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Der Fall "Dieter Riechmann"

245 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Mord, Todesstrafe ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall "Dieter Riechmann"

26.06.2021 um 16:04
Ich bin bis heute nicht überzeugt, das Herr Riechmann das Verbrechen begangen hat bzw. in Auftrag gegeben.

Wenn ich das recht in Erinnerung habe, wurden Spuren am Tatort falsch gedeutet u. was ihn entlastet hätte, wurde nicht erwähnt.
Ich glaub, sein Prozess war wirklich nicht fair u. ich hab es so empfunden, das man was gegen ihn hatte, vielleicht, weil er eine Art
Sunnyboy war...
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb am 15.12.2019:Riechmann ist inzwischen 75 Jahre alt, ich vermute, seine beste Chance ist ein Gnadenersuch an den Gouverneur zu richten.
Okay, aber ob es dann noch "Sinn" macht, frei zu kommen, seine besten Jahre sind vorbei u. in Freiheit würde er sich vermutlich
nicht mehr zurechtfinden.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

29.08.2021 um 21:53
Zitat von boraboraborabora schrieb am 26.06.2021:Wenn ich das recht in Erinnerung habe, wurden Spuren am Tatort falsch gedeutet u. was ihn entlastet hätte, wurde nicht erwähnt.
Z.B.:

- mutmaßliche Blutspuren an der Verkleidung der Fahrertüre wurden ihm angelastet ohne, dass fest stand bzw. steht, dass es tatsächlich Blut ist, menschliches Blut zumal, und außerdem das Blut der Ermordeten

- dazu kommt, dass die Kugel das Opfer bzw. dessen Kopf nicht verlassen hat, weshalb diese Spuren angeblich ohnehin nicht nicht geeignet sind um zu beweisen, dass Riechmann zum Zeitpunkt des Schusses nicht auf dem Fahrersitz saß

- Schmauchspuren an den Händen wurden ihm ebenfalls angelastet, Schmauchspuren die sich wohl allein schon durch den Aufenthalt Riechmanns im Wagen zum Zeitpunkt des Schusses ergeben haben könnten

- Lebensversicherungen, die schon Jahre (!!!) vor dem Mord abgeschlossen worden waren, wurden ihm ebenfalls nachteilig ausgelegt

- die mit Blut verschmierte Taschenlampe, die sich nicht wie zunächst von der Polizei behauptet im Kofferraum sondern sehr wohl wie von Riechmann geschildert im Innenraum des Wagens befand, unterstreicht das Ansinnen der Polizei, Riechmann den Mord unbedingt anlasten zu wollen

Die Sache mit "Pookie" halte ich dagegen für belanglos, Pookie scheint ein "Phony" gewesen zu sein.

Quellen:

https://www.spiegel.de/politik/nach-den-cocktails-kam-der-tod-a-f1a500ca-0002-0001-0000-000045774395

https://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/gesellschaft-der-falsche-moerder-a-134314.html

Insgesamt einer dieser seltsamen Fälle, die wohl nie vollständig aufgeklärt werden. Aus heutiger Sicht hätte Riechmann wohl nicht verurteilt werden dürfen. D.h. aber nicht, dass er unschuldig ist. Manche verwechseln das.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 02:53
Youtube: Dieter Riechmann - Häftling #113993 Ein Deutscher in der Todeszelle
Dieter Riechmann - Häftling #113993 Ein Deutscher in der Todeszelle
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NDR-Doku aus 2001 (noch vor Umwandlung der Strafe in lebenslänglich).

Wenn die Anklage tatsächlich nichts anderes vorgebracht hat wie das in dem Video dargestellte (ominöse Blutspuren, geringfügige Schmauchspuren, Kriminalliteratur/Krimis, Mietwageninsassenversicherung, Munition, Taschenlampe, hab ich was vergessen?), dann hätte man Riechmann wohl nicht verurteilen dürfen (das schließt natürlich nicht aus, dass er trotzdem der Mörder war).

Aber ist das schon alles? Für mich erstmal schwer nachvollziehbar, wie neutral die Dokumentation ist. In anderen Fällen soll es ja schon einseitige Berichterstattungen hierzulande gegeben haben. Ich meine da war mal was mit einem Deutschen in Virginia .....


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 05:04
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Aber ist das schon alles? Für mich erstmal schwer nachvollziehbar, wie neutral die Dokumentation ist. In anderen Fällen soll es ja schon einseitige Berichterstattungen hierzulande gegeben haben. Ich meine da war mal was mit einem Deutschen in Virginia .....
Neutral ist die Doku sicherlich nicht, denn sie geht von vornherein von der Unschuld aus und verschweigt nahezu alle Indizien, die für Riechmanns Schuld sprechen. Aber das ist nicht anders zu erwarten von einer deutschen Doku, das haben wir ja auch in dem anderen Fall gesehen.

Und das ist das Problem mit diesem Fall: es gibt durchaus Indizien die für eine Schuld sprechen, es gibt aber auch, meiner Meinung nach, begründbare Zweifel. Das Problem aus meiner Sicht ist, dass Riechmann sich selbst von Anfang an im Weg gestanden hat, was ja auch sein damaliger Anwalt andeutet. Die Ermittlungen in Europa ergaben durchaus ein plausibles Szenario: das Verhältnis der beiden, also Kerstin und Riechmann war getrübt. Es gab zahlreiche Hinweise, dass sein bisheriger Lebensstil, der unzweifelhaft darauf beruhte, dass sie für ihn anschaffte, nicht mehr haltbar war. Und dann kamen die Versicherungen ins Spiel, und zwar die, der er noch in Europa auf ihr Leben abgeschlossen hatte. Die Mietwagenversicherung spielt da gar keine Rolle.

Der merkwürdige Waffenkauf in Florida wurde ebenfalls nicht weiter hinterfragt. Am meisten aber spricht gegen ihn, dass seine Schilderung des Tatablaufs auch wenig Sinn machte. Es ergab sich von Anfang an der Eindruck, dass Riechmann hier nicht die Wahrheit sagt. Die Pooky/Dugen story, so viele Probleme sie an sich enthält, deutet hier sogar in die richtige Richtung. Viele sind der Meinung, dass die beiden ganz bewusst in der Gegend waren, und es liegt nahe, dass sie Drogen kaufen wollten. Das Verrückte daran ist, dass wenn Riechmann das von Anfang an zugegeben hätte, die Dugen story viel glaubwürdiger geworden wäre.

Ich kann nachvollziehen, dass die Jury seiner story, er habe sich verfahren und aus heiterem Himmel kommt einer vom Strassenrand und erschiesst seine Freundin, nicht geglaubt hat. Denn bei allen Problemen der Kriminalität in Miami damals ist das nun doch nicht ein typischer Vorfall.

