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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

2.735 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, FBI, Magier ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

05.07.2019 um 12:38
Die Zivilklage der Betroffenen (KP-Videos) läuft separat. Sie wurde erst Ende Februar eingereicht, nach der Verkündung des Urteils in der Strafsache Rouven. In dieser Zivilsache wurde Rouven durch das Gericht eine Frist eingeräumt, er will sich einen Anwalt suchen. Rouven hat sich bisher zwei mal selbst schriftlich an das Gericht gewandt. Womit er sich überhaupt verteidigen will, ist mir schleierhaft.

Ansonsten werden in Schadensersatzangelegenheiten in den USA oft sogenannte "contingent fees" vereinbart, das ist dann in der Tat erfolgsabhängig und ein Prozentsatz von der erstrittenen Geldsumme.

Im Zivilverfahren gegen Rouven treten die Opfer (d. h. die Kläger), die zum Teil noch minderjährig sind, unter Pseudonymen auf: Lily, Sarah, Solomon, Violet usw.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.07.2019 um 10:27
Zitat von Det.CrockerDet.Crocker schrieb am 04.07.2019:Rouven hatte in dem gesamten Verfahren keine glückliche Hand mit seinen Rechtsanwälten.
Das kann man wohl sagen. Die Revision wird sich auch darauf konzentrieren, denn er hat ja seine Tat zugegeben, daher kann sie sich nicht auf Fragen des Tatablaufs usw. beziehen. Sie wird sich darauf beziehen, dass das ganze Geständnis Ergebnis einer grottenschlechten Verteidigung ist. Das hat er ja zum Schluss auch bei Richterin Navarro versucht, ist mit diesem Versuch gescheitert und nun beginnt der Reigen der Rechtsmittel eben mit der Revision.

Das kann allerdings lange dauern. Die letzte Revision, die ich im 9. Bezirk eingelegt habe, brauchte fast 3 Jahre bis zu einem Termin. Immerhin habe ich gewonnen :)

Ansonsten ist es Unsinn zu sagen, dass eine Revision grundsätzlich zwecklos sei. Ob in den USA oder in Deutschland, die meisten Revisionen werden verworfen. Das liegt aber eher in der Natur der Sache: der Verurteilte hat nichts zu verlieren, ein Anwalt wird ihm gestellt, also legt man selbst in aussichtslosen Verfahren eben mal Revision ein. Es gibt aber eben durchaus Fälle in welchen sie begründet ist und zu einer Neuverhandlung führt.
Zitat von grizzlyhaigrizzlyhai schrieb am 04.07.2019:Werden die Anwälte nicht nach Erfolg bezahlt ?
Nicht in Strafverfahren. Das sogenannte "contingency fee," also die Bezahlung des Anwalts nur bei Erfolg, meist in einem Prozentsatz des erstrittenen Betrages, gibt es nur bei Schadenersatzprozessen. In Strafverfahren ist das ausdrücklich verboten.

Als Strafverteidiger muss ich mein Geld so verdienen: entweder ich schliesse mit dem Mandanten einen Mandatsvertrag ab, in dem meine Gebühren nach freier Verhandlung festgelegt werden, oder ich werde als Pflichtverteidiger vom Gericht beauftragt.

Im ersten Fall kann ich mit meinem Mandanten jede beliebige Gebühr vereinbaren, sofern sie nicht "unvernünftig" ist. Ich kann keinen Mandanten wegen einer Trunkenheitsfahrt im Verkehr vertreten und dafür $ 10 Millionen verlangen, das könnte mich meine Lizenz kosten.

In einem Fall wie diesem, mit einer sehr hohen zu erwartenden Haftstrafe ist die zu erwartende Gebühr schon sehr hoch. Es hilft also ungemein, ein vermögender Mandant wie Rouven zu sein. Ich vermute mal, dass seine Mandatsverträge auf jeden Fall sechsstellig gewesen sind. Man muss dabei aber auch anerkennen, dass ein solcher Fall immense Kosten für die Verteidigung bringen kann, sehr viel Arbeit und vor allem sehr teure Experten.

