Vermisstenfall Lars Mittank

Mal im Ernst. Ich hab das früher schon gefragt.



haben wir rechtsanwälte hier?

Wenn es kein Ermittlungsverfahren gibt, kann Lars doch in jedes Einwohnermeldeamt und jede Bank marschieren, um seine ganz normalen Anträge zu stellen, oder?

Hat die Mutter, aus taktischen Gründen, eine Möglichkeit/ einen Vorteil, ihn für tot erklären zu lassen?

Wie können die an seine Bankdaten kommen, wenn keine Rechtsgrundlage für ein Ermittlungsverfahren besteht?

Besteht eine Rechtsgrundlage? Falls ja, was könnte die sein?

Wiegt sein Recht auf den Schutz personenbezogener Daten nicht schwerer, als der Wunsch der Mutter nach Klärung?

Gibt es hier überhaupt einen Fall?

Danke.

Nightrider64 schrieb:Am Schalter im Flughafen, wie das seinerzeit wohl die Mehrzahl noch getan hat

Ja, vor allem hätte ich ja vorher wirklich nochmals überprüfen lassen, ob ich nun fliegen kann oder nicht und nicht vorab einen Flug gebucht, wie die Mutter das getan hat. Zu der Zeit gab es zwar auch schon Billigflüge, aber zb 100 Euro in den Sand setzen, weil der Flieger dann doch nicht bestiegen werden kann, weil der Flughafenarzt sagt nein, muss ja auch nicht sein.

Und die Busse fahren vom Flughafen ab, soviel Aufwand am Flughafen dann nach einer Busverbindung zu sehen, wenn ich nicht fliegen kann, wäre das nicht gewesen.

Obsi schrieb:Naja. Lassen wir die Kirche mal im Dorf.
Es gab einen ersten Anruf gegen 23 Uhr = Mitteilung: Schlägerei, Ohr verletzt, komme nicht wie geplant an, bin in einem Hotel, was komisch ist. Bitte Kreditkarte sperren, Auslandsversicherung informieren.

Finde ich total seltsam. 98 % hätten, nachdem eigentlich ab 13 h klar war, den regulären Flug nicht zu nehmen zumindest die Freundin informiert, dass man in Bulgarien bleibt. Und dann hätte jeder gegen 20.30h bei der Freundin angerufen, dass das mit dem Krankenhaus nichts wird.

Nein, stattdessen wird die Mutter zu nachtschlafender Zeit angerufen und verkündet, dass man nicht in Hamburg auf dem Flughafen sicher gelandet ist, sondern in einem billigen Hotel Downtown Varna sitzt und sich wundert, dass die Wände hellhörig sind?

Nach wievor bin ich der Ansicht, dass einige Puzzlestücke nicht veröffentlicht werden. So ist die Geschichte völlig sinnlos. Familiäre Spannugen kann man in dieser Sichtweise eher bejahen als verneinen.

Und meine Lieblingsausrede zu Handyzeiten war auch immer, dass der Akku gleich leer ist.

Coconut19 schrieb:Ja, vor allem hätte ich ja vorher wirklich nochmals überprüfen lassen, ob ich nun fliegen kann oder nicht und nicht vorab einen Flug gebucht, wie die Mutter das getan hat. Zu der Zeit gab es zwar auch schon Billigflüge, aber zb 100 Euro in den Sand setzen, weil der Flieger dann doch nicht bestiegen werden kann, weil der Flughafenarzt sagt nein, muss ja auch nicht sein.

Und die Busse fahren vom Flughafen ab, soviel Aufwand am Flughafen dann nach einer Busverbindung zu sehen, wenn ich nicht fliegen kann, wäre das nicht gewesen.

Genauso sehe ich das auch.

Für mich kam es so an wie "Warum kann Lars sich nicht selbst um seine Rückreise kümmern?" und da wollte ich ausdrücken, dass er irgendwo in einer bulgarischen Stadt, nachts und ohne eigene internetfähige Geräte unterwegs war.

willybald schrieb:Gibt es hier überhaupt einen Fall?

Die Antwort lautet meines Erachtens nein.

