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Der Fall "Dieter Riechmann"

245 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: USA, Mord, Todesstrafe ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Der Fall "Dieter Riechmann"

09.02.2016 um 19:49
@Mauro

Also im Spiegel-Artikel kam das so rüber, als ob die Frau nicht genug in Basel anschaffen konnte, da sie nicht mehr anziehend genug war und Dieter sie loswerden wollte.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

09.02.2016 um 20:37
@Suinx
ich finde die aussage nicht, wonach sie in basel nicht genug anschaffen konnte.
kannst du präzisieren wo das zu sehen ist?


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Der Fall "Dieter Riechmann"

09.02.2016 um 20:41
@vielefragen

Uiiii. Ich müßte jetzt suchen wo ich das gelesen habe, aber ich habe es gelesen...


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Der Fall "Dieter Riechmann"

09.02.2016 um 21:50
@Rick_Blaine
Ich danke Dir und warte auf Deinen Beitrag sehr gerne :)
Es würde mich wirklich sehr interessieren, weil ich zum einen Deine nüchterne Sachlichkeit sehr schätze, zum anderen Deine fundierten Eingaben.
Natürlich muß man sich die Zeit nehmen, sich darauf zu konzentrieren und auch einlassen, zulassen, aber ich denke, es bereichert diesen Thread, da wir uns glücklich schätzen können, jemanden hier zu haben, der vom Fach ist und obendrein sich mit diesen Fall beschäftigt hat.

Mich hat dieser Falle sehr an das Sprichwort "Andere Ländere, andere Sitten erinnert" - er ist für uns hier in BRD schwer, ihn in seinem gesamten Ausmaß abzuschätzen, zumal es online nicht sooo viele Berichte gibt. Man kann dann nur versuchen, seine Meinung für sich selbst zu eruieren, aber am Ende fehlt einen zu viel an Erfahrung im Hinblick auf das US-amerikanische Justizsystem und auch Spekulationen haben irgendwann eine Ende erreicht.
Wirklich gehaltvoll war für mich nur der Spiegel-Artikel, der aber letztendlich auch auf der Doku basiert, aber für uns am Ende die gleichen Fragen oder Hinterfragungen aufwirft, was die Zeugen, Ermittlungen und den Verurteilten betrifft, die es sowieso bereits hier gibt.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

09.02.2016 um 22:46
Zitat von Arwen1976Arwen1976 schrieb:Mich hat dieser Falle sehr an das Sprichwort "Andere Ländere, andere Sitten erinnert" - er ist für uns hier in BRD schwer, ihn in seinem gesamten Ausmaß abzuschätzen, zumal es online nicht sooo viele Berichte gibt. Man kann dann nur versuchen, seine Meinung für sich selbst zu eruieren, aber am Ende fehlt einen zu viel an Erfahrung im Hinblick auf das US-amerikanische Justizsystem und auch Spekulationen haben irgendwann eine Ende erreicht.
Verstehe ich nicht. Das US-Justizsystem wird auf z.B. Wikipedia und darüber hinaus durch viele Dokus auf z.B. YouTube bestens dargestellt und erklärt. Im Gegensatz zu unserem Rechtssystem entscheidet bei Kapitalverbrechen für gewöhnlich eine Laienjury, falls nicht vorher ein Handel mit der Staatsanwaltschaft geschlossen wird. Dadurch gleicht ein US-amerikanisches Gericht oftmals einem Theatersaal, in dem nach Drehbuch ein Drama mit allen möglichen / unmöglichen Wendungen sowohl von Staatsanwälten wie auch Verteidigern inszeniert wird, um einfach nur zu gewinnen. Und das nicht nur zum Ziel für das Wohl oder Wehe des Angeklagten, sondern auch gleichzeitig immer mit dem Hintergedanken, die eigene Karriere erfolgreich voranzutreiben.

Nicht anders sieht es bei der Polizei aus. Anders als bei uns sind die Cops eher "rekrutierte Einzelkämpfer" im Auftrag des jeweiligen County oder der Stadt. Sie können nur dann erfolgreich sein und aufsteigen, wenn sie Erfolge vorweisen. Das läuft nicht wie bei uns nach Dienstzeitjahren. Eben diese Erfolge zu verteidigen, ist auch später wichtig, wenn ein ehemaliger Polizist inzwischen Politiker oder Staatsanwalt ist: Der Lebenslauf und die Karriere haben makellos zu sein. Kommt es zu neuen Verhandlungen über alte Fälle, wirft das kein gutes Licht auf die ursprünglich beteiligten Polizisten, Staatsanwälte, Richter.

Somit ist es nicht verwunderlich, wenn noch nach Jahren und Jahrzehnten die Ermittler bei ihren Versionen der Geschehnisse bleiben und sogar noch mögliche neue Beweise als abwegig dargestellt werden. Im Hier und Jetzt angesehene, verdiente Strafermittler geben sich keine Blöße in ihrem schicken Haus mit Vorzeigefamilie. Sie spielen das Spiel bzw. Theaterstück bis zu Ende weiter.