Auch die hier gezeigte Dugen Version ist sehr abenteuerlich, denn der will in den fahrenden Wagen geschossen haben und dabei dann zufällig durch den kleinen Spalt des offenen Fensters getroffen haben. Das stimmt übrigens nicht mit Riechmanns eigener ersten Aussage bei der Polizei überein, nach der er erst losgefahren sein will, nachdem er den Schuss vernommen hat!

Nicht erwähnt hier wurde das Geld, das sich auf Kerstin und im Beifahrerbereich gefunden wurde. Auch hier ist es viel glaubwürdiger anzunehmen, dass sie das Geld in der Hand hatte oder auf dem Schoss, um den Drogendeal zu bezahlen.

Am stärksten sprachen freilich die Blutspuren gegen Riechmann. Hier wurden nur Leute gezeigt, die meinen, die könnten nicht so interpretiert werden. Dabei bleibt aber die Gegenseite, die Experten der Anklage ungehört. Es ist ja nicht so, dass es keine Experten gab, die durchaus von ihrer Version überzeugt sind. Die Jury hat diesen auch geglaubt. Man sollte hier auch nicht die Leute für dumm verkaufen, z.B. in der Andeutung, man wisse ja gar nicht, ob die Spuren an der Fahrertür Blut gewesen seien oder nicht. Was denn sonst? Hier zeigt die Doku ihre Voreingenommenheit. Viel interessanter wäre es gewesen, die Diskussion zu beschreiben, die es ja gibt, wie das Blut dorthin gelangt sein kann, wenn Riechmann wie er angibt, dort gesessen habe.

Ich habe mich vor ein paar Jahren mit dem Fall etwas näher beschäftigt und bin auch zu dem Schluss gekommen, dass durchaus vieles für Riechmanns Schuld spricht. Allerdings sage ich auch, wenn ich in der Jury gesessen hätte und wenn ich all das wüsste, was man heute weiss, man vernünftige Zweifel an der Schuld haben kann und dass damit die Anklage die Schuld nicht bewiesen hätte.

Aber umgekehrt bin ich genausowenig davon überzeugt, dass er unschuldig ist. Aber ich war kein Juror.

Interessant ist auch die Begründung des obersten Gerichtshofes von Florida, warum die Revision (die erste) verworfen wurde. Man findet das hier: https://law.justia.com/cases/florida/supreme-court/1991/73492-0.html

Da finden sich die Dinge, welche die Doku nicht erwähnt.

Der Fall ging ja noch weiter, da in den USA weitaus mehr Rechtsmittel eingelegt werden können als in Deutschland. Riechmann konnte erfolgreich darlegen, dass sein Verteidiger keine gute Arbeit geleistet hatte, zumindest als es um die Strafe ging.

In der weiteren Revision 2000 hat der oberste Gerichtshof dann auch die meisten der hier angesprochenen "neuen Beweise" angesprochen und deren Glaubwürdigkeit bewertet. Das kann man hier nachlesen: https://caselaw.findlaw.com/fl-supreme-court/1366028.html

Der Fall landete dann zum dritten Mal im obersten Gericht im Jahr 2007. Diesmal nahm das Gericht die Dugen story als komplett erlogen auseinander. Man findet das hier: https://caselaw.findlaw.com/fl-supreme-court/1449016.html

Besonders interessant ist hier, dass "Pooky" zugab, dass der Mann, der in der Doku "Mark Dugen" sein wollte, gar nicht Dugen ist und "Pooky" von den deutschen Journalisten bezahlt wurde:
Williams testified at the second postconviction evidentiary hearing that the man he produced to a German journalist was not Mark Dugen but was a drug addict on the street whom he paid out of money he received from Riechmann's counsel and the German journalist.   He stated that he had no personal knowledge of the crime, except that told to him by Riechmann's first postconviction counsel.  
(at 15)

"Pooky" gab zu, dass er gar nichts von dem Verbrechen mitbekommen hat. Damit bricht natürlich die gesamte "Dugen" story komplett zusammen.

Wie man sieht ist der Fall sehr komplex und die Justiz hat sich recht viel Mühe gegeben, allen Seiten zuzuhören. Am Ende kam heraus, dass man der Entscheidung der Jury hier nicht widersprechen kann.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 09:59
Erst mal danke @Rick_Blaine für die soweit ausführliche Darstellung des Falles!
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Neutral ist die Doku sicherlich nicht, denn sie geht von vornherein von der Unschuld aus und verschweigt nahezu alle Indizien, die für Riechmanns Schuld sprechen. Aber das ist nicht anders zu erwarten von einer deutschen Doku, das haben wir ja auch in dem anderen Fall gesehen.
Wie das mit den deutschen Dokus ist, da fehlen mir die Erfahrungswerte, aber die Darstellung des Falles in Virginia war sicher tendenziös!

In Anbetracht des Polizisten, den man seitens Staatsanwaltschaft sowohl bzgl. der Frage, ob die Taschenlampe im Wageninneren oder im Kofferraum war als auch der Frage, wo sich die Decke befand - auf dem Fahrer- oder Beifahrersitz - zu einer Falschaussage nötigen wollte, hat die Riechmann-Doku bereits ihre Berechtigung da sie zeigt, dass hier augenscheinlich eine überambitionierte und karriereorientierte Staatsanwaltschaft eine Verurteilung mit allen Mitteln erzwingen wollte und damit kein fairer Prozess vorlag.

Spätestens mit der seitens Staatsanwaltschaft faktisch gekauften Aussage von Walter Symkowski wird das ganze zu einer Farce und der ganze Prozess mehr als fragwürdig. Das macht Riechmann natürlich noch nicht automatisch zu einem Unschuldigen, das ist auch klar.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Ich kann nachvollziehen, dass die Jury seiner story, er habe sich verfahren und aus heiterem Himmel kommt einer vom Strassenrand und erschiesst seine Freundin, nicht geglaubt hat.
Sein Verhalten nach der Tat war wohl verdächtig, die angeblich seit dem Schuss vergangene Zeit, der zurück gelegte Weg, da soll es Widersprüche in seinen Angaben gegeben haben und er soll auch seltsam gewirkt haben. Also nicht unbedingt wie jemand, dessen Freundin gerade erschossen wurde, eher geschauspielert, so habe ich es verstanden.

Aber ich weiß darüber zu wenig und wie wie jemand in Anbetracht so einer Tragödie reagiert, wie gut er sich erinnert wo er doch womöglich selbst noch unter Schock steht, das sind so Fragen die man nicht objektiv beurteilen kann, also bleibt ein verdächtiges Verhalten erst mal nur verdächtig, und kein Beweis.