Was tun Mandanten nun, die nicht so reich sind wie Rouven? Nun, einmal suchen sie sich weniger prominente Anwälte. Hier ist mir ja immer schon merkwürdig aufgefallen, dass Rouven nicht von einem prominenten Anwalt vertreten wurde. Warum wissen wir nicht.

Wenn man sich die Gebühren eines weniger prominenten Anwalts nicht leisten kann, dann bleibt im Strafverfahren immer noch die Möglichkeit, einen Pflichtverteidiger zu beantragen. Das ist entweder ein beim Staat angestellter und vom Staat bezahlter Anwalt - allerdings komplett getrennt von der Staatsanwaltschaft - oder ein vom Gericht beauftragter selbstständiger Anwalt, der sich bereit erklärt hat, für weitaus weniger als die üblichen Gebühren solche Fälle zu übernehmen. Das kann aus Sicht des Anwalts durchaus Sinn machen: man bekommt regelmässig Fälle und kann viel Erfahrung sammeln.

Der Unterschied in diesen Dingen kann beträchtlich sein, ich gebe das mal als Beispiel: ein prominenter Topanwalt mit einem reichen Mandanten kann einen Stundensatz von $ 600 oder mehr vereinbaren (wobei in solchen Fällen wie hier eher mit Pauschalsätzen gearbeitet wird, also sagen wir mal man vereinbart $ 1 Million pauschal.) Der normale, erfahrene aber nicht prominente Anwalt vereinbart einen Stundensatz von $ 280 oder einen Pauschalbetrag von $ 95,000). Der beauftragte Pflichtverteidiger erhält $ 90 pro Stunde. Die Pauschalsätze beinhalten in diesen Fällen allerdings typischerweise die gesamte Verteidigung, also meist mehr als einen Anwalt und alle Bürokosten, Experten usw.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.07.2019 um 12:00
Aber die Frage ist ja wohl eher ob überhaupt noch Geld da ist bzw. Geld da war.

letztendlich war Rouven ja nicht lange im Geschäft. Und in der kurzen Zeit hat er es ordentlich krachen Lassen. Haus Autos, Partys.. Also zweifel ich daran das Rouven zum Zeitpunkt der Verhaftung richtig Reich war? (klar abgesehen von Güten wie Haus, Schmuck und Autos und Yacht)

Und in den 3 Jahren U-Haft hat sein Ex und Freunde/ Manager/ Partner welche die Möglichkeit hatten sicherlich abgezogen was möglich war.

Darum denke ich das Rouven eigentlich nicht mehr sonderlich Reich ist.


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09.07.2019 um 12:06
Zitat von vossivossi schrieb:Und in den 3 Jahren U-Haft hat sein Ex und Freunde/ Manager/ Partner welche die Möglichkeit hatten sicherlich abgezogen was möglich war.

Darum denke ich das Rouven eigentlich nicht mehr sonderlich Reich ist.
Ich habe da so eine Vermutung dass es generell schwierig ist, für solche Fälle einen prominenten Anwalt zu finden. Die können sich ihre zahlungskräftigen Mandanten nämlich aussuchen und lassen daher vielleicht lieber die Finger von einem Mandanten der des sexuellen Missbrauchs an Kindern überführt ist, um ihre Reputation nicht zu gefährden. Für aufstrebende Anwälte kann ein verzweifelter, reicher Mandant hingegen ein Bombengeschäft sein.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

09.07.2019 um 15:12
@vossi
Ich vermute , dass ein Magier wie Rouven , der bereits eine Karriere hatte mit Tendenz aufsteigend, dass er mit Sicherheit ein paar bzw viele patentierte Tricks im Safe hatte. So etwas wird wie der heilige Gral unter d Magiern gehandelt. Und deshalb denke ich wird er eine dauerhafte Geldquelle haben . Bzw eine Art tantiemen am Verkauf v Nutzungsrechten oÄ.