Und genau deshalb werden in den USA so wenige Urteile nachträglich korrigiert.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 07:14
@Anothertruth

Sehe ich nicht so.
Also ich sehe das US-Justizsystem durchaus überlegener als das deutsche, da durch die Geschworenen zum einen wirklich "Im Namen des Volkes"-Urteile fallen und zum anderen weil "mündige Menschen in einer Jury" jede Lücke des Rechtssystems schließen können -sowohl zum Gunsten aber auch zum Nachteil des Beschuldigten. Das deutsche Justizsystem dagegen zieht klare Grenzen und läßt u.U. entweder Verbrecher laufen oder sperrt Unschuldige ein. Paragrafen sind schön und gut aber das letzte Wort sollte der Mensch haben.

Was die US-Polizisten angeht sehe ich das ebenfalls anders. US-Polizisten sind genau so Beamte wie deutsche Polizisten auch und können selbstverständlich ebenfalls von Amts wegen aufsteigen. Dass man ihnen eine gewisse Profilierung (Rambo-Polizisten) nachsagt ist eher der Tatsache geschuldet, dass dort jeder eine Waffe tragen darf und entsprechend das Aggressionspotential um ein vielfaches höher liegt. Ich mag diese Art auch nicht, aber Dorfpolizisten machen "das" bestimmt nicht um Polizeipräsident zu werden...


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 08:46
Was diese Punkte angeht, ist @Suinx tatsächlich der Wahrheit weitaus näher. Die teilweise abstrusen Vorurteile gegenüber dem amerikanischen Rechtssystem stammen zu grossem Teil ja von der irrigen Annahme, dass dieses in zahlreichen Filmen und Büchern korrekt wiedergegeben wird. Das wird es allerdings nicht.

Alle wenige Jubeljahre mal passiert ein wenig Theater im Gerichtssaal, so wie damals bei O.J. Simpson ("and if it doesn't fit, you must acquit"), aber das lag vor allem an einem publicitysüchtigen Richter und extrem unerfahrenen Staatsanwälten. Man hat allerdings daraus gelernt.

Nun, was wir hier haben, ist ein extrem schwieriger Fall. Extrem schwierig aus der Sicht eines Juroren. Wir haben einen nicht sonderlich sympathischen Angeklagten, von dem man sehr schnell das Gefühl bekommt, dass er mit der Wahrheit hinter dem Berg hält und seine Aussagen je nach dem Wind dreht, der gerade weht.

Wir haben "Experten" auf beiden Seiten, deren Aussagen für die Juroren aber das Wichtigste sind, denn sonst gibt es ja (oder gab es zumindest am Anfang) ja keine anderen Zeugen. Aber was tun diese "Experten:" sagen unterm Strich, dass sie sich nicht ganz sicher sind, dass es theoretisch auch anders hätte sein können, aber eigentlich auch nicht...

Man kann diesen Prozess in manchen Teilen mit dem in Deutschland berüchtigten Prozess von Babenhausen (Darsow) vergleichen: die Mehrheit der Beobachter und die Richter fanden die Indizien, die Spuren und deren Auslegung durch "Experten" klar und eindeutig überführend und der Angeklagte wurde verurteilt. Es gibt aber dennoch eine nicht geringe Zahl von Menschen, die fest überzeugt sind, der Verurteilte sei unschuldig und die Indizien könne man ganz anders interpretieren.

So auch hier:

Was gibt es zweifellos: eine tote Frau in einem Auto, ein paar Blutspuren. Das war's auch schon. Alles andere an Indizien kann verschiedentlich interpretiert werden:

Beginnen wir VOR der Tat: Da gibt es Aussagen der deutschen Zeugen, dass das Verhältnis zwischen KK und Riechmann sehr schlecht war. Dass sie aufhören wollte im "Gewerbe" zu arbeiten, und dass er, als ihr Zuhälter, Angst um seinen schicken Lebensstil hatte.

Da gibt es die ungewöhnlich hohen Lebensversicherungen. Auch interessant, was es nicht gibt: Versicherungen, die sein Leben versichern. Wirkliche Eheleute oder "Lebenspartner" würden sich normalerweise ja gegenseitig absichern.

Da gibt es von den deutschen Zeugen vorgebrachte Gerüchte über Riechmanns connections ins Drogenmilieu, bis hin zu angeblich geplanten "grossen deals" in den USA.

Da gibt es mehrere Waffen in Riechmanns Hotelzimmer in Miami, dazu ausgerechnet die Munition, mit der seine Freundin erschossen wurde. Und eine angebrochene Munitionsschachtel.

