Zwei Leichen in Koffern in Stuttgart
11.02.2015 um 17:46
Heute war der zweite Verhandlungstag. Es wurden die ersten Zeugen befragt. Zuerst kam der junge Mann, welcher gegen 17.00 Uhr die Koffer der Polizei meldete. Er war mit Familie und Freunden auf dem Grillplatz nebenan feiern. „Ich war besoffen“, sie waren besoffen? fragte die Richterin. „Ja“. Ich musste, entschuldigen Sie, ich musste pinkeln und ging mit einem Freund hinter die Mauer, da sahen wir die Koffer.“ Beim näheren Betrachten hatten wir gesehen, dass da Blut aus den Koffern kam und dass überall an den Koffern Fliegen waren. An einem Koffer besonders viele. Und dann noch das gegrabene Loch im Erdboden, das kam uns seltsam vor, so dass wir per Handy die Polizei riefen. Als die nicht kam, hatten wir nach einer halben Stunde nochmal angerufen. Angefasst hatten wir überhaupt nichts.
Dann kam ein Zeuge dran, welcher zuvor schon gegen 14.00 Uhr die Koffer sah. Er war mit seinem kleinen Sohn im Park unterwegs. Sein Sohn war mit dem Fahrrad und er zu Fuß. Da sein Sohn austreten musste, gingen sie hinter die Mauer und sahen in einer Entfernung von ca. 5 bis 6 Metern die Koffer stehen. Da er dachte, dass diese wohl einem Obdachlosen gehörten und Klamotten drin sein würden, hatte er sie nicht weiter beachtet. Am nächsten Tag als er im Radio von den Koffern hörte, hatte er sich bei der Polizei gemeldet, da er befürchtete, dass man durch seine Spuren oder Zeugen auf ihn käme.
Dann war die Polizistin im Zeugenstand, welche mit einem Kollegen am Einsatzort eintraf. Sie hatte versucht die Koffer anzuheben, was ihr aber mit einer Hand nicht gelang. Da die Schlösser mit einem Klebeband versehen waren und die sonstigen Umstände ein Öffnen nicht zuließen, wurde die Feuerwehr angefordert. Diese durchschnitten dann den Spanngurt und öffneten mit einem Brecheisen das Schloss. Der Koffer ließ sich dann einen Spalt öffnen, durch den man dann das Oberteil eines Menschen erkannte. Es war Sylvia.
Als nächstes kam der Kommissar, welcher in die Fahndung involviert war in den Zeugenstand. Dieser hatte die Wohnung des damals verdächtigen Günter H. öfters aufgesucht um ihn als Zeugen zu befragen, hatte ihn aber niemals angetroffen. Sein Fahrrad mit Anhänger stand teilweise vor der Tür. Auf Günter H. seien sie aufmerksam geworden, da sie nach Identifizierung der Toten diese als Personen ausmachten, welche sich häufig am Ostendplatz aufhielten sowie auch Günter H. Bei Günter H. kam hinzu, dass von einem Delikt in 2011 die DNA vorlag und der Geschädigte damals eine Personenbeschreibung abgab, die genau auf Günter H. zutraf. Diese DNA war auch an den Koffern zu finden. Bei der Wohnungsdurchsuchung sei aufgefallen, dass Besen und Schrubber da standen und dass die Wohnung reinlich und sauber war, was eigentlich nicht erwartet wurde.