Welche Fahndungsmaßnahmen konkret eingeleitet werden, hängt davon ab, wie die Polizei die Gefährdungslage einschätzt. Die Fahndung ist angelaufen, weil man offensichtlich unterstellt hat, dass Lars vermutlich in Gefahr ist. Die sogenannte "unmittelbare Personensuche" beginnt, wenn Lebensgefahr vermutet wird. Möglicherweise war Lars zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Welche Anhaltspunkte es für eine akute Gefahr gab/gibt ist fraglich.

Angehörige sind idR an einer Suche interessiert. Das Wissen um die Anforderungen an eine Suche bringt also per se Interessenkonflikte mit sich.

willybald schrieb:Wenn es kein Ermittlungsverfahren gibt, kann Lars doch in jedes Einwohnermeldeamt und jede Bank marschieren, um seine ganz normalen Anträge zu stellen, oder?

@willybald

Ich zitiere jetzt nur Mal den ersten Teil, meine aber alles.

Also dass ist nicht mein juristisches Fachgebiet, aber das bekomme ich noch irgendwie zusammen.


Was soll es für ein Ermittlungsverfahren gegen Lars geben? Ein Erwachsener darf gehen, wohin er will und muss auch sich nicht erklären.
Und selbst wenn, wenn ein Ermittlungsverfahren ein Grund wäre, dass man nicht mehr umziehen, kein Konto eröffnen kann, gäbe es aber viele Leute, die sich nirgendwo melden können oder kein Konto mehr bekommen.
Ein Ermittlungsverfahren, solange da nicht Kapitaldelikte im Raum stehen, hindert an nichts. Bei Kapitaldelikten oder gleichgestellten Delikten würde er dann in Untersuchungshaft genommen, oder bei auch schweren Delikten mit Fluchtgefahr, Verdunklungsgefahr auch. Aber da sehe ich hier nichts.
Er ist gegangen ohne Erklärung und gut ist. Das darf man.

Lars kann sich hier jederzeit ganz normal wieder anmelden, Anträge auf Hartz IV stellen, wenn er kein Geld hat. Das ist ein bisschen bürokratischer Aufwand, wenn er halt nur noch einen abgelaufenen Reisepass hat, aber mehr auch nicht.
Und selbst wenn dann jemand merkt, upps, der wird ja vermisst, wird keine Behörde gegen seinen Willen der Mutter Auskunft geben, wie ich heute schon schrieb, da kommt nur die Rückmeldung an die Mutter, er lebt, Vermisstenfall wurde geklärt.

Man kann verschollene Personen in der Regel nach 10 Jahren, in denen man keinen Hinweis darauf hat, dass sie noch leben, für tot erklärt lassen. Da Lars keine Kinder und Ehefrau hatte, könnte die Mutter bzw Eltern, ihn danach beerben.
Einen weiteren Vorteil, im weitesten Sinne, sehe ich da nicht.

schlumsi schrieb:Im KH hat er Cefzil verschrieben bekommen-dies wirkt antibakteriell und gegen (sich ausbreitende) Infektionen.
Zu einer OP raten Ärzte nach einem Trommelfellriss nur bei bestimmten Diagnosen (u. a. bei einer bestehenden eitrigen Mittelohrentzündung, beschädigten Gehörknöchelchen).

Also es wird auch zu einer "Operation" geraten, wenn der Riss etwas groesser ist oder ausgefranzt. Dann wird das geschient.
Hierzu legt der Arzt Silikon- oder Papierstreifen auf das Trommelfell, um die Heilung zu beschleunigen. Oder der Riss wird mit einer OP (Myringoplastik) verschlossen. Danach darf man aber mindestens 14 tage nicht fliegen.
Lars hat ja zwei Tage mit dem Trommelriss ganz normal seinen Urlaub verbracht, war auch baden, sicherlich duschen.
Hatte das verletzte Ohr Kontakt zu Wasser, wird prophylaktisch zu einer Antibiotikum Einnahme geraten. Der Arzt im Krankenhaus hat alles richtig gemacht. Soviel ich weiss hatte Lars kein Flugverbot vom Krankenhaus.
Ich denke er hatte keine Mittelohrentzuendung, das sind schon sehr starke Schmerzen und der FH Arzt haette das in den Unterlagen vermerkt.

willybald schrieb:haben wir rechtsanwälte hier?

Wenn es kein Ermittlungsverfahren gibt, kann Lars doch in jedes Einwohnermeldeamt und jede Bank marschieren, um seine ganz normalen Anträge zu stellen, oder?