So: machen wir hier schon einmal Halt und überlegen, wie das auf einen Juroren wirkt:

A) Riechmann und Freundin waren keine gewöhnlichen Florida-Urlauber aus Deutschland. Diese führen in den USA nicht illegal Waffen und Munition mit sich herum. Diese schliessen auch nicht vor der Reise einseitig sehr hohe Lebensversicherungen ab. Und diese schwafeln zu Hause nicht von grossen Drogendeals im Urlaub.

Dazu kommt Riechmanns Hintergrund, mehrfach vorbestraft, beide sind offensichtlich im Rotlichtmilieu zu Hause... alles nichts, was die Juroren für Riechmann einnehmen würde.

Nächster Schritt: Der angebliche Tatablauf.

Riechmann will sich auf der Rückfahrt vom dinner in einem brasilianischen Restaurant ins Hotel verfahren haben und endet angeblich in einem kleinen Viertel, das hauptsächlich von Schwarzen bewohnt wird, Einwanderern aus Haiti. Und einer von denen ist passenderweise am Strassenrand, und als die beiden Deutschen anhalten um nach dem Weg zu fragen, zieht dieser wortlos eine Pistole und erschiesst KK.

Interessant ist, dass Riechmann diese Beschreibung später ändert, und zwar immer dann, wenn herauskommt, dass es nicht ganz so einfach gewesen sein kann. Z.B. als Schmauchspuren an seinen Händen gefunden werden, erinnert er sich plötzlich, dass er beide Hände dem Täter entgegenstreckte, in einer intuitiven Abwehrbewegung. Nur, in den ersten Vernehmungen war davon keine Rede. Usw.

Tatsache ist, dass es eine Zeitlang bewaffnete Überfälle auf Touristen in Miami gab, die sich verfahren hatten. Nur: diese liefen in der Regel etwas anders ab: es gab zwar tödliche Überfälle, aber zumindest haben die Täter vor dem Schuss wohl immer erst mal Geld und Wertsachen gefordert. Wortlose Täter die erst mal schiessen, kamen da in den Zeugenaussagen nicht vor. Und: Opfer dieser Überfälle wurden meist Touristen, die gerade erst in Miami angekommen waren, und sich schon auf der Fahrt vom Flughafen verfahren hatten.

Riechmann und seine Freundin waren schon seit zwei Wochen in Florida und keineswegs mehr so unerfahren. Man kann annehmen, dass er schon wusste, wie man ins Hotel zurückkommen konnte.

Machen wir hier an diesem Punkt erst mal wieder Halt: was denkt der Juror jetzt? Er sagt sich: da stimmt was nicht, die story klingt extrem unglaubwürdig. Er verfährt sich ausgerechnet in das Viertel. Er findet es da schon komisch, aber denkt sich gar nichts dabei, neben einem "Schwarzen" anzuhalten. Er sagt später aus, dass Kersten neben ihm auf dem Beifahrersitz auch noch die gesamte Habe ausgebreitet hatte: die Kamera, den Geldbeutel usw. und darin nach Geld suchte, angeblich um es dem "Auskunftgeber" als Trinkgeld zu geben. Der aber grabscht nicht nach den Wertsachen, droht nicht mit seiner Waffe und fordert diese, nein, er schiesst einfach drauf los. Wortlos. Und nicht auf den Mann, den Fahrer, der ihm ja gefährlicher sein könnte, nein, auf die Frau.

Ich kann mir gut vorstellen, dass der Juror hier zweifelt, ob Riechmann die Wahrheit sagt.

Drittens: Nun kommen die Experten. Und diese finden tatsächlich einige Spuren, die so gar nicht zu Riechmanns story passen wollen:

a) Schmauchspuren. An seinen Händen finden sich Schmauchspuren. Die, das weiss jeder allmy-Hobbydetektiv finden sich an Händen von Personen, die vor Kurzem eine Waffe abgefeuert haben. Das wissen die Juroren auch. Und das sagt auch der Experte.

Nun gibt der Experte aber später zu: ja, auch wenn jemand in sehr grosser Nähe zu der abgeschossenen Waffe ist, kann er auch solche Spuren aufweisen.

Und siehe da: Riechmann fällt jetzt ein, dass er beide Hände dem Täter wie zur Abwehr entgegengestreckt hat.

Auf dem Körper der Toten findet man keine Schmauchspuren.

b) Blutspritzer: Die Einschusswunde ist am rechten Hinterkopf. Es findet sich viel Blut auf dem Beifahrersitz. Es gibt ein paar Blutspritzer unterhalb des Fensters der Fahrertür. An der Kleidung Riechmanns gibt es Blutspuren, aber kaum oder keine "Spritzer." Auf einer Decke im Auto wird Blut gefunden.

Ein "Experte" schliesst nun aus den Blutspuren am Fahrerfensterbrett, dass diese dort nur hingelangen konnten, wenn niemand auf dem Fahrersitz gesessen hätte, da dieser sie sonst abbekommen hätte. Ditto mit der Decke, die angeblich auf dem Fahrersitz gefunden wurde.