Dann kam er zu der Aussage des Günter H., dass dieser die späteren Opfer auf dem Ostendplatz traf und sie in seine Wohnung einlud. Sie kamen dann mit der S-Bahn. Nach einem Umtrunk sei ihm nicht wohl gewesen, so dass er mit einer Decke ins Nebenzimmer ging um sich hinzulegen. Nach einiger Zeit hörte er einen Streit und schließlich ein Zischen, welches er nicht zuordnen konnte, so dass er sich entschloss im Zimmer nebenan nachzusehen. Als er ins Zimmer kam, sah er wie Sylvia mit einem Feuerlöscher, wie sie in Wohnhäusern im Flur hängen, in Peters Gesicht einschlug. Peter wäre zu dieser Zeit schon tot gewesen. Da er durch seine Bewährungszeit diese Geschichte nicht brauchen konnte und mit der ganzen Situation nicht zurechtkam, hätte er sich nicht an die Polizei gewandt. Da Sylvia etwas essen wollte, gingen Sie weg, wohl in ein von Sylvia vorgeschlagenes Restaurant, welches Günter H. nicht bekannt war. Dort hatten Sie etwas gegessen und getrunken. Laut Wirt und Bedienung wurde Günter H. von Sylvia mit „Schatz“ angesprochen. Da Sylvia nach ihrem Schlüssel fragte, welcher wohl noch in Günter Hs. Wohnung war, gingen Sie zusammen dorthin. Dort wollte Sylvia Peters Kopf und Genitalien abschneiden und habe immer wieder gefragt ob er jetzt tot wäre.
Günter H. habe sich dann erneut mit einer Decke in den Nebenraum begeben um sich hinzulegen. Als er dann wieder in das Zimmer zurück wollte, war die Tür durch den Körper von Sylvia versperrt. Nachdem er diese zur Seite schob, ist es ihm dann gelungen in das Zimmer hinein zu kommen. Er sah dann, dass Sylvia tot war und einen Gurt um den Hals hatte mit dem Verschluss im Nackenbereich. Er schloss daraus, dass sich Sylvia erdrosselt habe.
Mit der Situation nun überhaupt nicht mehr zurechtzukommen, hatte er sich hinter dem Bahnhof bei einem Bekannten Marihuana besorgt.
Laut des Kommissars wurde Günter H. erneut verhört mit dem Hinweis, dass seine Geschichte nicht glaubhaft wäre, zudem die Opfer andere Verletzungen aufwiesen, wie die durch seine Version entstehen würden. Sylvia hatte mehrere Messerstiche und Verletzungen, die durch eine Abwehrreaktion entstehen. Günter H. bestätigte jedoch seine Aussage und meinte, dass diese Schnittverletzungen auch durch Glasscherben gebrochener Bierflaschen oder so entstanden sein könnten. Außerdem habe er ihr als sie schon tot war, aus Wut über das was sie ihm da angerichtet hätte, mit dem Messer in den Rücken gestochen.
Dann hatte er über die Biographie von Günter H. berichtet. Auf der Alb geboren mit drei Geschwistern verließ der Vater die Familie. In der Grundschule kam er verhaltensbedingt auf die Sonderschule. Dann kam er in ein Heim und zu Pflegeeltern nach Schwäbisch Hall in die Grundschule und dann wieder in die Sonderschule. Seine Maurerlehre konnte er nicht zu Ende führen, da das Bauunternehmen in Konkurs ging. Nach Autoaufbrüchen und sonstigen Delikten hatte er seine Maurerausbildung im Gefängnis zu Ende geführt. In der Zeit nach der Wende (Ende DDR) hatte er in Dresden als Wohnbausanierer gearbeitet. In Stuttgart hatte er ein Büro als Finanzmakler, was ihm aber nicht lag. In der letzten Zeit hatte er sich als Schwarzarbeiter sein Geld verdient. Er wurde von dem Kommissar als intelligent beschrieben. Er würde mit guter Wortwahl schildern und verwende häufig Fremdwörter, wenn auch diese mal fälschlicherweise.
Nach 12.15 Uhr meinte die vorsitzende Richterin, um 12.30 Uhr diesen Verhandlungstag zu beenden. Da für noch anstehende Fragen die Zeit zu kurz sei, solle am Freitag fortgefahren werden. Günter H. meldete sich und meinte dass er noch eine Frage habe. Wen er denn Fragen wolle, wollte die Richterin wissen. Den Herrn Kommissar, antwortete er. Diese Frage könne er sich für Freitag vormerken. Ob er einen Zettel brauche um sich die Frage aufzuschreiben, erwiderte und fragte sie ihn.