m.1806 schrieb:Es ist sein Leben und seine Entscheidung.
Da es hier ja auch Vermutung gibt, dass er sich absichtlich von seiner Familie losgesagt hat und man diesen Wunsch respektieren sollte, in dem man ihn nicht sucht:
Solange man nicht weiß, was ihm passiert ist und er selbst nicht explizit den Wunsch äußert, in Ruhe gelassen zu werden, haben wir in meinen Augen als Gesellschaft die Verpflichtung zu versuchen den Verbleib eines verschwundenen Menschen zu klären, da dieser Mensch sich ebenso gut in einer Notsituation befinden könnte. Das Sicherstellen des Wohls eines hilflosen Menschen sollte Vorrang haben.
Sollte es ihm gut gehen und er den Wunsch haben, untergetaucht zu sein, kann er sich bei den Behörden melden, doch hier würde ich eine aktive Handlung von ihm erwarten.
willybald schrieb:Du wirst mir doch zustimmen, dass wir, in der Regel wohlgemerkt, eine psychotische Episode, besonders eine transiente dorgeninduzierte, für gewöhnlich an einer Reihe von Expressionen und einer bestimmten Psychomotorik erkennen, also sowas wie desorientierte Kopfbewegung, an den Kopf fassen uns erkennen.
Nein, an der Psychomotorik kann man keine psychische Erkrankung festmachen und noch weniger sind solche allgemeinen Bewegungen spezifisch für eine Erkrankung. Desorientierte Kopfbewegungen oder Griffe an den Kopf unterlaufen mir im Straßenverkehr öfter, auch ohne dass ich jedes Mal eine transiente Psychose aufweise
:)willybald schrieb:Ich behaupte ausserdem, dass jemand, der vor Angst so handelt, weist zusätzlich Merkmale auf..
Es geht in der Beurteilung des Krankheitsgrades natürlich um die Frage, wie der Patient in der Lage ist, auf etwaige Wahrnehmungsveränderungen zu reagieren. Es ist völlig falsch anzunehmen, der Großteil der Patienten würden sofort die Realität zurücklassen und komplett ihrer Wahrnehmung vertrauen. Das machen nicht mal Menschen ohne Befund.
willybald schrieb:Das stimmt so zwar, aber nicht viele Patienten präsentieren ein Symptombild, bei dem sie sich nicht davon abhalten können, in an und um Sicherheitsbereiche über Zäune zu springen.
Im Gegenteil, ein Mensch, der Halluzinationen (Wahrnehmungsveränderung) oder wahnhafte Gedanken (Fehlinterpretation von tatsächlichen Beobachtungen) entwickelt, ist sich dessen oft nicht bewusst, für ihn ist das Realität. Dementsprechend gibt es oft keinen inneren Konflikt, ob man der "Wahrnehmung vertrauen" sollte und er muss sich selbst von nichts "abhalten".Manchmal, vor allem wenn sich solche Symptome entwickeln, gibt es schon Verunsicherung und die Betroffenen merken, dass etwas nicht stimmt. Oft können sie aber eben nicht genau sagen, was es ist, weil eben die Grenze zwischen Realität und Erkrankung für sie nicht sichtbar ist.
willybald schrieb:Dann muss man unterscheiden, ob jemand langsam hineinwächst und z. B. Coping Mechanismen entwickelt hat, ob es sich in scheinbar zusammenhangslosen Episoden präsentiert, oder ob es sich um eine einmalige drogeninduzierte Psychose handelt.
Im Gegenteil! Ein Mensch mit schweren psychotischen Symptomen entwickelt keine Coping Menchanismen gegen seine eigenen psychotischen Symptome, weil er sie nicht als solche erkennt. Das grundlegende Kriterium eines Wahns ist, dass die Inhalte für den Betroffene absolut unverrückbar wahr sind und er in dem Moment durch keine Macht der Welt (außer vielleicht einem Medikament
:) ) davon abgebracht werden kann.
