Die mutmaßlichen Taten von Silvio S.

@Lumina85
Kaum jemand liest sein Plädoyer ab. Es verliert dadurch an Wirkung. Ich habe es nur sehr selten erlebt. Und wenn es vorgekommen ist, haben sich die anderen Prozessbeteiligten belustigte Blicke zugeworfen. Normalerweise schreibt man sich zu allem, was man ansprechen will, Stichpunkte auf - so groß, dass man sie auch im Stehen lesen kann, ohne ein Blatt zu halten - und arbeitet diese Stichpunkte in freier Rede ab.

Hier liegt jedoch ein Fall mit extremem Öffentlichkeitsinteresse vor. Da kann ich es ausnahmsweise verstehen, dass manch einer unsicher wird und ein Plädoyer schriftlich vorbereitet und abliest.



@Lena781

danke für den ausführlichen Bericht!

Gibt es irgendwo ein Zitat oder ähnliches, woraus hervorgeht, dass Silvio S. Elias entführt hat? Finde es nirgends. Hat er es vor der Polizei zugegeben?
Ich rede nicht von dem grausamen Verbrechen danach, sondern nur von dem Augenblick, als er Elias sah und mitnahm.

@Wandana

Mir ist nur bekannt, dass er der Polizei gesagt hat, wo sie die Leiche von Elias findet.

Danach wurde ihm wohl von seinen Verteidigern ein Maulkorb verpasst.

@Wandana

Nein, gibt es nicht.
Darüber müsste spekuliert werden.
Indizien sprechen dafür, denn es wurden Haare von dem Kleinen bei S. im Kofferraum und Rücksitz gefunden.
Ansonsten ist das alles im Kopf von S. , nur er weiß wie es war und wenn er es nicht war, wer.

Wurde Sperma an Elias vom Angeklagten gefunden, weiß das jemand?
Sorry, es waren so viele Informationen die letzten Tage, dass ich es nicht mehr finde. Es steht immer nur DNA-Spuren und das die ganzen Kondome voll waren.

@Herzsonne

Herzsonne schrieb: Nein, gibt es nicht.
Darüber müsste spekuliert werden.
Indizien sprechen dafür, denn es wurden Haare von dem Kleinen bei S. im Kofferraum und Rücksitz gefunden.
Ansonsten ist das alles im Kopf von S. , nur er weiß wie es war und wenn er es nicht war, wer

Es gab damals Zeugenaussagen, dass zwei Männer mit Elias gesehen wurden in einem blauen Kombi glaube ich, ich forste schon alles durch gerade

@Wandana

Elias war schon zu lange tot, der Leichnam zu zersetzt, als dass man hätte verwertbare DNA Spuren festmachen können.

Ich glaube ,was Elias betrifft, muss man an einem anderen Ort suchen, dort wo S. Elias festgehalten hat über 3 Tage und Nächte.
Das wird nicht diese Gartenlaube gewesen sein.
Dort wurde zu wenig belastbares DNS Material gefunden.

Der Garten war Elias Grab bis er von seiner Mama richtig beigesetzt wurde.

Ich gehe auch von noch einem anderen Ort aus. Elias war ja nicht bei Silvio S. Zuhause oder?
Der Angeklagte holte ja auch irgendwo "Beweismaterial" her

"Huch, was machst Du denn in der Zeitung?", will die Mutter nach dem Wiedererkennen gesagt haben. Silvio S. soll sich nach der zitierten Aussage keinen Moment verteidigt haben.

"Ich hab's gemacht. Ich hole noch Beweise", soll er den Eltern gesagt haben.

Silvio S. sei daraufhin im Auto weggefahren. Als er zunächst nicht zurückkehrte, rief die Mutter bei der Polizei an.

Der inzwischen eingetroffene Beamte nahm Silvio S. bei dessen Rückkehr in Empfang. S. habe sich nicht gewehrt, sei vielmehr zusammengebrochen, habe aber zunächst geschwiegen.
Er sei dann über seine Rechte belehrt worden und habe dann gesagt, er habe den Jungen im Kofferraum seines Dacia. Dort sei eine gelbe Waschschüssel drin gewesen. "Bis oben hin gestrichen voll mit Katzenstreu." Ein Oberarm und ein Bein von Mohamed hätten herausgeschaut. Daraufhin habe der Beamte Alarm ausgelöst.

http://mobil.n-tv.de/panorama/Silvio-S-gestand-in-der-Kueche-seiner-Eltern-article18112471.html

@Frau.N.Zimmer
Ich kann mir das gut vorstellen, die Aussage im Verfahren hätte ihn nur belastet, so kann er sein Gewissen erleichtern und geht kein Risiko ein. Das machen erstaunlich viele.

