alex36m schrieb:1) Warum springt LM auf und rennt aus dem FH? Deine Erklärungen erklären nichts - sie sagen einfach "etwas Banales ist passiert und er rannte raus". Rational handelnde Menschen tun sowas aber nicht. Und warum kam er nicht wieder, um seine Sachen abzuholen?
Erstens springt er nicht auf und rennt raus. Er murmelt etwas vor sich hin, vielleicht sowas wie, „I have to use the restrooms“. Frau Mitrova ging bei ihrem Telefonat mit Frau Mittank felsenfest davon aus, dass der Arzt dort noch ne ganze Weile gewartet hatte, weil er davon ausging, der Lars kommt bald vom Klo zurück. Zweitens ist das kein Argument. Rational handelnde Menschen tun sowas aber nicht?
Das würde voraussetzen, dass man seine Ratio kennt.
Ein völlig erdachtes Beispiel -- Bezüge zu realen Personen und Ereignissen sind reiner Zufall: Eine völlig fiktive Person A langweilt sich während eines Urlaubs in Blauland so sehr, dass er anfängt sich über vieles lustig zu machen.
Er pöbelt, nörgelt und stänkert, dass auch die Mitreisenden ihn nicht mehr so ganz unbedingt überall auch tagsüber dabeihaben wollen.
A lernt dort, in der nicht gemeinsamen Zeit, andere Menschen kennen. Sowas soll in einer Touristenhochburg wie Blauland schon vorgekommen sein.
A will ein Haus bauen, die Zukunft seiner „Branche“ schaut nicht allzu rosig aus, das Leben zwischen Job und familiären Pflichen ist anstrengend und auch sonst ist A dem schnöden Mammon nicht abgeneigt.
Einer der „Kennengelernten“ schlägt etwas vor. Für ein paar große Scheine könne A, sagen wir mal, z.B. seinen Pass verkaufen. Mit Sprüchen wie:
„Der läuft ja eh bald ab…“,
„Du brauchst ihn ja eh nicht…“,
„der Freund einer Freundin ist so krank…“ oder
„Wenn du in deinem Heimatland bist, holst du dir einfach einen neuen“ und natürlich einer inneren Motivation, und vielleicht sogar mit ein wenig Abenteuerlust, willigt A ein. Dabei könnten natürlich Alkohol oder andere Substanzen durchaus zur „Entscheidungsfindung“ beigetragen haben.
Erst denkt sich A nichts dabei. Als er aber nun etwas genauer darüber nachdenkt, wird ihm bewusst, dass das alles ein grandioser Scheiß war.
Am Abend in einer Bar ist der/die Kennengelernte/n auch anwesend. Unser A trinkt mit, schießt sich aber an dem Abend nicht ab, sondern „spielt“ so betrunken, dass er anfängt sinnlos Gegenstände, sagen wir z.B. der Tischdeko, zu vertauschen.
Nach einem „lustigen“ Abend gehen alle in den frühen Morgenstunden, kurz vor Sonnenaufgang, zurück ins Hotel. A muss aber noch dringend etwas klären. Eigentlich wollte A mit ins Hotel, warten bis der Zimmernachbar ins Saufkoma fällt und dann los.
Aber es ist schon spät/früh. A stellt den/die Kennengelernte/n zur Rede und fängt sich dabei eine. Mit hängenden Ohren geht A allein ins Hotel, ist vielleicht emotional nicht mehr ansprechbar. A legt sich ins Bett und wartet bis der Zimmergenosse anrollt. Als dieser dann pennt, macht Lars sich nochmal auf den Weg. Eine Nase machts vielleicht möglich, oder die Aufregung. Wer weiß?!
Die letzten Tage wird dann normal „gespielt“ und weiter versucht Kontakt zum/r Kennengelernten aufzunehmen. Das Ohr schmerzt ein wenig, bietet aber nun die ultimative Ausrede, nich ein wenig in Blauland zu bleiben.
Vielleicht hat A schon vorher geplant den Urlaub zu verlängern oder wollte einen anderen Grund vorschieben.
A macht den Verzögerungsfisch und beschwichtigt und beruhigt die anderen solange, bis die ihn wirklich allein und in Ruhe lassen. A weiß, er muss irgendwann zurück, will aber noch einen Versuch starten, alles zu „klären“. Leider macht das Ohr von der Backpfeife nun tatsächlich Probleme und da kommt ein Antibiotikum wie gerufen.
Es lässt sich aber nichts klären. A fährt zum Flughafen. Dort baut sich der Stress nochmal so richtig auf. Fliegen? Bleiben? Die Nervosität steigt. Er geht nochmal zum Arzt. Im engen Arztzimmer kommen die Zweifel wieder hoch.
Egal was A nun wirklich „gemacht“ hat, es wäre ihm wahrscheinlich in die Heimat gefolgt. Er hält es nicht mehr aus. Er muss da raus. Draußen noch ein kurzer Blick zum Ankunftsterminal mit dem Taxihalteplatz.
"Mist, kein Taxi da. Warten? Nein. Jetzt aber schnell. Oh, die Cops. Nur nicht auffallen. Der Plan? Nicht erst auf den fucking Zubringer. Dort wollen eh alle zum Flughafen. Der direkte Weg zur Autobahn und dann dort was ranwinken. Geld dabei? Puh."Nun, was die Zeit danach angeht, kann es ja sein, dass A sich da unbewusst mit den ganz falschen Kollegen angelegt hatte. Es kommt zum Streit. Der Streit geht nicht gut aus und das wars für A.
Dieses Beispiel soll,
ohne zu verurteilen, ohne anzuklagen, ohne zu unterstellen einfach nur veranschaulichen, dass es für jedes Handeln durchaus einen Grund geben kann.
Die Sinnhaftigkeit einer Aktion erschließt sich oft erst nach deren Abschluss und in Kenntnis der Ereignisse.