@alle:
Hallo und guten Tag, ich hoffe, Ihr hattet ein schönes Wochenende. Das fing bei mir so schnell an, dass ich mich garnicht verabschieden konnte.
Seit Freitag wurde viel geschrieben, den größten Teil kann man aber getrost vergessen, schade um die Zeit.
Fazit:
- Auftragsselbstmord lehnt Ihr ab, weil Ihr Euch die Abwicklung nicht vorstellen könnt,
- die Rockertheorie habt Ihr aus ähnlichen Gründen "gekippt", nicht aber widerlegt,
- im Umfeld der Opfer darf um Gottes Willen nicht nach möglichen Gründen für deren tragisches Schicksal gesucht werden, weil die Opfer geschützt werden müssen, da bleibt man lieber bei der Formel: "Sie waren A.D. zu laut, also hat der sie erschossen.",
- in einem Indizienprozess verurteilte Täter geniesst natürlich nicht diesen Schutz, eine bequeme Position, die ihre Verfechter auch zu geniessen scheinen,
- ihm und seinem Umfeld dürfen beliebig Dinge unterstellt werden, hat der Richter ja auch gemacht,
- jedem, der sich mit dem Urteil nicht einverstanden erklärt, dürfen auch alle möglichen Beweggründe dafür unterstellt werden,
- wer sich gewählt auszudrücken versteht, wird persönlich angegangen.
Wenn´s schee macht....
Ich beschäftige mich übrigens als interessierter Laie mit unangenehmen eigenen Gerichtserfahrungen aus rechtsphilosophischer Motivation heraus mit dem Thema.
Aber völlig für den Eimer war der thread über´s WE nicht, ein paar Fragen entstehen quasi von ganz alleine, man muss sie im allgemeinen Gerangel nur nicht übersehen.
An den Schusstests ( Sinn, Zweck, Ergebnis ) arbeite ich noch nach, aktuell seid Ihr aber einem anderen Fragenkomplex auf der Spur.
@soisseräusserte in den Tiefen des threads sinngemäß die Ansicht, Frau D. hätte von allem nichts gewußt. Das wäre eine mögliche Erklärung dafür, dass sie sich weiterhin vehement für ihren Mann einsetzt. Dabei geht
@soisser sogar noch von der freundlichsten Annahme aus, der Richter unterstellt, dass das soziale Umfeld A.D.´s die Tat womöglich "trägt".
Wie dem auch sein mag, daraus ergeben sich Fragen.
Unbewiesene Unterstellung: A.D. hatte eine Pistole P38 und genug Munition, um die Tat zu begehen und vorher noch zu üben.
Sogar an mehreren Tagen, wie
@stop_crime sinnvollerweise annimmt.
Frage: Woher bzw. von wem hatte er die Gegenstände?
Und hier beginnt es dann zu blühen. Da das niemand weiss und auch in seinem Umfeld Haussuchungen gehalten wurden, die offenbar zu keinem positiven Ergebnis führten, sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt.
Vom Wehrmachtssouvenier von irgendeinem älteren Verwandten über Diebstahl während seiner Bundeswehrzeit ( hat irgendwer von den hier fröhlich spekulierenden Teilnehmern eine Vorstellung davon, was im tiefsten Frieden in einer Kaserne passiert, wenn eine Waffe abgängig ist? Wohl eher nicht... ) bis zum illegalen Erwerb in In- oder Ausland ist alles dabei. Möglich ist viel, bewiesen ist nichts.
Frage: Seit wann?
Da die P38 älter ist, als A.D., könnte er sie zu seiner Geburt von einem sicherheitsbewußten Verwandten bekommen haben. Theoretisch. So weit gehen aber wahrscheinlich nichtmal die hartgesottensten wertkonservativen Urteilsbejaher mit.
Bleiben wir bei einem nebulösen "irgendwann vor der Tat" hängen. Zwischen diesem Zeitpunkt "X" und dem Zeitpunkt "Y" ( spurlose Entsorgung der Tatwaffe nach der Tat ) gibt es keinen Hinweis darauf, dass er überhaupt eine Pistole P38 hatte. Es hat ihn keiner damit gesehen, er hat keinem davon erzählt, es ist nichtmal jemand so weit gegangen, zu bezeugen, dass er Andeutungen gemacht hätte, er könnte diesen oder jenen erschießen. Fehlanzeige, kein Hinweis. Möglich ist das sicher, aber je unbedarfter man den Zeitraum des unterstellten Waffenbesitzes verlängert, desto unwahrscheinlicher wird die damit verknüpfte Bedingung, dass da niemand was davon mitgekriegt haben soll.
Weitere notwendige Unterstellung: A.D. hat auch passende Munition für die P38 gehabt oder beschafft oder beides.
Hier gibt´s zumindest ein paar greifbare Gegenstände, die zehn Hülsen. Südkoreanischer Hersteller, der sein Exportvolumen hauptsächlich in die USA exportiert, keine LOS-Nrn von Wehrmacht oder Bundeswehr. Die Tatmunition ist also erheblich jünger als die Waffe und nicht direkt hier zu bekommen. Folgt man der Denkweise des Gerichtes, muss die Munition für die Tat vom selben Hersteller wie die, die für die ( ebenfalls großzügig unterstellten ) Schalldämpfertest- und Übungsschiessen verwendet wurde, gewesen sein.
Aber: Keine Fingerabdrücke, oder sonstige Hinweise auf A.D.
Auch wieder keinerlei Hinweis aus dem Umfeld, keine Schachteln, nichts.
Fragen: Woher und von wem sollen die Patronen gekommen sein? Wann soll er die beschafft haben?
Könnte man den Zeitraum des Waffenbesitzes irgendwie belastbar machen, einengen?
Ich behaupte mal, dass es sehr unwahrscheinlich ist, einer Frau, mit der man zusammenlebt, den Besitz einer Waffe über einen sehr langen Zeitraum ( quasi "beziehungslang" ) zu verheimlichen, ohne nicht wenigstens Verdacht zu erregen ( verschlossene Schublade, geheimnisvolle Schachtel oder sowas ). Damit werden für mich die Langzeitwaffenbesitzszenarien unwahrscheinlich ( er ).
Es sei denn, man wechselte den Standpunkt und unterstellte der Frau, sie habe weggesehen oder was verheimlicht.
Damit sie "ihr altes Leben wiederkriegt"? Derjenige, der das immer runterbetet, sollte sich mal an den Kopf fassen. Das ist vorbei und kommt nicht wieder.
Wenn sie nur aus diesem Grunde A.D. rauspauken wollen würde, wen hätte sie anschliessend an ihrer Seite? Einen Mann, den sie verdächtigen müsste, die Tat begangen zu haben. Wegen Lärm. Was würde der wohl machen, wenn sie mal irgendeinen Konflikt mit ihm hätte?
Um das halbwegs plausibel zu machen, müsste man den Beschaffungs- und Besitzzeitraum so kurz wie möglich fassen, was wiederum dazu führen würde, dass man A.D. für den Zeitraum zwischen ( kurz vor ) der Schalldämpferrecherche ( da sollte er die Waffe schon gehabt haben ) und der Tat die Bau- und Testtätigkeiten unterstellen müsste. Der Mann hatte aber einen Job und Familie, da verschwindet man nicht mal zeitweise von der Bildfläche, ohne dass es auffällt.
Der ganze Komplex um die Tatwaffe ist eine gigantische Lücke in der Indizienkette, die mit völlig haltlosen Unterstellungen geschlossen wurde, wenn man sich überhaupt diese Mühe machte.
MfG
Dew