Ehepaar verschwunden - Polizei vermutet Verbrechen
25.06.2015 um 21:49Notwehr oder eiskalter Doppelmord? Die Einschätzungen der aktuellen Beweislage im Prozess vor der 1. Großen Strafkammer des Hanauer Landgerichts nach der Tötung des Ehepaares Harry und Sieglinde Klock in Maintal im Sommer des vergangenen Jahres gehen weit auseinander. Nach dem das Gericht unlängst erklärt hatte, dass auch eine Verurteilung deutlich unter der von der Staatsanwaltschaft Hanau angeklagten Vorwürfe Mord und Totschlag in Frage kommen könnte, wollen die Vertreter der Angehörigen jetzt neue Argumente für ihre Ansichten vortragen und diese mit weiteren Beweisanträgen untermauern.http://www.vorsprung-online.de/index.php/main-kinzig-kreis/aktuelles-aus-dem-mkk/maintal/349-aktuelles/61117-getoetetes-ehepaar-klock-neue-argumente-fuer-mord.html
Rechtsanwalt Michael Bauer hat die Strafkammer schriftlich aufgefordert, hinsichtlich der Verurteilung des 30-jährigen Angeklagten den Hinweis zu erteilen, dass auch er wie sein Vater wegen Mordes schuldig gesprochen werden könnte. Richter Dr. Peter Graßmück lehnte dies zwar ab, erklärte aber zugleich: „Ausschließen tun wir derzeit gar nichts“, könne es durchaus sein, dass im weiteren Verlauf der Beweisaufnahme noch der ein oder andere Hinweis seitens des Gerichts kommen werde. Nach dem Prozessauftakt am 18. März hat das Gericht inzwischen weitere Verhandlungstage bis in den August hinein angesetzt. Harry und Sieglinde Klock waren am 6. Juni 2014 auf einem ehemaligen Reiterhof nahe des Maintaler Stadtteils Dörnigheim getötet worden.
Rechtsanwalt Bauer geht davon aus, dass die Eheleute, anders als von den Angeklagten vorgetragen, heimtückisch und geplant umgebracht wurden. Demnach soll Harry Klock am 6. Juni allein auf das Gelände gekommen sein, um die Miete zu kassieren, dann mit einem Beilschlag auf den Kopf außer Gefecht und schließlich mit 17 Messerstichen umgebracht worden sein. Der 57-Jährige soll unbewaffnet gewesen sein und nicht mit einem Angriff gerechnet haben. Einen Kampf habe es demnach gar nicht gegeben: Dafür spreche, dass eine Nachbarin lediglich zwei Geräusche gehört habe, die wie Schüsse anmuteten, ansonsten aber nichts, obwohl sich bei einem Ortstermin in Maintal herausgestellt habe, dass von dort selbst Stimmen wahrnehmbar seien. „Die Tötung des Harry Klock ist leise abgelaufen, ebenso – bis auf die beiden Schüsse – die Tötung der Sieglinde Klock“, ist sich Bauer sicher. Die 57-Jährige sei bei der Ermordung ihres Ehemannes nicht anwesend gewesen und wurde demnach bei ihrem Eintreffen auf dem Gelände erschossen, bevor sie schreien konnte. Die Nebenkläger schließen zudem aus, dass der körperlich unterlegene 30-jährige Angeklagte dem offenbar stämmigen Harry Klock das Messer hätte abnehmen können. „Da es kein Kampfgeschehen gab, weil es keine einem Kampfgeschehen entsprechenden Geräusche gegeben hat, wurde die Getöteten nicht etwa in einem Kampf umgebracht, sondern als arglose Opfer in einen Hinterhalt gelockt und heimtückisch umgebracht“, resümierte Bauer.