Hat die Mutter, aus taktischen Gründen, eine Möglichkeit/ einen Vorteil, ihn für tot erklären zu lassen?

Wie können die an seine Bankdaten kommen, wenn keine Rechtsgrundlage für ein Ermittlungsverfahren besteht?

Besteht eine Rechtsgrundlage? Falls ja, was könnte die sein? Danke coconut19 für deine antworten. Ähnliches hatte ich ja auch schon geschrieben ( selbst und fremdgefährdung usw)

Wiegt sein Recht auf den Schutz personenbezogener Daten nicht schwerer, als der Wunsch der Mutter nach Klärung?

Gibt es hier überhaupt einen Fall?

Danke.

Sehr gute und auch wichtige Fragen.

Nightrider64 schrieb:Am Schalter im Flughafen, wie das seinerzeit wohl die Mehrzahl noch getan hat

Übers Internet natürlich. Wir schreiben das Jahr 2014! Wo? zB Internetcafe, Handy der Mitreisenden, frei zugängliche Computer (z.B. Hotellobby)

Coconut19 schrieb:Ich zitiere jetzt nur Mal den ersten Teil, meine aber alles.

Also dass ist nicht mein juristisches Fachgebiet, aber das bekomme ich noch irgendwie zusammen.


Was soll es für ein Ermittlungsverfahren gegen Lars geben? Ein Erwachsener darf gehen, wohin er will und muss auch sich nicht erklären.
Und selbst wenn, wenn ein Ermittlungsverfahren ein Grund wäre, dass man nicht mehr umziehen, kein Konto eröffnen kann, gäbe es aber viele Leute, die sich nirgendwo melden können oder kein Konto mehr bekommen.
Ein Ermittlungsverfahren, solange da nicht Kapitaldelikte im Raum stehen, hindert an nichts. Bei Kapitaldelikten oder gleichgestellten Delikten würde er dann in Untersuchungshaft genommen, oder bei auch schweren Delikten mit Fluchtgefahr, Verdunklungsgefahr auch. Aber da sehe ich hier nichts.
Er ist gegangen ohne Erklärung und gut ist. Das darf man.

Lars kann sich hier jederzeit ganz normal wieder anmelden, Anträge auf Hartz IV stellen, wenn er kein Geld hat. Das ist ein bisschen bürokratischer Aufwand, wenn er halt nur noch einen abgelaufenen Reisepass hat, aber mehr auch nicht.
Und selbst wenn dann jemand merkt, upps, der wird ja vermisst, wird keine Behörde gegen seinen Willen der Mutter Auskunft geben, wie ich heute schon schrieb, da kommt nur die Rückmeldung an die Mutter, er lebt, Vermisstenfall wurde geklärt.

Man kann verschollene Personen in der Regel nach 10 Jahren, in denen man keinen Hinweis darauf hat, dass sie noch leben, für tot erklärt lassen. Da Lars keine Kinder und Ehefrau hatte, könnte die Mutter bzw Eltern, ihn danach beerben.
Einen weiteren Vorteil, im weitesten Sinne, sehe ich da nicht.

Danke für die antwort. Ähnliches hatte ich ja auch schon geschrieben ( selbst und fremdgefährdung usw)

@x-aequitas
Würdest du deine persönlichen Daten zur Buchung in einem öffentlich zugänglichen PC eintippen? In Bulgarien? Die Freunde waren da ja schon weg.

Und dieser PC müsste dann doch auch einen Drucker haben.

Das geht sicherlich, aber das ist einer der wenigen Punkte, woran ich nicht zweifel, warum Lars das nicht so gemacht hat.

Lars hatte entweder einen Plan, oder er war total naiv.

Coconut19 schrieb:Lars kann sich hier jederzeit ganz normal wieder anmelden, Anträge auf Hartz IV stellen, wenn er kein Geld hat. Das ist ein bisschen bürokratischer Aufwand, wenn er halt nur noch einen abgelaufenen Reisepass hat, aber mehr auch nicht.

Mitlerweile benötigt man ja von der alten Gemeinde eine Abmeldebescheinigung, hätte er diesen Weg in Deutschland eingeschlagen, wäre es wohl in Bremerhafen rausgekommen. Eventuell gabs 2014 die Abmeldebescheinigung noch nicht?

