Photographer73 schrieb:Das ändert aber auch nichts daran, daß fast jeder Verbrecher versucht ein geringes Strafmaß zu bekommen und in dem Bereich Möglichkeiten ausschöpft. Ich kann mich jetzt nicht wirklich an viele Fälle erinnern, wo ein Täter sich sofort fügte und nicht versuchte etwas zu seinen Gunsten vorzubringen, um evt. mit der Mindeststrafe oder einem geringen Strafmaß "davonzukommen".
So ist es wohl. Einer dieser seltenen Fälle ist gerade in Stralsund zu finden, wo der Angeklagte darum gebeten hat, zum Tode verurteilt zu werden. Er soll seine Frau getötet haben.
http://www.spiegel.de/panorama/justiz/stralsund-angeklagter-wuenscht-sich-nach-mord-an-seiner-frau-die-todesstrafe-a-1147836.htmlNormal ist aber wohl eher, dass alle, die "erwischt" worden sind, doch versuchen, das Beste herauszuholen, zumal wenn es um wirklich lange Freiheitsstrafen geht.
Rouven hätte theoretisch zu einer praktisch lebenslangen Strafe verurteilt werden können, und selbst mit dem derzeitigen Deal stehen immer noch 20 Jahre im Raum. Er ist jetzt knapp 40, das wären 50% seiner bisherigen Lebenszeit. Er käme raus, wenn andere langsam an den Ruhestand denken, mit 60, und hätte dann ein Drittel seines Lebens im Gefängnis verbracht.
Das kann schon recht ernüchternd wirken.
Was seinen Charakter angeht, das kann ich nicht beurteilen. Ich weiss aber aus meiner beruflichen Erfahrung, dass beim Thema Kinderpornographie die an sich üblichen Denkmuster unserer abendländisch geprägten Welt oft versagen. Wo wir zumeist noch ein gewisses Unrechtbewusstsein verspüren, wenn es um Mord, Vergewaltigung, Raub usw. geht, fehlt dieses bei der grossen Anzahl der Kinderpornokonsumenten ganz. Man hört immer wieder die Ausrede: es gäbe doch keine Opfer. Konsumenten sagen, die Verbrecher mögen die sein, welche die Filme produzieren, diejenigen, die in den Filmen agieren, aber die Konsumenten werden ja nur tätig nachdem das Verbrechen schon begangen ist. Sie sehen sich gewissermassen als Schaulustige, so wie irgendwelche Gaffer am Strassenrand sich am Anblick von Unfallopfern begeistern. Mit dem "Unfall" an sich haben sie nichts zu tun, denken sie.
Das macht dieses Verbrechen so problematisch. Die allerwenigsten Täter sehen sich als Täter, und daher wirken auch die Strafen fast nie abschreckend.
Bei Rouven kommt vielleicht auch noch dazu, dass er als Deutscher einen anderen Standard gewohnt ist. In Deutschland würde er im gleichen Fall mit einer Höchststrafe von 5 Jahren konfrontiert, aber vermutlich gar mit einer Bewährungsstrafe davonkommen.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article124792327/Ein-Bild-auf-dem-PC-aufzurufen-reicht-schon-aus.html