Das wäre in der Tat ein starkes Indiz, dass Riechmann gelogen hat.

Forsetzung gleich


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 09:16
@Rick_Blaine

100% Zustimmung.

Was ich noch einbringen wollte ist: Schaut man sich den Tatort in Miami an, Indian Creek Drive/Ecke 67-te Straße, so ist die 67-te wohl neu bebaut worden, denn sie sieht überhaupt nicht nach einer Schmuddelecke aus. Wie auch immer, damals war es halt so. Worauf ich aber hinaus will ist, dass der Indian Creek Drive eine vielbefahrene Haupstraße ist und das abbiegen in einer kleinen Nebenstraße um nach dem Weg zu fragen sehr unglaubwürdig klingt. Man würde sich doch eher auf der Hauptstraße nach Leuten umsehen als auf gut Glück ggf. in einer Einbahstraße abzubiegen und nicht ohne weiters wieder auf die Hauptsraße kommen zu können.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 09:17
Teil 2

Nun ergeben sich aber einige Probleme für die "Blutspritzer" Spur. Die Einschusswunde ist im rechten Hinterkopf. Es gibt keine Austrittswunde. Der Schuss würde hauptsächlich Blutspritzer in Richtung Schütze, also in Richtung Beifahrertür, hervorrufen. Ob es sich bei den Spritzern an der Fahrertür wirklich um solche handelt, oder um Blut, dass Riechmann erst später, nachdem er sich natürlich um seine Freundin gekümmert hat, an das Fenster dort gebracht hat, kann man m.E. schwer sagen. Das gleiche zu den Blutstropfen auf seiner Kleidung, dafür gibt es harmlose Erklärungen.

Zur Decke wird später gesagt werden, dass sie auf dem Beifahrersitz lag, also wo das Opfer stark blutete. Im Chaos der ersten Stunde ist sie dann auf den Fahrersitz geraten.

Riechmann allerdings hat eine noch abstrusere Erklärung: er sagt, das Blut an der Decke stammt von ihrem Hund, der schon in Deutschland auf die Decke geblutet hat.

Der Juror mag sich am Kopf kratzen: was stimmt wohl hier? Anscheinend folgt er dem Experten der Staatsanwaltschaft, der meint, die Spuren zeigen, dass Riechmann gar nicht im Auto gesessen hat, als der Schuss fiel.

Die Staatsanwaltschaft kann an dieser Stelle ihren Fall wie folgt zusammenfassen:

-Riechmann ist ein zwielichtiger Typ aus einem zwielichtigen Milieau
-Riechmann hat Sorge um sein zukünftiges Einkommen und schliesst hohe LV für KK ab
-Riechmann fliegt mit ihr nach Florida und kauft sich dort Waffen und Munition
-Riechmann kennt die Berichte von den Urlaubermorden und spinnt sich ein Szenario zusammen: Irrfahrt, der typische "böse Schwarze" der "sofort schiesst" - das ist Unwahrscheinlich
-Riechmann war gar nicht im Wagen, als der Schuss fiel. Er hat Gelegenheit und Motiv: Riechmann hat selbst seine Freundin umgebracht und dachte, wie so mancher hier im allmy, dass amerikanische Polizisten immer doof sind und darauf hereinfallen werden.

Der Juror mag an diesem Punkt soweit zustimmen.

Viertens: Im ersten Prozess kommt Riechmann mit keiner besseren Variante. Immer noch keine Zeugen. Er schmückt die Tatstory noch etwas weiter aus, jetzt will ihm schon gleich beim Anhalten aufgefallen sein, dass der Täter "gefährlich war", so will er jetzt gleich wieder gas gegeben haben. Er sagt das um das Faktum zu erklären, dass KK in den rechten Hinterkopf geschossen wurde, also von hinten erschossen wurde. In einem typischen Strassenraubszenario steht der Täter ja eher vorne. Nun ist er also schon losgefahren, daher hat der Schuss sie "gerade noch" getroffen.

Die Staatsanwaltschaft sieht das ganz anders: sie sagt, KK ahnte nichts böses. Riechmann stieg unter irgendeinem Vorwand aus, ging von hinten um den Wagen herum und erschoss sie dann von hinten.

Die Indizien kann man auf beide Art erklären.

So, fasst man jetzt einmal alles zusammen, haben wir einen sehr schillernden Angeklagten, ein sehr starkes Motiv (LV), einen möglichen Tathergang der ihn zum Täter macht, einen weniger wahrscheinlichen Tathergang, der einen Unbekannten zum Täter macht. Dazu kam, dass der Angeklagte seine story von Zeit zu Zeit änderte.