Dennoch würden mich hierzu weitere Informationen interessieren, mal sehen was sich finden lässt. Dieses unmittelbare Nachtatverhalten ist von allem, was ich über den Fall bis jetzt weiß, das was mich am stutzigsten macht.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Denn bei allen Problemen der Kriminalität in Miami damals ist das nun doch nicht ein typischer Vorfall.
Ich erinnere mich wage, dass Ende der '80er bis Anfang der '90er mehrere deutsche Touristen in Miami Opfer von schwarzen Banden wurden, bis die Autoverleiher die Nummernschilder der Wagen schließlich so abänderten, dass nicht mehr ersichtlich war, dass es sich um einen Mietwagen handelt.

Ob es hier noch einen ähnlich gelagerten Fall einer Erschießung eines Wageninsassen gab kann ich spontan nicht sagen, aber ich meine es gab zumindest auch Todesopfer unter den Touristen.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Nicht erwähnt hier wurde das Geld, das sich auf Kerstin und im Beifahrerbereich gefunden wurde. Auch hier ist es viel glaubwürdiger anzunehmen, dass sie das Geld in der Hand hatte oder auf dem Schoss, um den Drogendeal zu bezahlen.
Das ist interessant, weißt Du um welche Summe es ging?
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Am stärksten sprachen freilich die Blutspuren gegen Riechmann. Hier wurden nur Leute gezeigt, die meinen, die könnten nicht so interpretiert werden. Dabei bleibt aber die Gegenseite, die Experten der Anklage ungehört. Es ist ja nicht so, dass es keine Experten gab, die durchaus von ihrer Version überzeugt sind. Die Jury hat diesen auch geglaubt. Man sollte hier auch nicht die Leute für dumm verkaufen, z.B. in der Andeutung, man wisse ja gar nicht, ob die Spuren an der Fahrertür Blut gewesen seien oder nicht. Was denn sonst? Hier zeigt die Doku ihre Voreingenommenheit. Viel interessanter wäre es gewesen, die Diskussion zu beschreiben, die es ja gibt, wie das Blut dorthin gelangt sein kann, wenn Riechmann wie er angibt, dort gesessen habe.
Hast Du dazu mehr Infos?
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Allerdings sage ich auch, wenn ich in der Jury gesessen hätte und wenn ich all das wüsste, was man heute weiss, man vernünftige Zweifel an der Schuld haben kann und dass damit die Anklage die Schuld nicht bewiesen hätte.

Aber umgekehrt bin ich genausowenig davon überzeugt, dass er unschuldig ist.
Das ist ja das Dilemma, man weiß es nicht. Daher wäre ich bei Riechmann viel eher geneigt ihn nach Jahrzehnten frei zu lassen, als ich es bei einem gewissen anderen Deutschen war ....
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:"Pooky" gab zu, dass er gar nichts von dem Verbrechen mitbekommen hat. Damit bricht natürlich die gesamte "Dugen" story komplett zusammen.
Pooky oder Pookie ging es offensichtlich nur um die 15.000 $, und er hat sogar zwei Anläufe gemacht um an das Geld zu kommen. Erst beim zweiten hat er "Dugen" ins Spiel gebracht, denn er hat wohl gemeint er müsse noch ein's d'rauf setzen um endlich an das Geld zu kommen!


Danke @Rick_Blaine auch für die diversen Links wie diesen hier:
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:https://law.justia.com/cases/florida/supreme-court/1991/73492-0.html
Vielleicht werden einige meiner Fragen auch darin beantwortet (hoffentlich weil wo wenn nicht dort ;) ).


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 10:07
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:In Anbetracht des Polizisten, den man seitens Staatsanwaltschaft sowohl bzgl. der Frage, ob die Taschenlampe im Wageninneren oder im Kofferraum war als auch der Frage, wo sich die Decke befand - auf dem Fahrer- oder Beifahrersitz - zu einer Falschaussage nötigen wollte, hat die Riechmann-Doku bereits ihre Berechtigung da sie zeigt, dass hier augenscheinlich eine überambitionierte und karriereorientierte Staatsanwaltschaft eine Verurteilung mit allen Mitteln erzwingen wollte und damit kein fairer Prozess vorlag.
Man darf aber nicht vergessen, dass die Taschenlampe nie in den Prozess eingebracht wurde, die Jury hat nichts davon gehört.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Das ist interessant, weißt Du um welche Summe es ging?
Umgerechnet knapp eine Million $. Steht in einem der verlinkten Beschlüsse
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Hast Du dazu mehr Infos?
Nun, Staatsanwaltschaft hat ja auch Experten eingebracht, die haben sich die Sache ja nicht aus den Fingern gesogen. Steht auch in den Beschlüssen mehr dazu.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 10:11
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Man darf aber nicht vergessen, dass die Taschenlampe nie in den Prozess eingebracht wurde, die Jury hat nichts davon gehört.
Aber Walter Symkowski wurde gehört, das ist ähnlich fatal wenn nicht schlimmer (eher schlimmer).
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Umgerechnet knapp eine Million $. Steht in einem der verlinkten Beschlüsse
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Nun, Staatsanwaltschaft hat ja auch Experten eingebracht, die haben sich die Sache ja nicht aus den Fingern gesogen. Steht auch in den Beschlüssen mehr dazu.
OK, danke.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 12:01
Zitat von MoriatyMoriaty schrieb am 07.02.2016:Es gibt eine äusserst spannende Doku zu dem Thema:

"Todesstrafe für eine Lüge":

https://www.youtube.com/watch?v=bAhDvvV8l9w (Video: Todesstrafe für eine Lüge - Der Fall Dieter Riechmann)

Die ist wirklich sehenswert, - kann ich nur empfehlen, sich das mal anzugucken.
Diese ARD-Doku ist mittlerweile "umgezogen" und jetzt hier zu sehen:

Youtube: Der Fall Dieter Riechmann Todesstrafe für eine Lüge
Der Fall Dieter Riechmann Todesstrafe für eine Lüge
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Es ist - in gewisser Weise - die Langfassung der von mir oben verlinkten Doku (siehe Beitrag von Cpt.Germanica (Seite 9)) und ebenfalls von Peter F. Müller. Es gibt zahlreiche Überschneidungen, z. T. werden die selben Interviews gezeigt, aber die Doku ist wesentlich länger (90 statt 45 min).

Interessant auch die Schlussworte von Dieter Riechmann: Er deutet mit einem Schmunzeln (!) an vor Gericht nicht die (ganze) Wahrheit gesagt zu haben (ab Minute 1:27:40).


