@Hammurapi @gräfinzahl @Rick_Blaine Z.B. im Loveparade-Verfahren (fahrlässige Tötung) haben sich die Beschuldigten sehr erfolgreich gegen ein Hauptverfahren gewehrt.
Einige Beschuldigte haben Tag und Nacht nichts anderes mehr gemacht haben, als in der Akte nach Sach- und Formfehlern zu suchen, sowie Zeugenaussagen, Indizien und Gutachten der StA auseinander zu nehmen. Die haben sich Gehör verschafft und letztendlich dafür gesorgt, dass die Anklageschrift der StA nach 2 Jahren vom Gericht zurückgewiesen wurde, womit eine Hauptverhandlung nach mehreren Verschiebungen quasi endgültig geplatzt ist.
Das waren im Grunde auch Einzelkämpfer, mit Familie und Anwalt halt. Und hier war die Akte mit an die 50.000 Seiten und mehreren Terabyte an Daten nicht gerade klein, schon die Anklageschrift hatte über 500 Seiten...
Natürlich waren das keine dringend Tatverdächtigen, die in Haft genommen wurden. Aber wer wirklich von seiner Unschuld überzeugt ist und trotzdem beschuldigt wird, der muss mMn. nicht untätig und schweigend monatelang auf das Verfahren warten und in demselben weiter schweigen. Das empfinde ich "für einen Unschudigen" als eine eher schlechte und unglückliche Strategie.
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Im Gegensatz zum Indizienprozess von A. Darsow, der auch geschwiegen hat und wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt wurde, erschienen mir die Erfolgsaussichten der StA im NE/RE Prozess bis dato eher niedriger, da es nicht wirklich eine vergleichbar umfassende Belastungskette aus Indizien (u.a. Schmauchspuren), Motiv, Vor- und Nachtatverhalten gab, wobei das natürlich mitten im Prozess bzw. ohne Urteil oder Akteneinsicht kaum zu beurteilen ist.
Die negative Entscheidung über die Haftentlassung von RE während dem Prozess war mMn. schon richtungsweisend und irgendwie eine Niederlage bzw. so eine Art Vorfühlen auf das Urteil.
Ich denke das steht in direktem kausalen Zusammenhang mit dem Suizid. Die Bereitschaft dazu (bei eintretendem Worst Case) könnte schon länger bestanden haben, womöglich sogar schon bei der Tat.
Mir ist das jedenfalls zu einfach, den Suizid auf eine Krankheit oder die psychische Belastung durch Haft und Prozess zu schieben. Klar kann sein, kann aber auch Vorsatz gewesen sein, was zu den Suizid-Drohungen bei der Trennung passen würde...
Für RE noch schlimmer als die Trennung, wo die Frau aber zunächst weiter im Haus wohnen bleibt, schätze ich eine als endgültig wahrgenommene Trennung, einen anstehenden Auszug bzw. finanziellen Ruin ein, was sich für mich insgesamt - schon ab der Trennung - zum Tat-Motiv entwickelt hat.
Mehr gibts dazu jetzt nicht mehr zu sagen, da Opfer und mMn. Täter tot sind. Schon traurig, was sich aus Beziehungsproblemen immer wieder für Taten ergeben.