Auch die Staatsanwaltschaft blieb davon nicht verschont, aber die Jury bekam das nicht mit. Da gab es die Taschenlampe, blutverschmiert. Nach Ansicht der Staatsanwaltschaft hätte es hervorragend ins Szenario gepasst, wenn Riechmann ausgestiegen wäre um sie aus dem Kofferraum zu holen. Allerdings wurde sie auf dem Rücksitz gefunden. Sie wurde nicht als Beweismittel eingebracht.

Fünftens: Dann gibt es noch die Belastungszeugen. Es findet sich doch tatsächlich einer, der Zellennachbar von Riechmann ist, und der bezeugen kann, dass Riechmann vor Freude über das Geld aus der LV in der Zelle getanzt habe.

Um diesen Zeugen gibt es nachher ein gewaltiges broughagha. Meiner Ansicht nach zu Unrecht: die meisten Juroren wissen, dass man solchen Zeugen nicht glauben kann. In hunderten Fernsehfilmen haben sie gesehen, dass fiese Staatsanwälte solche Zellenkumpels immer benutzen, wenn ihnen sonst nichts einfällt.

Dennoch: Unterm Strich sind die Juroren vom Mord Riechmanns an KK überzeugt.

Schaut man sich den Fall aus dieser Perspektive an, kann man das durchaus nachvollziehen.

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Der Fall geht aber noch weiter: nun tauchen auf einmal skurrile Zeugen auf, die die Tat beobachtet haben wollen, und Riechmanns Version generell stützen. Aber auch nur auf den ersten Blick! Schaut man genauer hin, weichen die Darstellungen der Zeugen erheblich von Riechmanns story ab: die Schützen stehen zum Beispiel auf der Fahrerseite, es sind jedes Mal mehr als nur eine Person usw.

Die Zeugen selbst sind sehr schillernde Gestalten, und sehr unglaubwürdig. Einer geht so weit zu behaupten, er selbst sei der Schütze gewesen, macht das aber in einer so naiven Art, dass kein Mensch ihm das abnimmt.

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Was ist wirklich geschehen?

Das weiss ich auch nicht! Ich glaube nicht an die Version der Staatsanwaltschaft. Aber ich habe das Gefühl, wir haben von Riechmann immer noch nicht die Wahrheit gehört. Und da kommen die Dinge ins Spiel, die die deutschen Zeugen vorbrachten: Treffen mit dunklen Gestalten, Drogendeals, grosse Drogendeals in Florida. Da kommen die Waffen ins Spiel. Und da passen eventuell sogar einige der Spuren und der merkwürdigen Zeugenaussagen.

Was wäre, wenn: Riechmann tatsächlich vor hatte -ob KK das gewusst hat oder nicht kann man nicht sagen- "billig" in Miami eine grössere Menge Drogen zu kaufen, um sie dann teuer in Deutschland zu verkaufen.

Wer glaubt, er sei viel schlauer als amerikanische Polizisten, glaubt vielleicht auch, dass er mit deutschen Zollbeamten leichtes Spiel haben wird.

Um "Glaubwürdigkeit" und "Coolheit" im deal zu verkörpern, kauf er sich sogar Waffen und führt eine bei dem deal mit sich. Und natürlich Geld.

Es kommt zu einer Verabredung in einem nicht sonderlich geheuren Viertel und es passiert was passieren musste: der "naive Deutsche" wird übers Ohr gehauen und soll sich ohne Gegenleistung von seinem Geld trennen. Riechmann steigt aus dem Wagen, wird maulig, sieht das gar nicht ein, das wiederum missfällt seinen Handelspartnern, ein Schuss fällt, KK ist tot.

Den Rest kennt man dann wieder.

Warum sagt Riechmann dann nicht die Wahrheit? Keine Ahnung. Er gibt ja selbst zu, dass er glaubte, amerikanischen Polizisten und Staatsanwälten haushoch überlegen zu sein (das hat auch schon Jens Söring gedacht). Ist es vielleicht stolz, nicht zugeben zu wollen, dass er eine Straftat plante und in den Sand setzte, und dabei seine Freundin zu einem Opfer machte?

Vielleicht. Und dann kommt noch etwas dazu. Riechmann wusste das sicher nicht am Anfang, aber hat es später vermutlich erfahren: wenn das so gewesen wäre, wie ich das geschildert habe, dass eine grössere Drogentransaktion von ihm eingefädelt worden war, bei der KK ums Leben kam, dann hätte das ausgereicht, um ebenfalls wegen Mord an KK verurteilt zu werden! Es gibt ein juristisches Konstrukt in Florida, wie generell in den USA, dass wer sich an einer schweren Straftat beteiligt, bei der ein Mensch ums Leben kommt, wie ein Mörder bestraft wird, auch wenn er selbst den Tod nicht verursacht hat. Das klassische Beispiel wäre wenn zwei Täter eine Bank überfallen, einer erschiesst den Wachmann, dann werden beide wegen Mordes verurteilt werden.