Er schien bei der Aufforderung der Anwältin von Elias Mutter schon sehr berührt, hat aber dennoch Blickkontakt gehalten, was ja bei ihm nicht so oft passiere.

@Lumina85
Da ich es nicht kannte, dass man Plädoyers abliest, hat es mich schon überrascht. Kenne es eher so, dass man Stichpunkte macht, aber trotzdem frei spricht. Die Anwältin hat das aber wirklich Punkt für Punkt runtergelesen.

@Meerperlen
Was meinst du genau?

@Lena781 vielen Dank für deine Berichte und persönlichen Eindrücke.

Dem psychiatrischen Gutachten kann ich leider nicht bei allem zustimmen, manches finde ich sogar sehr widersprüchlich wie der Bezug zur Realität.

Persönlich hat mich der Wunsch bzw. die Äußerung von Silvio S. gegenüber dem Gutachter schockiert, daß er nach absitzen seiner Strafe ein lebenswertes Leben mit Geld, Haus, Frau und Kindern führen möchte.

In Anbetracht dessen, daß gerade ein Prozeß gegen läuft, weil er 2 kleine Kinder missbraucht und ermordet hat ist das mehr als unangebracht, pietätlos - ich finde nicht die richtigen Worte.

Er lässt die Mama von Elias und auch Mohamed im Ungewissen, hat aber selbst Zukunftspläne???

Leider hat sich der Gutachter hierzu nicht näher geäußert. Meiner Meinung nach sind hier narzisstische Züge zu erkennen.

Da frage ich mich ob Silvio S. alleine auf diese Idee kam, oder wer ihm diesen Floh ins Ohr gesetzt hat.
Eine Perspektive für die Zeit nach der Haft ist gut und schön, aber gehts vielleicht auch etwas bescheidener und vor allem realistischer?

Das erweckt den absurden Eindruck, dass es selbstverständlich wäre, daß Kindermördern nach abitzen der Strafe alle Türen der Welt offen stehen und ihnen die gebratenen Tauben in den Mund fliegen sobald sich das Gefängnistor nach vielen Jahren für sie öffnet.
Wie stellt Herr S. sich das vor? Wo soll die Frau, das Haus, das Geld herkommen?

In der Realität sehe ich in 15-20 Jahren einen Mann +-50 der nach seiner Entlassung erst einmal vor dem Nichts stehen wird.
Beruflich kann er dann noch einmal irgendwo ganz unten anfangen mangels Ausbildung und Berufserfahrung auf Mindestlohnbasis, wenn er mit seiner Vorgeschichte überhaupt einen Job bekommt.

Entsprechend niedrig wird sein Lohn ausfallen, entsprechend klein seine Wohnung und Häuser kann er sich allenfalls leisten indem er sich welche aus Immobilienanzeigen ausschneidet um in ein Album zu kleben.

Schwer vorstellbar, daß ihm dann auch noch scharenweise Frauen hinterherrennen sollen die auch noch schreien: ich will ein Kind von dir.

Gut und Böse kann er unterscheiden ("Man macht so etwas nicht, man entführt keinen, man tötet keinen").
Er weiß es, aber trotzdem tat er genau das auf bestialischste abartigste Weise mit Elias.
Ein mormaler Mensch erschreckt sich über seine eigene Tat, bereut, überlegt sich zu stellen um der Gefahr einer Wiederholung aus dem Weg zu gehen,

So Jemand dürfte nie wieder auf freien Fuss, denn wenn sein Leben nach der Entlassung nicht so läuft wie er es sich wünscht, dann kann es sich wieder selbst zurechtbiegen.

Im Urteil sehe ich trotz allem leider nur lebenslänglich mit besonderer Schwere der Schuld stehen.