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 16:34
Erst mal noch danke für diese überaus lesenwerten Beiträge @Rick_Blaine:

Beitrag von Rick_Blaine (Seite 3)
Beitrag von Rick_Blaine (Seite 3)
Beitrag von Rick_Blaine (Seite 4)
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb am 10.02.2016:Warum sagt Riechmann dann nicht die Wahrheit? Keine Ahnung. Er gibt ja selbst zu, dass er glaubte, amerikanischen Polizisten und Staatsanwälten haushoch überlegen zu sein (das hat auch schon Jens Söring gedacht). Ist es vielleicht stolz, nicht zugeben zu wollen, dass er eine Straftat plante und in den Sand setzte, und dabei seine Freundin zu einem Opfer machte?
Nun ich vermute folgendes: Riechmann ist davon ausgegangen, dass er vom Vorwurf des Mordes frei gesprochen wird (sah ja auch durchaus gut für ihn aus). Hätte er den Drogendeal eingeräumt, wäre er zumindest dafür "eingefahren" und damit auf jeden Fall im Knast. Also zum Drogendeal schweigen und bzgl. dem Mord (von wem auch immer verübt) auf einen Freispruch hoffen.

Dann lief der Mordprozess aber ganz anders als erhofft bzw. erwartet. Nun bleibt er aber bei seiner "drogenfreien Version" um seine Glaubwürdigkeit nicht zu verspielen, weil man ihm sonst in Sachen Mord seine Unschuldsbeteuerung auch nicht mehr abnimmt, er aber weiterhin hofft, noch nachträglich irgendwann aus Mangel an Beweisen frei zu kommen.

Dazu würde auch diese Stelle im o. g. Film "Todesstrafe für eine Lüge - Der Fall Dieter Riechmann" passen, in der er andeutet seine Geschichte nicht mehr zu ändern um seine Glaubwürdigkeit nicht zu verlieren, und es muss ja einen Grund haben, warum er glaubwürdig bleiben will:
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Interessant auch die Schlussworte von Dieter Riechmann: Er deutet mit einem Schmunzeln (!) an vor Gericht nicht die (ganze) Wahrheit gesagt zu haben (ab Minute 1:27:40).
Quelle: Beitrag von Cpt.Germanica (Seite 9)


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 21:35
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Interessant ist auch die Begründung des obersten Gerichtshofes von Florida, warum die Revision (die erste) verworfen wurde. Man findet das hier: https://law.justia.com/cases/florida/supreme-court/1991/73492-0.html
Ich hab mich jetzt mal mit dem Link beschäftigt und picke mir bewusst die Stellen chronologisch heraus, die für die Schuldfrage von Relevanz sein können. D. h. weniger wichtiges lasse ich weg.


Zum Verhältnis der beiden:
Testimony at trial established that as early as the summer of 1986 Kischnick became too sick to work and wanted to quit prostitution. In the months immediately prior to the murder Kischnick and Riechmann were not getting along, and Riechmann was often verbally abusive toward Kischnick.
Quelle: https://law.justia.com/cases/florida/supreme-court/1991/73492-0.html

Soweit bekannt.


Zur Mietwagenversicherung:
After arriving in Miami from Germany, Riechmann rented an automobile with his Diner's Club card, which automatically insured the passengers for double indemnity in the event of accidental death.
Quelle: S. o.

Hier ist mir nicht ganz klar, ob ihm die Sache mit dem Insassenschutz nun angelastet wird oder nicht. Da es explizit erwähnt wird scheint dem so zu sein. Ebenso erschließt sich mir nicht, ob dieser Insassenschutz 1987 nun Standard war oder nicht.


Zum Tathergang:
He told officers that when he stopped to ask directions from a black man, he sensed danger and suddenly heard an explosion. Realizing that the man had shot Kischnick, he accelerated the car and drove around Miami in a panic looking for help. Finally, he spotted Officer Reid and pulled over. Riechmann made subsequent statements to officers at the police station, during "drive-arounds" when attempting to help police find the location of the shooting, and on the telephone. In each pretrial statement Riechmann told virtually the same story, but he was unable to recall details of the shooting or where it took place.
Quelle: S. o.

Einer der "Klassiker", ein Mörder denkt sich eine Geschichte aus, aber sie ist nicht gut genug um damit durch zu kommen, weil sie gedanklich nie ausreichend detailliert ausgearbeitet wurde.

Andererseits: Der Mann stand (im Fall seiner Unschuld) vermutlich unter Schock, viele Details wird er sich im Moment des Schusses und unmittelbar danach womöglich gar nicht gemerkt haben (bzw. dauerhaft vergessen oder verdrängt haben). Wenn man so will ein "Blackout". Den hat manch einer schon bei weitaus weniger Aufregung. Trotzdem macht es mich skeptisch.


Zu den Schmauchspuren:
In his trial testimony, Riechmann gave a more detailed account.[3] Riechmann testified that he and Kischnick had been touring in their car, intending to videotape some of the Miami sights. They got lost and asked a stranger for directions. When Riechmann realized they were close to their destination, he unbuckled his seat belt, reached behind him and grabbed a video camera, apparently getting prepared to use it. He said he put the camera on Kischnick's lap and was in the process of handing her purse to her so she could tip the *136 stranger when he saw the stranger reach behind him. Feeling threatened, Riechmann said he "hit the gas pedal" and stretched out his right arm in a "protective manner," with his palm facing outward in front of him.
Quelle: S. o.

Riechmann hat also im Prozess die letzten Momente in Kischnicks Leben genauer dargestellt als bei den Polizeiverhören. Möglicherweise hat er versucht die Schmauchspuren, die man ihm angelastet hat, zu erklären und sich dabei zu einer Lüge hinreissen lassen was aber nicht zwingend heisst, dass er auch der Täter war. Diese - mutmaßliche - Lüge kann auch aus der Not heraus geschehen sein, dass man ihm einen Mord zuschreiben möchte den er in Wahrheit doch gar nicht begangen hat, was er aber nicht so recht belegen kann. Lügen heisst für mich also nicht automatisch auch schuldig sein. Ggf. sprechen wir "nur" von einer Notlüge eines Unschuldigen.


Zu Riechmanns Waffen:
In Riechmann's motel room police found three handguns and forty Winchester silver-tipped, 110-grain, .38-caliber-special rounds of ammunition in a fifty-shell box. An expert firearms examiner testified that those bullets were the same type that killed Kischnick, although none of the weapons found in the room were used to murder Kischnick. The expert also testified that the bullet that killed Kischnick could have been fired from any of three makes of guns. Riechmann owned two of those three makes of weapons.
Quelle: S. o.

Die Verteidigung Riechmanns stellt in einer der o. g. Fernsehdokus klar, dass Waffen von nicht nur drei sondern immerhin 14 Herstellern die für den Mord verwendete und bei Riechmann gefundene Munition verschießen können.

Allerdings sollte man das nicht außer Acht lassen:
Die Hauptkommissare Bernd Schleith und Uwe Wenk stoßen in Schließfächern der Commerzbank und der Dresdner Bank auf Policen von vier Lebensversicherungen. Sollte Kischnick eines gewaltsamen Todes sterben, würden insgesamt rund 1,78 Millionen Mark fällig. Zu Riechmanns Gunsten.