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09.07.2019 um 16:16
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Hier ist mir ja immer schon merkwürdig aufgefallen, dass Rouven nicht von einem prominenten Anwalt vertreten wurde. Warum wissen wir nicht.
Die frage die sich dann stellt ist, was hätte ein promi-anwalt noch besser für Rouven machen können ?

So wasserdicht wie die beweise des FBI gegenüber Rouven waren, besteht dann die gefahr das der promi-anwalt sein image verliert, wenn er da noch versucht fantasiereiche geschichten zu konstruieren die Rouven in einem besseren licht darstellen sollen.

Entweder war das auch für Rouven zu teuer sich solch einen p-anwalt zu nehmen, oder er wußte von vornherein das der dann auch nicht mehr viel herausholen kann, oder es fand sich auch kein passender.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

10.07.2019 um 04:03
Zitat von aeroaero schrieb:Die frage die sich dann stellt ist, was hätte ein promi-anwalt noch besser für Rouven machen können ?
Das ist genau die richtige Frage: ich kann mir gut vorstellen, dass sich Rouven an den einen oder anderen prominenten Anwalt gewandt hat und diese abgelehnt haben ihn zu vertreten, weil sie auch gesehen haben, dass da nichts zu gewinnen ist. @falstaff geht da in die gleiche Richtung.

Vor allem, wenn Rouven falsche Vorstellungen von einem möglichen Erfolg hatte. Ich kenne den Fall ja auch nur aus den öffentlich zugänglichen Dokumenten, aber wenn er mich gefragt hätte, wäre meine Antwort von Anfang an gewesen: Einen Freispruch bei dieser Beweislage kannst du vergessen, was wir tun können, ist versuchen einen möglichst guten Deal zu erreichen. Aber um eine Gefängnisstrafe wirst du nicht herumkommen.

Manche Mandanten kommen damit nicht klar und suchen lieber jemanden, der ihnen das Blaue vom Himmel verspricht. Das ist dann tragisch.


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10.07.2019 um 12:50
Hat man eigentlich jetzt nach dem Urteil irgendwas seinem Ehemann gehört? Der ist doch irgendwo in GerMoney?


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10.07.2019 um 16:04
Was ein guter Anwalt - von Anfang an - anders gemacht hätte: Er hätte in Anbetracht der überwältigenden, belastenden Beweise gegen Rouven auf ein sofortiges, umfassendes Schuldanerkenntnis gesetzt, um daran anschließend dann ein möglichst günstiges plea agreement zu erreichen. So läuft es in vergleichbaren Fällen regelmäßig ab.

Rouven wäre dann wohl mit einer deutlich geringeren Freiheitsstrafe davongekommen, vielleicht in der Größenordnung 10 Jahre plus/minus X. Nach deutschen Maßstäben immer noch drakonisch und alptraumhaft, aber in Anbetracht der Umstände eben auch besser als 20 Jahre.

Im Hinblick auf den Tathergang selbst greift Rouven jetzt die Verteidigungslinie auf, welche bereits ganz zu Anfang, kurz nach seiner Verhaftung, verfolgt wurde: Das Herunterladen der KP-Dateien ist tatsächlich so passiert, er, Rouven, sei es aber nicht persönlich gewesen. Vielmehr habe er regelmäßig eine größere Anzahl von Gästen gehabt, die Zugriff auf seinen Computer bzw. seine Computer hatten.

Rouven behauptet auch nicht, das sei hinter seinem Rücken geschehen. Er, Rouven, habe durchaus davon gewusst, es aber geschehen lassen. Insofern gibt er auch ein Fehlverhalten zu. Tatsächlich lautete ein Vorwurf der Staatsanwaltschaft im sentencing memorandum, die Kinderpornographie sei nicht (nur) von Rouven alleine konsumiert worden, sondern es habe regelrecht Partys gegeben.

