55-jähriger Lehrer in Celle erschlagen

dike schrieb:Ich könnte mir vorstellen, dass das Opfer eindringlich zu einer Therapie geraten, evtl aktiv nach Behandlungsmöglichkeiten gesucht, und der Täter das missverstanden hat.

Ist für mich kein Motiv - was will man daran so missverstehen, dass man einen Menschen erschlägt?

@ dike

Es kann nur so gewesen sein...das Opfer war zugut. Das erzeugt bekanntermaßen Hass.

Andere Motive können gar nicht möglich sein.

PS: ich halte andere Motive nach den bekannten Infos für durchaus naheliegend.

Der Täter ist in einem fremden Land, hat 6 Kinder und eine krebskranke Frau. Kann mir nicht vorstellen, dass der seine gesamte Familie und die Angehörigen Mehdis wegen eines "Missverständnisses" in dieses Unglück stürzt.

Mir geht es eher um die Aussage:

Frau.N.Zimmer schrieb: Mehdi H. war sehr aktiv in der Celler Flüchtlingshilfe. Ob sich Opfer und Täter dabei kennengelernt haben, konnte Janßen gestern nicht beantworten. Die Tat habe nach bisherigen Erkenntnissen keinen Flüchtlingsbezug, so der Oberstaatsanwalt.

Das muss doch nach der, doch längeren Zeit, zu ermitteln sein ob sie sich durch die Flüchtlingshilfe kannten oder nicht? Wenn man nicht weiss woher sie sich kannten - woher will man dann wissen ob die Tat einen " Flüchtlingsbezug" hatte oder nicht?

Motiv " Hass" oder " Tiefe Abneigung" ist auch irgendwie geschwurbelt, finde ich. Es wird doch keiner hergehen und jemanden aus tiefer Zuneigung erschlagen?

@ Frau.N.Zimmer

Die personelle Konstellation im vorliegenden Fall provoziert so viele politisch korrekte Rücksichtnahmen, dass die Informationen notgedrungen verschwurbelt ausfallen müssen.

Ein alleinstehender Mann, der immer wieder mal junge Flüchtlinge bei sich aufnimmt, bei dem die Kinder des Täters öfter zu Gast waren und auf den der Vater der Kinder auf einmal einen mörderischen Hass entwickelt. Das sind gesicherte Informationen, oder?

Frau.N.Zimmer schrieb:Das muss doch nach der, doch längeren Zeit, zu ermitteln sein ob sie sich durch die Flüchtlingshilfe kannten oder nicht? Wenn man nicht weiss woher sie sich kannten - woher will man dann wissen ob die Tat einen " Flüchtlingsbezug" hatte oder nicht?

Denke eher, dass es darum geht: Betrug beim Asylverfahren, Verstecken illegaler Flüchtlinge, Schleusen von Flüchtlingen, Veruntreuung von "Flüchtlingsgeldern", ... was weiß ich. So etwas war es jedenfalls nicht.

Der Beschuldigte habe vor der Haftrichterin erklärt, aus Abneigung gegen Mehdi H. gehandelt zu haben. Konkreter könnte dies noch nicht gefasst werden. "Die Ermittlungen hierzu dauern an".

http://www.cellesche-zeitung.de/S4787067/Get%C3%B6teter%20Lehrer_%2058-j%C3%A4hriger%20Verd%C3%A4chtiger%20festgenommen

Woher diese hasserfüllte Abneigung? Die Polizei weiß das sicherlich - da logischerweise sofort nach den Gründen für diese Abneigung gefragt wurde.
Weil er nur geholfen hat? - mit Sicherheit nicht!
Warum wird Motiv nicht konkret veröffentlicht? - Opferschutzgründe?

planetzero schrieb:Ein alleinstehender Mann, der immer wieder mal junge Flüchtlinge bei sich aufnimmt, bei dem die Kinder des Täters öfter zu Gast waren und auf den der Vater der Kinder auf einmal einen mörderischen Hass entwickelt. Das sind gesicherte Informationen, oder?

