Cui_Bono schrieb:Sie ist mehr als tendenziös. Für einen unbedarften Zuschauer wird fast schon die Unschuld des DR dargestellt aufgrund der (zugegebenermaßen ungeheuerlichen) Verfehlungen der StA.
Es ist aber auch so, dass man nicht so wirklich etwas gegen ihn hat, ausser diverser seltsamer Indizien, die einerseits Bände zu sprechen scheinen, aber dann doch wieder nicht zwingend die Sprache der Schuld:
Schmauchspuren an den Händen in einer Konzentration, die gegen seine Schusswaffenverwendung spricht.
Strittige Blutspuren, die allein schon aufgrund ihrer Position irrelevant sind.
Waffen, die nicht benutzt wurden.
Lebensversicherungen, die schon seit Jahren bestanden.
Eine Mietwageninsassenversicherung, die obligatorisch.
Geldscheine in Höhe des üblichen Trinkgelds auf Kischnicks Schoß.
Andererseits aber wieder der Streit selbst der Experten bzgl. der Interpretation dieser Blut- und Schmauchspuren.
Eine aufgebrochene Munitionsverpackung des Typs, der in Kischnicks Kopf steckte.
Testamente, das erst im Juni 1987 angefertigt wurde.
Eine größere Summe Geld, die im Mietwagen mit geführt wurde.
Dazu Behauptungen aus Deutschland:
Kischnick wollte aus dem Prostituiertendasein aussteigen.
Die Reise diente angeblich einem großen Geschäft, nachdem sie ausgesorgt hätten.
Bewaffnete Männer aus Hamburg hätten in dem Zusammenhang Kischnick geängstigt.
Man kann sich fast aussuchen, was nun passiert ist - ein Touristenmord wie sie es in jenen Jahren leider gab, ein perfide (und doch schlecht) geplanter Mord um an die Versicherungssummen zu kommen, ein aus dem Ruder gelaufenes Drogengeschäft. Wer will kann für alle der drei gängigen Varianten Indizien finden (und muss dann aber den Rest irgendwie ignorieren können).
Wenn man alles unter einen Hut bringen will, war es dann doch am ehesten ein Mord im Rahmen eines Drogenhandels?
Aber wie kann eigentlich so ein kleiner, letztlich unbedeutender Lude aus Good Old Germany es mit den Jungs aus Florida aufnehmen? Aber halt, da waren ja die ominösen Männer aus Hamburg im Hintergrund, womöglich die Strippenzieher, und Riechmann nur der kleine Bauer den man als potentielles Opfer vor schickt.
Aber macht man sich vor so einem Deal noch einen schönen Cocktail-Abend? Hat man dafür die Ruhe und die Muße? Nimmt man dann die Freundin mit zu dem Deal in einen der gefährlichsten Orte der USA? Der für Weiße vermutlich nochmal gefährlicher ist. Und für junge, hübsche, weiße Frauen am Ende gar tödlich?
Man dreht sich im Kreis bis man schwindlig wird. Mord durch Riechmann? Mord durch einen fremden Dritten? Mord beim gescheiterten Drogendeal? Jedenfalls Mord, so viel steht fest!
Aufgrund der Gesamtumstände bekommt man das Gefühl, dass nicht der Falsche sitzt. Selbst wenn er nicht der Mörder war. Aber irgendwie steckt er mit drin. Und sei es nur weil er sie als Zuhälter ausgepresst hat. Aber lebenslänglich, davon Jahre im Todestrakt? Für mich zu viel, dem Riechmann hätte ich eine Freilassung gegönnt (anderen nicht), egal was nun vorgefallen war.
Cui_Bono schrieb:Ich halte DR für einen Narzissten, der sich für über den Dingen stehend hielt. Seine Arroganz und die überzogene Selbsteinschätzung ist ihm ja auch um die Ohren geflogen.
Er dachte sich wohl seine Story wäre so perfekt, dass das easy going durchgeht.
In der Doku kommt es für mich so rüber als ob er die ganze Aufmerksamkeit um ihn fast schon geniesst.
Mir kommt er eher genervt bis resigniert vor weil er an diversen Stellen im Prozess merkt, dass es für ihn einfach nicht so läuft wie erhofft.
Cui_Bono schrieb:Ich hätte da einen betroffenen Verurteilten erwartet, aber das nur am Rande.
Guter Einwand! Ist eigentlich bekannt, ob er jemals um Kischnick getrauert hat? Zumindest am Tatabend soll er bei der Polizei doch außer sich gewesen sein. Aber war das nur Geschauspielere?
Rick_Blaine schrieb:Vor der Bank ist der Rest der Gendarmerie und Theo und Toni werden verhaftet. Beide werden wegen Mord angeklagt und verurteilt, obwohl nur Theo geschossen hat. Toni war aber bei der Tat dabei und wollte die Tat, wollte das Geld. Daher wird er auch für alle Folgen verantwortlich gemacht, die sich daraus ergeben haben, hier den Tod des Polizisten.
Das nennt sich "felony murder."
Finde ich schwierig und charmant zugleich.
Schwierig, falls die Tötung nicht im Vorfeld beschlossen war. Wobei man sich dann immer noch darauf verständigen kann, dass eben alle einen Mord in Kauf genommen haben (bedingter Vorsatz, richtig?), unabhängig davon, wer nun konkret geschossen hat. Wobei ich sie dann selbst ohne Mord als Mörder verurteilen würde! Wenn ich die Sache konsequent zu Ende denke.
Charmant weil die Diskussion wer es nun war weg fällt falls es keine Zeugen oder Beweise gibt, die einen der beiden überführen, und die beiden sich in Folge dessen gegenseitig bezichtigen.
Dazu die (hoffentlich)
abschreckende Wirkung - kommt einer zu Tode sind alle dran!
Rick_Blaine schrieb:Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen. :)
mitgegrillt.
:Dpeterlee schrieb:er ist ja 75
77.