Interessant ist auch, was Rouvens erster Anwalt ganz zu Beginn sagte: Wenn man die zeitliche Abfolge der Ereignisse betrachtet, so hätte Rouven tatsächlich die Chance gehabt, zu fliehen, was er aber nicht tat. Insoweit muss er sich wirklich subjektiv unschuldig gefühlt haben.

Die Staatsanwaltschaft hatte es nicht für notwendig erachtet, gegen Rouven nach der Durchsuchung des Anwesens am 21.01.2016 (bzw. schon vorher) einen Haftbefehl gegen Rouven zu erwirken. Die Festnahme erfolgte dann aber erst Ende März, in der Zwischenzeit lief seine Zauber-Show im Tropicana weiter, als wäre nichts geschehen.

In der Zwischenzeit hätte Rouven auch ohne weiteres die Möglichkeit gehabt, sich in einem PKW nach Mexiko abzusetzen (ist von Las Vegas aus vielleicht eine halbe Tagesreise, wenn überhaupt).


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

10.07.2019 um 21:47
Rouven wäre dann wohl mit einer deutlich geringeren Freiheitsstrafe davongekommen, vielleicht in der Größenordnung 10 Jahre plus/minus X
Ist das wirklich realistisch? Grundlage der Strafenfestlegung ist doch dieses Punktesystem, weshalb @Rick_Blaine schon relativ früh eine Haftstrafe von 20-30 Jahre prognostiziert hat. Ich habe nun keine Ahnung wie kulant die Staatsanwaltschaft normalerweise bei der Aushandlung eines Deals ist, aber ich kann mir aufgrund der überwaltigenden Beweislast nicht vorstellen, dass sie die abzusehende Strafe halbiert hätten.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

11.07.2019 um 05:17
Zitat von ZarastroZarastro schrieb:Ist das wirklich realistisch? Grundlage der Strafenfestlegung ist doch dieses Punktesystem, weshalb @Rick_Blaine schon relativ früh eine Haftstrafe von 20-30 Jahre prognostiziert hat. Ich habe nun keine Ahnung wie kulant die Staatsanwaltschaft normalerweise bei der Aushandlung eines Deals ist, aber ich kann mir aufgrund der überwaltigenden Beweislast nicht vorstellen, dass sie die abzusehende Strafe halbiert hätten.
Richtig.

Es scheinen ja immer alle genau zu wissen, was "ein guter Anwalt" tun würde und was dann passieren würde, aber im echten Leben ist das freilich gar nicht so eindeutig.

Wenn es um ein "plea bargain" geht ist die Staatsanwaltschaft am Zug. Wenn sie nicht will, gibt's gar nichts. Und die Staatsanwaltschaft kann natürlich nicht machen, was sie will. Sie schaut sich einen Fall genau an und muss dann abwägen:

-die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung
-der Aufwand, den ein Prozess bedeutet
-das Rechtsempfinden der Bürger, der Opfer, der Medien usw. und welche Erwartung an eine Strafe dieses bedeutet
-die Haltung des Gerichts zu diesen Fragen
-die Kompetenz der Verteidigung
-den Charakter des Angeklagten, seine Vorgeschichte, welche Rückfallgefahr existiert usw.
-die Bedeutung des Falles verglichen mit anderen Fällen
-die Bedeutung des Falles in der Öffentlichkeit

Geleitet wird sie dabei in einem Verfahren nach Bundesrecht von den "sentencing guidelines" wie hier schon oft besprochen. Diese Zahl ist der erste Anhaltspunkt, den alle Beteiligten haben. Dann beginnt die oben genannte Einschätzung.

Wird man als Verteidiger ein bargain erreichen können, das mehr als 50% unter der "Normalstrafe" liegt? Extrem selten. Da muss man schon realistisch sein. Wenn hier 20-25 Jahre möglich wären kann man sich freuen, mit 15 Jahren nach Hause zu gehen. Schon 18 sind es Wert.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

11.07.2019 um 08:08
Meine Spekulation hinsichtlich des Strafmaßes, welches vielleicht möglich gewesen wäre, war gestützt auf einen Vergleich mit Verurteilungen wegen Kinderpornographie durch andere Bundesgerichte.

