Making a Murderer - der Fall Steven Avery/Brendan Dassey
21.12.2018 um 18:11Oder einfach nur das ich es falsch verstanden habe. Aber ich gucke gerne nochmal nach wenn du das möchtest
stefanclimbr15 schrieb:Unter anderem deswegen ist die Serie journalistisch und juristisch absolut wasserdicht und Falschdarstellungen die sich manche förmlich herbei wünschen, wird man darin nicht findenEs ist doch interessant dass du bei einer bestimmten Person absolute Fehlerfreiheit annimmst, weil sie Jura und Filmwissenschaften studiert hat - gleichzeitig unterstellst du aber mehr als 20 Prozessbeteiligten massenhaft systematische und zufällige Fehler, obwohl die in ihren jeweiligen Fachgebieten ebenfalls hervorragend ausgebildet und erfahren sind. Ein Großteil davon hat ebenfalls Jura studiert und jahrelange Berufserfahrung vorzuweisen.
stefanclimbr15 schrieb:die sich manche förmlich herbei wünschenSo was kannst du dir immer noch nicht verkneifen, was? Sticheleien wollten wir doch sein lassen.
falstaff schrieb:Es ist doch interessant dass du bei einer bestimmten Person absolute Fehlerfreiheit annimmst, weil sie Jura und Filmwissenschaften studiert hatNicht deshalb, leg mir da bitte nichts in den Mund. Ich kann nur als jemand der im Filmbereich selber Expertise hat, fachlich einschätzen wie die Arbeit von Ricciardi und Demos ist. Und ich unterstelle, dass jemand nicht in einer öffentlich ausgestrahlten Doku offensichtliche Falschdarstellungen einbaut (was hier auch praktisch nicht machbar wäre, da es keinen Sprecher gibt und die Filmemacherinnen selbst keinen Standpunkt einnehmen, nur beobachten. Sie folgen dem Weg der Personen die sie beobachten und gehen deren Wege mit) wenn man als Jurist die rechtliche Seite, sprich die Folgen für einen selbst einschätzen kann; außerdem haben Sendenanstalten wie Netflix juristische Abteilungen die alle Produktionen entsprechend prüfen.
falstaff schrieb:gleichzeitig unterstellst du aber mehr als 20 Prozessbeteiligten massenhaft systematische und zufällige Fehler,Nicht "mehr als 20 Prozessbeteiligten". Nur denen, denen es nachgewiesen wurde, und nur dort wo es dokumentiert und belegt ist. Und würdest du dich mal mit den tatsächlichen Faktenstand wie er sich heute darstellt auseinandersetzen, wäre das auch für dich so sichtbar und erkenntlich.
stefanclimbr15 schrieb:Nicht "mehr als 20 Prozessbeteiligten". Nur denen, denen es nachgewiesen wurde, und nur dort wo es dokumentiert und belegt ist. Und würdest du dich mal mit den tatsächlichen Faktenstand wie er sich heute darstellt auseinandersetzen, wäre das auch für dich so sichtbar und erkenntlich.Das stimmt so nicht - ein Gutachter begeht einen Fehler wenn er - gemäß deiner Auffassung - offensichtliche gefälscht Spuren nicht als solche erkennt und ein Richter begeht einen Fehler wenn er den falschen Gutachtern folgt,bzw. unzulässige Manipulationen im Verhör oder fehlerhafte Urteile nicht als solche erkennt . Insofern betreffen deine Unterstellungen deutlich mehr als 20 Personen, wenn man sämtliche Instanzen bis heute berücksichtigt.
stefanclimbr15 schrieb:nicht der erste JustizirrtumMoment, das hier ist kein Justizirrtum. Waren die anderen wirkliche Justizirrtümer oder auch nur Inhaftierte, die ihre Unschuld behauptet haben?
stefanclimbr15 schrieb:den Eingaben von Zellner (die die meisten die sie hier kritisieren erkennbar gar nicht gelesen haben)
stefanclimbr15 schrieb:Und ich unterstelleJa, das stimmt. Du unterstellst. Den einen unterstellst du einwandfreie Absichten und Arbeit,
stefanclimbr15 schrieb:Das ändert die Faktenlage nicht.Die Faktenlage existiert unabhängig von dir, aber nicht deren Fehlinterpretation ;)
falstaff schrieb:Es ist doch interessant dass du bei einer bestimmten Person absolute Fehlerfreiheit annimmst, weil sie Jura und Filmwissenschaften studiert hat - gleichzeitig unterstellst du aber mehr als 20 Prozessbeteiligten massenhaft systematische und zufällige Fehler, obwohl die in ihren jeweiligen Fachgebieten ebenfalls hervorragend ausgebildet und erfahren sind. Ein Großteil davon hat ebenfalls Jura studiert und jahrelange Berufserfahrung vorzuweisen.Das ist die Frage, die ich mir hier schon so oft gestellt habe. In meiner täglichen Berufspraxis finde ich mich immer wieder in der Situation, dass es mindestens drei Juristen gibt, die um die Klärung eines Sachverhalts bemüht sind, und dennoch nicht einer Meinung sind: da sind der Anwalt der gegnerischen Partei, ich, und Seine oder Ihre nicht ganz unbedeutende Wichtigkeit, der Richter oder die Richterin. Drei Juristen, mindestens einer war sogar auf der New York University Law School, und dennoch zwei, manchmal gar drei verschiedene Meinungen (oft hat der Richter eine, die weder mit der einen, noch der anderen Seite übereinstimmt.)
Wie passt das zusammen?
