Auch auf der Internetseite der Neuen Westfälischen gibt es einen neuen Artikel zum Fall:
Gütersloh
Häftling belastet Verdächtigen
Mutmaßlicher Doppelmörder soll Mitgefangenem die Bluttat gestanden haben
VON PATRICK MENZEL
Auf weiteren 100 Seiten haben die Ermittler der Mordkommission Bad ihre neuen Erkenntnisse zusammengefasst. Diese will Strafverteidiger Sascha Haring nun auswerten und mit seinem Mandanten besprechen.
Hält viel Arbeit in den Händen | FOTO: PATRICK MENZEL
Gütersloh. Jens S. bleibt weiterhin in Untersuchungshaft. Gegenüber einem Mithäftling soll der 29-Jährige zugegeben haben, an Heiligabend die Ärztin Helgard G. (74) und ihren Bruder Hartmut S. (77) in ihrer Villa am Stadtpark getötet zu haben. Das erklärte gestern sein Strafverteidiger Sascha Haring nach einem Haftprüfungstermin am Amtsgericht in Bielefeld.
Wochenlang hat sich Staatsanwalt Christoph Mackel nicht in seine Karten blicken lassen. Auf Medienanfragen zu den Ermittlungen der Mordkommission "Bad" reagierte der Kapitaldezernent und Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Bielefeld zumeist zurückhaltend. Diese Zurückhaltung hat bei Beobachtern des spektakulären Kriminalfalls und Nachbarn der Opfer viel Verwunderung ausgelöst und Zweifel an der Arbeit der Ermittlungsbehörden aufkommen lassen. Nicht zuletzt auch, weil Computerfestplatten von der Polizei nur unzureichend untersucht worden waren, ein DNA-Gutachten von den Beamten offenbar falsch interpretiert und ein vermutlich fehlerhafter Haftbefehl gegen Jens S. ausgestellt wurde.
Bei dem Haftprüfungstermin gestern Vormittag, für den er eigens seinen Osterurlaub unterbrochen hatte, sorgte Mackel nun für eine Überraschung. Demnach soll der inhaftierte Tatverdächtige Jens S. gegenüber einem Mithäftling in der Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Brackwede zugegeben haben, das wohlhabende Geschwisterpaar ermordet zu haben. Gegenüber der zuständigen Ermittlungsrichterin machte der arbeitslose Klempner dazu keine Angaben.
Über die Glaubwürdigkeit der Aussage des Gefangenen mochte Rechtsanwalt Haring nicht spekulieren. "In ähnlichen Fällen melden sich immer mal wieder Gefangene zu Wort, die etwas aufgeschnappt haben wollen – meistens, um sich einen persönlichen Vorteil zu verschaffen", sagt Haring. Nicht selten, so der Strafverteidiger, würden sich solche Aussagen spätestens in einer Gerichtsverhandlung als unwahr herausstellen.
Aufgrund der neuen Entwicklung in den Ermittlungen und der Tendenz, dass die Ermittlungsrichterin weiterhin an dem dringenden Tatverdacht gegen seinen Mandanten festhalte, habe er seinen Antrag auf Haftprüfung zurückgenommen, sagt Haring als er das Gerichtsgebäude nach der einstündigen Anhörung verlässt. Unter dem Arm trägt er eine Kladde mit etwa 100 Seiten neuer Unterlagen für die Ermittlungsakten. Die neuen Erkenntnisse der Mordermittler werde er nun auswerten und sich dann über das weitere Vorgehen mit seinem Mandanten beraten. Der wurde unmittelbar nach der Haftprüfung in einem Gefangenentransporter zurück in die JVA gefahren.
Haring rechnet bereits in der kommenden Woche mit der Anklageschrift der Staatsanwaltschaft. Ob Mackel die Anklage allein anhand der Aussage des Häftlings und der vielen Indizien konstruiert oder eine weitere Überraschung in der Hinterhand hält, bleibt zunächst abzuwarten.
http://www.nw-news.de/owl/kreis_guetersloh/guetersloh/guetersloh/11003959_Haeftling_belastet_Verdaechtigen.html