[...] In einer Kassette liegt ein Wechsellauf für eine Smith&Wesson, daneben befinden sich ein langer Schalldämpfer und 47 Hohlmantelgeschosse. Mit Munition dieser Art war Kersten Kischnick erschossen worden.
Quelle: https://www.spiegel.de/politik/nach-den-cocktails-kam-der-tod-a-f1a500ca-0002-0001-0000-000045774395?context=issue

Riechmann hat sich also in Florida die Munition besorgt, die er auch in Deutschland hatte. Und mit just dieser Munitionsart wurde Kischnick ermordet. Das macht schon nachdenklich ....


Zum Blut (die Sache mit dem angeblichen Blut auf der Innenseite der Fahrertüre und der Decke lasse ich weg, die hatten wir schon oben):
Blood splatter was found on the steering wheel, but none was found on Riechmann's seat belt or on the back of the driver's seat. Additionally, Riechmann had blood stains, rather than blood splatter, on his clothing. Rhodes testified that had Riechmann been sitting in the driver's seat during the shooting, his clothes would have shown evidence of blood splatter rather than just the blood stains that were found.
Quelle jetzt wieder https://law.justia.com/cases/florida/supreme-court/1991/73492-0.html

splatter = Spritzer
stain = Fleck

Riechmann hatte auf seiner Kleidung also Blutflecken statt Blutspritzer, was dafür sprechen soll, dass er zum Zeitpunkt des tödlichen Schusses nicht auf dem Fahrersitz gesessen haben kann.

Hier kommen wir wieder an den Punkt, dass das Opfer einen Steckschuss hatte und damit an sich gar kein Blut weit in den Innenraum bis hin zur Fahrertüre spritzen konnte, sondern wohl allenfalls im Nahbereich der Beifahrertüre.

Zudem hätte ich an Riechmanns Kleidung eher Blutspritzer denn Flecken vermutet, wenn er das Opfer erschossen hat.

Wenn er aber neben ihr sitzt als sie erschossen wird und dann davon rast, später den Beifahrersitz in Liegestellung bringt in der Hoffnung so ihr Leben solange verlängern zu können bis er Hilfe erreicht, kann seine Kleidung doch wohl mit Blut befleckt worden sein (solange dieses noch nicht geronnen ist). Natürlich bin ich kein Experte.


Weiter mit den Lebensversicherungen:
Evidence seized by German authorities and brought back to the United States included numerous documents. Among them were insurance papers revealing that between approximately 1978 and 1985, Riechmann had become the beneficiary of several German insurance policies on Kischnick, totalling more than $961,000 in the event of her accidental death. Under all the policies murder was considered an accidental death. German documents also showed that on June 9, 1987, Riechmann and Kischnick filed reciprocal wills in a German court *137 designating each other as "sole heir" of their respective estates.
Quelle: S. o.

Das lese ich zum ersten mal, erst am 09.06.1987 haben sich Riechmann und Kischnick gegenseitig zu Alleinerben bestimmt. Also relativ kurz bzw. wenige Monate vor der Tat. Das werte ich als "imaginäres Jury-Mitglied" als sehr belastend.


Und last not least:
A fellow inmate of Riechmann, Walter Symkowski, testified that while incarcerated pending trial, Riechmann was pleased with the prospect of becoming rich from the proceeds of the insurance policies and Kischnick's will.
Quelle: S. o.

Den hatten wir schon, Walter Symkowski, ein Hoax wie wir mittlerweile wissen (s. o.).


Was in dem Dokument leider nicht erwähnt wird sind die Hinweise aus Deutschland, die nahe legen, dass Riechmann und Kischnick für einen großen, aber nicht ungefährlichen "Deal" nach Florida aufgebrochen waren. Dieser Aspekt macht Riechmanns Darstellung glaubhafter wenn man ihm unterstellt, dass er aus dem Drogengeschäft eine simple Wegerkundigung gemacht hat, aber bzgl. dem Mord unschuldig ist.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 23:33
Wieso hat sich denn der Supreme Court von Florida dreimal mit dem Fall befasst? Waren das drei unterschiedliche Revisionen?


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Der Fall "Dieter Riechmann"

30.08.2021 um 23:49
Danke, @Cpt.Germanica zu Deinen kompletten Ausführungen.

Was ist Dein Fazit zum Fall, tendierst Du eher auf schuldig oder unschuldig.

Es sagt zwar nichts über Schuld oder Unschuld aus, jedoch wäre er doch ziemlich dumm, ein solches Verbrechen in Amerika zu begehen.
Er konnte nicht darauf bauen, das er mit dieser Geschichte durchkommt (sollte er es gewesen sein).

Und was ihm im Falle einer Verurteilung blühte, wusste er.

Warum also so ein Risiko eingehen..


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 03:49
Zitat von peterleepeterlee schrieb:Wieso hat sich denn der Supreme Court von Florida dreimal mit dem Fall befasst? Waren das drei unterschiedliche Revisionen?
Ja.

Ich hab das in einem anderen thread mal dargestellt, daher zitiere ich mich jetzt selbst. Die Rechtsmittel in den USA sehen so aus: Ich stelle die englische Begriffe voran und dann den etwa gleichsinnigen deutschen Begriff, aber die Regeln sind natürlich in beiden Ländern unterschiedlich.
Ist der Angeklagte einstimmig für schuldig befunden worden, hat er mehrere Rechtsmittel, die er gleichzeitig einlegen kann:

a)Motion for new verdict. Direkte Beschwerde bei der Richterin über das Urteil. Wird besonders bei offensichtlichen Verfahrensfehlern gemacht, z.B. Fehlverhalten der Geschworenen

b)Appeal Revision in der nächst höheren Instanz

2. Instanz: Court of Appeal (In Deutschland in etwa Oberlandesgericht)

Hier wird die Revision verhandelt, von mindestens drei Richtern gehört. Die Mehrheit entscheidet. Die Revision untersucht das Hauptverfahren auf Rechtsfehler, genau wie in Deutschland auch. Wir der Revision stattgegeben, kann das Urteil ganz aufgehoben werden oder das Verfahren an die 1. Instanz zurückgegeben werden.

Lehnt das Gericht die Revision ab, kann man eine Überprüfung dieser Entscheidung durch die grosse Kammer beantragen. Hier sind es dann 11 oder 12 Richter. Wieder entscheidet die Mehrheit. Die Kammer kann aber auch ablehnen, die Entscheidung der 3 Richter zu überprüfen.

Dann kann man weiter den Instanzenweg gehen:

3. Instanz: State Supreme Court - oberster Gerichtshof. In Deutschland hat der Bundesgerichtshof diese Funktion

Hier kann der Verurteilte noch einmal Revision beantragen. In der Regel werden diese angenommen, wenn ein besonderes Interesse besteht, wenn besondere Rechtsfragen angesprochen werden. Der Fall wird von 7 Richtern gehört, die Mehrheit entscheidet.