Ich weiss nicht ob ihn diese Tatsache dazu gebracht hat, bei seiner story zu bleiben. Aber es könnte ein Grund sein.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 09:58
P.S. Was ist eigentlich aus den 280.000$ im Auto geworden?

Was komisch an einem so großen Drogendeal wäre: Abends um 22.00Uhr in einer Nebenstraße will man für 280.000$ Drogen verkaufen. Da macht doch der Käufer wenigstens die Tür auf um überhaupt in einer dafür notwendigen Tasche gucken zu können und natürlich das Geld zu "zählen" -also wenigstens jedes Bündel in der Hand gehabt zu haben um Papierscheine dazwischen auszuschließen. Wenn man dann auch noch schießt, wäre die Spurenlage sicher eine ganz andere. Und warum sollte angeblich "Puki" schießen ohne sich vorher über die Echtheit des Geldes überzeugt zu haben? Ein Mord für lau?


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 10:51
einiges unerklärbares kommt mir sehr normal vor.

ein paar, das sich zweifellos mag. sie geht für ihn auf den strich. dennoch ist ein gewaltpotential bei ihrem zuhälter vorauzusetzen, sonst wäre er sein laufmädchen schon längst an einen anderen losgeworden.

er ist aber zudem noch spieler, macht schulden. da er nicht zurückzahlen kann, lässt man ihm nur mehr eine chance, entweder er zahlt, oder er willigt ein, einen drogendeal in miami abzuwickeln.
riechmann und sein goldesel-mädchen fahren nach miami.

aus früheren kreditaufnahmen existiert noch eine lebensversicherung für sie, da der kreditnehmer einen bürgen braucht. die banken verlangen vor gewährung der summe oft gleichzeitig den abschluss einen hohen lebensversicherung des bürgen.

damals empfiehlt man touristen generell, bei fahrten in die usa sehr hohe insassenschutzversicherungen abzuschließen. wieder ist die summe aus europäischer sicht nicht ungewöhnlich.

das verhalten riechmanns entspricht dem damaligen hamburger zuhälter-erfolgstyp, einem mit "wienerischem strizzi-schmäh" auftretenden mann.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 11:29
@vielefragen
woher hast Du denn die Info das er Spieler war? Und das die Lebensversicherungen aus Krediten stammen?
In Hamburg hat er auch nicht als Zuhälter gearbeitet, und Wiener ist er schon mal gar nicht...


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 12:53
@Rick_Blaine

Er hätte mMn die "Touris- verfahren- sich- im- Ghetto- und- werden- von- Ghetto- Typen- abgeknallt" Story einfach glaubhafter erzählen müssen, dass wäre er wohl schon frei.
Das er selber nicht ganz koscher ist, hätte man ja auch vor Gericht nicht leugnen müssen bzw. hätte es offensiv kommunizieren können, wen man gleichzeitig glaubhaft gemacht hätte, dass seine Vergangenheit nichts mit diesen Morden zu hat.

Denn letztlich wurden doch alle Beweise und Indizien widerlegt. Es bleibt nur das Tatmotiv (LV). Das hätte alleine aber wohl kaum für eine Verurteilung ausgereicht.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 15:05
Zitat von ElvisPElvisP schrieb:Er hätte mMn die "Touris- verfahren- sich- im- Ghetto- und- werden- von- Ghetto- Typen- abgeknallt" Story einfach glaubhafter erzählen müssen, dass wäre er wohl schon frei.
Ich glaube nicht, dass die Touristen-Story so einfach ist. Die Touristen wurden regelrecht ausgeraubt, was gewisse Spuren im Auto, auf der Kleidung, Kratzer auf der Haut, Kampspuren usw hinterläßt. Der überlebende Tourist müßte dann ggf. beweisen können, woran eine Eskalierung geschuldet sei und wieso er selbst nicht ausgeraubt sei.
Zitat von ElvisPElvisP schrieb:Denn letztlich wurden doch alle Beweise und Indizien widerlegt.
Gar nichts wurde widerlegt! Die Blutspritzer an der Fahrertür hat man nicht auf menschliches Blut zusätzlich untersucht -und widerlegt wäre die Geschichte nur dann, wenn sich die Flecken als -nachweislich- was anderes als menschliches Blut herausgestellt hätten. Haben sie aber nicht untersucht -also Pattsituation.

Die Schmauchspuren wurden ebenfalls nicht widerlegt. Und hier hätte man an Hand von Gutachten auschließen müssen, dass der Beschuldigte aus dieser Entfernung und mit diesen Spuren geschossen haben könnte. Haben sie aber nicht -also wider Pattsituation.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 15:17
@Suinx

In dubio pro reo: Da die Schmauchspuren auch von DM stammen können, wenn dieser nicht geschossen hat (wurde doch von einem Sachverständigen so dargestellt), ist dieses Indiz insoweit widerlegt.

Gleiches gilt für die Blutflecken: Da die Staatsanwalt nicht einmal nachweisen konnte/ wollte, dass sie von einem Menschen stammen, können sie nicht als Beweis für eine Schuld von DR herangezogen werden.