Ein wenig OT, weiß jemand wie hoch damals die Taxitraife in Varna waren?

Obsi schrieb:Würdest du deine persönlichen Daten zur Buchung in einem öffentlich zugänglichen PC eintippen? In Bulgarien? Die Freunde waren da ja schon weg.

Und dieser PC müsste dann doch auch einen Drucker haben.

Das geht sicherlich, aber das ist einer der wenigen Punkte, woran ich nicht zweifel, warum Lars das nicht so gemacht hat.

Seh ich genauso.

Aber er haette doch einfach nach dem Krankenhaus mit dem Taxi zum FH fahren koennen, dort bleiben und sich in Ruhe selber um den Flug kuemmern oder dann um die Busreise. Warum er in der Nacht noch in das Hotel ist, versteh ich ehrlich gesagt auch nicht.

Obsi schrieb:Würdest du deine persönlichen Daten zur Buchung in einem öffentlich zugänglichen PC eintippen? In Bulgarien? Die Freunde waren da ja schon weg.

Und dieser PC müsste dann doch auch einen Drucker haben.

Ich würde mir den vermeintlich sichersten Ort aussuchen und dann buchen, ja. Stadtbibliothek ist auch immer eine gute Möglichkeit. Oder eben über das Hotel. Die haben ja ohnehin meine Daten. Was sollte das Hotel da großartig abgreifen bei einer Flugbuchung?

Das man einmal irrational handelt, geschenkt, aber hier stimmt ja gar nix.

Ich bin auch schon bisschen rumgekommen, aber dass es dort auch andere Ecken gibt, bekommt man auch um die Strandbars mit. Wenn ich in einem Hotel schon mal bin, wo ich drei Dopplzimmer habe, dann lauf ich doch als erstes zur Rez und Frage, ob ich optionieren kann, lass die eine Arzt raussuchen, lass mein Gepäck dort und lasse mir deren Nummer geben, falls mal einer einem Taxifahrer was erklären muss. mach ich in china ständig.

MajorQuimby schrieb:Mitlerweile benötigt man ja von der alten Gemeinde eine Abmeldebescheinigung, hätte er diesen Weg in Deutschland eingeschlagen, wäre es wohl in Bremerhafen rausgekommen. Eventuell gabs 2014 die Abmeldebescheinigung noch nicht?

Also eine meiner Freundinnen ist jetzt aus Südafrika, wo sie nach einem Studienaufenthalt einfach geblieben ist, vor über 25 Jahren, wieder, auch sehr spontan, nach Deutschland zurück gekehrt. Sie ist erst bei ihrer Mutter wieder eingezogen und hat sich da auch angemeldet, weil sie hier weder Wohnung noch Arbeit hatte und da gab es keine Probleme bei der Anmeldung.

@x-aequitas
Ich befürchte, wir schreiben aneinander vorbei :)

Ich würde in so einer Situation auch direkt am FH buchen.
Aber es ging doch darum, warum Lars nicht eigenständig Buchungen erledigt hat. Für mich ist das ganz ersichtlich aus den genannten Gründen.

Er hat ja auch erst am Flughafen erfahren, dass seine Mutter für den gleichen Tag gleich doppelt gebucht hat. SM berichtet, dass sie beauftragt wurde, die KK zu sperren. Sie berichtet aber nicht, dass sie beauftragt wurde, die Reisewege zu buchen. Im Gegenteil, sie sagt sogar, dass das ein Impuls war.

Daraus zu schlussfolgern, dass Lars unselbstständig genug war, nicht selbst zu buchen, kann ich nicht folgen.

willybald schrieb:Das man einmal irrational handelt, geschenkt, aber hier stimmt ja gar nix.

Der Eindruck ist aber nur anfangs so. Ich finde diesen Fall mittlerweile nicht mehr sonderlich skurril. Der Blick für das Wesentliche hilft.

Ich unterstelle Lars eine gehörige Portion "Erfindungsreichtum". Gleichzeitig wirkt er unbeständig und exentrisch auf mich. Wenn er aus seinem alten Leben ausgebrochen ist, dann vermutlich, weil er seine Unabhängigkeit liebt und nicht gerne eingeschränkt wird.

Das Motto: "Lebe lieber ungewöhnlich"

Kann die Lösung in diesem Fall banal sein? Ich fürchte ja.