Ja, so wurde berichtet. Obwohl? Die Staatsanwaltschaft negiert es ja eigentlich wieder... Ich hoffe man darf das dann auch schreiben :)

Wie auch immer. Ich glaube nicht, dass man am WE noch nicht wusste woher sich Opfer und Täter kannten. Die Kinder und die Gattin müssen doch auch etwas dazu sagen können.

@Sauffenberg
Ich weiss nicht, wie gross in Afghanistan die Bereitschaft wäre, die ärztliche Behandlung einer Frau zu übernehmen, die sechs Kindern das Leben geschenkt und somit (im Sinne eines streng ausgelegten Islam?) "ihre Pflicht erfüllt" hat. Wie gesagt, die Familie war erst seit Dezember in Celle und ich spekuliere mal, der Täter war und ist weitgehend mit der Mentalität seines Herkunftslandes behaftet. Die mittlere Lebenserwartung in Afghanistan ist 46 Jahre, die ärztliche Versorgung katastrophal und für eine achtköpfige Familie sicher unerschwinglich. Eine kostenlose Behandlung im Rahmen der Flüchtlingshilfe wäre dem Täter vllt sogar suspekt vorgekommen, umso mehr wenn das Opfer besonders eindringlich darauf bestanden hat. Wofür ein gebildeter Iraner 0 Verständnis hätte. Eine Diskussion darüber ist womöglich brutal eskaliert. Ich versuche mal mich in die Denkweise des Täters zu versetzen, ohne rassistisch zu klingen. Und bin nach wie vor der Ansicht, viel mehr als bisher wird man aus dem Täter nicht herausbekommen. Vllt wird die Frau aber inzwischen von Amts wegen ärztlich behandelt und später auch zu einer Aussage zu dem Fall verpflichtet. Wenn der Mann keine Minderjährige geheiratet hat, dürften die Kinder z.T. übrigens erwachsen und ebenfalls aussagefähig sein.
@planetzero
Eben, aus lauter politischer Korrektheit riskiert man am Thema vorbeizureden.
Den Rest sollten wir nun aber wirklich den Ermittlern überlassen bzw. weitere Fakten abwarten.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ja, so wurde berichtet. Obwohl? Die Staatsanwaltschaft negiert es ja eigentlich wieder... Ich hoffe man darf das dann auch schreiben :)

Das wurde doch nicht negiert? Sogar Mehdis Nichte hat bei ihrem Anruf bei Domian die Aufnahme von Flüchtlingen bestätigt. Und sie ist auch sofort davon ausgegangen, dass der Täter ein Flüchtling war, womit sie recht hatte - obwohl Domian natürlich gleich wieder bremsen musste, wie es ja Mode ist, wenn es um unbequeme Wahrheiten geht.

@Sauffenberg

Sauffenberg schrieb:Das wurde doch nicht negiert?

Hmm... ich fasste es so auf weil es doch hieß, man wisse nicht ob sich Opfer und Täter im Rahmen der Flüchtlingshilfe kennenlernten.

Sauffenberg schrieb:Sogar Mehdis Nichte hat bei ihrem Anruf bei Domian die Aufnahme von Flüchtlingen bestätigt. Und sie ist auch sofort davon ausgegangen, dass der Täter ein Flüchtling war, womit sie recht hatte - obwohl Domian natürlich gleich wieder bremsen musste, wie es ja Mode ist, wenn es um unbequeme Wahrheiten geht.

Ja, das stimmt. Leider lag sie wohl auch richtig mit ihrer Vermutung :(

@dike

dike schrieb:Wenn der Mann keine Minderjährige geheiratet hat, dürften die Kinder z.T. übrigens erwachsen und ebenfalls aussagefähig sein.