@Miss_Holmes

Auf manche Menschen wirken Straftäter aus diversen Gründen anziehend. Selbst Anders Breivik bekommt massenweise Liebesbriefe. Also das er eine Frau findet, kann man nicht ausschließen.
Zudem wäre er nicht der erste Straftäter, der ein Buch schreibt. Vielleicht kann er damit den Traum vom Haus verwirklichen?

Mein Verständnis von Gerechtigkeit würde eine Sicherheitsverwahrung für ihn beinhalten.

@Miss_Holmes
Ich habe das jetzt schon ein paarmal gelesen, dass er Zukunftspläne schmiedet Kannst du bitte noch einmal die Quelle hierzu nennen? Ich habe nur gelesen, dass sein größter Wunsch immer eine Familie und ein Haus war.

@Miss_Holmes
Ich sehe es nicht so, dass jemand wie er nie wieder auf freien Fuß dürfe, aber definitiv engmaschig nach Absitzen der Strafe begutachtet werden müsse, damit man ihn besser einschätzen kann.

Den Rest sehe ich ähnlich: Er hat es schon mit 20-33 nicht geschafft, eine Freundin zu haben, geschweige denn Sex mit Frauen. Ich kann es mir schwer vorstellen, wie er an eine kommen will nach der Haft? Das ginge wohl nur, wenn er im Gefängnis lernen würde, seine Emotionen klar zu zeigen, auf andere zuzugehen und seinen Selbstwert zu steigern. Aber woher eine Frau? Könnte mir vorstellen, dass er eventuell Brieffreundschaften aufbaut, da muss man ja den Frauen nicht in die Augen schauen.

Ich sehe das Problem und die Gefahr bei S., dass er, wenn er das Gefängnis irgendwann verlassen sollte (!), er ohne Familie dasteht. Er wird kaum nach Kaltenborn zurückkehren können. Der Vater und die Oma, die seine größte Bezugsperson neben der Mutter ist, werden mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht mehr leben. Seine geliebte Nichte wird auch mindestens 25 sein, keine Ahnung ob sie dann noch Interesse an ihrem Onkel Silvio hat. Auch wird er in ein Leben ohne Freunde starten. Ich denke, es kann in zwei Richtungen gehen. Es ist möglich, dass S. im Gefängnis sozialisiert, nein, nicht resozialisiert, wird. Es hatte noch nie ein soziales stabiles Umfeld, dieses müsste er sich errichten. Er müsste an seinem Selbstwert arbeiten und lernen mit Frust umzugehen. Wenn er das schafft, sehe ich eine positive Prognose. Wenn nicht, dann könnte es negativ enden.

Weiß einer, wie man mit Häftlingen wie ihm umgeht? Bekommt er wie Breivik z.B. Personen gestellt, die mit ihm z.B. Schach spielen oder sprechen?

Aber du hast natürlich recht wenn du sagst, dass es ein bizzarer Wunsch ist. Er hat zwei Müttern ihre Zukunft genommen und sinniert über seine, die a) nicht sicher ist und b) unrealistisch erscheint. Andererseits, was sollte er sonst auf die Frage antworten, was er sich für die Zukunft wünsch?

Ich bin wirklich gespannt, was passiert wenn das Bewegungsprofil ausgewertet ist. Es kann theoretisch auch sein, dass die DNA Spuren von den Flohmarkt/ Ebay-Klamotten stammen, die er sich geholt hat. Glaube nicht dass dieser Messi diese gewaschen hat.

Ich würde ihm es nicht wünschen...nicht mal das minimalste vom minimalsten das er jemals Kinder bekommt und sich eine Familie aufbaut.
Er hat in meinen Augen kein Recht mehr auf Familie.
Warum ?
Weil er zwei Kinder getötet hat und zwei Familien komplett zerstört hat.Und weil er somit auch seine Familie zerstören würde.Wenn man mal überlegt er bekommt einmal Kinder und diese Kinder haben einen Vater der Kinder missbraucht und getötet hat.Das würde ich keinem Kind der Welt wünschen.
Damit müsste jedes Kind erstmal klarkommen irgendwann.
Aber so oder so bekommt er das niemals hin.Hoffentlich.

@Herzsonne schrieb

Ich glaube ,was Elias betrifft, muss man an einem anderen Ort suchen, dort wo S. Elias festgehalten hat über 3 Tage und Nächte

Wie kommst du auf drei Tage und Nächte? Der Gerichtsmediziner sprach von mehreren Stunden.

