@Seps13 An der Verwechslung bin glaube ich, ich schuld, ich hatte den Dreher in einer umfangreichen Zusammenfassung drin, die ich hier eingestellt hatte.
Es war die DNA-Spur vom Schienbein, anhand derer Halbach identifiziert wurde, die nur 7 von 16 erforderlichen Markern aufwies, und daher inkonklusiv d.h. uneindeutig war.
Sorry @Roadblock. Ändert aber tatsächlich die grundsätzliche Argumentation nicht, wie du richtig anmerkst, im Gegenteil. Denn mit dieser, nach wissenschaftlichen Standards nicht identifizierten DNA vom Schienbein, wurde die DNA der Kugel (Item FL) ja abgeglichen. Eine Übereinstimmung mit einer inkonklusiven Spur kann nicht plötzlich als konklusiv ausgegeben werden.
Die Spur auf der Kugel selbst, hätte im Prozess gar nicht zugelassen werden dürfen, weil Sherry Culhane, die Forensikerin, in einem ziemlich einzigartigen Dilettantismus, die Kugel mit ihrer eigenen DNA verunreingt hatte. Um dieses Ergebnis vor Gericht verwenden zu dürfen ließ sich Culhane von ihren Vorgesetzten besagte Sondergemehmigung ausstellen, ebenso ließ sie sich gestatten, die DNA-Probe (die singulär war) bei ihren Versuchen komplett aufzubrauchen - was zur Folge hat, dass eine Überprüfung der Kugel DNA nie mehr möglich sein wird.
In der Tat gibt es ausreichende und gute Gründe anzunehmen, dass an der Kugel Verschiedenenes nicht stimmt.
Abgesehen von der hochdubiosen Auffinden-Situation (dazu habe ich schon Verschiednees geschrieben) und dem nicht minder dubiosen Hergang (Die Ermittler Wiegert & Fassbender hatten die These vom Kopfschuss bereits vor dem Auffinden der Kugel und bevor sie sie Brendan Dassey direkt in den Mund legten) abgesehen, sind auch die Dinge die auf der Kugel in der Überprüfung gefunden bzw. nicht gefunden wurden sehr vielsagend: KEIN Blut (was unmöglich ist, wenn sie einen menschlichen Körper durchdrungen haben soll), keinerlei Verformung (physikalisch unmöglich), KEINE Knochenanhaftungen (unmöglich nach einem Kopfschuss) Spuren von Holz, roter Farbe und WACHS. Wachs gab es in der Garage Steven Averys nicht, es existiert auch nicht im menschlichen Körper. Es wird aber traditionell in der Ballsitik, speziell bei ballistischen Tests zum Nehmen von Abdrücken eingesetzt.
Und dann unterhalten wir uns doch einmal über Sherry Culhane, wenn sich schon ständig auf ihre Ergebnisse bezogen wird, als seien sie vetrauenswürdig:
1. Sherry Culhane brachte Steven Avery 1985 mit einem falsche Gutachten wegen Vergewaltigung ins Gefängnis. Es handelte sich um eine falsche Haaridentifikation, auf der Basis von Haarspuren-Analyse (noch vor dem DNA-Zeitalter) die schon damals als Pseudo-Wissenschaft galt. Sie lieferte das einzige physikalische Beweisstück gegen den, wie wir heute wissen, unschuldigen Avery.
2. Culhane entlastete ihn 2003 mit einem DNA -Test. Sie zögerte ihn allerdings ein ganzes Jahr hinaus
3. Culhane nahm die ihr schriftlich durch Tom Fassbender gegebene Anweisung: "Versuche sie (Halbach) in der Garage oder im Trailer zu platzieren", die eine ergebnisoffene Analyse ausschloss, als ganz normal entgegen - die meisten Forensiker hätten sich so etwas verbeten. (
http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/02/Trial-Exhibit-341-Case-Communication-Record-2005Nov11.pdf (Archiv-Version vom 12.11.2020))
4. Culhanes Labor hat eine mehr als umfangreiche Hintergrundgeschichte mit Kontamination und Unregelmäßigkeiten, auch in dieser Untersuchung wurden die Protokolle zur Vermeidung von kontamination mehrfach gebrochen.
5. Sie kontaminierte (wie erwähnt) eine Beweisstück mit ihrer eigenene DNA - dafür gibt es in der forensischen Wissenschaft nicht einmal ein Vergleichsbeispiel. Unter Polizeiforensikern hat das noch niemand sonst geschafft.
6. Culhane hat offiziellen Berichten zufolge im Labor die höchste Fehlerrate in ganz Wisconsin.
Also, bei allem Respekt, Vertrauenswürdigkeit ist was anderes. Wir haben hier also eine Forensikerin mit einem ziemlich fragwürdigen Ruf, die nachweist, dass auf einer Kugel, die nachweislich nicht im Körper des Opfers gewesen sein kann, neben ihrem eigenen Erbgut, auch eine Übereinstimmung zu einem DNA-Profil vorliegt, dass sie dem Opfer nach wissenschaftlichen Maßstäben nicht zuordnen konnte.
Übrigens, interessant ist auch dieser Briefwechsel von Culhane mit Kratz, der nicht nur zeigt, welcher Natur diese Zusammenarbeit war, sondern in dem Kratz, im Februar 2006 auch zugibt, dass Brendan Dassey zum Zeitpunkt des Mordes nicht auf diesem Grundstück war (von mir gelb hervorgehoben):
http://www.stevenaverycase.org/wp-content/uploads/2016/02/Trial-Exhibit-341-Case-Communication-Record-2005Nov11.pdf (Archiv-Version vom 12.11.2020)