Man muss bedenken, dass wirklich jeder Fall einzigartig ist. Wenn man die Gesamtheit aller Entscheidungen von Gerichten in den USA betrachtet (Bundesgerichte und lokale Gerichte in den einzelnen Bundesstaaten), so kann das Strafmaß in diesen Sachen irgendwo zwischen einer Bewährungsstrafe (d. h. Verurteilter muss gar nicht ins Gefängnis) und lebenslänglich landen.

Im Fall Rouven entschied ein Bundesgericht, und Bundesgerichte verhängen generell härtere Strafen. Wenn man bei Google News USA nach entsprechenden Fällen sucht (nur Bundesgerichte), so findet man aktuell z. B. Freiheitsstrafen von 13,5 Jahren (North Carolina), 10 Jahre (Louisiana, aber nur Besitz von KP, kein P2P), 12,5 Jahre (Connecticut), 8 Jahre plus 10 Jahre auf Bewährung (Indiana, sogar mit ziemlich großen Mengen).

Ferner: 15 Jahre (Pennsylvania, aber sogar mit aktiver Produktion von KP), 2 Jahre (Georgia, Verurteilter war sogar Aushilfslehrer), 18 Jahre (Florida, ebenfalls mit einem "echten" Opfer, d. h. der Verurteilte hatte Kontakt mit einem Kind).

Die sentencing guidelines sind übrigens keine exakte Wissenschaft. In einem anderen Fall (der Verurteilte war übrigens auch Deutscher und der Fall machte es in die Bild-Zeitung) stritten sich Staatsanwälte, Pflichtverteidiger, die Bewährungshelferin (probation office, zuständig für die Erstellung des sogenannten pre-sentence report) und der Richter um die richtige Auslegung. Der Richter gab offen zu, dass er verwirrt ist.

Mit "guter Anwalt" ist übrigens kein Staranwalt vom Schlage eines Johnnie Cochran gemeint, der die Geschworenen von der Unschuld des Mandanten überzeugt. Vielmehr braucht es einen Anwalt, der sich mit der gerichtlichen Praxis von Bundesgerichten speziell in KP-Sachen genauestens auskennt. Er kann z. B. mit der Staatsanwaltschaft aushandeln, welche Tatvorwürfe zugegeben werden, und welche nicht.

Der Anwalt, der Rouven aktuell vertritt (Russell Marsh), ist so jemand: Der war nämlich vorher selbst Bundestaatsanwalt in Las Vegas, sogar in Leitungsfunktion. Diesen Anwalt hätte sich Rouven von Anfang an nehmen sollen.

Auf was ein Anwalt z. B. auch hinwirken könnte ist, dass lt. plea agreement der Richter eine Überstellung nach Deutschland zur Verbüßung der Freiheitsstrafe empfiehlt. Das gelang z. B. in einem Fall mit einem Deutschen, der hier an anderer Stelle im Forum auch schon mal kurz erwähnt wurde.

Oder man denke an den Fall des jungen Bayern, dem 2016 in Orlando sogar die Todesstrafe drohte. Da gelang es dem Anwalt (der übrigens auch George Zimmerman im Fall Trayvon Martin vertrat) durch Verhandlungen, eine zeitige Freiheitsstrafe (wenn auch extrem lang) zu erwirken.

