Vermisstenfall Lars Mittank
04.10.2020 um 19:57
Es wird jede Version bevorzugt, die Lars aus der Gleichung nimmt.
Das ist die schönste und einfachste Position. Gleich nach ist mir doch egal.
Im Prinzip habe ich persönlich die Psychose bewusst abgewählt. Wobei ich das relativieren muss. Natürlich geht es mir um die
1.) Intensität, also die Qualität der Episode
2.) zeitliche Einordnung und Spontanität
3.) Beobachtungen aus den Videos
4.) mögliche Ursachen für eine „Psychose“
Hier werden auch ganz einfach und mit leichter Hand verschiedenste pathologische Zustände in einen Topf geworfen. In manchen Beiträgen wird von Panik oder Angst gesprochen, in anderen wieder von Psychose, in noch anderen ist es eine Mischung aus beidem. Es ist menschlich als erstes von einer Art unkontrollierten Kampf-oder-Flucht-Reaktion auszugehen.
Es wird in allen Beiträgen suggeriert, dass das Betreten eines/r uniformierten employee etwas in Lars getriggert hat. Die einfachste Erklärung wäre nun, dass diese Person wirklich eine Art Gefahr für Lars darstellte. Das wäre die direkteste Kausalbeziehung zwischen Ursache und Wirkung. Es ist bis heute, jedenfalls nicht in diesem Kreis hier, abschießend befunden, wer diese Person nun wirklich war.
Die Anhänger der Psychose-Theorie, die ja die scheinbar bessere Faktenlage haben, und sich gegen Spekulationen aussprechen, nehmen schon mal an, dass die Person, die wir alle nicht kennen, keinen rational nachvollziehbaren Zusammenhang zum Verschwinden von Lars besitzt.
Mir fällt leider keine Skala ein, auf der man messen kann, wie sozial inkompatibel ein Verhalten während einer psychotischen Episode ist, aber auf einem internationalen Flughafen über einen Zaun zu springen, müsste wohl weit oben angesiedelt sein.
Ich gebe zu, dass es eine riesige Grauzone gibt. Hier wird völlig ignoriert, dass auch Psychosen in unterschiedlichen Qualitäten daherkommen. Wenn man sich mal mit dem Fall Magdalena Zuk beschäftigt, kann man mal eine textbook drogeninduzierte Psychose beobachten. Aber das nur am Rande. Hier wird immer so getan, als wenn eine Person, die keine bekannte Vorgeschichte hat, von einem Moment auf den anderen, eine derart starke Episode hat, dass er sie überhaupt nicht kontrollieren kann. Dass er rausrennt, geschenkt. Dass er vielleicht auch um das Gebäude rennt oder es versucht, auch geschenkt. Aber dass er sich nicht ein einziges Mal umdreht und quasi zielsicher in den entlegensten Winkel des Geländes rennt, ohne sich dabei ein einziges Mal umzudrehen, oder auch nur den geringsten Zweifel zu haben scheint, ist für mich eines der größten Argumente gegen eine Psychose als alleinige Ursache. Das ist völlig atypisch.
Ja, ich weiß! Jetzt kommt wieder die allgemeine Leier: psychische Erkrankungen sind individuell, Psychosen verlaufen ganz unterschiedlich, „ich kenne da aber jemanden“, „ich selber…“. Ja klar. Aber wenn wir hier von Wahrscheinlichkeiten sprechen, dann lasst uns doch dabeibleiben, was eine Psychose überhaupt zur Diagnose bringt. Wie fast alle Erkrankungen wird sie erst diagnostiziert, wenn sie zu einem Problem wird. Ich würde gerne mal wissen wie viele (entschuldigt den Ausdruck) nicht-diagnostizierte, funktionierende „Wahnsinnige“ umherlaufen.
Da sich ja keiner der Anhänger der Theorie dazu herablassen will, das Kind mal beim Namen zu nennen und mal ein schlüssiges „Krankheitsbild“ zu skizzieren, muss der allgemeine Begriff Psychose bestehen bleiben.
Die Mutter hat mehrfach klargemacht, dass ihr Sohn kognitiv und emotional, für sie, völlig normal anmutete.
Wir haben sonst nur eine lose Ansammlung aus dem Bereich Hörensagen.
Lars war nervös, anscheinend schon vor der Einnahme. Auch hier ist und bleibt der Zusammenhang zu einer Psychose völlig ungeklärt. War sie eine Art Nebenwirkung des Cefprozils, hat Lars was anderes genommen, wenig gegessen usw.? Wenn man sagt, Nervosität ist ein Anzeichen für eine Psychose, dann ist es das Suchen nach dem Haustürschlüssel auch.
Lars hatte erweiterte Pupillen. Unbestätigter Nebensatz in einer der Beiträge. Es war dunkel. Es ist völlig normal Erweiterte Pupillen zu haben, wenn man im Dunkeln ist. Egal, weiß ja eh keiner wo das herkommt und ob das stimmt.
Er hat fast eine dreiviertel Stunde beim Arzt verbracht. Es ist meine persönliche Meinung, dass ein ausgebildeter Mediziner den Unterschied zwischen Nervosität und einer psychotischen Episode unterscheiden kann. Besonders wenn man die Qualität der darauffolgenden Handlungen betrachtet.
Die Beurteilung, ob jemand „Herr seiner Sinne“ war ist doch nun nicht neu. Dann leiden halt alle Verbrecher an einer Psychose, die es ihnen zwanghaft verbietet, sich an Gesetze zu halten. Sie leben eben in ihrer eigenen Welt. Aus die Maus. Das ist statistisch so unwahrscheinlich und die Hürden in der Evaluierung dafür so hoch, dass es nur bei einer verschwindend geringen Anzahl überhaupt in Betracht gezogen wird. Die Fälle, in denen es so ist, sind i.d.R. selbst für den Laien erkennbar.
Dass ein sonst gesunder, hochfunktionierender junger Mann plötzlich so etwas wie das, nicht lachen bitte, das gibt es wirklich, Paris-Syndrom bekommt, ist doch wohl etwas weit hergeholt.
Es gibt für Drogenkonsum keine Hinweise. Mir ist keine Studie bekannt, die Wahnzustände bei Cefprozil nachgewiesen hat. Die FDA hat nicht mal einen Effekt im Zusammenhang mit Alkohol nachweisen können. Bei einer Einnahme von 1g, die bei Lars vermutet wird, wird rund 50% in den ersten 4h wieder ausgeschieden.
Für eine drogeninduzierte Psychose gibt es keinen validierten Hinweis.