@inextenso @SCMP77 @hallo-ho @Tajna @Egi Genauso hatte ich meine Beiträge gemeint. Es kann bisher keinesfalls ausgeschlossen werden, dass ein Unfall oder etwas anderes als ein Mord vorliegt. Das ist das erste, was man bedenken muss: nur ein Mord ist heute noch nicht verjährt. Mord stellt aber recht hohe Ansprüche an die Beweise.
Ein Gutachten von wirklichen Fachleuten wäre das erste was ich als Verteidiger hier einfordern würde. Nicht jeder Notarzt und nicht jeder Klempner ist gleich Fachmann für CO Vergiftungen.
Wer sich ein wenig in die Materie hereinlesen will, was ich getan habe, dem empfehle ich diese Studie hier:
http://www.atsdr.cdc.gov/toxprofiles/tp201-c3.pdfDa findet man alles über die Korrelationsmodelle, die Berechnungen, wie man von der COHg Konzentration auf die Umgebungsluftkorrelation kommt und welche Symptome nach wie langer Zeit auftreten. Die Materie ist allerdings weitaus komplizierter als man annimmt.
Ich sage auch nicht, dass es nicht andere starke Indizien für eine vorsätzliche Tat gibt, nur liegen die eben nicht im Obduktionsbericht.
Wenn man aber hier einen Mord unterstellt, so erstaunt mich doch das angebliche Tatszenario: die Staatsanwaltschaft hat bisher überhaupt nicht bewiesen, dass dort Schlafmittel im Spiel waren. Diese scheint sie aber für die Plausibilität ihres Szenarios zu brauchen. Dabei stellt sich die Frage, wie weit Schlafmittel in der DDR damals leicht verfügbar waren, ob es irgendwelche Nachweise über Verschreibungen etc. in der Familie gab und so weiter.
Ich empfinde es als problematisch, wenn man ein Szenario mit einer Voraussetzung beginnt, ohne irgendwelche Indizien dafür zu haben.
Fakt ist dann, dass das Kind lebend ins Bett zurück sein muss, da es sich dort erst erbrochen hat. Eine Mörderin verzichtet also auf ein gestelltes klares Unfallszenario, verzichtet darauf, eindeutig erst einmal den Tod abzuwarten, und verwischt eigentlich das Unfallszenario: denn es stimmt, dass das Kind im Kinderzimmer wohl als letztes vom Gas betroffen gewesen wäre. Daher muss es irgendwie in die Küche lokalisiert werden - das ist aber Sache der Staatsanwaltschaft, hier ein plausibles Szenario zu präsentieren.
Schliesslich, welche Alternativen sind denkbar? Das Kind könnte tatsächlich in der Küche irgendwie am Gasherd manipuliert haben. Vielleicht hat es begonnen, sich schlecht zu fühlen - je nach CO Konzentration in der Luft kann es sogar 20 oder Minuten dauern, bis Bewusstlosigkeit eintritt (siehe link oben), ist dann selbst ins Bett zurück, und wurde dann dort bewusstlos etc.
Oder die Mutter hat bemerkt, dass das Kind in der Küche mit dem Gas herumgespielt hat, aber, da es weiterhin bei bewusstsein war, den Jungen einfach ins Bett zurück geschickt, weil sie die Gefahr nicht erkannt hat. Heute macht sie sich Vorwürfe - aber das ist kein Mord, das wäre wenn überhaupt fahrlässige Tötung oder unterlassene Hilfeleistung usw.
Wie wahrscheinlich das ist, darüber mache ich hier gar keine Angaben, es geht lediglich darum, dass es zumindest möglich ist. Es ist Aufgabe der Staatsanwaltschaft, die Schuld eindeutig zu beweisen.
Was das Wissen über CO Vergiftungen angeht, so denke ich weiss selbst heute kaum einer, wie genau eine solche eigentlich funktioniert, was Hämoglobin ist, welche Rolle es spielt usw. Klar, alle wissen, dass Gas irgendwie gefährlich ist, aber wie und wieso und in welchen Zeitkategorien usw. man da agiert, ist den wenigsten bekannt. Sonst würden nicht jedes Jahr noch so viele Menschen eine CO Vergiftung erleiden.
Es wurden bisher auch keine anderen Quellen einer CO Vergiftung ausgeschlossen. So unwahrscheinlich diese auch sein mögen, in einer gut fundierten Anklage sollte man dies erbringen. Dichlormethan Beize gab es z.B. auch in der DDR.
Wie gesagt, ich behaupte nicht, die Mutter ist unschuldig. Nur, ich erwarte von der Staatsanwaltschaft, dass diese die Schuld beweist, nicht umgekehrt. Und bisher wurde mir hier einfach nur viel zu schnell von einer Schuld ausgegangen.