Die Touristen- Story hätte, wie ich bereits schrieb, anders verkauft werden müssen. Man hätte ja Wertsachen beseitigen können o.ä.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 15:32
Das Problem ist ja, dass den Geschworenen damals laut der Doku andere Fakten präsentiert wurden wie uns Lesern. Vor Gericht wurde es doch so dargestellt, dass die Blutspritzer an der Fahrerseite Beweis wären für D.R.'s Schuld. Die Schmauchspuren wurden auch ausgelegt zu Lasten D.R.s.
Erst in der Doku stellte der Sachverständige dar, dass Schmauchspuren auch auftreten konnten, wenn D.R. nur daneben saß als Kersten erschossen wurde.
Diese Infos wurden aber doch den Geschworenen vorenthalten laut Doku. Oder habe ich das falsch verstanden?
Deswegen wurde das Urteil der Geschworenen natürlich sehr beeinflusst.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

10.02.2016 um 16:01
@ElvisP

Sehe ich nciht so!

"In dubio pro reo" ist zwar der Grundsatz einer jeder Demokratie, der gilt aber nur bei einer Patt-Situation. Hier waren aber eine Menge und starke Indizien gegen den Beschuldigten und auf die eine Indiz käme es gar nicht an.

"Widerlegt" heißt doch in einem Prozess -der Angeklagte kann es gar nicht gewesen sein, da z.B. Videoaufnahmen vom Beschuldigten von einem ganzen anderen Ort als der Tatort gemacht wurden, Täter hatte 3 Nummern kleinere Schuhe als der Beschuldigte, anderes DNA usw. Also SEHR starke Beweise um was zu widerlegen. Der eine Gutachter in der Doku hat doch nur gesagt, dass Schmauchspuren auch dann entstehen KÖNNEN auch wenn der Beschuldigte nicht selbst geschossen hat. Und können heißt für mich so 40:60% -ein Freispruch ist das wahrlich nicht.

Das Blut wurde zwar nicht eindeutig als menschliches Blut festgehalten -aber das Gegenteil hat auch keiner nachgewiesen.

Die blutverschmierte Taschenlampe wurde zwar nicht in der Beweisaufnahme aufgenommen, aber ich wüßte nicht was ein Fundort im Kofferraum ändern würde? Die Taschenlampe hätte er auch an der Seite seines Sitzes haben können und beim Aussteigen mitgenommen mit der Ausrede "Ich glaube wir haben einen Platten, ich schaue mal nach".


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Der Fall "Dieter Riechmann"

11.02.2016 um 05:13
@marienkaefer
Ich habe mir einmal die Revisionsurteile durchgelesen, dort werden einige dieser Fragen beantwortet. So hat der Sachverständige es eben so dargestellt, dass seiner Meinung nach die Schmauchspuren von einer Schussabgabe durch DR stammen. Auf Nachfrage der Verteidigung hat er dann allerdings zugegeben, dass sie auch dann entstanden sein könnten, wenn DR nur sehr nahe an der Waffe bei Schussabgabe gewesen ist.

Entgegen der Darstellung in der Doku sind die meisten Einwände durchaus während dem Prozess gefallen. Daher hat das Revisionsgericht dann auch die Revision verworfen, da der Jury beide möglichen Erklärungsmuster präsentiert wurden. Dass die Jury dann einem der beiden geglaubt hat, und zwar wohl dem der Staatsanwaltschaft, das ist dann eben so. Das ist ja kein Verfahrensfehler. Das ist genauso wie in Deutschland, wenn ein Richter bzw. die Kammer dann eben eine Version glaubt und die andere nicht.

Siehe der von mir schon einmal zitierte Fall Darsow aus Babenhausen. Das ist, was manche bei der oft zitierten Formel "in dubio pro reo" oder auf Deutsch, "im Zweifel für den Angeklagten" missverstehen. Im Amerikanischen ist sie etwas klarer formuliert: ein Schuldspruch muss "jeden vernünftigen Zweifel" ausschliessen ("beyond a reasonable doubt"). Im Umkehrschluss bedeutet das, nur wenn ein vernünftiger Zweifel besteht, ist für den Angeklagten zu entscheiden. Hat aber der Richter, die Kammer oder, in den USA, die Jury sich für eine von zwei möglichen Versionen entschieden, besteht ein solcher Zweifel eben nicht mehr.

Es heisst also nicht: wenn zwei Versionen eines Hergangs möglich sind, muss man sich für die Version entscheiden, die den Angeklagten begünstigt.

Am Ende bleibt also immer eine zutiefst subjektive Entscheidung der Richter oder der Jury, die man nachvollziehen kann oder auch nicht. Das ist nunmal unser menschliches Justizsystem. Kein Mensch ist vor Irrtum gefeit.

