Lars01 schrieb am 16.03.2016:Wie sah denn vor 10 Jahren das soziale Milieu aus, das den Drogen und Prostitutionsmarkt dominiert hat und was war daran besser?
@Lars01:
ich glaube, planetzero zielt auf bestimmte entwicklungen ab, die es zweifellos im drogen- und rotlichtmilieu gegeben hat.
du sagst zwar völlig richtig, dass dieses milieu noch nie respekt vor der justiz hatte und es schon immer rockerähnlich (besser: "mafiös") strukturiert war.
es ist allerdings nicht von der hand zu weisen, dass es im rotlichtmilieu mittlerweile anders zugeht, als noch vor 25 jahren.
es ist vor allem die absolute skrupellosigkeit, die man im milieu heute immer öfter findet. und das hängt v.a. damit zusammen, dass inzwischen viel mehr ausländer in diesen bereichen zu finden sind und dass durch offene grenzen und die vielen konfliktherde innerhalb europas auch menschen nach deutschland gefunden haben, die absolut nichts zu verlieren haben. außerdem sind aus diesen gründen auch deutlich schwerere waffen, zb. maschinenpistolen aus dem ostblock, verfügbar als früher.
früher galt zb der schusswaffeneinsatz als maximale eskalationsstufe.
heutzutage ist das fast alltag. in hamburg zb. hat man jeden monat eine schiesserei auf dem kiez.
es wird oft etwas romatisch verklärt berichtet, dass sich die deutschen zuhälter früher nur mit fäusten geprügelt hätten, quasi "mann gegen mann".
das ist so natürlich ein märchen. aber die richtung stimmt schon. es gab zwar auch damals schon auftragskiller, aber das war relativ selten, genau wie der schusswaffeneinsatz.
zum mord im vorliegenden fall: ich gehe davon aus, dass dieser effekt genau so gewollt war.
im kriminellen milieu lebt man sehr stark von seinem ruf bzw. seinem image. nach möglichkeit ist man das aplphatier und keiner wagt sich, dieses alphatier zu betrügen.
aufgrund der logistischen probleme, die bspw. der handel mit illegalen drogen mit sich bringt, ist es oft unumgänglich, dass man auf vertrauensbasis kooperiert. das gilt natürlich auch für die qualität der ware. minderwertige ware schmälert den wiederverkaufswert auch bei drogen z.t. erheblich. weiterhin kann eine warenlieferung auch von den behörden abgefangen werden.
diese aspekte bieten natürlich raum für betrüger. ein großdealer aus rotterdam liefert einem münchner großdealer 1,5kg heroin in 2 gleichen teilen, wovon 50% der kaufsumme sofort zu entrichten ist und 50% nach erfolgter lieferung bezahlt werden.
der münchner dealer erzählt dem händler aus rotterdam dann, dass der zweite teil der lieferung abgefangen wurde und weg ist.
und das kann sich ein großdealer nicht erlauben. der wird erstmal versuchen, das zu klären. wenn das nicht geht, schickt er einen auftragsmörder. und der platziert ne bombe, weil das innerhalb der szene natürlich ein signal ist: "MIT MIR NICHT!"
es gibt zig fälle, in denen bei kriminellen geschäften was schief gelaufen ist. es gab auch schon dealer, die aufgrund ihrer drogen- und spielsucht ihren lieferanten, für den sie den weiterverkauf organisieren sollten, nicht mehr bezahlen konnten und dann eine quittung dafür bekommen haben.
und so ein bombenanschlag ist da natürlich ein effektives mittel. denn das nähere umfeld weiß i.d.r. auch, wer für so eine tat veratwortlich ist. das spricht sich natürlich in diesen kreisen schnell rum....