Seps13 schrieb:Sie versucht also über die Rüge der Verletzung von Verfahrensvorschriften das Urteil anzugreifen?Wenn alles so einfach wäre, bräuchten wir eigentlich keine Gerichte und Richter mehr. Aber leider ist das Unfug. Wie Gerichte in dieser Frage entscheiden werden, ist abzuwarten. In der Vergangenheit gibt es einschlägige Urteile, deren Kenntnis Avery nicht sonderlich viel Mut machen sollte. Dies ist ein sehr Fakten-intensives Problem. Seit dem Urteil des obersten Gerichts der USA in dieser Sache in Youngblood hat es noch zahlreiche Urteile des obersten Gerichtes in Wisconsin gegeben, die mal für den Staat, mal gegen ihn ausgingen. Immer kam es auf entscheidende Details an.
Interessanter Schachzug. Ob sie damit durchkommt?
Das Gericht könnte evtl. argumentieren, es handele sich nach damaliger verständiger Würdigung nicht um be- oder entlastungsgeeignetes Material, weil man davon ausging, dass die Knochen nicht von TH stammen und nichts mit dem Fall zu tun haben, der Familie aber etwas Symbolisches zum Begraben überreicht werden sollte.
Oder es lehnt den Antrag auf Untersuchung der Knochen mit der Begründung ab, dass sich kein entscheidungserheblicher Beweiswert daraus ergibt.
Oder man exhumiert die Knochen in der Hoffnung, dass sie noch da sind.
Ob allein wegen des Umstandes, dass die Knochen herausgegeben wurden, das Urteil aufgehoben wird? Das kann ich mir ehrlich gesagt nicht vorstellen. Hast du dazu ne Quelle?
Rick_Blaine schrieb:Wie Gerichte in dieser Frage entscheiden werden, ist abzuwarten
Rick_Blaine schrieb:Seit dem Urteil des obersten Gerichts der USA in dieser Sache in YoungbloodHabe gerade nachgeschaut:
Rick_Blaine schrieb:Wenn einem die Meinung dann nicht gefällt, wenden wir uns an weitere Juristen, Richter eines höherinstanzlichen Gerichts. Und die haben eventuell wieder eine andere Meinung? Wie kann das sein?Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich kann sich auch eine große Anzahl von Fachleuten die in einen Fall involviert sind irren. Der Fall der Memphis Three ist hierfür ein eindrucksvolles Beispiel. Und evtl. war es ja auch im Avery Fall so. Mir ging es nur darum dass jemand den Film als zuverlässige Quelle der Wahrheit hingestellt hat, weil eine der Autorinnen Filmwissenschaften und Jura studiert hat.
Seps13 schrieb:Das passiert aber ja vermutlich nicht einfach so, weil irgendwelches Material vernichtet wurde. Es muss sich ja dann wohl um das ganz entscheidende Material handeln, was hier nicht der Fall sein dürfte.Hey, Du denkst hier juristisch. Eines Tages wirst Du noch ein Kollege :)
The Due Process Clause of the Fourteenth Amendment, as interpreted in Brady, makes the good or bad faith of the State irrelevant when the State fails to disclose to the defendant material exculpatory evidence. But we think the Due Process Clause requires a different result when we deal with the failure of the State to preserve evidentiary material of which no more can be said than that it could have been subjected to tests, the results of which might have exonerated the defendant.Youngblood at 57
In this case, the police collected the rectal swab and clothing on the night of the crime; respondent was not taken into custody until six weeks later. The failure of the police to refrigerate the clothing and to perform tests on the semen samples can at worst be described as negligent. None of this information was concealed from respondent at trial, and the evidence — such as it was — was made available to respondent's expert who declined to perform any tests on the samples. The Arizona Court of Appeals noted in its opinion — and we agree — that there was no suggestion of bad faith on the part of the police. It follows, therefore, from what we have said, that there was no violation of the Due Process Clause.Youngblood at 58
Thus, the due process analysis is two-pronged. A defendant's due process rights are violated if the police: (1) failed to preserve the evidence that is apparently exculpatory; or (2) acted in bad faith by failing to preserve evidence which is potentially exculpatory. Id. atDas Gericht verlangt eine sorgfältige Abwägung der Interessen.
68 *68 57-58; see also Greenwold, 181 Wis. 2d at 885-86, 512 N.W.2d at 239. Arriving at this standard, the Court balanced the defendant's interests in having access to significant evidence weighed against the unreasonableness of requiring the police to retain and preserve all evidence that might have significance. Youngblood, 488 U.S. at 58.
falstaff schrieb:Um nicht missverstanden zu werdenIch hab Dich schon verstanden. Ich wollte eben auch deutlich machen, dass juristisches Fachwissen noch lange nicht bedeutet, dass man keine Fehler macht.
falstaff schrieb:Für die Aussage eines extrem parteiischen Film ist aber nicht nur wichtig was er zeigt, sondern auch wie er das Gezeigte gewichtet und arrangiert und vor allem auch was er nicht zeigt.
Seps13 schrieb: Falstaff schrieb:Das ist richtig. Die Netflix Serie zeigt eindeutig die Sichtweise der Verteidigung. Diese aber ist eine Interpretation der Fakten. In manchen Teilen mag es die einzige oder einzig vernünftige Interpretation sein. In anderen Teilen aber kann es auch eine ganz andere, ebenso vernünftige oder gar vernünftigere Interpretation geben.
Für die Aussage eines extrem parteiischen Film ist aber nicht nur wichtig was er zeigt, sondern auch wie er das Gezeigte gewichtet und arrangiert und vor allem auch was er nicht zeigt.