Ist der Angeklagte nun immer noch nicht zufrieden, hat er noch weitere Möglichkeiten: Er kann, wenn er sich in seinen verfassungsmässigen Rechten verletzt sieht, nach der Bundesverfassung, direkt den obersten Gerichtshof der USA anrufen:

4. Instanz: Oberster Gerichtshof der USA - in Deutschland vergleichbar mit Bundesverfassungsgericht

Dieser wird die Revision nur annehmen, wenn eine Verfassungsfrage gestellt wird, und diese interessant ist. Alle 9 Richter hören den Fall, die Mehrheit entscheidet.

Aber das ist immer noch nicht alles: Der Verurteilte kann auch vor der unteren Bundesgerichtsbarkeit geltend machen, dass seine Verurteilung gegen seine Bundesverfassungsmässigen Rechte verstösst.

Dazu reicht er einen "Habeas corpus" Antrag auf "Postconviction Relief" ein. In Deutschland entspricht das in etwa dem "Wiederaufnahmeverfahren:"

5. Instanz: Federal District Court - Bundesbezirksgericht - in Deutschland gibt es keine vergleichbare Instanz

Der Bundesrichter prüft nun ob gegen die Rechte des Verurteilten durch die staatlichen Gerichte verstossen wurde. Wenn ja, kann er die Freilassung des Verurteilten anordnen und/oder den Fall an das staatliche Gericht zurücksenden zur Neuverhandlung.

Ist der Verurteilte immer noch nicht glücklich, kann er gegen einen ablehnenden Bescheid des Bundesgerichts das Bundesrevisionsgericht anrufen:

6. Instanz: United States Court of Appeals - Bundesrevisionsgericht - in Deutschland gibt es keine separate Bundesgerichtsbarkeit, aber von der Funktion her mit dem Bundesgerichtshof vergleichbar

Hier gibt es wieder die Möglichkeit, die Entscheidung der Vorinstanz erst von drei und dann noch von allen Richtern überprüfen zu lassen.

Schliesslich kann man auch mit dieser Entscheidung noch einmal vor den obersten Gerichtshof der USA ziehen, den

7. Instanz: United States Supreme Court. Vergleichbar mit dem Bundesverfassungsgericht - Verfahren wie bei 4.
Auch innerhalb des bundesstaatlichen Systems kann man jede Entscheidung eines unteren Gerichts noch mal überprüfen lassen. Das hat Riechmann getan, deshalb kam er insgesamt dreimal vor den obersten Gerichtshof von Florida. Zwischendurch kam es in seinem Fall zu mehreren evidentiary hearings, das kann man mit Wiederaufnahmeverfahren in Deutschland vergleichen. Und gegen das Ergebnis dieser legten sowohl Riechmann (soweit ich mich erinnere zweimal) als auch der Staat (einmal) Revision ein.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 04:09
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Hätte er den Drogendeal eingeräumt, wäre er zumindest dafür "eingefahren" und damit auf jeden Fall im Knast.
Er wäre sogar wegen Mordes angeklagt worden, denn in den USA ist jeder, der an einer Straftat beteiligt ist, bei der ein Mensch zu Tode kommt, wie der Mörder zu verurteilen.
Zitat von boraboraborabora schrieb:jedoch wäre er doch ziemlich dumm, ein solches Verbrechen in Amerika zu begehen.
Er konnte nicht darauf bauen, das er mit dieser Geschichte durchkommt (sollte er es gewesen sein).
Na ja, er kann auch gedacht haben: ich bin nur ein paar Wochen in den USA, ich kann die Tat schnell begehen und dann wieder nach Hause fliegen. Wenn die Polizei überhaupt herausbekommt, was ich getan habe, dann bin ich längst weg und Deutschland liefert mich ja nicht aus.

Ausserdem gelangt er leichter in den USA an Schusswaffen.

Das ist auch no so ein rätselhafter Punkt: er hat ja zugegeben, die Waffen gekauft zu haben, aber wie hat er sich das eigentlich vorgestellt, diese nach Deutschland zu bringen? Das wäre auf jeden Fall illegal gewesen und Kontrollen an den Flughäfen gab es, wenn auch nicht so stark wie heute.

Oder wollte er nur Waffen für den Gebrauch in Florida kaufen? Immerhin gab es eine offene Munitionsschachtel der Munition, mit der Kersten umgebracht wurde. Hat er vielleicht eine weitere Waffe gekauft und das ist unbemerkt geblieben?


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 07:22
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Er wäre sogar wegen Mordes angeklagt worden, denn in den USA ist jeder, der an einer Straftat beteiligt ist, bei der ein Mensch zu Tode kommt, wie der Mörder zu verurteilen.
Verstehe ich das richtig? Wie kann das denn angehen, wenn zb jemand einem Mord beiwohnt, aber nicht der Mörder ist, wird er wie ein M. verurteilt??
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Neutral ist die Doku sicherlich nicht,
Sie ist mehr als tendenziös. Für einen unbedarften Zuschauer wird fast schon die Unschuld des DR dargestellt aufgrund der (zugegebenermaßen ungeheuerlichen) Verfehlungen der StA.
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:Ich erinnere mich wage, dass Ende der '80er bis Anfang der '90er mehrere deutsche Touristen in Miami Opfer von schwarzen Banden wurden, bis die Autoverleiher die Nummernschilder der Wagen schließlich so abänderten, dass nicht mehr ersichtlich war, dass es sich um einen Mietwagen handelt.
Da kann ich mich tatsächlich auch noch dran erinnern und ich denke diesen Umstand hat er sich zunutze gemacht.
Zitat von boraboraborabora schrieb:jedoch wäre er doch ziemlich dumm, ein solches Verbrechen in Amerika zu begehen.
Ich halte DR für einen Narzissten, der sich für über den Dingen stehend hielt. Seine Arroganz und die überzogene Selbsteinschätzung ist ihm ja auch um die Ohren geflogen.
Er dachte sich wohl seine Story wäre so perfekt, dass das easy going durchgeht.
In der Doku kommt es für mich so rüber als ob er die ganze Aufmerksamkeit um ihn fast schon geniesst.
Ich hätte da einen betroffenen Verurteilten erwartet, aber das nur am Rande.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 07:41
Zitat von Cui_BonoCui_Bono schrieb:Verstehe ich das richtig? Wie kann das denn angehen, wenn zb jemand einem Mord beiwohnt, aber nicht der Mörder ist, wird er wie ein M. verurteilt??
Nicht wenn man einem Mord beiwohnt. Aber wenn man Mittäter der zugrundeliegenden Straftat ist. Beispiel: Theo und Toni planen eine Bank zu überfallen. Sie betreten den Schalterraum, schiessen einmal in die Luft, rufen: "das ist ein Überfall" und raffen das Geld zusammen, das ihnen der verängstigte Kassierer aushändigt. In dem Moment betritt Wachtmeister Dimpflmoser den Schalterraum, da der Kassierer den stillen Alarm ausgelöst hat. Theo schiesst und trifft Dimpflmoser tödlich.

