Hier der ganze Text aus dem Artikel:
https://www.aargauerzeitung.ch/aargau/lenzburg/thomas-n-filmte-sexuellen-missbrauch-heimtueckische-list-zwei-weitere-familien-im-visier-132309446 (Archiv-Version vom 12.03.2018)Thomas N. filmte sexuellen Missbrauch ++ heimtückische List ++ zwei weitere Familien im Visier
Die Aargauer Staatsanwaltschaft hat die Anklageschrift gegen Thomas N. publiziert. Es zeigt: Er hat seine Tat bis in Details geplant.
Nun ist klar, mit welcher List Thomas N. ins Haus der Familie Schauer kam. Er gab sich gegenüber Carla Schauer als Mitarbeiter des Schulpsychologen Dienstes aus. Das geht aus der Anklageschrift hervor, welche die Staatsanwaltschaft am Montagmorgen verschickt hat. Zudem, dass er den sexuellen Missbrauch mit dem jüngsten Opfer filmte und bereits eine Liste mit potenziellen weiteren Opfern führte.
Ursprünglich hatte er, der seit Jahren um seine pädophile Neigung wusste, beabsichtigt, den 13-jährigen Davin Schauer auf dem Schulweg zu entführen. Dieser war ihm schon vor längerer Zeit aufgefallen. Irgendwann reifte bei ihm die Idee, sich mit einer List Zugang zum Haus der Familie zu verschaffen.
In der Anklageschrift wird minutiös beschrieben, wie die Tat ablief. Die List war äusserst heimtückisch: Am Morgen des Tattages ging er zwischen 5.30 und 6 Uhr mit seinen beiden Hunden spazieren und kam am Haus der Familie Schauer vorbei. Obwohl er dort ein weisses Auto stehen sah, das gemäss seiner Vermutung dem Lebenspartner von Carla Schauer gehörte, entschloss er sich zur Tat. Dazu nahm er seinen gepackten Rucksack mit. In diesem befanden sich 6 Flaschen Fackelöl, Kabelbinder, ein Messer, ein elektrischer Anzünder, Klebeband, Handschuhe, ein Mundschutz und Sexspielzeug.
Gefälschter Brief von Kreisschule
Auf dem Weg zum Haus kam ihm ein weisses Auto entgegen, es war vermutlich jenes des Lebenspartners von Carla Schauer. Zwischen 7.30 und 8 Uhr klingelte er an der Haustür. Carla Schauer öffnete ihm. Er zeigte ihr einen gefälschen Brief der Kreisschule Buchs-Rohr, wo ihr Sohn Davin zur Schule ging. Er gab sich nun als Mitarbeiter des Schulpsychologischen Dienstes aus und gab an, dass an dieser Schule ein Mädchen bis zum Suizid gemobbt worden sei und Davin Schauer dran beteiligt gewesen sei. Er müsse nun mit ihr darüber sprechen.
Carla Schauer war fassungslos. Sie bat ihn ins Haus und bot ihm einen Kaffee an. Nach einem 20-minütigen Gespräch mit Thomas N. weckte sie ihren Sohn Davin. Nun unterhielt sich Thomas H. mit diesem.
Er bedrohte den 13-jährigen Sohn und zwang Carla Schauer, ihren 19-jährigen Sohn und dessen 21-jährige Freundin zu fesseln und zu knebeln. Auch der jüngere Sohn wurde danach gefesselt.
Thomas N. sagte Carla Schauer, es gehe ihm nur ums Geld. Sie müsse bei der Bank Geld abheben und es ihm hierherbringen. Dann werde er gehen.
Die Lüge vom Komplizen
Mit seinem Mobiltelefon fotografierte er Carla Schauer. Er log ihr nun vor, dass er es einem Komplizen schicke und diesem auch schreibe, zu welcher Bank sie nun fahre. Nach ihrer Rückkehr werde sie zu Hause einen Zettel finden, auf dem der Übergabeort stehe. Dort werde er mit ihrem jüngeren Sohn warten. Zudem machte er mit dem Handy ein Foto von ihr und log ihr vor, er schicke es einem Komplizen. Dieser werde bei der Bank stehen und sie beobachten.
An Bankomaten in Rupperswil und Wildegg hob Carla Schauer 1000 Euro und knapp 10'000 Franken ab. Nach der Rückkehr ins Haus wurde sie von Thomas N. gefesselt.
Danach verging sich Thomas N. sexuell am jüngeren Sohn und filmte die Taten. Er brauchte dabei Sexspielzeug, das er im Rucksack mitgebracht hatte. Als er das Zimmer verliess, kam ihm auf der Treppe der ältere Sohn Dion entgegen, der sich offenbar hatte befreien können. Auf Aufforderung des Täters begab sich der 19-Jährige allerdings zurück in sein Bett, in dem seine Freundin nach wie vor gefesselt lag.
Thomas N. tötete ihn nun zuerst. Er ermordete alle vier Opfer, indem er ihnen die Kehle durchschnitt. Er zündete sie mit Brandbeschleuniger an und verschwand unerkannt aus dem Haus. Die Tötungen und die Brandlegung waren von Anfang an geplant.
Wofür er das Geld verwendete
Zu Hause duschte er. Im Laufe des Nachmittages ging er mit seiner Mutter und den Hunden spazieren. Abends ging er mit zwei nichts ahnenden Kollegen ins Casino in Zürich essen. Sein Nachtessen bezahlte er mit 100 Franken der Beute. Von dieser verspielte er weitere 100 Franken. Den Rest verbrauchte er für Essen, Tierarztrechnungen für seine Hunde, Handy-Rechnungen und Krankenkassenprämien sowie Hundefutter. Zudem bezahlte er eine Lebensversicherung und die Ferien für den 60. Geburtstag seiner Mutter in Paris. Er kaufte sich teure Markenkleider und verbrauchte einen Teil der Euro in den Skiferien.
Die Aufnahmen vom sexuellen Missbrauch lud er auf seinen Laptop und schaute sie sich immer wieder mal an, zuletzt am 6. Mai 2016. Sechs Tage später wurde er verhaftet.
Wie aus der Anklageschrift auch hervorgeht, führte er ein Notizbuch, in dem er Bilder von Jungen im Alter von 11 bis 15 Jahren "fein säuberlich ablegte, jeweils versehen mit Namen und anderen Informationen wie Wohnort, Schule etc." Für weitere Taten nach demselben Muster nahm er eine Familie aus dem Kanton Solothurn und eine weitere aus dem Kanton Bern ins Visier. Im Mai 2016 fuhr er sogar mit dem Auto seiner Mutter in das Quartier der Familie aus dem Kanton Solothurn, samt Rucksack mit allen für die Tat nötigen Utensilien und einem Brief einer Schulleitung. Er ging auch durch das Quartier und rief zweimal bei der Familie an. Das erste Mal kam keine Verbindung zustande, beim zweiten Mal legte er wieder auf und fuhr nach Hause.