Nimm es mir bitte nicht übel, aber deine Vorstellungen von psychotische Erkrankungen sind oft nicht ganz zutreffend und in der Argumentation rutschst Du in meinen Augen zu sehr ins Schwarz-Weiß-Denken ab ("entweder er war völlig außer Kontrolle und hatte Todesangst, oder er war sehr kontrolliert und hatte einen Plan"). Anschließend unterstellst du den Vertretern einer psychischen Ursache der Abläufe, sie würden engstirnig argumentieren, dabei bist Du selbst es, der sich in dieser Form der Argumentation einmauert. Beispielsweise war nie die Rede davon, dass es ganz bestimmt eine drogeninduzierte oder antibiotika-assoziierte Psychose gewesen sein muss - das sind nur einige Ideen, die diskutiert wurden, und es wurde recht häufig erwähnt, dass sie zu den unwahrscheinlicheren gehören. Auch muss er nicht die ganze Zeit über Angst gehabt haben - glaubt man den Aussagen er hätte gesagt "ich will noch nicht sterben" und sei weggerannt, dann hatte er vemutlich in diesem Moment heftige Angst. Aber, gerade bei psychischen Erkrankungen, liegt eben nicht zwingend eine Konsistenz der Gefühle vor - dass er danach kurzzeitig nur joggte ist also kein Beweis für die eine oder andere Theorie. Gleiches gilt für deine Annahme, er müsse um Kontrolle gerungen haben oder irgendwelche psychomotorischen Kennzeichen aufgewiesen haben.
Das ist etwas schade für die Diskussion, weil sie darin mündet, dass manche Teilnehmer Dir immer wieder erklären, weshalb schon einige Deiner Grundannahmen falsch sind, sodass Du hier eigentlich nur gegen Deine eigenen falschen Bilder dieser Erkrankung argumentierst, und wir versuchen Dich ein ums andere Mal darauf hinzuweisen, dass Dein Ausgangspunkt bei der Argumentation gegen eine psychische Erkrankung falsch ist.
Della schrieb:Aber wenn er eine Psychose hat/hätte wo ist er dann? Tot umgefallen in der "endlosen" Wildnis Bulgariens verschollen. Von wilden Eingeborenen erschlagen? Leute jetzt mal ernsthaft wir reden immer noch über Bulgarien, Mitgliedsstaat der EU.
Es kann doch vieles passiert sein;
1) Er kann sich selbst in Gefahr gebracht haben oder verunglückt sein; irgendwo raufgeklettert und abgestürzt sein, ertrunken sein, einen Verkehrsunfall gehabt haben
2) Erkrankungen mit psychotischen Symptomen führen leider relativ häufig zu Suiziden (beispielsweise 10% bei schizophrenen Psychosen, also bei Psychosen, die vor allem durch Verfolgungs-, Beziehungs-und Beeinträchtigungswahn gekennzeichnet sind - und das
trotz Behandlung und in Deutschland, d.h. in einem Umfeld mit sehr guter psychiatrischer Versorgung, einem psychiatrischen Krisendienst, und meist im gewohnten Umfeld des Betroffenen). Wie die Zahl aussieht, wenn ein Mensch in einem fremden Land ist, wo man nicht mal die Schrift lesen kann, alleine, nicht versorgt...
3) Zum anderen verlieren stark betroffene Menschen manchmal die Fähigkeit, für sich selbst zu sorgen. Körperpflege, Nahrungsaufnahme, Trinken bei Hitze, Schutz vor Kälte oder Wärme, werden von vielen Betroffenen vernachlässigt. Das ist tatsächlich eine wiederkehrende Gefahr für die Betroffenen und manchmal ein Grund, warum Betroffene vorübergehend irgendwo aufgenommen werden müssen - nicht weil sie sich selbst oder anderen was antun möchten, sondern weil sie sich nicht selbst versorgen können.
4) Er könnte irgendwo leben, wie und wo, da kann man viel spekulieren. Das wäre ein Ansatzpunkt für die Suche.
willybald schrieb:Ich denke man muss definitiv zweigleisig fahren und auch nach Toten suchen. Nicht nur, aber auch.
Dann braucht man mehr Geld für Belohnungen und Bestechungen.
Dann braucht man vernünftige Ermitter und Öffentlichkeit, Öffentlichkeit, Öffentlichkeit.
Das sehe ich wiederum wie Du. Wobei ich denke, Szenarien zu entwickeln, in denen er vor seiner Mutter flüchtet und man ihn daher in Ruhe lassen sollte, sind dem nicht förderlich.