Vor der Bank ist der Rest der Gendarmerie und Theo und Toni werden verhaftet. Beide werden wegen Mord angeklagt und verurteilt, obwohl nur Theo geschossen hat. Toni war aber bei der Tat dabei und wollte die Tat, wollte das Geld. Daher wird er auch für alle Folgen verantwortlich gemacht, die sich daraus ergeben haben, hier den Tod des Polizisten.

Das nennt sich "felony murder."


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 07:57
Entscheidend ist, der Täter, in diesem Fall Toni, muss nicht den Tod des Polizisten gewollt haben, aber er hat die gesamte Tat gewollt und ist daher für alle Konsequenzen aus der Tat verantwortlich. Und hier das passende Beispiel:

Nehmen wir jetzt einmal an, es ist umgekehrt: Es gelingt dem Wachtmeister Dimpflmoser im letzten Moment mit seiner Dienstwaffe den Theo zu erschiessen, bevor dieser auf ihn, Dimpflmoser schiesst.

Dimpflmoser selbst ist unschuldig, er hat in Notwehr gehandelt. Aber ein Mensch ist wegen der Tat, dem Bankraub, zu Tode gekommen. Nun kann der überlebende Täter, Toni, deswegen verurteilt werden: wegen des Todes des Theo. Denn dieser ist Ergebnis des Bankraubs.

Und so wäre es auch hier: wenn, und das ist nur als Beispiel gedacht, wenn also DR einen strafbaren Drogendeal gewollt hat, und der Drogenhändler während dem Handel DRs Freundin erschiesst, dann ist das ein Ergebnis eben des illegalen Drogenhandels. DR würde für dieses Ergebnis des Drogenhandels zur Verantwortung gezogen: ohne den Drogenhandel wäre die Freundin nicht ermordet worden, also ist er verantwortlich, genau wie der eigentliche Schütze.

Ich denke, so versteht man die Lage. Im Prinzip eine juristische Ausarbeitung des alten Sprichworts: Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. :)


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 10:13
Zitat von boraboraborabora schrieb:Danke, @Cpt.Germanica zu Deinen kompletten Ausführungen.

Was ist Dein Fazit zum Fall, tendierst Du eher auf schuldig oder unschuldig.
Ich bin so hin und her gerissen wie selten bei einem auf Indizien beruhenden Urteil.

Was mich irritiert - @Rick_Blaine - hat es oben schon genannt - ist die Sache mit den Waffen und der Munition. Wozu dieses Arsenal, als Tourist?

Riechmann und Kischnick erwogen angeblich sich in Florida eine neue Existenz aufzubauen, aber kümmert man sich dann nicht erst mal um Aufenthaltsgenehmigung, um Job, Wohnung, Möbel, Auto, .... und dann erst um .... Waffen????

Andererseits spricht die Menge an Waffen auch für eine gewisse - nun nennen wir es mal - Liebhaberei, denn selbst ein "Bandit" braucht nicht diese Anzahl an "Knarren".

In der oben verlinkten Doku "Ein Deutscher in der Todeszelle" (siehe Beitrag von Cpt.Germanica (Seite 9)) behauptet ein Anwalt Riechmanns zudem, Riechmann selbst hätte die Polizei überhaupt erst auf die Waffen in seinem Motel-Zimmer aufmerksam gemacht (und sich damit ohne Not selbst belastet), was der Anwalt als Beleg wertet, dass Riechmann keinen Grund hatte die Waffen zu verbergen, weil er nicht der Mörder ist.

Also auch der Punkt mit den Waffen und der Munition ist für sich betrachtet sehr verwirrend, so wie der ganze Fall.
Zitat von boraboraborabora schrieb:Es sagt zwar nichts über Schuld oder Unschuld aus, jedoch wäre er doch ziemlich dumm, ein solches Verbrechen in Amerika zu begehen.
Er konnte nicht darauf bauen, das er mit dieser Geschichte durchkommt (sollte er es gewesen sein).
In Deutschland wäre er mit der Nummer "ein Schwarzer hat im Ghetto meine Freundin" erschossen 1987 nicht durchgekommen (und heute auch nicht). Er hätte sich hier etwas anderes einfallen lassen müssen, etwas aufwändigeres, einen Mord "Made in Germany" eben.

Ich persönlich finde tatsächlich, dass die Nummer mit dem Urlaub in Miami, dem Ghetto und dem schwarzen Gangster, der d'rauf los ballert, erst mal simpler erscheinen man als jemanden hierzulande zu töten, die Leiche verschwinden zu lassen, Vermisstenanzeige, Polizeiverhöre als Zeuge, am Ende gar als Verdächtiger/Beschuldigter, das "übliche Programm".

Also warum kein Mord im Ausland? Ich denke aber auf die perfide Miami-Ghetto-Gangster-Nummer kommt man nur, wenn man selbst im Kriminellenmilieu zu Hause ist, "Otto-Normalverbraucher-Mörder" tötet eher anders. Und in so einem Ghetto machen sich doch selbst die meisten (deutschen) Mörder in die Hose!

Riechmann hat womöglich gemeint, er hat sich einen besonders schlauen Plan ausgedacht. Dem Irrtum sind schon andere erlegen, die mitnichten den "perfekten Mord" begangen haben. Was an seiner Geschichte hakt ist, dass der Täter vollkommen grundlos geschossen haben soll. Kischnick fragt nach dem Weg, Riechmann empfindet die Situation als brenzlig, gibt Gas und der Schuss fällt. Das war selbst dem MPD zu simpel, und die werden mehr Erfahrung mit Morden im Drogen-Ghetto gehabt haben als ein Riechmann. Also womöglich hat er sich hier grob verrechnet.

Wobei ich mir so ein Szenario sogar vorstellen könnte: Kischnick soll nach dem Weg fragen, hat den passenden "Tip" schon parat (drei "Bucks"). Die Person am Straßenrand, die sie fragen möchte, will die Situation aber für einen Raub nutzen und zieht die Waffe. Riechmann sieht das, gibt Gas und der Schuss fällt. Warum eigentlich nicht?

Es wird oft gesagt, dass es sehr unwahrscheinlich ist, sich nach drei oder vier Wochen Miami-Urlaub genau in dieses Viertel zu verfahren und dann auch noch Opfer eines solchen Verbrechens zu werden. Wir alle wissen aber, dass auch die unwahrscheinlichsten Dinge passieren. Sie passieren nicht oft, aber sie kommen vor. Wobei es schon besonders dämlich ist in so einem Eck nach dem Weg zu fragen. Andererseits war Riechmann als deutscher Krimineller (Zuhälter) hier womöglich selbstbewusster als der "normale" Miami-Tourist.

