Nun, vielleicht kommen wir der Sache etwas näher, wenn wir einmal schauen, was an diesem Fall ungewöhnlich ist und was nicht:
1) Die Handtücher: das sicherlich ungewöhlichste Puzzleteil des ganzen Falles. Es gibt wohl keinen einzigen Fall, in dem sonst noch bekanntermassen diese ausgefallene Fesselmethode bei einer Straftat und vor allem bei einem Mord verwendet wurde. Es muss für den Täter igendeine Bedeutung gehabt haben. Merkwürdig ist aber, dass wenn es ihm so wichtig ist, sie zu verwenden, er keine eigenen mitgebracht hat - oder hat er und verwendete sie nicht, weil er dort andere fand?
Wie auch
@AnnaKomnene denke ich immer noch irgendwie an einen Zusammenhang mit einem der pflegenden/rettenden Berufe. Wenn die Kleider tatsächlich so aufgeschnitten wurden wie in XY dargestellt bestärkt das noch meine Vermutung.
2) Die Brandlegung: in der Rangstufe der Ungewöhnlichkeit ist diese an zweiter Stelle: wenn sich bewahrheitet, dass er nur eine Rolle Toilettenpapier verwendete, ist die Sache noch dilettantischer als vorher vermutet - allerdings auch weniger mystisch als in XY dargestellt. Aber: die meisten Täter bemühen sich nicht, ihre Spuren auf so drastische Art zu vernichten, und wenn, dann meistens mit mehr Erfolg. Hier hat er ja komplett versagt, man hat seine DNA gefunden, vermutlich auch seine Fingerabdrücke, die aber nirgends vermerkt waren. Man hat vermutlich auch kaum Fälle gefunden, in welchen eine Toilettenpapierrolle aus der Wohnung des Opfers eine Rolle spielte. Für einen guten Zimmerbrand hätte man eher die Vorhänge anzünden sollen.
3) Die Opferauswahl: Das ist schon weniger ungewöhnlich. Auch ältere Frauen werden immer mal Opfer von Sexualmorden, nicht nur teenager und sehr junge Frauen. Dennoch, im Vergleich seltener. Einen Zusammenhang sehe ich hier mit dem Tatort: der Wohnung der Dame. Ich vermute, der Täter ist jemand, der weiss, wie man das Vertrauen älterer Leute erschleicht, daher vermute ich nicht, dass er jünger, sondern denke eher, dass auch er älter ist. Er hat vermutlich eine vertrauenserweckende Art, die Darstellung in XY dürfte gar nicht so falsch sein: eher älterer, biederer Herr, der mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn eine alleinstehende ältere Dame mal Hilfe braucht - wer sich erinnert, so ein Typ "Herr Kaiser" (nun sollte jedem klar sein, wie alt ich bin. Wer das nicht kennt, Herr Kaiser war einmal eine sehr bekannte Person der deutschen Fernsehwerbung)
4) Die Mordmethode: die ist am wenigsten ungewöhnlich. Strangulation ist eine der häufigsten Tötungsmethoden bei Sexualstraftaten. Allerdings ist hier wohl richtig bemerkt worden, dass es dem Täter in allererster Linie sogar um diese Strangulation geht, nicht um anderes. Die Knoten sind, gerade in Bayern, nicht so ungewöhnlich, viele kennen sie vom Bergsteigen, vom Segeln, von der freiwilligen Feuerwehr usw.
Ich ziehe für mich die Bilanz, dass das von XY dargestellte Täterbild mehr oder weniger stimmt, allerdings wage ich nicht zu beurteilen, ob der Täter allein lebt oder Familie hat, ich kann mir beides vorstellen. Ich schätze ihn älter ein, auf den ersten Blick angenehm, vielleicht gar etwas verklemmt, aber seriös wirkend, mit extremen aber gut verheimlichten Problemen im Sexualbereich und einer Vorliebe für Gewaltphantasien. Ich vermute er kannte das Opfer oberflächlich und hatte die Tat gedanklich bereits geplant. Das Opfer vertraute ihm als seriöser Person, die man in geschäftlichen usw. Dingen um Rat fragen konnte.
Weiter gehe ich hier nicht, denn ich bin kein Psychologe.