger war letztlich auch nur Totschlag nachweisbar und der war verjährt.


Und hier fehlen die Akten. :-(

Katinka1971 schrieb:Es gibt soviele Fälle, da leben Menschen monatelang mit einer CO2Vergiftung.

Soll es nicht um eine CO Vergiftung gegangen sein?

Vermutlich handelt es sich schon um eine co Vergiftung. Da die Staatsanwaltschaft laut Anklageschrift auch davon aus geht. Nur der Tathergang ist ein wenig suspekt. Auch das Motiv eher schwierig zu glauben. Überhaupt ohne alle Akten, und nach 41 Jahren einen Prozess zu führen welcher die Tat wirklich aufklärt erachte ich als gering.

Stimme hier @SCMP77 ganz und gar zu. Ich bin zwar erstaunt, wie man auf 5 Seiten bereits die wenigen bekannten Fakten hier so durcheinanderwirbeln kann, dass ganz unterschiedliche Szenarien herauskommen, inklusive minutenschnell wirkender CO2 Vergiftungen aus Kachelöfen usw., wo doch die ganze Zeit von CO, Küchen-Gasofen und so weiter die Rede war, aber in einem Verfahren vor einem Gericht muss man am Ende doch weitaus mehr bieten.

Entweder wir haben hier nur ein Zehntel der Informationen, die die Staatsanwaltschaft hat, oder diese hängt sich hier ganz gewaltig zum Fenster heraus.

Rick_Blaine schrieb:Entweder wir haben hier nur ein Zehntel der Informationen, die die Staatsanwaltschaft hat, oder diese hängt sich hier ganz gewaltig zum Fenster heraus.

Das denke ich auch, wir haben hier nur einen kleinen Teil der Informationen.
Der B.Z. ,eine der auflagenstärksten Berliner Boulevardzeitungen, war es allerdings die komplette Titelseite und einem 2 Seitigen Bericht auf Seite 4 bis 5 wert.

@Nightrider64
Stehen denn noch mehr Informationen in diesem Artikel?

Es wird geschildert, das das Paar Anfang der 60er geheiratet hat. Beide sich maßgeblich am Aufbau des Sozialismus beteiligten und deshalb die Wohnung bekamen
Sie feine Sekretärin, er Schlosser im Blaumann. Sie haben sich anfangs immer in der Mittagspause getroffen waren sehr verliebt w.
Er schildert, das er ihr wohl irgendwann nicht mehr fein genug war als Schlosser und sie sich mit anderen Männern abgab.
Er wohnte dann wohl eine Weile in der Gartenlaube, zog dann kurz vor dem Tod seines einzigen Sohnes aus.
Ihr soll das Kind, das auch Probleme in der Schule machte, wohl zu viel gewesen sein und sie daran gehindert haben bei ihren Männergeschichten bzw einer neuen Partnerschaft im Wege gestanden haben. Sie soll dann, so der Mann, das Kind schlafend vor den offenen Gasherd gelegt haben und anschließend wieder ins Bett.
Gerüchte gab es wohl damals schon. Sie sagte aber es müsse ein Unfall mit dem kaputten Ofen gewesen sein.
Dann wird noch geschildert, das Mord nach DDR Recht inzwischen verjährt wäre, aber nach dem Einigungsvertrag BRD Recht gelte und das mit dem anonymen Anruf 2009 die Ermittlungen wieder in Gang kamen.
Bilder der zugegebenermaßen damals sehr attraktiven Frau, der Hochzeit, des Kindes und des inzwischen 75jährigen Mannes wurden noch groß abgebildet.
Sollte ich zufällig heute noch an die B.Z. von gestern kommen, kann ich es ja mal einscannen.

@Nightrider64
Danke für diese Information. Das wäre schön, wenn Du noch an die BZ kämst.

Mich würde interessieren, wie die Frau nach dem Tod des Jungen gelebt hat. Hatte sie weiterhin Männerbekanntschaften oder lebte sie erst einmal zurück gezogen.

Natürlich verhält sich jedes trauernde Elternteil anders. Aber wenn sie nach dem Tod völlig isoliert gelebt hätte, über den Tod des Jungen nicht hinweg gekommen ist, dann würde ich eher auf Unfall tendieren.

Nightrider64 schrieb:Sie sagte aber es müsse ein Unfall mit dem kaputten Ofen gewesen sein.

Das müsste die StA aber erstmal widerlegen. Bei dem Verlust der Akten ein so gut wie unmögliches Unterfangen. Ich verstehe überhaupt nicht, warum hier eine Anklage überhaupt möglich ist. Die Ermittler werden damals den Gasherd untersucht haben, wenn die Untersuchung die Angaben der Angeklagten unterstützt hätten, sind diese entlastenden Beweismittel jetzt weg. Vor diesem Hintergrund ist einen Anklage mehr als kritisch zu sehen.

Feelee schrieb:Natürlich verhält sich jedes trauernde Elternteil anders. Aber wenn sie nach dem Tod völlig isoliert gelebt hätte, über den Tod des Jungen nicht hinweg gekommen ist, dann würde ich eher auf Unfall tendieren.

Manch ein anderer sucht dann die Ablenkung, wie Du schon schreibst, jeder reagiert anders und weil mancher angeblich nicht adäquat auf ein Ereignis regiert hat, gab es schon so manches Fehlurteil.

Und was man da liest, alles nur Spekulationen des Ehemanns.

Nightrider64 schrieb:Gerüchte gab es wohl damals schon. Sie sagte aber es müsse ein Unfall mit dem kaputten Ofen gewesen sein.

Ja ja, solche Gerüchte waren es auch, welche im Fall Rupp die StA zu wilden Phantasien angeregt hatte.

@SCMP77
Nicht vergessen, das war 1974 und es war in der DDR.
Wenn das so unmöglich ist wie Du meinst, wäre wohl keine Anklage erhoben worden und es würde keine Hauptverhandlung am 27.04. beginnen.
Es ist bisher noch nichts öffentlich gemacht worden.
Da muss man schon warten bis man da irgend welche Schlussfolgerungen ziehen kann.
Nach den bisher bekannten Informationen neigt man natürlich dazu, das das zumindest im "Zweifel für die Angeklagte" ausgeht.
Abwarten, was präsentiert wird an Beweisen und Indizien

Ich denke, die Staatsanwaltschaft hat wesentlich mehr in der Hand, als uns bekannt ist.

Sie wird nicht alles an die Medien weiter gegeben haben.

Ich bin daher sehr gespannt, was da nach all den Jahren hervor geholt wird.

@Katinka1971

Katinka1971 schrieb:Was für ein Fall Rupp?

glaube, dieser hier: Wikipedia: Todesfall Rudolf Rupp