??? Woraus schließt du denn das? Da weder Alter von Frau und Kindern bekannt sind, kann man dazu überhaupt nichts sagen.

dike schrieb:Eine kostenlose Behandlung im Rahmen der Flüchtlingshilfe wäre dem Täter vllt sogar suspekt vorgekommen, umso mehr wenn das Opfer besonders eindringlich darauf bestanden hat. Wofür ein gebildeter Iraner 0 Verständnis hätte

Ach, na das kann ich überhaupt nachvollziehen. Ist doch alles hanebüchen. Ich kann daraus beim besten Willen kein Motiv ableiten - einen Lehrer zu erschlagen, der Hilfe anbietet.

dike schrieb:Wie gesagt, die Familie war erst seit Dezember in Celle und ich spekuliere mal, der Täter war und ist weitgehend mit der Mentalität seines Herkunftslandes behaftet.

Also muss man allen afghanischen Flüchtlingen eine Mentalität unterstellen, die es für sie rechtfertigt Flüchtlingshelfer wegen nichtigen Gründen zu erschlagen? Kann ich nicht glauben - die meisten Flüchtlingen wissen hoffentlich zu schätzen, was die Flüchtlingshelfer für sie tun. Für diesen schrecklichen Mord gibt es ein anderes Motiv, das, warum auch immer, nicht konkret bekannt gegeben wird, sondern von der Staatsanwaltschaft als "Abneigung" verschwurbelt wird.

@Sauffenberg
Ich habe geschrieben "wenn..." und gar nichts geschlossen, da ich ja die Antwort nicht kenne und vorerst lieber weitere Fakten abwarte. Wie hanebüchen die sich dann erweisen, liegt im Ermessen des Betrachters.

@dike
Also, wenn das offizielle Tatmotiv am Ende lautet, Mehdi würde erschlagen, weil er zu hilfbereit war, dann werde ich dem keinen Glauben schenken.
Und Fakt ist nun mal das:

Sauffenberg schrieb:Der Beschuldigte habe vor der Haftrichterin erklärt, aus Abneigung gegen Mehdi H. gehandelt zu haben. Konkreter könnte dies noch nicht gefasst werden. "Die Ermittlungen hierzu dauern an".

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Der Mann gestand die Tat. Motiv: Abneigung gegen das Opfer, das zu seiner Familie in enger Beziehung stand.

Und dass Hilfe zu hasserfüllter Abneigung führt und einen schrecklichen Mord rechtfertigen soll, halte ich nun mal für hanebüchen.

Afghanen sind größtenteils Sunniten und 70 Prozent Analphabeten, das Opfer war ein gebildeter Iraker (Schiit). Wie sich Sunniten und Schiiten die Köpfe einschlagen kann man man im gesamten Nahen Osten sehen. Würde mich nicht wundern wenn dies beim Motiv mit gespielt hat.

Sorry: muss natürlich heißen: das Opfer ist Iraner ( Schiit).

tuctuctuc schrieb:Afghanen sind größtenteils Sunniten und 70 Prozent Analphabeten

Aber es werden wahrscheinlich proportional mehr unterdrückte Schiiten als Sunniten flüchten, oder? Ob TV Schiit war, davon weiß man nichts. Und offenbar kannten sich Opfer und Täter länger, da Mehdi in enger Beziehung zur Familie stand. Also so dramatisch kann ein vermeintlicher religiöser Konflikt nicht sein. Ein rein religiöses Motiv kann man wohl ausschließen.

Täter war seit Dezember in Celle. Also nicht so lange. Stimmt. Es wurde nicht gesagt das das Opfer Schiit ist. Laut letzter Volkszählung sind aber 89 bis 95 Prozent aller Iraner Schiiten. Daher habe ich die Annahme getroffen. Alle Zahlen aus Wiki.

Das die Situation für die Unterdrücken egal ob Schia oder Sunni nicht akzeptabel ist steht außer Frage.