@Nina75
Ich gehe prinzipiell mit dir konform, was das Kinderthema angeht. Ich wünsche keinem Kind einen Vater, der selbst Kinder missbraucht hat und so lange in der JVA saß. Aber: Keiner kann das nach Haftentlassung kontrollieren. Kann mir schon vorstellen, dass sein Wunsch bis dahin bestehen bleiben könnte, er eine Frau findet und dann Kinder bekommt, auch wenn er dann schon Ende 40, Anfang 50 wäre

@Lena781:
In der Regel werden LL'er ( lebenslange Freiheitsstrafe) auf einer Station zusammen untergebracht. Innerhalb der Station gibt es Aufschluss und Umschluss, so dass gemeinsame Freizeitaktivitäten unternommen werden können (Spiele spielen, Fernsehen, ggf. Kochen etc.) Auch die Freistunde (draußen auf dem Freistundenhof) wird er wohl nicht allein verbringen müssen. Unter den LL'ern wird S. wohl nicht der einzige Sexualstraftäter sein....

Was ist nun eigentlich daraus geworden, dass eine Frau Elias vor dem Rewe-Markt erkannt hat? Als Zeugin war sie nicht geladen oder habe ich was überlesen?

Potsdam. Die Soko "Schlaatz" befasst sich derzeit mit „sämtlichen Personen, die Elias kurz vor seinem Verschwinden gesehen haben“, offenbar gibt es mehrere.
So liegen Aussagen von Kindern vor, die den Jungen zusammen mit zwei Männern vor dem Rewe-Markt im Stadtteilzentrum gesehen haben, ohne dass die Identität der Männer damit schon zu klären war.
Auch ist laut Polizei nicht beweisbar, dass der beobachtete Junge vor Rewe tatsächlich Elias war.

Zeugin ist sicher, Elias gesehen zu haben

Dessen ist sich allerdings eine junge Frau vollkommen sicher, die ihn am 8. Juli, dem Mittwochabend des Verschwindens, allein auf einer langen Steinbank vor Rewe sitzen und dort spielen sah, als sie einkaufen ging. Wann genau sie den Supermarkt betrat, weiß sie nicht mehr.
Doch ganz kurz nach 19 Uhr verließ sie den Markt und sah den Jungen erneut dort sitzen, vor ihm zwei stehende Männer, jeder mit einer gefüllten Rewe-Tüte, den Inhalt konnte sie nicht erkennen.
Sie sah den Jungen kurz an, er wirkte nicht verängstigt. Im Vorbeigehen hörte sie die Frage „Wo ist meine Mama?“ und die Antwort eines der Männer: „Wir rufen deine Mama gleich an.“
Diese Zeit weiß sie, weil sie wegen einer Nachricht auf ihr Handy sah. Sie glaubte den Jungen in guten Händen und ging weiter.
Erst später hörte sie von Elias’ Verschwinden, las bei Facebook die Beschreibung seiner Kleidung und war sich sofort sicher, Elias genau so gesehen zu haben. Das teilte sie der Frau mit, die den Suchaufruf gepostet hatte.
Am Donnerstagmorgen stand dann die Polizei vor ihrer Wohnungstür und befragte sie. Ein Phantombild der Männer wurde im Beisein der Zeugin nicht angefertigt. Nach den Männern wird weiter gesucht.

Von der Szene vor Rewe gibt es Videoaufnahmen, die der Polizei zufolge aber so schlecht sind, dass niemand aus der Gruppe identifizierbar ist. Auch Elias’ Mutter erkannte ihren Jungen nicht sicher. Die Polizei schöpft aber alle technischen Möglichkeiten aus, unscharfe Bilder zu verbessern. Dazu gebe es „spezialisierte Kräfte“, hieß es am Dienstag.

Über diesen Sachverhalt hörte man bei Gericht nichts, oder?

@jacki79
Ah, sehr interessant, danke! Was ich mich auch gefragt habe, nur nebenbei, wieso steht eigentlich immer noch überall Silvio S.? Mn weiß doch mittlerweile den Nachnamen und z.B. Frank Schmökel wird auch ausgeschrieben?