Du siehst @borabora, ich bin hier mehr als hin und her gerissen!
Zitat von boraboraborabora schrieb:Und was ihm im Falle einer Verurteilung blühte, wusste er.

Warum also so ein Risiko eingehen..
Ja, aber womöglich dachte er eben, dass es ganz einfach ist damit durch zu kommen, also unter dem Strich deutlich weniger Risiko "aufzufliegen" als bei einem wie auch immer gearteteten Mord in Deutschland.
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Das ist auch no so ein rätselhafter Punkt: er hat ja zugegeben, die Waffen gekauft zu haben, aber wie hat er sich das eigentlich vorgestellt, diese nach Deutschland zu bringen? Das wäre auf jeden Fall illegal gewesen und Kontrollen an den Flughäfen gab es, wenn auch nicht so stark wie heute.
Ja, er hatte sich ja in USA noch kein neues Leben aufgebaut, hätte nochmal zurück nach D gemusst, wie also die Waffen nach D bringen, wo sie alternativ in USA zurück lassen und aufbewahren, wozu überhaupt so viele Waffen, selbst für einen Drogendeal eine "hübsche Menge"?

Das mit den Waffen ist ein kaum nachvollziehbarer Punkt. Hat sich Riechmann je dazu geäußert? Wohl eher nicht ...
Zitat von Rick_BlaineRick_Blaine schrieb:Oder wollte er nur Waffen für den Gebrauch in Florida kaufen? Immerhin gab es eine offene Munitionsschachtel der Munition, mit der Kersten umgebracht wurde. Hat er vielleicht eine weitere Waffe gekauft und das ist unbemerkt geblieben?
Sollte aus einer Riechmann-Waffe geschossen worden sein muss es eine weitere gegeben haben. Hat ihm ggf. vielleicht jemand beim Drogendeal diese weitere Waffen entrissen und damit Kersten Kischnick erschossen?


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 10:45
Wie Du richtig bemerkst, es gibt noch sehr viele offene Fragen in diesem Fall. Die mit den Waffen ist eine, drei oder gar vier Waffen für 3 Wochen Urlaub? Er hat sie ja bei einem Waffenhändler gekauft, da kann man in der damaligen Zeit von mindestens $ 100 pro Waffe ausgehen? Das ist schon viel Geld. Und nirgends wird irgendwo gesagt, dass er damit auch mal geschossen hat (auf einem Schiesstand zum Beispiel). Hat er sie nur gekauft, um sie drei Wochen lang zu "haben?" Als Ausländer durfte er sie eigentlich nicht haben und wäre auch in Miami sehr aufgefallen, wenn er wie ein Westernheld mit einem Revolver an der Seite am Strand herumgelaufen ist. War er wirklich so risikofreudig zu glauben, er bekommt die locker in Frankfurt am Zoll durch? Das ist auf jeden Fall ein rätselhafter Punkt in seiner story.

Er scheint gerne ein wenig anzugeben. Er hat in Miami einiges Geld ausgegeben, der Mietwagen war eines der teuersten Modelle, das Hotel war auch nicht billig, er wollte wohl ein wenig imponieren.

Nun weiss man nichts über eine persönliche Affinität zu Drogen, damals war das ja noch nicht so allgegenwärtig wie heute. Aber ein kleiner joint, zusammen mit dem tollen Auto und den tollen Waffen - hätte bestimmt ein paar schöne Fotos für die Lieben daheim gegeben. War es das, was er suchte?

Oder ist wirklich was dran an dem wahnwitzig erscheinenden Plan, in Miami Drogen für den Verkauf in Hamburg zu kaufen? Glaubte er wirklich, er kann da mit viel Geld den Macker spielen, und dann am Frankfurter Flughafen mit all der Ware im Gepäck durch den Zoll spazieren? Er scheint ein Typ zu sein, dem man das zutrauen kann. Es ist allerdings schon etwas lebensmüde, wenn man als unbedarfter Deutscher, der zwar Erfahrung im deutschen "Milieu" hat, auf einmal auf der Bühne in Miami den harten Jungen zu spielen. Hat er am Ende wirklich dort mit Geldscheinbündeln in einer finsteren Seitenstrasse rumgewedelt und dabei noch eine Waffe getragen (die dann verschwunden wäre)? Dann wäre es kein Wunder, wenn er an die falschen geraten ist und seine Freundin das ausbaden musste.

Hat er ein wenig zu viel "Miami Vice" geschaut und dachte er kann da einen auf "player" machen?

Mir scheint, trotz all der Ermittlungen wissen wir sehr wenig über den wirklichen "Dieter Riechmann."


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Der Fall "Dieter Riechmann"

31.08.2021 um 13:52
Ja, wir wissen letztlich verdammt wenig, aber die Spurenlage ergibt wohl nicht zwingend, dass er geschossen haben muss.

Wenn ich es richtig verstanden habe hat die Jury Riechmann letztlich wegen der belastenden (und rückblickend falschen) Aussage von Walter Symkowski verurteilt.

Riechmann wird seine Gründe haben, warum er zu vielen Dingen schwieg und schweigt. Ob diese Dinge mit der Tat bzw. dem Tathergang zu tun haben wissen wir daher nicht. Evtl. sind sie auch losgelöst zu betrachten, die Waffen, der angeblich geplante Drogendeal. Es wäre aber ein Riesenzufall wenn Kischnick dann genau in der passenden Gegend, einem "Drogen-Ghetto", von einem Fremden erschossen wird, den sie nur nach dem Weg fragen will ....

Verrückte Idee: Hat Riechmann Kischnick im Auftrag erschießen lassen? Und dafür Waffe, aber zumindest Munition für den Auftragsmörder bereit gestellt? War das ganze also geplant, die versehentliche Fahrt in die gefährliche Gegend, die am Fahrbahnrand stehende Person, die Frage nach dem Weg, der bereitliegende "Tip", und dann der Schuss? Hätte Riechmann mit seinen nur gebrochenen Englischkenntnissen eine derartige Tat mit einem Dritten einfädeln können? Und wann hätte er die Zeit dazu gehabt? Während des Aufenthalts in Florida? Oder bereits zuvor von Deutschland aus?

Als Jury-Mitglied 1988 hätte mich die Sache mit den Waffen und der angebrochenen Munitionsschachtel - neben Symkowski - jedenfalls am meisten beschäftigt.

Und dann ist da noch das:
Zitat von Cpt.GermanicaCpt.Germanica schrieb:erst am 09.06.1987 haben sich Riechmann und Kischnick gegenseitig zu Alleinerben bestimmt. Also relativ kurz bzw. wenige Monate vor der Tat.



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