@hoosaidtheowl Hallo,
falls du nicht bereits von Grauen geschüttelt aus deinem eigenen Thread verabschiedet hast, möchte ich sehr gerne näher auf die von dir erwähnten Herren Jürgen Bartsch und Frank Gust eingehen.
Beschäftigt man sich ein wenig näher mit der Vita von Jürgen Bartsch (pflichtschuldigst erwähne ich seine Opfer: Jung, Fuchs, Kahlweiß und Graßmann), finden sich Ansätze von früher, emotionaler Verwahrlosung und Zwängen.
Bartsch selbst gibt an, dass er im Zuge eines Heimaufenthaltes von einem Aufseher sexuell missbraucht wurde. Offensichtlich entwickelte er in dieser Zeit auch erstes sexuelles Interesse an Knaben, welches sich gepaart mit sadistisch gefärbten Gewalttendenzen, schlußendlich so fatal entwickelt hat, dass er zum Serienmörder wurde.
Ob Bartsch Reue wegen seiner vier Morde empfand, ist letztendlich sekundär. Er wurde relativ Zeit nah nach der vierten Untat gefasst und hat seine Taten unumwunden zugegeben. Wegen seiner andauernden Mordfantasien wollte er sich kastrieren lassen. An dieser OP ist er gestorben.
Bei Gust liegen die Dinge ein wenig anders. Von Kind auf Tierquäler, quälte er später Menschen (die Namen seiner Opfer, tut mir Leid, kenne ich nicht. Ich weiß aber, es waren eine Anhalterin, zwei Prostituierte und eine angeheiratete Tante). Die Therapie im Zuge seiner Haftstrafe brach er aus eigenem Antrieb ab und begründete dies damit, dass er untherapierbar sei. Er zieht es vor, sein Leben lang in Haft zu bleiben. Eine Gemeinsamkeit zwischen Gust und Bartsch ist, dass sie ihre Fantasien nicht - wegen eines Gerichtsurteils ablegen (konnten).
Meiner Meinung nach ist es nicht der Trieb (der entsteht, ohne eine Sache zu kennen bzw. probiert zu haben) sondern die Sucht (etwas, ohne das man denkt, nicht auskommen zu können und bereit ist, Grenzen zu überschreiten, um es zu bekommen), die sowohl Gust als auch Bartsch angetrieben hat. Richtigerweise müsste es demnach "Suchttäter" heißen.
Bei Gust kommt hinzu, dass er sich offensichtlich in einem "klaren" Moment darüber bewusst wurde, dass das, was er angerichtet hat, etwas Schlimmes ist. Das erklärt seine Andeutung über einen Mord gegenüber seiner Mutter.
Was dich offensichtlich "fasziniert" hat an Gust und Bartsch ist, dass sie fähig waren, über ihre Handlungen zu reflektieren. Reflexion setzt aber keine Reue voraus. Das kann man abspalten. Man kann eine Tat als Unrecht erkennen, muss aber nicht zwangsläufig Reue darüber empfinden.
Mein Standpunkt ist, dass einer ehrlicher ist, der zu seinen Taten steht, als einer, der geheuchelte Reue an den Tag legt, um günstiger davon zu kommen. In dem Moment, in dem ein "Suchttäter" eine Tat begeht, fühlt er sich gut und ist der Überzeugung, dass das, was er gerade tut, gut (für den Täter) ist. Warum sollte er das hinterher bereuen'?
Ich hoffe, du verstehst, was ich damit sagen möchte und es wird dir "nicht übel"
:)))