In diesem Fall hier gilt: wenn schon der Sachverständige sagt, beide Szenarien sind möglich, dann muss die Jury hier entscheiden, welches sie für glaubwürdiger, für wahrscheinlicher hält. Dabei darf sie selbstverständlich all die anderen Fakten, die im Prozess herausgekommen sind, berücksichtigen. Und nur wenn sie dann immer noch nicht zweifelsfrei sich festlegen kann, dann gilt "in dubio pro reo."

Offensichtlich war es in diesem Fall nicht so: die Jury wurde durch die Gesamtheit der Indizien in diesem Prozess davon überzeugt, dass dass DR der Mörder ist.

Ob das nun die richtige Entscheidung war oder nicht, ist leider immer noch mehr eine Gefühlsfrage. Es gibt eben kein klares Indiz, das sagt: DR kann nicht der Mörder gewesen sein. Weder bei den Schmauchspuren noch bei den anderen Indizien.

Ob es umgekehrt keinen vernünftigen Zweifel an der Schuld Riechmanns geben kann, kann ich hier, und kann hier wohl keiner beurteilen. Denn dazu müssten wir im Prozess selbst in der Jury gewesen sein.

Von den Informationen, die wir heute haben, kann ich gut nachvollziehen, dass solche Zweifel aufkommen. Aber das ist eben unsere Sicht heute. Die mit dem Fall befasste Jury und die zahlreichen Juristen in den weiteren Instanzen haben es anders gesehen. @Suinx hat da Recht, aus unserer Sicht ist es wohlfeil, das Gericht zu kritisieren, aber niemand kann behaupten, dass wir nun auf einmal die Wahrheit wissen.


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Der Fall "Dieter Riechmann"

11.02.2016 um 08:57
@Rick_Blaine

Sehe ich genau so!

Man muss sich auch mal vor Augen führen, dass wir hier nur auf Grund einer einzigen Doku diskutieren, die in meinen Augen sehr tendenziell und einseitig gemacht wurde. Es ist auch zu natürlich, dass nationale Medien über Landsleute und Todeskandidaten im Ausland wohlwollend berichten als dass die nie Öl ins Feuer gießen würden. Der Spiegel-Artikel ist da wesentlich neutraler und wertfrei.

In der Doku wurde der Fall so dargestellt, als ob er der umstrittenste der Justizgeschichte wäre, dabei gibt es selbst in Deutschland und ohne Geschworenen die oft gemachte Begründung wonach "...das Gericht starke Zweifel an der Version der Verteidigung hat" und jemand nur deshalb verurteilt wird. Insofern finde ich die Entscheidung aus damaliger Sicht (sogar noch aus heutiger) für verständlich und nachvollziehbar.

Zu kurz sind mir im Film auch die Umstände bzw. Ermittlungen um den angeblichen Mord gekommen. Ich meine, auf so einer schmuddeligen Dealer-Straße passiert ein Mord (also eine große Nummer in der Szene, man spricht darüber) und es gab im 1.Verfahren keine Zeugen die irgendwas gesehen oder gehört haben. In solchen Fällen ermittelt doch die Polizei Undercover, hört sich um in der Szene usw und die Ergebnisse davon kamen mir zu kurz in der Doku. Was hat man denn damals ermittelt, wer wurde befragt, was haben die Leute gesagt? Die angeblichen Zeugen bzw. der angebliche Geständige sagten doch erst im 2.Verfahren aus, nach vielen Jahren also. Warum?


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Der Fall "Dieter Riechmann"

11.02.2016 um 09:38
@Suinx

Das ist richtig. Es gibt ganz andere Fälle, sowohl in Deutschland, als auch in den USA, wo man sich wirklich manchmal fragen muss, ob die Jury besoffen war, als sie den Täter verurteilten. Mein allererster Fall war so einer.

Hier aber haben wir es mit einem weitaus komplizierteren Fall zu tun: beide Varianten, die der Verteidigung und die der Staatsanwalt sind zumindest nicht unmöglich. Ich gehe auch mal so weit zu sagen, dass es bis heute keine vertrauenswürdigen Zeugen gibt, denn, die Zeugen, die lange nach der Verurteilung auf einmal von der Verteidigung vorgebracht werden, sind alles andere als glaubwürdig.

Die Jury hat das Szenario und die dieses unterstützende Indizien der Staatsanwaltschaft für glaubwürdiger gehalten, als Riechmanns Szenario und seine Erklärungen der Indizien.

Wäre er wirklich vollkommen unschuldig, wäre das sehr tragisch. Aber ich wage nicht mit meinem Kenntnisstand, das zu beurteilen. Mich lässt ausserdem das Gefühl nicht los, dass Riechmann nicht die Wahrheit sagt. Wenn das so it, dann muss man leider sagen, dass er nicht gerade unschuldig an seiner Lage ist, selbst wenn er seine Freundin vielleicht gar nicht ermordet hat.


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