Im amerikanischen Rechtssystem ist ein kompetenter Anwalt von überragender Bedeutung.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

11.07.2019 um 08:21
Zitat von Det.CrockerDet.Crocker schrieb:Auf was ein Anwalt z. B. auch hinwirken könnte ist, dass lt. plea agreement der Richter eine Überstellung nach Deutschland zur Verbüßung der Freiheitsstrafe empfiehlt. Das gelang z. B. in einem Fall mit einem Deutschen, der hier an anderer Stelle im Forum auch schon mal kurz erwähnt wurde.
Kam diese Option überhaupt irgendwann mal in Frage? Damit hätte er sich ja deutlich verbessern können aber gerade deshalb kann ich mir nicht vorstellen dass ein US-Richter das überhaupt jemals in Erwägung gezogen hätte, bei einem Menschen der seinen wirtschaftlichen und sozialen Lebensmittelpunkt ganz klar in den USA hatte.


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Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

11.07.2019 um 08:37
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Kam diese Option überhaupt irgendwann mal in Frage? Damit hätte er sich ja deutlich verbessern können aber gerade deshalb kann ich mir nicht vorstellen dass ein US-Richter das überhaupt jemals in Erwägung gezogen hätte, bei einem Menschen der seinen wirtschaftlichen und sozialen Lebensmittelpunkt ganz klar in den USA hatte.
Ja, das mag ein Argument sein, dass bei Rouven eine Überstellung nach Deutschland wohl niemals in Betracht gekommen wäre: Rouven lebte seit vielen Jahren mit Daueraufenthaltsberechtigung in den Vereinigten Staaten.

Im Fall des Deutschen, auf den ich mich bezog, lief der Mann verdeckten Ermittlern in die Falle ("sting operation") und war erst kurz zuvor in die USA eingereist. Er lebte aber grundsätzlich in Deutschland.

Allerdings lautet das Argument bei ausländischen Verurteilten: Der Betreffende wird abgeschoben, er kann nie wieder in die USA einreisen und stellt infolgedessen auch keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit dar.

Die große Mehrheit der in den USA zu Freiheitsstrafen verurteilten Ausländer dürfte aus Mexiko kommen. Diese Leute haben in der Regel (Ausnahme vielleicht El Chapo) überhaupt kein Interesse daran, ihre Freiheitsstrafe in Mexiko zu verbüßen.


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11.07.2019 um 08:47
Zitat von Det.CrockerDet.Crocker schrieb:Allerdings lautet das Argument bei ausländischen Verurteilten: Der Betreffende wird abgeschoben, er kann nie wieder in die USA einreisen und stellt infolgedessen auch keine Gefahr mehr für die Allgemeinheit dar.
Dieses Argument bezieht sich aber nur auf einen Zweck einer Gefängnisstrafe: Schutz der Bevölkerung. In den USA spielt hingegen Sühne eine wesentlich größere Rolle als in Deutschland, weshalb eine Überstellung in deutlich täterfreundlichere Justizsysteme in solchen Fällen kaum in Frage kommen dürfte.


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11.07.2019 um 09:01
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Dieses Argument bezieht sich aber nur auf einen Zweck einer Gefängnisstrafe: Schutz der Bevölkerung. In den USA spielt hingegen Sühne eine wesentlich größere Rolle als in Deutschland, weshalb eine Überstellung in deutlich täterfreundlichere Justizsysteme in solchen Fällen kaum in Frage kommen dürfte.
Ja, aber da kommt es auch auf den Einzelfall an. Der bereits mehrfach erwähnte Deutsche, der seine in den USA verhängte Strafe jetzt in Deutschland verbüßt, wäre in Deutschland grundsätzlich wegen dieses Delikts niemals angeklagt worden ("stings" sind in Deutschland nicht zulässig).

Die deutschen Vollstreckungsbehörden werden daher genau abzuwägen haben, ob, wann und unter welchen Umständen sie den Verurteilten wieder entlassen, denn sonst würden sich die Amerikaner in Zukunft nicht mehr auf eine Überstellung einlassen.