Würde mich nicht wundern wenn die Polizei wenn es denn einen religiösen Hintergrund gibt sich mit dem Motiv windet.

"tiefe Abneigung" steht für mich dafür, dass der Täter keinen Hass gegenüber dem Opfer wegen einer einzelnen Tat hat.

Ihm wird wohl generell etwas an dem Lebensstiel des Opfers missfallen haben.

Ich bin auch als Flüchtlingshelfer in meiner Freizeit tätig. Ich gehe nicht davon aus, dass kostenlose medizinische Behandlung das Motiv ist. Meine Erfahrung ist es, dass medizinische Behandlung nur dann abgelehnt wird, wenn befürchtet wird, dass das negative Folgen für den Aufenthaltsstatus hat bzw. darauf, was mit dem Flüchtling/der Flüchtlingsfamilie weiter geschieht. Wenn man als freiwilliger Helfer dann aufklärend tätig wird, habe ich zumindest noch nicht erlebt, dass medizinische Hilfe trotzdem abgelehnt wurde, wenn eine notwendig gewesen wäre. Eher ist es umgekehrt, dass man (zumindest in Österreich) nicht alle Flüchtlinge zeitgerecht medizinisch versorgen kann, es warten sehr viele auf eine Behandlung.

Was das Motiv ist, kann man jetzt noch gar nicht abschätzen, das kann so vielfältig sein wie bei jedem anderen Menschen auch.

Gott sei Dank, selten nur werden Menschen zu Mördern, das können Einheimische sein, Zugewanderte oder eben auch Flüchtlinge. Jugendliche (oder sogar Kinder), Frauen, Männer, Menschen jeden Berufes, etc. etc. etc. Sie alle haben ihr Motiv, was den Mord natürlich in keinster Weise entschuldigt. Trotzdem tut man sehr oft so, als sei die Herkunft schon das Motiv (z.B. siehe Ehrenmord, einen anderen Grund gibt es als Muslim nicht, seine Frau zu töten, wenn sie sich trennen will; wir Männer in unserem Kulturkreis hingegen machen dasselbe aus Besitzdenken heraus, dieses Besitzdenken haben Muslime offenbar nicht, wenn alles mit Ehrenmord erklärt wird, etc.).

In diesem Fall wird man abwarten müssen, wenn man wissen möchte, warum dieser Mann zum Mörder geworden ist. Das Motiv ist jetzt noch völlig offen. Abneigung ist für mich nicht Motiv genug, denn ich unterstelle jetzt mal fast allen Mördern, dass sie ihre Opfer zumindest zum Zeitpunkt des Mordes nicht gemocht haben.

Und zuletzt noch: Auch wenn das niemand glauben hören mag, ich weiß, dass es unter den Flüchtlingen auch böse Menschen gibt (wie es auch unter uns böse Menschen gibt), aber ich kann von mir und meinen Kolleginnen und Kollegen ausgehen, ich habe bisher nur Dankbarkeit von Seiten der Flüchtlinge erlebt. Keine feindlichen Übergriffe oder verbalen Anfeindungen. Natürlich gibt es sehr viele Stresssituationen, wo Flüchtlinge verzweifelt sind, aber hier versucht man zu trösten, gut zuzureden und zu helfen. Meine Einsatzgebiete waren zwei Bahnhöfe in Österreich, ein Flüchtlingsheim und (früher) eine Flüchtlingsunterkunft mit Einzel/Familien-Unterbringung.

Nichts genaues weiß man nicht. Also bleibt Spekulation

Ich vermute aber stark, dass das Motiv mit der Herkunft des Täters UND vielleicht auch des Opfers zu tun hat.

Denn wie kann man einen Menschen innerhalb kurzer Zeit so abgrundtief hassen obwohl er doch eigentlich hilfsbereit war? Doch nur wenn irgendwas mit unumstößlichen Prinzipien konträr geht.