De facto läuft es so, dass ein deutsches Gericht eine sogenannte Exequatur-Entscheidung zu fällen hat, d. h., das ausländische Strafurteil wird förmlich anerkannt und es wird das für Deutschland maßgebliche Strafmaß festgesetzt. Dabei ist es natürlich problematisch, wenn das US-Urteil verglichen mit dem deutschen Strafrecht zu einem dramatisch höheren Strafausspruch gelangt: Rouven bekam 20 Jahre aufgebrummt, in Deutschland hätte er (als Ersttäter) mit Sicherheit nur eine relativ kurze Bewährungsstrafe bekommen, er hätte nie ein deutsches Gefängnis von innen gesehen.


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11.07.2019 um 09:07
Zitat von Det.CrockerDet.Crocker schrieb:Rouven bekam 20 Jahre aufgebrummt, in Deutschland hätte er (als Ersttäter) mit Sicherheit nur eine relativ kurze Bewährungsstrafe bekommen, er hätte nie ein deutsches Gefängnis von innen gesehen.
Womöglich wäre er in Deutschland noch nicht einmal angeklagt worden, weil Ermittler in Deutschland nicht zu Straftaten anstiften oder verbotenes Material anbieten dürfen.


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11.07.2019 um 09:21
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Womöglich wäre er in Deutschland noch nicht einmal angeklagt worden, weil Ermittler in Deutschland nicht zu Straftaten anstiften oder verbotenes Material anbieten dürfen.
Das war aber im Fall Rouven definitiv nicht der Fall. Die Kinderpornographie hatte er sich über P2P selbst besorgt (bzw. wenn man seiner Verteidigungslinie folgt: jemand, der seinen Computer benutzte).

Bei P2P-Ermittlungen läuft es halt so, dass sich ein Ermittler ebenfalls in das P2P-Netzwerk einloggt und die vom Verdächtigen angebotenen Dateien herunterlädt. Aber der Verdächtige wurde von sich aus schon längst vorher tätigt, Rouven lt. Staatsanwaltschaft vermutlich schon seit ca. 10 Jahren, so steht es im sentencing memorandum.

Die Benutzung von P2P bringt es mit sich, dass automatisch sofort auch die Verbreitung von KP vorliegt, nicht lediglich der Besitz (z. B. auf einem Smartphone). Deswegen führen P2P-Fälle immer zu härteren Veurteilungen.

Rouven wäre auch in Deutschland angeklagt worden, sofern man ihn denn erwischt hätte.


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11.07.2019 um 09:33
Nachtrag:

Und Datenträger bzw. Computer mit KP wurden ja anlässlich der Durchsuchung des Anwesens von Rouven am 21.01.2016 massenhaft und verteilt an mehreren Stellen gefunden; auf einem Computer lief sogar gerade ein KP-Video, das Programm war auf Pause gestellt.


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11.07.2019 um 18:02
Zitat von falstafffalstaff schrieb:Womöglich wäre er in Deutschland noch nicht einmal angeklagt worden, weil Ermittler in Deutschland nicht zu Straftaten anstiften oder verbotenes Material anbieten dürfen.
https://www.vice.com/de/article/panv87/jagd-auf-elysium-das-ende-der-grossten-deutschen-kinderporno-plattform
Dass es so viele (user) sind, ist einer Entscheidung der Administratoren geschuldet: Anders als bei den meisten ähnlichen Seiten im Darknet müssen neue Nutzer hier kein neues kinderpornografisches Material mit dem Rest der Gemeinschaft teilen.
Eigentlich setzen Betreiber von entsprechenden Darknet-Plattformen auf solche zynischerweise "Keuschheitsproben" genannten Eingangshürden, so war es auch bei The Giftbox Exchange.

Der Hintergedanke: Deutsche Ermittler wären damit außen vor, denn mit so einem Upload würden sie sich selbst strafbar machen.
@falstaff

Dann lies dir mal einen gut gemachten bericht über das ende der größten deutschen kinderpornoplattform "Elysium" im frühjahr 2019 durch.

Es stimmt, deutsche ermittler dürfen nichts hochladen, aber trotzdem haben die ermittler ihre methoden diese täter ausfindig zu machen und zur rechenschaft zu ziehen.


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